Ich fuhr Freitag recht früh los, was mir Gelegenheit gab, in Limburg einen Aufenthalt einzulegen und den Limburger Dom zu besichtigen. Das der rheinischen Spätromanik zugerechnete Bauwerk mit gotischen Einschlägen liegt auf einer Anhöhe gleich oberhalb der Lahn mit einem schönen Ausblick. Der historische Stadtkern ist beeindruckend, was auch für die Kathedrale selbst gilt. An sie angeschlossen ist ein kleiner öffentlich zugänglicher Friedhof, auf dem zahlreiche Angehörige des Limburger Domkapitels beigesetzt sind. Viele Grabsteine stammen noch aus der Mitte des 19. Jahrunderts. Solche Anlagen sind für mich schon allein aus historischen Gründen erhaltenswürdig, doch leider waren die Zeichen des Verfalls unübersehbar.
Ebenfalls von historischer Pracht ist der Wetzlarer Stadtkern mit seinen zahlreichen mittelalterlichen Gebäuden, die vom 2. Weltkrieg verschont geblieben sind. Ich spazierte eine Weile umher und stieß überall auf seit Ende des 17. Jahrhunderts erhaltene Spuren des Reichskammergerichts, des damals höchsten deutschen Gerichts. Auch der unvollendete Wetzlarer Dom, ebenfalls romanisch und gotisch geprägt, liegt auf einer Anhöhe über der Stadt, und der Fußweg hinauf gestaltete sich recht anstrengend. Ich fühlte mich an wenig an meinen letzten Besuch auf dem Drachenfels erinnert, auch wenn es nicht ganz so steil hinaufgeht. Im Dominneren erlebte ich eine Überraschung, wurde ich doch mit der Tatsache konfrontiert, daß die Kirche von beiden christlichen Konfessionen benutzt wird. Sprich, sowohl Katholiken als auch Evangele halten darin unter anderem ihre Gottesdienste ab. Das kann ich mir im erzkatholischen Köln leider gar nicht vorstellen.
Das Hotel lag ganz in der Nähe, und nachdem ich eingecheckt hatte, traf ich mich abends mit Carl sowie Horst von Allwörden vom Online-Magazin Zauberspiegel und dessen Partner in einem italienischen Restaurant. Wir saßen bis spät in die Nacht zusammen und redeten über Gott und die Welt. Ganz entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten trank ich kein Bier, sondern den einheimischen Apfelwein.
Der eigentliche Con fand am Samstag in der Phantastischen Bibliothek statt. In dem fünfstöckigen Gebäude ist die weltweit größte öffentliche Sammlung phantastischer Literatur mit rund 200.000 Titeln untergebracht. Der Autor, Herausgeber, Organisator der Wetzlarer Tage der Phantastik und nicht zuletzt Gründer der Bibliothek Thomas Le Blanc führte die Besucher zunächst herum. Ich fühlte mich sauwohl zwischen all den phantastischen Büchern und Heftromanen. Alles ist sauber, übersichtlich und hell. Ich hätte gleich einziehen können und war nicht der einzige, der das eine oder andere Buch aus dem Regal nahm, um es zu begutachten. Überaus bemerkenswert finde ich, daß die Phantastische Bibliothek nicht nur als Archiv dient. Sie ist für Publikumsverkehr geöffnet, und die zumeist doppelt vorhandenen Titel können ausgeliehen werden.
Nach der Führung wurde der Amateurfilm "Satans Todesschwadron" gezeigt. In dem Super 8-Streifen von 1983 waren Werner Kurt Giesa als Zamorra und Rolf Michael als sein Feind Asmodis zu sehen. Natürlich wirken heute viele Szenen unfreiwillig komisch, doch man muß den Film im zeitlichen Kontext und unter Berücksichtigung der Entstehungsgeschichte betrachten. Es hat mich gefreut, Werner auf diese Weise - seinerzeit war er erst 29 Jahre alt und lief wie eine Elfe die Treppen hoch - noch einmal in bewegten Bildern zu sehen. Der anwesende Rolf Michael würzte die Vorführung mit den launigen Kommentaren und Anekdoten des Insiders, der damals dabei war.
Nach dem Mittagessen, von Carl perfekt organisiert wie alles andere auch, wurde Heft 1000 offiziell an Thomas Le Blanc übergeben. Das geschah durch die inzwischen eingetroffene Redakteurin Susanne Picard und die aktuellen Zamorra-Autoren Oliver Fröhlich und Christian Schwarz sowie Rolf und mich als ehemalige Mitstreiter. Später gesellte sich auch noch Manfred Rückert dazu.
Danach referierte Hermann von Allwörden über die legendären sogenannten Bierkonferenzen. Es war interessant und witzig, wie die Herren Michael, Giesa und von Allwörden vor Dekaden so manche Zamorra-Idee ausbrüteten. Was dann später aus vielen Überlegungen wurde, steht auf einem ganz anderen Blatt. Schließlich plaudete ich nachmittags darüber, wie ich seinerzeit als Autor zu Zamorra gestoßen bin, und danach war der Con leider schon vorbei.
Die ganze Truppe zog sich noch für eine Weile vor ein Cafe in der Altstadt zurück, wo wir das Treffen gemütlich ausklingen ließen. Mir hat der Con wirklich gut gefallen, und das war der allgemeine Tenor. Die Leute waren nett, die Stimmung prächtig, die Programmpunkte kurzweilig. Mein großer Dank geht an dieser Stelle noch einmal an Carl Holmes, der das Treffen anläßlich Zamorra 1000 mit seinem Einsatz überhaupt erst möglich gemacht hat. Danke, Carl, du hast dir ein Amulett verdient.
Eine besondere Überraschung hielt Rolf Michael für mich bereit. Er brachte mir nämlich ein Buch mit, und zwar ein ganz besonderes. Es handelt sich um ein Leihbuch aus den Fünfziger Jahren, das damals in der mir völlig unbekannten Kölner Verlags K.G. Paul Steinebach erschienen ist. Der Roman "Aus Weltraumtiefen" stammt aus der Feder von Kurt Brand und trägt vorne im Buch folgende Signatur:
"Für dich signiert in Kaltern am 11.05.91Ich habe mich sehr darüber gefreut, Rolf. Vielen Dank! Ich werde das signierte Buch des Schöpfers von Ren Dhark und Raumschiff Promet hüten wie meinen Augapfel.
Dein Kollege Kurt Brand"