Hajo F. Breuer 2014 |
Du hast mich zu Ren Dhark geholt, Hajo, damals, im Jahr 2001. Anfangs wollte ich gar nicht, weil ich die Serie nicht kannte und mir eine Mitarbeit daran nicht zutraute. Doch du hast nicht locker gelassen und mich überzeugt. Was für ein Glück, daß ich mich habe umstimmen lassen. Unvorstellbar, was ich alles versäumt hätte, hätte ich nicht auf dich gehört.
Du hast größeres Vertrauen in meine Fähigkeiten als Autor gehabt als ich selbst. Das ist all die Jahre so geblieben. Du hast mir stets das Gefühl gegeben, wirklich gebraucht zu werden. Du hast mich immer wieder wissen lassen, wie sehr du meine Romane schätzt. Es war mir dann immer ein bißchen peinlich, stimmt schon, doch natürlich habe ich mich wahnsinnig darüber gefreut.
Dreizehn
lange Jahre haben wir bei Ren Dhark zusammengearbeitet. Nun kommt mir diese Zeit kurz vor, viel zu kurz. Ich hätte gern bis ins hohe Alter zusammen mit dir weitergemacht. Einen größeren
Fürsprecher als dich habe ich nie gehabt. Schatten
über Babylon war das erste Dhark-Buch, an dem ich mitgeschrieben habe.
Insgesamt habe ich es unter deiner Ägide als Exposéautor zu satten 100 Romanen
gebracht. Fürwahr eine Wahnsinnszahl, die ich gern mit dir zusammen weiter ausgebaut hätte. Denn deine Exposés habe ich immer mit Begeisterung zu Romanen ausgearbeitet, das weißt du.
Nun bist du
fort, hast dich davongemacht. Eine Tatsache, die zu begreifen mir schwerfällt.
Sie macht mich traurig, betroffen und auch ein bißchen wütend. Wütend auf das
Schicksal oder eine höhere Macht? Ich weiß es nicht. Es ist unwirklich, daß du
nicht mehr hier bist. Daß ich nicht mehr zum Telefon greifen kann, um dich nach
irgendetwas bezüglich Ren Dhark zu fragen. Liebe Güte, 59 Jahre, das ist doch
kein Menschenalter. Zumal du der Meinung warst, daß es weitergeht, immer
weiter.
Ren Dhark-Autorenkonferenz 2014. Beim Blödsinnmachen: Die Herren Grave, Mehnert, Gardemann, Black und Breuer. |
Es stimmt, auf unserer letzten
Autorenkonferenz sahst du gut aus, fit und gesund, wenngleich ein wenig hagerer
als gewohnt. Du warst dabei, deine schwere Krankheit zu besiegen. Man hat sie
dir nicht angemerkt. Du warst mit demselben Arbeitseifer wie immer bei der
Sache. So wie ich dich kannte. „Ich habe einfach noch keine Lust zu sterben«,
hast du gesagt. Damit war für dich klar, daß es auch nicht passieren wird. Und
wirklich, du hast sie besiegt. Mit deinem Lebenswillen und deinem wunderbaren
Sturkopf, daß die Dinge schon so eintreten werden, wie sie sollen, wenn man nur
fest genug davon überzeugt ist und sich nicht geschlagen gibt.
Doch als
alles gut zu sein schien, kehrte die Krankheit zurück. Abermals schaffte sie es
nicht, dich unterzukriegen. Du hast dich ihr mit dem gleichen Willen widersetzt
wie zuvor, und du warst zuversichtlich. Du warst sogar dermaßen zuversichtlich,
daß du mich und die Kollegen mit deiner Überzeugung angesteckt hast. Hajo ist
unverwüstlich, das glaubten wir so sehr wie du selbst. Es war ein tragischer
Irrtum, leider.
Dein Tod ist
ein Verlust für die deutsche Science Fiction-Szene und besonders für Ren Dhark.
Ohne dich hätte die Serie, hätten die neu geschriebenen Geschichten nicht einen
solchen Aufschwung erlebt. Ren Dhark war für dich nicht einfach nur eine Arbeit. Sondern die Geschichte, die du geliebt und der du dich mit Begeisterung und Hingabe verschrieben hast. Eine Herzensangelegenheit. Das war immer zu spüren.
Nun muß die Point Of ohne dich weiterfliegen. Ren Dhark hat seinen wichtigsten Mann verloren, seinen besten Mann. Du jedoch kannst du auf ein reichhaltiges Werk zurückblicken, das unter deiner Tätigkeit als Dhark-Chefautor entstanden ist. Es wird uns alle überdauern, eine tröstliche Vorstellung.
Nun muß die Point Of ohne dich weiterfliegen. Ren Dhark hat seinen wichtigsten Mann verloren, seinen besten Mann. Du jedoch kannst du auf ein reichhaltiges Werk zurückblicken, das unter deiner Tätigkeit als Dhark-Chefautor entstanden ist. Es wird uns alle überdauern, eine tröstliche Vorstellung.
Ich muß
grade an die erste Konferenz denken, an der ich teilnahm. Tagsüber haben wir
ordentlich malocht und gebrainstormt, nach dem Abendessen war der Tag aber noch
lange nicht vorbei. Du packtest edle Zigarren aus und stelltest zwei Flaschen
guten Whisky auf den Tisch. Zigarren, für einen überzeugten Nichtraucher wie mich? Oje! Gepafft habe ich trotzdem. Und ordentlich gehustet, wenn ich mich recht
erinnere. Das Kratzen im Hals ließ sich prima mit dem Whisky runterspülen. Wie
oft haben wir später eigentlich beides in die Romane eingebaut, den Whisky und
die Zigarren? Das Motiv kehrte immer wieder, ein schöner Running Gag.
Die
Verbundenheit wie an diesem Abend herrschte im Ren Dhark-Team immer, was ich
erst nach und nach mitbekam. Du hast hinter deinem Team gestanden, jederzeit
und vorbehaltlos. Du konntest dich auf uns verlassen, so wie wir uns auf dich.
Das ging weit über ein gewöhnliches Arbeits- und Kollegenverhältnis hinaus. Wir
sind Freunde geworden, und darauf bin ich stolz. Denn diese Bezeichnung war bei
dir nicht nur dahergesagt. Wenn deine Hilfe gebraucht wurde, hast du nicht
lange überlegt, sondern gehandelt. Mehr als einmal hast du mir bei persönlichen
Problemen geholfen. Einmal hast du dich direkt nach unserem Telefonat ins Auto
gesetzt und bist nach Köln gefahren. Das vergesse ich dir nicht, Hajo.
Ich denke daran, wie du und ich bei Center TV im Fernsehstudio saßen und vor laufenden Kameras über Ren Dhark plauderten. An die wunderbaren Fantreffen mit Dhark-Lesern in Mönchengladbach, Landshut und Oy. Und daß du bei den meisten Telefonaten vor dem Auflegen immer noch schnell einen Witz erzählen mußtest. "Kennst du den?"
Ich werde
dich vermissen, als Mensch und als Autor, als Kollegen und als Freund. Besonders als Freund. Bei jedem
neuen Dhark-Buch, bei der Arbeit an meinen Manuskripten, werde ich an dich
denken. Erst recht bei möglichen weiteren Autorenkonferenzen, bei denen du dann
nicht mehr dasitzt, um uns alle mit deinem Enthusiasmus und deinem Arbeitseifer
anzustecken.
Ich hoffe,
daß du nun irgendwo mit den Herren Kurt Brand und Werner Kurt Giesa zusammenhockst und
neue Ren Dhark-Abenteuer ersinnst. Sie werden zwar nicht das Licht der Welt
erblicken, aber vielleicht tragt ihr sie mir eines Tages vor, wenn ich an der
Reihe bin. Bis dahin versuchen wir, das Team, dein Team, die
Geschichten unseres wackeren Weltraumfahrers in deinem Sinne fortzusetzen. Ich
hoffe, es möge lange klappen. Es wäre schön, wenn du uns dabei zuschauen
würdest. Schick uns hin und wieder mal einen Geistesblitz, wenn uns die Ideen
ausgehen.
Ich bin
glücklich, dich gekannt zu haben. Und daß ich mich deinen Freund nennen durfte. Es war eine Ehre, mit dir zusammenzuarbeiten. Danke für alles,
Hajo.