Dass Deep Purple zu meinen all time favourites gehören, dürfte hinlänglich bekannt sein, und dass ich hingehe, wenn sie mal wieder auf Tour sind, ist eine klare Sache. Mit einem neuen Album im Gepäck touren sie derzeit wieder, auch durch deutsche Hallen. Ich freute mich wie Hulle auf das Konzert in Oberhausen, und ich wurde nicht enttäuscht.
Zugegeben, ein bisschen hüftsteif ist Ian Gillan mittlerweile schon, doch wen will das verwundern? Immerhin hat der Sänger der britischen Hardrock-Legenden mittlerweile 70 Jahre auf dem Buckel. In einem Alter, in dem andere längst in Rente sind, ist er von der Bühne ebenso wenig wegzudenken wie seine Weggefährten. Und Gillans Stimme ist bestens in Schuss, wie sich in der Arena zeigte.
Vor jedem von mir besuchten Deep Purple-Konzert schließe ich mit mir selbst eine Wette ab, mit welchem Lied sie wohl beginnen werden. Ich tippe stets auf
Highway Star und liege meistens richtig. So auch diesmal - was allerdings keine große Kunst ist, denn mit diesem Stück legen sie schon seit vielen Jahren los.
Es folgt ein bestens sortiertes Paket von Klassikern, vorwiegend, aber nicht nur aus den Siebziger Jahren.
Strange Kind of Woman und
Lazy,
Bloodsucker und
Demon's Eye. Erfreulicherweise immer noch im Programm ist auch das herausragende
Perfect Strangers vom grandiosen gleichnamigen Reunion-Album aus dem Jahr 1984. Bis damals glaubte ich, Deep Purple niemals live sehen zu können, da sich die Band 1976 aufgelöst hatte. Ein großer Irrtum - zum Glück!
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(c) Ralf Schmidt |
Natürlich ist jedes Bandmitglied ein Virtuose an seinem jeweiligen Instrument, und so bekam auch jeder seine Soloeinlage. Vorneweg brillierte Steve Morse mehrmals an der Gitarre, doch Berserker Ian Paice am Schlagzeug brauchte sich dahinter genauso wenig zu verstecken wie das zweite Purple-Gründungsmitglied Roger Glover am Bass oder der erst im neuen Jahrtausend nach dem Ausstieg von Jon Lord dazugekommene Don Airey an Keyboards und Hammond-Orgel. Zwischendurch griff Ian Gillan sogar zur Mundharmonika.
Auch vom aktuellen Album, in das ich noch nicht reingehört habe, spielten sie etwas. Das hat mir gefallen, und die Scheibe muss her. Ein Stück erinnerte mich ein wenig an Black Sabbath. Doch egal ob bei den vielen alten oder den wenigen neuen Liedern, die fünf Herren waren in bester Spiellaune und glänzend aufgelegt. Angesichts von soviel Qualität und musikalischem Können müsste jeder heutige Chart-Depp vor Scham im Boden versinken. Macht aber leider keiner. Deep Purple jedenfalls lieben, was sie tun, und sie lieben ihre Songs, das merkt man.
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(c) Ralf Schmidt |
Mit
Space Trucking und
Smoke on the Water gingen sie unter dem frenetischen Beifall der 7000 Besucher von der Bühne. Letzteres kann ich mir ohnehin immer wieder mit größter Begeisterung anhören, egal wie oft ich das Stück schon gehört habe. Das ist so ähnlich wie bei
Born to Run, bei
Verdamp lang her oder
Sultans of Swing. Auch die Zugaben hatten es noch einmal in sich.
Hush von ihrem Debütalbum aus dem Jahr 1968 gehört dankenswerterweise seit einigen Jahren wieder zum Standard-Repertoire, und
Black Night kommt als finaler Kracher immer wieder gut.
Insgesamt spielten Deep Purple 16 Stücke in rund zwei Stunden, ohne dass auch nur einen Moment lang Langeweile aufkam. Sie sind halt nicht nur absolute Profis, sondern mit Begeisterung bei der Sache. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die älteren Herren ans Aufhören denken. Dazu machen ihnen ihre Auftritte unübersehbar viel zu viel Spaß. Ich hoffe es jedenfalls nicht, denn ich freue mich schon auf die nächste Tour und das nächste Konzert von Deep Purple.