Sonntag, 30. September 2012

Ein Zamorra-Con in Wetzlar

Anläßlich des 1000. Heftes von Professor Zamorra veranstaltete Carl Holmes in der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar einen kleinen, gemütlichen Con. Zu dem hatte Carl, User des Zamorra-Forums bei Bastei, mich als ehemaligen Zamorra-Autor vor geraumer Zeit eingeladen.

Ich fuhr Freitag recht früh los, was mir Gelegenheit gab, in Limburg einen Aufenthalt einzulegen und den Limburger Dom zu besichtigen. Das der rheinischen Spätromanik zugerechnete Bauwerk mit gotischen Einschlägen liegt auf einer Anhöhe gleich oberhalb der Lahn mit einem schönen Ausblick. Der historische Stadtkern ist beeindruckend, was auch für die Kathedrale selbst gilt. An sie angeschlossen ist ein kleiner öffentlich zugänglicher Friedhof, auf dem zahlreiche Angehörige des Limburger Domkapitels beigesetzt sind. Viele Grabsteine stammen noch aus der Mitte des 19. Jahrunderts. Solche Anlagen sind für mich schon allein aus historischen Gründen erhaltenswürdig, doch leider waren die Zeichen des Verfalls unübersehbar.

Ebenfalls von historischer Pracht ist der Wetzlarer Stadtkern mit seinen zahlreichen mittelalterlichen Gebäuden, die vom 2. Weltkrieg verschont geblieben sind. Ich spazierte eine Weile umher und stieß überall auf seit Ende des 17. Jahrhunderts erhaltene Spuren des Reichskammergerichts, des damals höchsten deutschen Gerichts. Auch der unvollendete Wetzlarer Dom, ebenfalls romanisch und gotisch geprägt, liegt auf einer Anhöhe über der Stadt, und der Fußweg hinauf gestaltete sich recht anstrengend. Ich fühlte mich an wenig an meinen letzten Besuch auf dem Drachenfels erinnert, auch wenn es nicht ganz so steil hinaufgeht. Im Dominneren erlebte ich eine Überraschung, wurde ich doch mit der Tatsache konfrontiert, daß die Kirche von beiden christlichen Konfessionen benutzt wird. Sprich, sowohl Katholiken als auch Evangele halten darin unter anderem ihre Gottesdienste ab. Das kann ich mir im erzkatholischen Köln leider gar nicht vorstellen.

Das Hotel lag ganz in der Nähe, und nachdem ich eingecheckt hatte, traf ich mich abends mit Carl sowie Horst von Allwörden vom Online-Magazin Zauberspiegel und dessen Partner in einem italienischen Restaurant. Wir saßen bis spät in die Nacht zusammen und redeten über Gott und die Welt. Ganz entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten trank ich kein Bier, sondern den einheimischen Apfelwein.

Der eigentliche Con fand am Samstag in der Phantastischen Bibliothek statt. In dem fünfstöckigen Gebäude ist die weltweit größte öffentliche Sammlung phantastischer Literatur mit rund 200.000 Titeln untergebracht. Der Autor, Herausgeber, Organisator der Wetzlarer Tage der Phantastik und nicht zuletzt Gründer der Bibliothek Thomas Le Blanc führte die Besucher zunächst herum. Ich fühlte mich sauwohl zwischen all den phantastischen Büchern und Heftromanen. Alles ist sauber, übersichtlich und hell. Ich hätte gleich einziehen können und war nicht der einzige, der das eine oder andere Buch aus dem Regal nahm, um es zu begutachten. Überaus bemerkenswert finde ich, daß die Phantastische Bibliothek nicht nur als Archiv dient. Sie ist für Publikumsverkehr geöffnet, und die zumeist doppelt vorhandenen Titel können ausgeliehen werden.

Nach der Führung wurde der Amateurfilm "Satans Todesschwadron" gezeigt. In dem Super 8-Streifen von 1983 waren Werner Kurt Giesa als Zamorra und Rolf Michael als sein Feind Asmodis zu sehen. Natürlich wirken heute viele Szenen unfreiwillig komisch, doch man muß den Film im zeitlichen Kontext und unter Berücksichtigung der Entstehungsgeschichte betrachten. Es hat mich gefreut, Werner auf diese Weise - seinerzeit war er erst 29 Jahre alt und lief wie eine Elfe die Treppen hoch - noch einmal in bewegten Bildern zu sehen. Der anwesende Rolf Michael würzte die Vorführung mit den launigen Kommentaren und Anekdoten des Insiders, der damals dabei war.

Nach dem Mittagessen, von Carl perfekt organisiert wie alles andere auch, wurde Heft 1000 offiziell an Thomas Le Blanc übergeben. Das geschah durch die inzwischen eingetroffene Redakteurin Susanne Picard und die aktuellen Zamorra-Autoren Oliver Fröhlich und Christian Schwarz sowie Rolf und mich als ehemalige Mitstreiter. Später gesellte sich auch noch Manfred Rückert dazu.

Danach referierte Hermann von Allwörden über die legendären sogenannten Bierkonferenzen. Es war interessant und witzig, wie die Herren Michael, Giesa und von Allwörden vor Dekaden so manche Zamorra-Idee ausbrüteten. Was dann später aus vielen Überlegungen wurde, steht auf einem ganz anderen Blatt. Schließlich plaudete ich nachmittags darüber, wie ich seinerzeit als Autor zu Zamorra gestoßen bin, und danach war der Con leider schon vorbei.

Die ganze Truppe zog sich noch für eine Weile vor ein Cafe in der Altstadt zurück, wo wir das Treffen gemütlich ausklingen ließen. Mir hat der Con wirklich gut gefallen, und das war der allgemeine Tenor. Die Leute waren nett, die Stimmung prächtig, die Programmpunkte kurzweilig. Mein großer Dank geht an dieser Stelle noch einmal an Carl Holmes, der das Treffen anläßlich Zamorra 1000 mit seinem Einsatz überhaupt erst möglich gemacht hat. Danke, Carl, du hast dir ein Amulett verdient.

Eine besondere Überraschung hielt Rolf Michael für mich bereit. Er brachte mir nämlich ein Buch mit, und zwar ein ganz besonderes. Es handelt sich um ein Leihbuch aus den Fünfziger Jahren, das damals in der mir völlig unbekannten Kölner Verlags K.G. Paul Steinebach erschienen ist. Der Roman "Aus Weltraumtiefen" stammt aus der Feder von Kurt Brand und trägt vorne im Buch folgende Signatur:
"Für dich signiert in Kaltern am 11.05.91
Dein Kollege Kurt Brand"
Ich habe mich sehr darüber gefreut, Rolf. Vielen Dank! Ich werde das signierte Buch des Schöpfers von Ren Dhark und Raumschiff Promet hüten wie meinen Augapfel.

Professor Zamorra wird 1000

Seit 1974 erscheint die Heftromanserie PROFESSOR ZAMORRA im Bastei-Verlag. Geprägt wurde sie in frühen Jahren durch Urgestein Rolf Michael und vor allem durch den 2008 verstorbenen Werner Kurt Giesa, der bis zu seinem Tod auch die meisten Romane verfaßte. Neben der eigentlichen Horrorhandlung enthält die Serie um den Meister des Übersinnlichen Elemente der Science Fiction und der Fantasy.

Vor ein paar Tagen ist nun Band 1000 erschienen, ein Jubiläum, auf das die Macher mit Fug und Recht stolz sein können. Ich gratuliere allen an diesem Projekt Beteiligten ganz herzlich. Alle zwei Wochen werden die Geschichten weiterhin fortgesetzt von einem Autorenteam unter der Leitung der Redakteurin Susanne Picard.

Vor ein paar Jahren - damals noch unter der Ägide Werner Kurt Giesas - habe ich ein paar Romane zu Zamorra beigesteuert. Um genau zu sein, waren es 6 Hefte und 2 im Zaubermond-Verlag erschienene Bücher. Darin ging es um die Dynastie der Ewigen, das Drachenland und andere phantastische Stätten und Handlungsträger, mit denen nur Zamorra-Leser etwas anfangen können.

Professor Zamorra ist eine bunte, abwechslungsreiche Geschichte, der ich weiterhin ein langes Leben wünsche. Möge der Meister des Übersinnlichen, dessen Vorname niemals genannt wurde, mit seinem Amulett Merlins Stern, seiner Partnerin Nicole und verschiedenen Mitstreitern seinen unermüdlichen Kampf gegen Dämonen und die Mächte der Finsternis noch lange fortsetzen.

Auf der Rückseite von Heft 1000 findet sich übrigens ein Portrait des verstorbenen Volker Krämer, eine schöne Hommage an den langjährigen Zamorra-Autor. Diese Ehre wurde in Heft 900 bereits Werner Kurt Giesa zuteil.

Dienstag, 25. September 2012

Im Dschungel entführt

In seinem vierten Abenteuer macht Tibor die Bekanntschaft ein paar ganz eigenartiger Leute. Eine Filmgesellschaft dreht im Dschungel einen Film um einen Dschungelhelden, der allerlei Gefahren trotzt. Die Wirklichkeit des Lebens im Urwald, wie Tibor sie kennt, bleibt dabei allerdings völlig auf der Strecke.

Was so scheinbar harmlos beginnt, entwickelt sich schnell zu einem lebensgefährlichen Abenteuer. Der Sohn des Dschungels bekommt es nämlich nicht nur mit einem gewissenlosen Kindesentführer und Lösegelderpresser zu tun. Er sieht sich zudem konfrontiert mit einem aus dem Hintergrund agierenden Intriganten, für den das Leben eines Kindes zweitrangig ist. Bis zuletzt bleibt schleierhaft, wer die Fäden in diesem schmutzigen Spiel zieht.

Bereits die vierte Romanadaption nach den Tibor-Comicvorlagen Hansrudi Wäschers ist damit auf den Weg gebracht. Wieder hatte ich großes Vergnügen an der Umsetzung der Klassiker von Wäscher. Ich habe das Manuskript an den Verlag geschickt und bin auf die Reaktion des Verlegers gespannt. Neben Tibor ist selbstverständlich auch wieder sein Freund und Partner, der Gorilla Kerak, mit von der Partie. Der Roman trägt den Titel "Eine harte Schule".

Dienstag, 11. September 2012

Mit Steven Trainor auf Babylon

Am Ende überwog die Action. Denn wenn Steven Trainor, Liao Morei, Maximilian Berger und Aiko Kurosawa zum Showdown antreten, kann man gewöhnlich davon ausgehen, daß kein Auge trocken bleibt. Ebenfalls mit mischen die Herren Terence Wallis und Charles Norris sowie der Chef der Galaktischen Sicherheitsorganisation Bernd Eylers und der GSO-Agent Jos Aachten van Haag. Die Geschichte beginnt mit einem unheimlichen, fremden Raumschiff. Den Zuschauern einer gewissen SF-Serie im Fernsehen dürfte es aber nicht ganz so fremd sein.

Gestern habe ich den nächsten REN DHARK-Sonderband für die Unitall-Reihe fertiggestellt. Muß ich betonen, daß es einmal mehr großen Spaß gemacht hat, ein weiteres Kapitel in der Historie des Dhark-Kosmos aufzuschlagen? Eigentlich nicht. Steven Trainor hat sich in der Vergangenheit heimlich, still und leise zu einer meiner Lieblingsfiguren gemausert. Umso schöner war es, ihn wieder in den Einsatz zu schicken.

Im neuen Abenteuer haben die Protagonisten es mit einem Feind in den eigenen - menschlichen - Reihen zu tun. Und auch wieder nicht. Denn die Dinge gestalten sich kompliziert, und die eigentlichen Drahtzieher der erschreckenden Geschehnisse, mit denen unsere Helden konfrontiert werden, agieren aus dem Hintergrund und bleiben gesichtslos. Zudem muß sich Trainor einer für ihn persönlich schicksalhaften Frage stellen. Der Roman trägt den vielsagenden Titel "Feind ohne Gnade", und das ist inhaltlich nicht übertrieben.

Donnerstag, 6. September 2012

BAP auf der Loreley


Verdamp lang her, das kann man wirklich sagen. Denn erst 30 Jahre und 3 Tage nach dem legendären Konzert von 1982 im Rahmen des Rockpalastes stand BAP wieder auf der Freilichtbühne der Loreley. Immer wieder während des dreistündigen Auftritts kam Wolfgang Niedecken auf das damalige Ereignis zu sprechen. So merkte man, wie sehr es ihm laut Ansager Peter Rüchel eine Herzensangelegenheit war, musikalisch an diesen Ort zurückzukehren. Niedecken ließ das Publikum seine Begeisterung über den damaligen Auftritt und das ganze Drumherum spüren, besonders Rory Gallagher kennengelernt und sogar kurz auf dessen Gitarre gespielt zu haben.

Der Wettergott hatte ein Einsehen. Nach dem verregneten Vortag gab es blauen Himmel und Sonnenschein satt. Das Open Air Gelände war brechend voll. Die Loreley ist für mich ohnehin der schönste all jener Veranstaltungsorte, die ich schon zu Konzerten besucht habe. Gleich über dem Rhein gelegen, mit einem wunderschönen Ausblick und ringsum grün. Am späten Abend der Untergang der prallen gelben Sonne hinter den Hügeln auf der gegenüberliegenden Rheinseite. Da hält nur die Berliner Waldbühne mit. Rund 10.000 Zuschauer waren zusammengekommen.

Vom Opener Stoppok bekam ich nur die letzten beiden Stücke mit, mit akustischer Gitarre und blueslastig. Hubert von Goisern, von dem ich zuvor wohl noch nie bewußt ein Lied gehört hatte, hatte ich bis dato immer als einen waschechten Bayern verortet. Die Österreicher mögen es mir verzeihen. Bei seinem Auftritt konnte ich nachvollziehen, wie sich BAP-Hörer fühlen, die des Kölschen nicht mächtig sind. Ich verstand nämlich bestenfalls ein Viertel der österreichischen Texte. Die Musik hat mir gut gefallen, ziemlich rockig mit Ausflügen zu ländlicher Folklore in elektrifizierter Form, mehrfach garniert mit minutenlangen Jodelattacken.


Ich und Freund Mathias, der BAP-Graphiker, nach dem Konzert.
(c) Foto by Adolf Kesseler
Als Intro läuteten die Glocken des Kölner Doms, was gleich heimatliche Klänge bescherte. BAP begann mit Halv su wild und hörte auf mit Songs sinn Dräume. Dazwischen lagen musikalische Erinnerungen aus den letzten 35 Jahren, darunter selbstverständnlich die Dauerbrenner Verdamp lang her und Do kanns zaubre, zum Glück auch wieder Ne schöne Jrooss sowie meine Lieblingsstücke vom aktuellen Album Chlodwigplatz und Verjess Babylon sowie All die Aurenblecke. Insgesamt gab es 27 BAP-Stücke, danach noch wie vor 30 Jahren Knockin' On Heavens Door, bei dem alle zusammen auf der Bühne standen, BAP, Stoppok, Hubert von Goisern.

Wolfgang Niedecken zog dabei alle Register, mal nachdenklich, mal kritisch, melancholisch oder vergnügt, mit der Rocktruppe im Rücken oder allein mit akustischer Gitarre und Mundharmonika. Bei alledem ehrlich, aufrichtig und authentisch. Und glücklich mit all den Leuten, die, wie er selbst sagt, nach all der langen Zeit immer noch zu seinen Auftritten kommen.

Es war ein schöner Abend, ein magischer Abend mit großen Momenten. Ich hätte ihn nicht verpassen mögen. Wie Wolfgang am Ende feststellte, wird er 91 sein, sollte es wieder 30 Jahre bis zum nächsten Auftritt auf der Loreley dauern. Das kriegt er hoffentlich viel schneller hin. Bis dahin werde ich andere Gelegenheiten nutzen, ihn und BAP live zu sehen. Immer wieder, und stets mit der gleichen Begeisterung wie beim ersten Mal.

Dienstag, 4. September 2012

Etwas Böses naht auf leisen Sohlen

So sieht die Titelbildgraphik für den kommenden Ren Dhark Sonderband aus, an dem ich derzeit arbeite. Sie stammt wie immer von Ralph Voltz.