Donnerstag, 28. Juni 2012

Von Winnetou bis Buffalo Bill

Die 35. Ausgabe des Hansrudi Wäscher Fanclub-Magazins bietet wieder einmal 88 prall gefüllte Seiten mit abwechslungsreichem Lesestoff. Mir gefällt, daß die Texte stets mit umfangreichem Bildmaterial garniert werden.

In einigen Beiträgen geht es naturgemäß um Wäschers Arbeit. So in der ersten Folge einer neuen Rubrik, die sich an die Sammler nostalgischer Comics wendet. Oder in einem Bericht, in dem der Verfasser einen Tag aus seiner Kindheit Revue passieren läßt, den er mit Nick im Schwimmbad verbrachte. Ein weiterer netter Artikel ist meiner Romanadaption von Tibor gewidmet, in dem ich und Verleger Peter Hopf ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern. Daneben steht eine Galerie der Titelbilder jener neun Tibor-Piccolos, die ich im ersten Roman verarbeitet habe.

Doch die Macher begehen zum Glück nicht den Fehler, ausschließlich bei ihrem Zeichner-Idol zu bleiben. Das könnte auf Dauer ermüdend werden. Sie richten den Blick über den Tellerrand hinaus und finden dabei immer wieder interessante Themen. So auch im vorliegenden Magazin.

Das beginnt mit einem Artikel über den 1992 verstorbenen Zeichner Walter Neugebauer, der bereits in den Fünfziger Jahren literarische Vorlagen von Karl May als Comics für Fix und Foxi ausarbeitete. Neben Berichten über die Conan- und Tarzan-Romane werden alte Karl-May-Filmbildgeschichten gewürdigt, die vor Jahrzehnten als Fotoromanserien in Micky Maus, Mickyvision und dem Gong erschienen sind. Karl May ist derzeit anläßlich seines 100. Todestages vielerorts präsent. Es gibt zudem einen Nachruf auf den im Mai verstorbenen Jean Giraud alias Möbius und eine Erinnerung an den langjährigen Intercomic-Ausrichter Norbert Hethke, dessen Todestag sich nun auch schon zum fünften Mal jährte.

Wie gesagt, ist all das sehr schön durch Zeichnungen und Fotos untermalt. Dazu passen auch die Comicabdrucke. Bei dem einen handelt sich um eine fünfzehnseitige Buffalo Bill-Geschichte von Wäscher, bei dem anderen um ein dreiseitiges Winnetou-Abenteuer aus der Zeichenfeder Walter Neugebauers, das 1963 in Fix und Foxi erschien.

Und noch einiges mehr ist zu finden in der neuen Ausgabe des schmucken Magazins. Bei der professionellen Aufmachung vergißt man leicht, daß es nicht von Profis erstellt wird, sondern von enthusiastischen Fans. Mich würde die Auflage interessieren. Sie wird im Impressum leider nicht genannt.

Noch nachgereicht sei die Kontaktadresse: http://www.hrw-fanclub.de/.

Samstag, 23. Juni 2012

Meine erste Geschichte in Ren Dhark

Ja, in REN DHARK, wie es in der Überschrift steht. Es war aber keine Ren Dhark-Geschichte, sondern eine Erzählung mit dem Titel "Altenwelt". Von dem Abdruck habe ich nur durch Zufall erfahren, und das erst viele Jahre später. Jahrzehnte später, genauer gesagt. Vor geraumer Zeit hielt mir nämlich jemand einen Heftroman zum Signieren unter die Nase. Es war Band 95 der 3. Auflage von Ren Dhark. Erschienen im Hamburger Kelter-Verlag. Erschienen 1990. Ich war ziemlich perplex. Wieso sollte ich den signieren?

Ich muß dazu erklären, daß die ursprünglichen 98 von Kurt Brand erdachten Romane ab 1966 erschienen. Sie wurden drei Mal aufgelegt, ohne seinerzeit in den Nachauflagen eine Fortsetzung zu erfahren. Die 1. Auflage erschien von 1966 bis 1969, die 2. Auflage von 1977 bis 1981 und die 3. Auflage schließlich von 1987 bis 1990.

Und Heft 95 aus eben jener 3. Auflage sollte ich nun unterschreiben. Ich wies den Herrn darauf hin, daß der Roman von Staff Caine stamme. Damals hatte ich mit Ren Dhark noch nichts zu tun. Ich bin erst anno 2000 bei den in Buchform erscheinenden Fortsetzungen als Autor eingestiegen. Der Herr meinte, ich solle ja auch nicht den Roman signieren, sondern die Kurzgeschichte im Anhang. Nun war ich noch verwirrter als zuvor, denn von einer solchen Kurzgeschichte wußte ich nichts.

Tatsächlich gab einen vierseitigen Anhang, vergleichbar der Leserkontaktseite bei Perry Rhodan, der sich Ren Dhark Magazin nannte. Dort war tatsächlich eine Geschichte von mir namens Alten-Welt abgedruckt. Ich verstand die Welt nicht mehr, doch dann begann ich zu begreifen, als ich die Einleitung zu der Erzählung las.

Liebe Ren Dhark-Freunde,
in der heutigen Ausgabe unterhält uns Achim Mehnert mit seiner Erzählung. Viel Spaß beim Schmökern.
Bis in zwei Wochen
Euer Armin Reichrath

Armin Reichrath, den Namen kannte ich durchaus. Der Mann hatte nicht lange zuvor zum Redaktionsteam des von Klaus N. Frick herausgegebenen Sagittarius gehört. Und Altenwelt (nicht Alten-Welt wie in dem Heftroman) war ein Jahr zuvor, also 1989, in Sagittarius 19 erschienen. Da gehörte Reichrath schon nicht mehr zur Sagittarius-Mannschaft. Stattdessen war er nun, wie das Impressum verriet, Redakteur des Ren Dhark Magazins. Er hatte die eigentlich für Sagittarius gedachte Erzählung kurzerhand für Kelter übernommen - ohne nachzufragen, ohne eine Genehmigung einzuholen und ohne mir jemals eine Nachricht über das Erscheinen an dieser Stelle zukommen zu lassen.

Ich hätte zweifellos nicht das geringste dagegen gehabt, aber zumindest ein Belegexemplar wäre schön gewesen. War aber nicht. Da bleibt ein schaler Nachgeschmack.

Freitag, 22. Juni 2012

Sieg gegen Griechenland

Allmählich wird es ernst. An einem lockeren Durchmarsch durch die Vorrunde der Fußball-Europameisterschaft hatte ich keinen Zweifel. Ich verkündete vorher sogar ziemlich großkotzig, die schlagen wir alle. Es traf ein. Auch ein Sieg gegen die Mauerbrüder aus Griechenland stand für mich zweifelsfrei fest. Das Spiel schaute ich mir in der Griechenschänke an, mit antialkoholischer Faßbrause. Auf Bier hatte ich keine Lust, und die Faßbrause von Gaffel ist wirklich lecker. Mein Tip von 4:1 wäre fast aufgegangen. Blöder Elfmeter zwei Minuten vor Schluß, und unberechtigt noch dazu. Hochverdient waren der Sieg und der damit einhergehende Einzug ins Halbfinale allemal.

Doch nun wird es schwer. Ich gehe davon aus, daß wir dort auf die Italiener treffen. Wieder einmal. Sollten wir erfolgreich abschneiden, erwarte ich im Endspiel die Spanier. Da gilt es also zweimal über uns hinauszuwachsen, wenn wir den Titel holen wollen. Überfällig ist er. Wir stehen jetzt zum vierten Mal hintereinander in einem Halbfinale, zuletzt zweimal bei Weltmeisterschaften und bei der letzten EM. Her mit dem Titel, er wäre ein Traum.

Schlagen konnten wir die Italiener bei einem großen Turnier noch nie. Und gegen die Spanier haben wir bei den letzten beiden entscheidenden Aufeinandertreffen jeweils den Kürzeren gezogen. Diesmal muß es klappen. Das kann es auch mit dieser jungen, schön und herzerfrischend spielenden Mannschaft. Ich werde bis zur letzten Minute mitfiebern.

Draußen fahren hupende Autos mit fähnchenschwingenden Deutschlandfans vorbei. Ich finde das richtig gut, solange es sich um Fußball dreht. Wer, wie gewiße Linksparteiler, der Meinung ist, das sei übertriebener Nationalismus, hat für mich einen an der Klatsche. Ich hatte heute mein Nationaltrikot an, und im Halbfinale werde ich zusätzlich meine Deutschlandfahne mitnehmen. Nur des Fußballs wegen, wohlbemerkt. Eine kostenlose Ausgabe der widerlichen Blöd-Zeitung will ich morgen trotzdem nicht in meinem Briefkasten vorfinden.

Donnerstag, 21. Juni 2012

Mittwoch, 20. Juni 2012

Der Atomkrieg findet statt

Ich habe ihn heiß erwartet, heute nun ist er eingetroffen - mein neuer REN DHARK-Sonderband in der Unitall-Reihe. Er trägt den bezeichnenden Titel "Der Atomkrieg findet statt". Der Titel ist, wie Expose-Autor Hajo F. Breuer in seinem Vorwort so schön schreibt, eine Hommage an einen beinahe gleichlautenden Roman aus der Frühzeit von Perry Rhodan.

Die Prospektoren Art und Jane Hooker sind mit ihrem Raumschiff Searcher wieder einmal in den Tiefen der Galaxis unterwegs. Auf der Suche nach seltenen Mineralien stoßen sie auf eine bewohnte Welt, auf der kein Frieden herrscht. Der Romantitel ist daher Programm für die dortigen Verhältnisse. Zugleich ereignen sich auf ihrer Heimatwelt Eden mysteriöse Terroranschläge, gerade als eine hochrangige Delegation der Rateken dort ihren Urlaub verbringt. Die Ereignisse rufen Terence Wallis und den edenschen Geheimdienst auf den Plan.

Dienstag, 19. Juni 2012

Fanzine-Kurier 152

Unermüdlich produziert Armin Möhle seinen Fanzine-Kurier, in dem er kompetent und routiniert nichtprofessionelle Veröffentlichungen aus der Phantastik-Szene rezensiert. Unterstützt wird er dabei von seinen Mitstreitern Holger Marks, Clemens Nissen s.ps., Irene Salzmann und Christel Scheja. In der vorliegenden Ausgabe wird zum ersten Mal ein Fanzine besprochen, das ausschließlich in elektronischer Form erscheint. In seinem Vorwort schließt Armin eine andere künftige Erscheinungsform als die Print-Ausgabe des Fanzine-Kuriers nicht aus. Als Papierfetischist hoffe ich aber, daß uns der Kurier in gedruckter Form erhalten bleibt.

Nicht alle besprochenen Hefte sind brandaktuell. So der Atlan-Kalender des ACD für 2012, der bereits Ende 2011 erschienen ist. Neu hingegen ist die erste Ausgabe des von Lutz Buchholz herausgegebenen Fantastic Artzine. Lutz und der Schriftsteller und Künstler Michael Marrak kehren nostalgisch in die Achtziger Jahre zurück, als es in der Szene noch liebevoll gemachte Fanzines zuhauf gab. Daß sie auf Erzählungen und sekundärliterarische Artikel verzichten und stattdessen ihr Augenmerk auf graphisches Material legen, liegt auf der Hand. Schließlich sind beide hervorragende Künstler, und das seit Jahrzehnten. Ich erinnere mich gut daran, in den Achtzigern einiges Material von ihnen in meinem eigenen damaligen Zine Denebola gebracht zu haben. Wobei mir einfällt, daß ich das Fantastic Artzine 1 noch nicht bestellt habe. Das werde ich nachholen.

Weitere Rezensionen beschäftigen sich mit Arcana 15, das sich im Untertitel als Magazin für klassische und moderne Phantastik bezeichnet, und mit XUN 27, einer ebenfalls altgedienten Publikation. Der Golem wird gelobt als Spielwiese für neue Autorinnen und Autoren. Der Paladin wartet mit der 175. Ausgabe auf, der rührige Kurt S. Denkena legt gar die 613. Nummer seiner SF-Notizen vor. Bei Dorgon 6 handelt es sich um einen fannischen Serienroman, der sich mit Perry Rhodan beschäftigt. Die reloadete Neuausgabe von Exodus 26 klingt interessant. Als einziges der besprochenen Fanzines/Magazine präsentiert Exodus Material von Profis aus der deutschen SF-Szene.

Den Fanzine-Kurier lese ich immer wieder gern. Er hält mich in lockerem Tonfall auf dem laufenden über die Nischen-Neuerscheinungen, die man auf dem großen Markt nicht findet. Man kann den Kurier auch im Internet unter http://www.fanzine-kurier.de/ besuchen.

Montag, 18. Juni 2012

Ren Dhark geht in den neuen Zyklus

Gerade zwei Monate ist es her, daß sich das Team von Ren Dhark in einem Hotel in Koblenz traf und die Weichen für den nächsten REN DHARK-Zyklus stellte. Wir alle verließen die Konferenz mit einem positiven Fazit und der ungeduldigen Erwartung, endlich loslegen zu können. Nun ist es soweit, in die eigentliche Arbeit einzusteigen. Das gilt sowohl für den Expose-Verfasser als auch für die Romanautoren.

Während dieser Tage Band 36 von "Weg ins Weltall" erschienen ist, gingen parallel die Exposes für Band 37 an die Autoren. Mit diesem Buch wird der 8. Zyklus um den Weltraumfahrer, seinen Ringraumer und dessen Besatzung eingeleitet. Nach dem furiosen Finale der vorangegangenen Geschichte, die sich über zwölf Bücher und zwei Jahre erstreckte, starten wir in einen ganz neuen Handlungsabschnitt. Vorkenntnisse aus früheren Abenteuern sind so gut wie nicht erforderlich.

Mein Expose habe ich heute Morgen gelesen und danach mit dem Schreiben begonnen. Ren Dhark und die Point of haben den Weg zurück in die Milchstraße gefunden. Kaum wieder daheim, sehen sich der ehemalige Commander der Planeten und einige seiner engen Weggefährten mit einer Entwicklung konfrontiert, die jeden einzelnen von ihnen ganz persönlich betrifft. Der Start in den neuen Zyklus - das kann ich guten Gewissen behaupten - beginnt mit einem echten Knaller.

Samstag, 16. Juni 2012

Die Kleine Sprechblase 1

Bei meiner Besprechung der SPRECHBLASE 224 am 7. Juni habe ich etwas unberücksichtigt gelassen, was ich aber auf keinen Fall unterschlagen möchte. Die Ausgabe war nämlich eingeschweißt, weil ein schönes Gimmick beilag. Dabei handelt es sich um die erste Ausgabe von DIE KLEINE SPRECHBLASE. Die soll laut Herausgeber Gerhard Förster künftig öfter beiliegen und Comicraritäten enthalten. Ob die Kleine nun jeder Sprechblase-Ausgabe beiliegen wird oder nur gelegentlich, konnte ich dem Vorwort der SB nicht entnehmen.

Die Kleine liefert Comic Pur. Auf diesmal 12 Seiten gibt es zwei Raritäten zu bestaunen. Zum einen ist dies Old Shatterhand auf heißer Spur, übersetzt von dem in der Science Fiction Szene bekannten Willi Diwo. Der von Juan Arranz gezeichnete Comic erschien vor vielen Jahren in einem Comicbuch in Belgien, darf also mit Fug und Recht als Rarität bezeichnet werden.

Nicht anders verhält es sich mit dem zweiten enthaltenen Beitrag. Dabei handelt es sich um "Perry - unser Mann im All". Die Kurzgeschichte erschien in den Bravo-Ausgaben 32 bis 35 des Jahres 1972. Zu jener Zeit las ich zwar die Perry-Comics, die Bravo aber nicht. Daher ist die Geschichte Die Kidnapper für mich völlig neu. Geschrieben wurde sie von Dirk Hess, der auch für die literarische Version von Perry Rhodan tätig war.

Die Kleine Sprechblase ist ein schmuckes Beiwerk - kostenlos, wohlgemerkt - zum großen Bruder. Ich bin gespannt, was für Raritäten Gerhard Förster in Zukunft noch auftreiben wird.

Donnerstag, 14. Juni 2012

Der Geisterspiegel feiert Geburtstag

Da wäre doch fast ein weiteres Jubiläum an mir vorbeigegangen. Glücklicherweise stieß ich auf eine Notiz, die es mir in Erinnerung rief. Ich bin erst vor geraumer Zeit auf das Online-Magazin Geisterspiegel gestoßen, doch es feiert bereits seinen sechsten Geburtstag.

Der Geisterspiegel befaßt sich mit allen Facetten der Phantastik, sei es im Buch, im Heftroman oder Film, als Comic oder Spiel. Fantasy wird ebenso berücksichtigt wie Science Fiction und Unheimliches. Ebenso wird der Blick auf Thriller, Western oder andere historische Literatur geworfen. Zudem präsentiert das Magazin eigene Serien, die von den Mitarbeitern geschrieben werden.

Das Team um Heike und Wolfgang Brandt erstellt den Geisterspiegel in seiner Freizeit. Schließlich handelt es sich um kein kommerzielles Magazin. Es ist online für jedermann verfügbar. Meine Hochachtung für soviel Engagement und herzliche Glückwünsche zum sechsjährigen Bestehen. Macht weiter so.

http://www.geisterspiegel.de/

Mittwoch, 13. Juni 2012

Post aus Österreich

Auf dem Coloniacon lief der Großteil des Programms an mir vorbei, ohne daß ich etwas davon mitbekam. Ständig war etwas zu tun, das mich auf Trab hielt. Selbst für viele alte Bekannte, mit denen ich mich gern länger unterhalten hätte, blieb nicht viel mehr als ein "Guten Tag" übrig. Schon gar nicht kam ich dazu, zur Erinnerung ein paar Bilder zu machen.

Heute erreichte mich eine Sendung aus Österreich. Martin Steiner vom Wiener Perry Rhodan Stammtisch ist bekannt dafür, auf jedem Con haufenweise Fotos zu machen. So war es auch auf dem diesjährigen Coloniacon. Dankenswerterweise sandte Martin mir eine CD mit mehreren hundert Bildern zu. So kann ich mir einige Dinge, die ich selbst verpaßt habe, nachträglich zu Gemüte führen, und mir ein paar andere, die ich miterlebt habe, noch einmal in Erinnerung rufen. Besten Dank, Martin!

Dienstag, 12. Juni 2012

Tibor 2 - Ein Drittel fehlt

Gestern lag ein sehr schönes Buch in meinem Briefkasten. Es ist das Belegexemplar des zweiten Bandes der TIBOR-Romanausgabe. Wieder wartet das Buch mit einem farbigen Schutzumschlag auf, mit goldgeprägtem Titel, Innenillustrationen, Lesebändchen und den Abbildungen sämtlicher Coverzeichnungen der Comic-Vorlage.

Der Inhalt dreht sich um den Raub eines Goldschatzes, den der Sohn des Dschungels aufklären möchte. Mit dabei ist selbstverständlich sein Freund Kerak, der Gorilla.

Der Roman umfaßt den Inhalt des zweiten Tibor-Abenteuers, das seinerzeit in den Piccolo-Comicheften 9 bis 14 erschien. Am Buchende wird bereits Band 3 angekündigt, der unter dem Titel "Die Urungi" für kommenden November zur Kölner Intercomic eingeplant ist.

Montag, 11. Juni 2012

Spaß bei der Deepejasser Kirmes

Am Wochenende fand die Deepejasser Kirmes im Griechenviertel zum 50. Mal statt. Ein halbes Jahrhundert ist wirklich eine beeindrucke Zeitspanne für eine solche Veranstaltung. Bierstände und die bunten Kirmesbüdchen waren auf dem Platz gleich an der Mauritiuskirche errichtet. Nachdem es am Vortag noch kräftig geregnet hatte, spielte das Wetter mit, und die Besucher kamen in Scharen. So war es richtig schön voll.

Musikalisch wurde ein vielschichtiges Programm geboten. Zunächst trat eine vielköpfige Jazz-Band auf, danach der aus dem Veedel stammende Ralf Keller. Blom und Blömcher legten einen abwechslunsgreichen Auftritt hin. Neben ihren eigenen Stücken imitierte der Sänger mal Wolfgang Niedecken, mal Marius Müller-Westernhagen. Danach überraschten mich Cat Ballou, eine junge vierköpfige Band, von der ich zuvor noch nie gehört hatte. Schon beim Betreten der Bühne erregte das auf Rockklänge hindeutende Line-Up meine Aufmerksamkeit. E-Gitarre, Baß, Schlagzeug und Keyboards. Die vier Jungs mit ihren witzigen, frechen Texten auf Kölsch kassierten eine Menge Applaus. Das galt ebenso für die neunköpfige Truppe Kuhl und die Gäng. Eine Bläsersektion mit Saxophon und zwei Posaunen kommt immer gut zu den klassischen Instrumenten, wie sie auch Cat Ballou verwenden. Gute Musik, starker Auftritt, ich war positiv angetan.

Zudem habe ich zahlreiche Bekannte aus unserem Veedel getroffen, mit dem einen oder anderen ein Bier getrunken und eine Menge Unsinn erzählt. Wie das bei solchen Veranstaltungen nun mal der Fall ist.

Wichtig bei der Deepejasser Kirmes ist neben dem Vergnügen der Besucher die soziale Komponente. Die besteht in der Zusammenarbeit mit himmel & ääd, das sich um Kindersielcher en Nut kümmert, um Kinderseelen in Not. Denn jedes dritte Kind in Köln lebt mittlerweile unter der Armutsgrenze. Zudem werden mit den Kirmeserlösen die Altenpflege und die Brauchtumspflege im Griechenviertel unterstützt. Eine gute Sache.

Sonntag, 10. Juni 2012

Südstadt verzäll nix

Der monatliche Stammtisch in der Kölner Südstadt war wieder angesagt. Die Runde hielt sich diesmal in überschaubarem Rahmen. Samstag Abend, kurz vor dem Deutschland-Spiel. Was will man da verwarten?

Ein Gesprächsthema war natürlich der just hinter uns liegende Coloniacon. Ein weiteres war der nächste in 2014. Der letzte angeblich. Das kann schon sein. Die Gerüchte und Planungen verdichten sich. Wir haben uns ein paar Gedanken dazu gemacht. Köln ohne Coloniacon geht nach 30 Jahren eigentlich gar nicht. Das Damoklesschwert schwebt nichtsdestotrotz über uns.

Ich bin relativ früh aufgebrochen. An anderem Ort wartete das Deutschlandspiel auf mich. Wir haben gewonnen, hätten aber auch verlieren können. Über 90 Minuten war der Sieg dennoch letzten Endes verdient. Soviel ganz lapidar dazu, auch für Nichtfußballkenner.

Ich liebe die EM und die WM. Ich fiebere mit unserer Mannschaft mit. Aber mehr noch liebe ich den Coloniacon. Er wird nicht so lange überleben.

Samstag, 9. Juni 2012

Hörspiel-Arena 2012

Im Kulturbunker in Köln-Mülheim findet an diesem Wochenende die Hörspiel-Arena 2012 statt. Veranstaltet wird sie von der Hörspiel-Gemeinschaft, mit deren Angehörigem Heinz-Peter Göldner ich mich vorhin dort getroffen habe. Neben der Präsentation der Veröffentlichungen aus den zahlreichen Verlagen hat es sich die Arena, die in den vergangenen drei Jahren in Hamburg stattfand und 2013 in München geplant ist, auf die Fahne geschrieben, Hörspiele live auf die Bühne zu bringen.

Ich bin normalerweise kein Anhänger von Hörspielen oder Hörbüchern. Ich muß einen Text noch immer in der Hand halten und selbst lesen. Sonst fehlt mir die nötige Aufmerksamkeit. Wie ich heute festgestellt habe, ist die Situation tatsächlich eine andere, wenn wenn ein Hörspiel live vorgetragen wird.

Zunächst besuchte ich den Auftritt der Sprecher von John Sinclair. Sie präsentierten eine witzige Szene, in der sich Sinclair um die neue Stelle des Geisterjägers bewirbt. Das kam sehr gut rüber und hat mir gefallen. Durch die Darsteller wurde nämlich ein richtiges Bühnenstück daraus, eine kleine Theateraufführung. Alles wurde viel lebendiger durch die gelungene Akzentuierung der Sprecher und allein durch die Tatsache, daß man die handelnden Personen sieht und nicht nur hört.

Die Sprecherstimme von John Sinclair kam mir übrigens auf Anhieb bekannt vor. Heinz-Peter bestätigte das. Bei dem Mann auf der Bühne, dessen Name mir leider entfallen ist, handelte es sich nämlich um keinen anderen als den Synchronsprecher von James Bond Daniel Craig.

Auch das zweite Live-Hörspiel des Samstags sah ich mir an, und es bestätigte meinen positiven Eindruck von zuvor. Die Sprecher der Hörspiele von Mark Brandis präsentierten auf der Bühne eine unveröffentlichte Brandis-Szene. Sehr gelungen. Obwohl sie fast eine Stunde dauerte, blieb ich bis zum Ende interessiert dabei. Die Idee, Hörspiele live auf die Bühne zu bringen, scheint Potential zu haben.

Regina Schleheck lief mir über den Weg, und ich sichtete Sinclair-Autor Helmut Rellergard alias Jason Dark. Mit Dennis Erhardt, dem Herausgeber der Zaubermond-Bücher, unterhielt ich mich kurz, dann mußte ich mich auch schon wieder auf den Weg machen. Schließlich ist gleich der monatlich stattfindende Science Fiction Stammtisch in der Kölner Südstadt.

Freitag, 8. Juni 2012

Konterrevolutionärer Proletensport Fußball

Die vergangene Fußballsaison ist Geschichte, endlich startet die Europameisterschaft. Wer mich kennt, der weiß, daß ich heiß darauf bin, die Spiele der deutschen Kicker zu sehen, aber auch die anderen Mannschaften, wenn wir nicht auf sie treffen. Der Fußball in Deutschland ist längst in sämtlichen Gesellschaftsschichten angekommen, bei Frauen gleichermaßen wie bei Männern. Einst waren die Fußballmalocher auf dem Rasen das Gegenstück zu den Untertage-Malochern im Ruhrpott. Heute passen viele Jungmillionäre auf dem Grün blendend zu den Anzugträgern und Eventies in den teuren Stadionlogen.

Die Zeiten haben sich geändert, der Fußball ist zur Massenware geworden, zur Show. Zur Clowneske gar zuweilen. Auf Vieles, was sich rund um ein Liga- oder Länderspiel abspielt, könnte ich gern verzichten. Buisinesslogen? Dienen häufig nur irgendwelchen Geschäftsleuten, die ihre Freikarten fürs Sponsoring dazu nutzen, möglichst viele Lachsschnittchen in sich reinzustopfen. Cheerleader? Für mich Kasperletheater nach amerikanischem Vorbild.  Für mich stand stets das Spiel als solches im Vordergrund, und daran wird sich nichts ändern. Vielleicht muß man selbst jahrzehntelang gebolzt haben, um das so zu sehen.

Von Kindesbeinen an bin ich mit Freunden ins Stadion gegangen, von einigen Zeitgenossen nur belächelt, während andere sinnbildlich die Nase rümpften. In der Meistersaison 1977/1978 stand ich bei ziemlich jedem Heimspiel des FC in der Südkurve. Ich habe mit der Fortuna gelitten, wenn einmal mehr der Aufstieg ins Oberhaus knapp verpaßt wurde, besonders bei den Relegationsspielen gegen Borussia Dortmund 1986. Oder auch bei der FC-Niederlage im Endspiel des Uefa-Cups in Berlin gegen Real Madrid im gleichen Jahr.

Damals galt Fußball in vielen Kreisen noch als Proletensport, und wer sich dafür interessierte und gar ins Stadion ging, war eben ein Prolet, Assi und Krawallmacher. Mädchen oder Frauen sah man zu dieser Zeit nur wenige im Stadion, und die hatten dann ebenso schnell ihren schlechten Ruf weg.

Über eine andere Sache habe ich schon damals den Kopf geschüttelt, und das tue ich heute im Nachhinein immer noch. Ich kannte tatsächlich Leute, die sich selbst als politisch links bezeichneten und sich aus diesem Grund kein Spiel der deutschen Nationalmannschaft ansahen. Oder sie taten es doch und schrieen grundsätzlich gegen die eigene Elf. Schließlich wäre es konterrevolutionär gewesen, den Deutschen die Daumen zu drücken. Wenn ich das heute noch als lächerlich bezeichne, ist es harmlos ausgedrückt für soviel weltfremde Engstirnigkeit.

Ja, es geht endlich los mit der Europameisterschaft. Ich wüßte gern, wie viele von den Leuten, die damals von Proletensport oder konterrevolutionären Umtrieben gefaselt haben, inzwischen mit Begeisterung dabei sind. Ich wünschte, sie hätten beim Torjubel zumindest ein kleines bißchen schlechtes Gewissen. Aber das wird wohl kaum so sein, denn was stört die Leute ihr dummes Geschwätz von gestern? Das wußte schon Konrad Adenauer.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Ein bunter Bilderbogen - Die Sprechblase 224


Die Zeiten, in denen ich Comics gesammelt habe, sind lange vorbei. Auf dem laufenden bin ich schon gar nicht mehr. In das Comic-Magazin DIE SPRECHBLASE schaue ich trotzdem immer wieder gerne hinein. Auch wenn ich längst nicht alles lese, finde ich immer wieder Artikel, die mich interessieren. So auch in der aktuellen Ausgabe, die sich einmal mehr als 80 Seiten dicke, rappelvolle Wundertüte präsentiert.

Natürlich gibt es einen Nachruf auf den kürzlich verstorbenen Jean Giraud alias Moebius. Bis heute ist sein Leutnant Blueberry mein unangefochtener Lieblingscomic. Die Alben, teilweise noch aus der ZACK-Zeit, stehen bei mir im Schrank. Allerdings habe ich auch den Südstaaten-Offizier aus den Augen verloren, seit andere Zeichner Girauds Werk fortsetzen.

Überrascht war ich, daß es den Lurchi noch immer gibt, der sogar mit einer eigenen Chronik vertreten ist. Ich kann mich ganz dunkel erinnern, daß ich dessen Abenteuer als kleiner Junge gelesen habe. Oder vorgelesen bekam? Damals war Lurchi ein Werbeinstrument der Salamander-Schuhgeschäfte. Wenn meine Eltern neue Schuhe für mich kauften, mußte das unbedingt bei Salamander sein. Denn da gab es als Zugabe stets den neuesten Lurchi-Comic. Auch bekam man ihn und seine Freunde dort als Spielfiguren, aus Gummi, wenn ich mich nicht irre. Es freut mich, daß der Bursche die Zeit überlebt hat, obwohl es die Salamander-Schuhläden schon lange nicht mehr gibt.

Es finden sich Comic-Abdrucke neben einem längeren Artikel zu den Fernsehfilmen von Sandokan. Gerhard Förster bespricht die neue DVD-Collection mit Filmen John Waynes. Einige Western mit Wayne finde ich ganz großartig. Sie werden heute nicht von ungefähr als Klassiker genannt. Daß der Duke ein erzreaktionärer Knochen war, dessen politische Ansichten mir äußerst suspekt sind, steht auf einem anderen Blatt.

In diesem Jahr jährt sich Karl Mays Todestag zum 100. Mal. Stefan Meduna widmet sich den zahlreichen Comicadaptionen von Mays Romanen. Ich war nie ein großer May-Leser, doch Meduna interessiert mit seinem fundierten Wissen. Das ist mir schon vor einigen Ausgaben bei seinem umfangreichen Artikel über REN DHARK aufgefallen. Ebenfalls mit Karl May beschäftigt sich Werner Fleischer. Werner, nicht nur langjähriger Veranstalter der Perry Rhodan Tage Rheinland-Pfalz in Sinzig, sondern zudem ein veritabler May-Kenner, stellt die Neuerscheinungen vor, die sich mit dem deutschen Volksschriftsteller befassen.

Sehr interessant fand ich einen Beitrag von Karl Nagel, der sich mit den frühen Perry-Comics beschäftigt. Nagel ist Initiator der heute erscheinenden Perry-Comichefte der Alligatorfarm. In den Sechziger Jahren gab es zunächst PERRY RHODAN IM BILD, bis die bunten Heftchen dann in schlicht PERRY umbenannt wurden. Bisher hatte ich keine Ahnung, weshalb diese Namensänderung vorgenommen wurde. Nun weiß ich es. Es steckten keine wirtschaftlichen Gründe dahinter, sondern eine Initiative von einigen Autoren der PERRY RHODAN-Romanheftserie. Sie betrachteten die Comics als Schund und fürchteten einen Imageschaden für die Romane. Deshalb wollten sie den Rhodan aus dem Titel der Comics heraushaben - was dann auch geschah. Nett in diesem Zusammenhang ist ein abgedrucktes Schreiben des Moewig-Verlags, das ein gewisser W. Hauck am 9. Februar 1968 an Willi Voltz richtete. Durchaus also etwas für Rhodan-Historiker.

Ein bißchen bin auch ich in der neuen Ausgabe vertreten, sogar mit Foto. Peter Hopf und ich gaben dem Herausgeber ein kurzes Interview zum Erscheinen von TIBOR 1.

Alles in allem ist die aktuelle Sprechblase wieder eine runde Sache. Wer sich auch nur marginal für Comics und verwandte Randgebiete interessiert, ist hier bestens aufgehoben.

Mittwoch, 6. Juni 2012

Machen Sie es so



Letztes Wochenende auf dem Wizard World's Philadelphia Comic Con. Zum ersten Mal alle 5 Captains aus Star Trek versammelt:
William Shatner, Patrick Stewart, Avery Brooks, Kate Mulgrew und Scott Bakula.
(Foto: Tomlin Campbell/Wizard World.)

Dienstag, 5. Juni 2012

Wolfgang Niedecken liest und singt

Das Motto des Abends, oben in der Überschrift zu lesen, brachte die Veranstaltung vorab auf den Punkt. Denn Wolfgang Niedecken ließ jeder gelesenen Passage aus seiner Autobiographie "Für 'ne Moment" ein Lied folgen, das sich inhaltlich mit dem zuvor gelesenen Text beschäftigte. Oder umgekehrt. Eigentlich hätte das Konzert im November vergangenen Jahres stattfinden sollen, doch dann kam der Schlaganfall, und nicht nur dieser Auftritt mußte verschoben werden. Oder vielleicht ganz abgesagt, das stand damals noch nicht fest. Wer konnte schon sagen, ob Wolfgang jemals wieder auf die Bühne zurückkehren würde. Zum Glück ist das inzwischen gelungen, und am gestrigen Abend mit Bravour. Meinem absoluten Musikidol geht es wieder gut - zumindest soweit man das aus der Ferne beurteilen kann.

Es gibt sogar einen zusätzlichen Auftritt in Köln. Wolfgang steht zwei Abende hintereinander im Gloria-Theater auf der Bühne. Wie ich am Eingang las, waren beide Veranstaltungen ausverkauft. Ich schätzte, daß rund 400 Besucher im Gloria Platz fanden, als ich mich eine halbe Stunde vor Beginn einfand. Die im Vergleich zu BAP-Konzerten überschaubare Zuschauerzahl schuf eine wesentlich intimere Atmosphäre, zumal der Saal komplett bestuhlt war. Ausschließlich Sitzplätze? Bei einem BAP-Konzert wäre das undenkbar. Doch war dies kein Rockkonzert, sondern eine Lesung mit musikalischer Begleitung.

Zunächst las Wolfgang eine Passage aus seinem Buch, die aus der Zeit vor BAP stammte. Oder zumindest aus deren frühester Anfangszeit. Längst wird ja 1976 als das Gründungsjahr der Kölner Mundartband genannt, obwohl das erste Album "BAP rockt andere kölsche Leeder" erst 1979 erschien. Denn 1976 entstand das erste Stück, das erst 1980 auf dem zweiten Album "Affjetaut" erscheinen sollte, nämlich Helfe kann dir keiner. Er schilderte, wie aus seinem Liebeskummer aus Neil Youngs Cowgirl in the Sand eben Helfe kann dir keiner wurde. Er intonierte Cowgirl, spielte den Anfang des youngschen Originals und ging dann nahtlos in seine kölsche Version über. Ohne Unterstützung seiner Band oder irgendwelcher Gastmusiker trug er das Stück auf einer akustischen Gitarre und mit Mundharmonika vor, was für den Rest des Abends bei allen Liedern so bleiben sollte.

Dann las Wolfgang seine Erinnerungen der Nachkriegszeit in den Trümmern der Südstadt vor. Er erinnerte an die Ritterburg Severinstor, als die er die Vringspooz zu seiner Kinderzeit sah, an die stetig präsenten Gerüche von der nebenan liegenden Schokoladenfabrik Stollwerck, von der damals noch auf der Severinstraße beheimateten Reissdorf-Brauerei und des nahen Rheins. Über das Kennenlernen und die Beziehung seiner Eltern, ihre mögliche Vernunftehe, der er entstammt, und den kleinen Laden in der Severinstraße mit dem spießbürgerlichen Chippendale Desch seiner Mutter, mit dem er nicht warm werden konnte, der aber heute gehütet und gepflegt in seiner Wohnung steht. Folgerichtig kam Chippendale Desch vom "Aff und zo"-Album.

Weiter ging es mit Schlaglichtern aus seiner Internatszeit in Rheinbach. Die Schilderung über die militärische Strenge, die permanenten Drangsalierungen und den Mißbrauch durch Pater L. waren bedrückend, vielleicht aber auch ein spätes Stück Selbsttherapie. Passend dazu folgte Nie met Algebra. Ohnehin ein recht düsterer Parforceritt durch die Nachkriegsgeneration, klang das Stück in der dargebotenen akustischen Interpretation noch bedrohlicher als in der Album-Variante.

Anschließend kam Wolfgang auf seine Anfänge als Musiker zu sprechen. Auf die Auftritte in Jugendheimen, Turnhallen und Gaststätten in und um Rheinbach. Darauf, wie er auf dem Schulhof den elektrifizierten Bob Dylan kennenlernte und Like a Rolling Stone wie ein Urknall in sein Leben donnerte. Wie sein älterer Bruder ihm die drei Akkorde, die er selbst beherrschte, beibrachte. Jene drei Akkorde, mit denen er ganze Partys bestritt, wofür Wolfgang ihn als Genie bezeichnete. Und prompt gab er kleine Kostproben dessen. Er spielte Wir lagen vor Madagaskar an, Ene Besuch im Zoo und schließlich Es war einmal ein treuer Husar. Das bis dahin recht steife Publikum, wie ich fand, sang beim Husar kräftig mit. Uraltes Kölner Liedgut, na klar. Was Wolfgang prompt zu der Bemerkung verleitete: "Wußte ich es doch. Alles endet in Köln im Karneval." Sofort gab es Dedicated Follower of Fashion von den Kinks.

Beinahe schon humoristisch kamen die ersten Pannen bei den ersten BAP-Auftritten rüber, als man eine volle Aula leer spielte, weil man in maßloser Selbstüberschätzung mit dem bescheidenen Equipment nicht der Hallengröße gerecht werden konnte. Man sah das Ende von BAP gekommen, kaum daß sich die Band auf den Weg gemacht hatte. Dank Bernd Odenthal ging es weiter, mit neuem Elan. Und 1979 mit dem ersten Album. Von dem spielte Wolfgang das sarkastische Sinnflut, was mich besonders freute. Das Stück hatte ich live seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen und gehört.

Gleich darauf wurde es wieder inhaltsschwerer, als der nächste Teil der Lesung sich mit der Entfremdung zwischen Niedecken und seinem Vater beschäftigte. Das war zu Zeiten des zweiten Albums, als sich Vater und Sohn kaum noch etwas zu sagen hatten. Dann starb sein Vater, und in der Nachbetrachtung konnte Wolfgang ihn auf einmal ernst nehmen. Das äußerst zwiespältige Verhältnis verarbeitete er in Verdamp lang her, dem bis heute größen BAP-Hit, der auch bei keinem Konzert der Kölsch-Rocker fehlen darf. Zum Glück, sage ich nur. Mir war klar, daß der Hit nun gespielt werden würde, und das traf zu. Bei Verdamp lang her kommen mir immer wieder die Tränen, egal in welcher Version es vorgtragen wird, akustisch oder elektrisch. Bei diesem Lied, so oft ich es auch schon live mitverfolgt habe, bin ich jedesmal aufs Neue hin- und hergerissen zwischen Andacht und Euphorie. Bei diesem Auftritt habe ich es wohl erstmals erlebt, daß das Publikum nicht mitsang, sondern stilll lauschte. Die gesetzte akustische Fassung verinnerlichte, daß es sich im Grunde nicht um einen Partykracher handelt, sondern um ein nachdenkliches Stück mit tendenziell traurigem Inhalt. Wahrscheinlich kommt es in dieser Version Wolfgang Niedeckens ursprünglicher Intention wesentlich näher als die Rocknummer und Mitsinghymne, die durch Klaus Heusers großartigen Rock-Lick entstanden ist.

Nachdem annähernd zwei Stunden vergangen waren, verneigte sich die kölsche Ikone und bedankte sich. Diejenigen Zuschauer, die dachten, der Auftritt sei vorbei, waren vermutlich noch nie bei einem BAP-Konzert. Wolfgang kündigte nur eine kurze Pause an, und tatsächlich ging es nach einer Viertelstunde weiter im Programm.

Er kam zurück auf die Bühne mit literarischen Impressionen von der Schlagzeiten-Tour, mit seinem ersten Soloalbum im Gepäck und seiner ersten Tour mit einer anderen Begleitband als BAP, nämlich mit den Complizen. Die Anekdoten aus den Hotels, in denen die Complizen, teilweise zusammen mit den Toten Hosen, logierten, und die Geschichte um den knochigen Kuhkopf, der nicht durch die Flughafenkontrolle wollte, waren herrlich. Das fand das ganze Publikum. Ich habe Tränen gelacht. Passend dazu spielte Wolfgang Maat et joot.

Als nächstes war eine Buchpassage dran, die seine Zusammenarbeit mit Trude Herr und Thommy Engel bei der Produktion von Niemals geht man so ganz schildert. Seine Begeisterung beim Einspielen des Lieds, in Partylaune wohlgemerkt. Sein Entsetzen, als er zum ersten Mal das Ergebnis hörte und vehement vor der Veröffentlichung zurückschreckte. Die Neutextung und Trudes Freude daraufhin. Bei der Lesung war seine Hochachtung vor Trude Herr unüberhörbar. Weiter ging es mit den Wurzeln seiner Zusammenarbeit mit Wim Wenders, ihrem Kennenlernen nämlich, und dem, was zehn Jahre später daraus erwachsen sollte. Das war Wenders' Kinofilm über BAP, "Vill passiert". Passend dazu folgte Vill passiert sickher, Niedeckens kölsche Version von Dylans My Back Pages, halb auf Kölsch und zur anderen Hälfte musikalisch Dylans Originaltext zitierend.

Anschließend wieder Lesung. Der Bürgerkrieg in Uganda und die Wanderer der Nacht. Jene Kinder also, die abends vor den Rebellen in das vom Militär gesicherte Gulu fliehen, um nicht nachts von den Rebellen entführt und für deren Zwecke mißbraucht zu werden. In diesem Zusammenhang muß man wissen, daß sich Wolfgang seit Jahren für ehemalige Kindersoldaten in Uganda und anderen Gebieten Afrikas einsetzt, als Sonderbotschafter der Hilfsorganisation Gemeinsam für Afrika tätig ist, bei der Kinderhilfsorganisation World Vision und dem Hilfsprogramm Rebound. Beeindruckend unterlegt wurde das durch sein Lied Noh Gulu.

Die nächste Lesepassage gefiel mir besonders gut und ließ mich schmunzeln. Bei allem Klüngel bin ich nun mal Karnevalist. Nicht Sitzungs- sondern Straßenkarneval ist allerdings mein Ding, wohlgemerkt. Wolfgang las von seiner Annäherung an den Karneval, dem er dreißig Jahre lang distanziert bis ablehnend gegenüber gestanden hatte. Doch alles relativiert sich irgendwann, in diesem Fall ausgelöst durch Herrn Kuckelkorn, den Zugleiter des Festkomitees Kölner Karneval, der dafür sorgte, daß wieder mehr Schärfe und Satire in den Kölner Karneval einzog. Nit für Kooche? Dreißig Jahre noch dem Antikarnevalssong auf "Vun drinne noh drusse" trifft das für den ehemaligen Karnevalsgegner Niedecken nicht mehr zu. Zumindest ein bißchen hat er seinen Frieden mit dem Kölner Karneval gemacht. Er zitierte sogar Unsere Stammbaum von den Bläck Fööss, wichtiger Bestandteil der Integrationsdebatte. Die Bläck Fööss, so erklärte er, haben BAP erst möglich gemacht. Wenn ich zurückdenke, glaube ich mich erinnern zu können, daß ich die Fööss tatsächlich schon gehört habe, bevor es BAP gab. Bezeichnend war seine Aussage vor dem Lied, das folgen sollte: "Beim nächsten Stück ist das Schunkelverbot ausnahmsweise aufgehoben." Mir war klar, was folgen würde. Verjess Babylon. Ich mag dieses Stück vom aktuellen Album sehr, in dem es darum geht, wie der Herrgott am siebten Tag der Schöpfung den Menschen ihre zahlreichen Sprachen bescherte - und wieso wir hier ausgerechnet Kölsch sprechen.

Im letzten Lesepart ging es um den Rhein, der seit Jahrzehnten in Wolfgangs Texten vorkommt. Kein Wunder, wenn man hier am Strom lebt, der allgegenwärtig ist. Mir selbst geht es ähnlich, auch für mich ist der Rhein unübersehbarer Bestandteil meines täglichen Lebens, an dem ich viel und häufig entlang wandere. Dazu las Niedecken über die Autobahnen, auf denen BAP schon so lange auf der Durchreise ist. Ein wenig schwermütig erschien der Rückblick auf dreieinhalb Jahrzehnte BAP, aber auch glücklich, weil ihm all die guten Momente während dieser Zeit keiner mehr nehmen kann. Musikalisch umgesetzt wurde das schließlich in Noh all denne Johre, das am Ende wieder überging in den Refrain von Cowgirl in the Sand. Der Kreis schloß sich.

Das Publikum erhob sich applaudierend von seinen Plätzen, und als Zugabe gab es Für 'ne Moment, Wolfgangs Liebeserklärung an die kölsche Sprache und zugleich der Songtitel, dem die Autobiographie ihren Namen entliehen hat. Dann war Schluß, nach rund dreieinhalb äußerst unterhaltsamen und bewegenden Stunden.

Festzustellen ist, daß viele Stücke in ihrer abgespeckten akustischen Version wesentlich intensiver und eindringlicher rüberkamen als in den Rockvarianten von BAP. Das gilt besonders für inhaltlich eher düstere Songs wie Noh Gulu oder Nie met Algebra. Der gestrige Auftritt meines Idols hat mich begeistert. Rein akustisch und mit Mundharmonika ist Wolfgang Niedecken als Singer/Songwriter heute vielleicht näher dran an wiederum seinem Idol Bob Dylan als je zuvor. Er ist ebenso sehr Dichter und Literat wie Musiker, und er ist gelöst und mit sich im Reinen, obwohl er sich zuweilen immer noch irgendwo zwischen Start und Ziel sieht.

Auf der Bühne stand am gestrigen Abend ein lockerer und aufgeräumter Mann. Ich habe es genossen. Wird Zeit, daß ich "Für 'ne Moment" endlich lese. Ich fiebere schon dem nächsten Auftritt entgegen, bei dem ich zugegen sein werde. Der findet am 1. September statt, auf der Loreley und mit der ganzen Firma BAP. Dort geben sie sich 30 Jahre nach dem umjubelten Rockpalast-Auftritt noch einmal die Ehre.

Montag, 4. Juni 2012

Pressespiegel beim Verlag Peter Hopf

Der Berliner eBook-Verleger - nennt man das so? - Thomas Knip hat auf der Seite des Verlags Peter Hopf einen "Pressespiegel" eingerichtet. Dort finden sich Besprechungen der bei Hopf erschienenen Bücher.

Gleich zwei Rezensionen zu TIBOR 1 sind bereits an jener Stelle zu vermelden. Die eine stammt von dem Rezensenten Carsten Kuhr, der sie für die Phantastik-News geschrieben hat, die andere aus der Highlightzone. Den Verfasser herauszufinden, ist mir leider nicht gelungen. Zu sagen, die beiden Besprechungen seien positiv ausgefallen, wäre noch untertrieben. Das freut mich natürlich sehr, zumal ich das Manuskript für Band 3 zwischenzeitlich ja auch schon abgeliefert habe.

Gleich oben auf der Verlagsseite findet sich übrigens TIBOR 2, das nun offiziell erschienen ist. Das heißt, das Belegexemplar wird in den nächsten Tagen in meinem Briefkasten liegen. Ich freue mich schon darauf, das Buch in Händen zu halten.

http://www.verlag-peter-hopf.de/pressespiegel.php

Sonntag, 3. Juni 2012

Das Programmbuch zum Coloniacon 20

Es mag sich ein wenig seltsam anhören, schließlich ist der 20. Coloniacon seit einer Woche Geschichte. Dennoch bin ich erst jetzt dazu gekommen, das Programmbuch aus seiner Klarsichthülle zu befreien und durchzublättern. Ganz durchgelesen habe ich es nicht. Ich gestehe, daß mich nicht alles am Inhalt interessiert. Für mich ist das Programmbuch mehr ein Sammelobjekt.

Das 134 Seiten dicke Buch ist mit einem umlaufenden Titelbild von Dieter Bohn versehen. Im Inneren finden sich mehrere Erzählungen, unter anderem von Horst Hoffmann und Michael Markus Thurner. Daneben gibt es Fotos von früheren Cons sowie Zeichnungen, Biographien, Interviews und Serienbesprechungen. Der Autor Bernard Craw präsentiert eine Leseprobe aus seinem BattleTech-Roman Präludium.

Zunächst überrascht hat mich der Abdruck eines kompletten Kapitels aus meinem im Blitz-Verlag erschienenen Raumschiff Promet-Roman Das Orakel von Chron. Erst dann fiel mir wieder ein, daß ich und Herausgeber Jörg Kaegelmann vor längerer Zeit das Einverständnis dazu gegeben hatten. Nach einem halben Jahr hatte ich gar nicht mehr daran gedacht.

Wie gesagt, das Programmbuch ist für mich ein Sammelobjekt. Es ist sicher nichts, was ein Außenstehender unbedingt haben muß, dafür ist es zu speziell. Ich freue mich aber, es den Publikationen früherer Coloniacons und anderer Cons hinzufügen zu können.

Freitag, 1. Juni 2012

Zauberspiegel fünf Jahre online

Auf das Online-Magazin Zauberspiegel wurde ich 2008 aufmerksam. Damals schrieb ich für Perry Rhodan Action, und die zweiwöchentlich erscheinenden Romane wurden regelmäßig beim Zauberspiegel besprochen.

Das Magazin gefiel mir auf Anhieb, und es gefällt mir immer noch. Die engagierten Mitarbeiter widmen sich nicht nur allen möglichen Spielarten der Phantastik. Sie beschäftigen sich auch mit anderen Genres im Unterhaltungsbereich, mit Krimis und Thrillern, Abenteuergeschichten und Western. Dies alles in der Literatur, in Comics und medialen Ausprägungen wie Film und Fernsehen.

Vieles davon interessiert mich, eine Menge anderes nicht. Kein Wunder, da die Zauberspiegel-Macher ein breites Publikum ansprechen. Das finde ich gut. Beim Zauberspiegel dürfte jeder etwas finden, das ihn interessiert. Ich schaue alle zwei bis drei Tage hinein, und bei irgendeinem Artikel, einer Besprechung oder neuen Nachrichten bleibe ich immer hängen.

Daß der Zauberspiegel in der Online-Variante seinen 5. Geburtstag feiert, hat er einem engagierten und enthusiastischen Team von Mitarbeitern zu verdanken. Mit der ursprünglichen Print-Ausgabe startete er übrigens bereits 1982, so daß er insgesamt sogar schon auf dreißig Jahre zurückblicken kann.

Zu beiden Jubiläen meinen herzlichen Glückwunsch an die Macher und Mitarbeiter. Ich hoffe, ihr bleibt uns noch viele Jahre erhalten. Ein Blick lohnt immer:
http://www.zauberspiegel-online.de/