Montag, 31. August 2015

Bläck Fööss seit 40 Jahren am Tanzbrunnen

(c) des Fotos by Frank "Veeni" Veenstra
Ob das irgendeine andere Band an irgendeinem Ort der Welt geschafft hat? Vierzig Jahre lang jedes Jahr mindestens ein, zuweilen sogar zwei oder drei Mal am selben Veranstaltungsort aufzutreten? Die Kölner Mundartgruppe Bläck Fööss hat dieses Kunststück jedenfalls fertig gebracht. 1970 wurden die Fööss gegründet, 1975, also in dem Jahr, in dem Boss Bruce Springsteen sein Jahrhundertalbum Born to Run veröffentlichte, stand die Mutter aller kölschen Bands erstmals auf der Open Air-Bühne des Tanzbrunnens.

Am Samstagabend war es wieder soweit. Vor proppenvollem ausverkauftem Haus und bei strahlendem Sonnenschein legten die sieben Musiker pünktlich um 19 Uhr los. Die Stimmung beim Publikum war sofort da, bei allen "von 8 bis 80", wie Erry Stoklosa feststellte. Fööss-Konzerte sind eine echte Familienangelegenheit, zu der sogar Besucher aus Belgien, den Niederlanden und Skandinavien anreisen. Die Fööss waren bestens aufgelegt, und die Hits kamen Schlag auf Schlag. In 45 Jahren Bandbestehen sammelt sich natürlich ein enormer Fundus an Liedern an

Zu jedem Konzert am Tanzbrunnen lässt die Kölner Kultband sich etwas besonderes einfallen. In diesem Jahr gaben die Musiker ein Elvis Presley-Medley zum besten. Gewandet in typisches Elvis-Bühnenoutfit schmetterten sie ein paar bekannte Stücke des King, um dann ihr Elvis lääv folgen zu lassen. Überhaupt verweisen sie immer wieder auf die Idole ihrer eigenen Jugend

Doch es wurde nicht nur gefeiert und mitgesungen, sondern zwischendurch immer wieder besinnliche, nachdenkliche Töne angeschlagen. Zum Beispiel mit Usjebomb, einem ruhigen Stück über das ausgebombte Köln. An das Kriegsende vor siebzig Jahren erinnerte auch der von Karl Berbuer stammende Gassenhauer Trizonesiensong, unschwer zu erkennen auf die drei Besatzungszonen gemünzt und gleich nach dem Krieg so etwas wie die inoffizielle Ersatzhymne. Bömmel Lückerath nutzte die Gelegenheit, um vor immer offener zu Tage tretenden rechten Tendenzen zu warnen. Harsche Kritik musste auch der Rat der Stadt Köln für so manch verfehlte Politik in den vergangenen Jahren einstecken.

Meine Lieblingslieder der Bläck Fööss stammen vorwiegend aus den Siebziger oder frühen Achtziger Jahren, und da die Band sich durch alle Schaffensperioden spielte, kamen auch sie zum Zug. Kölsche Bröck, erzählt aus der Perspektive einer Kölner Rheinbrücke, Ming eetste Fründin, die natürlich das Meiers Kätchen war, und vor allem das Heimwehstück Ich han nen Deckel.

Klar, dass mir nicht alle Stücke der Bläck Fööss gefallen. Das schafft ja nicht mal BAP, und selbst beim Boss gibt es Songs, die ich nicht mag. Bei den Fööss sind das beispielsweise die vom Publikum stets abgefeierten Kathrin und Bye bye, my Love. Die Leute fahren drauf ab, ich sehe darin nur Schlagerdriss. Aber ein paar wenige Ausfälle bei all den wunderbaren Liedern verzeihe ich den in Ehren ergrauten Herren gern, die die Kölsche Mundart in die Musik und die Musik in die Kölsche Sprooch gebracht haben.

Unsere Stammbaum jagte sich mit Wenn et Leech usjing em Roxy, Surfen am Fühlinger See mit dem Bickendorfer Büdche. Das Publikum der Bläck Fööss ist ausgesprochen textsicher, und zuweilen lassen die Musiker, die in jeder musikalischen Richtung zu Hause sind, ihm den Vortritt. Bei Uptempo-Stücken und Rock'n'Roll ebenso wie bei Balladen und griechischen Melodien. Beim Sirtaki ließ sich das Publikum nicht lange bitten. Da der Tanzbrunnen rechtsrheinisch liegt, durfte Schäl Sick natürlich nicht fehlen, und das Rheinhotel erfreut sich ohnehin immer wieder großer Beliebtheit.

Drink doch eine met und In unserem Veedel habe ich bestimmt tausendmal gehört, habe aber bei beiden Stück immer noch einen Kloß im Hals. Kaum anders geht es mir bei Mer han e Hätz för Kölle, eins ihrer schönsten Stücke, ihrer zu Herzen gehendsten Lieder, bei dem so mancher Lokalpatriot gerne mal ein Tränchen verdrückt.

Manches Stück fehlte, manches andere kam überraschend. Nach dem Veedel war Schluss, um Punkt 22 Uhr und nach einem wundervollen dreistündigen Programm. Länger als bis zehn ist am Tanzbrunnen nicht erlaubt, auch nicht am Wochenende, sonst gibt es Ärger. Man merkte den Musikern an, dass sie liebend gern noch weitergespielt hätten. Durften sie aber nicht. Schade. Dafür haben sie angekündigt, 2016 auch im 41. Jahr am selben Ort auf der Bühne zu stehen. Ich bitte darum.

Sonntag, 30. August 2015

250 Ausgaben deutscher Rolling Stone

Wahrscheinlich ist inzwischen bereits das September-Heft erschienen, aber das möchte ich trotzdem noch nachreichen: Die August-Ausgabe des Rolling Stone war eine ganze besondere, nämlich die Jubiläumsausgabe 250. Ich weiß noch, wie vor über zwanzig Jahren endlich eine deutschsprachige Ausgabe des Musikmagazins an den Kiosken lag. Darauf hatte ich schon eine ganze Weile gewartet. So war ich von der ersten Nummer an ein regelmäßiger Leser, und das viele Jahre lang. Der Rolling Stone berichtete in schöner Regelmäßigkeit über Musiker und Bands, die ich mochte und mag.Irgendwann traten nach und nach Veränderungen ein. Das ist bei einer Zeitung oder Zeitschrift ein ganz normaler Vorgang. Mit dem sich ändernden Layout konnte ich nicht viel anfangen. Nicht so schlimm, denn es geht ja um den Inhalt. Doch auch der veränderte sich. Nicht zum Schlechteren hin, sondern einfach teilweise in eine Richtung, die mich nicht interessierte. Manche Artikel waren immer noch voll und ganz nach meinem Geschmack, andere las ich höchstens noch quer.Dann kam Classic Rock auf den deutschen Markt, und eine Weile las ich beide Magazine parallel. Es zeichnete sich ab, dass ich das auf Dauer nicht beibehalten kann. So viel Zeit habe ich einfach nicht. Man will ja schließlich auch noch andere Sachen lesen. Als ich mich selbst vor die Entscheidung stellte, eine von beiden Lektüren aufzugeben, fiel mir die Wahl nicht mehr schwer. Der Rolling Stone musste dran glauben. Gleichwohl er zweifellos weiterhin ein gutes und fachkundiges Magazin blieb, hatte ihm Classic Rock bei mir thematisch den Rang abgelaufen.Als jetzt die 250. Ausgabe erschien, musste ich trotzdem mal wieder zugreifen. Die Macher feiern sich darin selbst, und das haben sie sich zweifellos verdient. Es gibt einen Parforceritt durch 250 Monate, bei dem sämtliche Cover noch einmal zu sehen sind, dazu kurze Rückblicke und Anekdötchen. Das Titelbild der vorliegenden Ausgabe zieren Musiker, die den Rolling Stone und seine Mitarbeiter über all die Jahre begleitet, begeistert und inspiriert haben. Als Beilage findet sich sogar ein Taschenbuch, das sich mit den 250 Alben des jeweiligen Monats beschäftigt.Doch um zurück zur Gegenwart zu kommen: Es finden sich gerade einmal zwei längere Artikel in der Jubelausgabe, die mich vereinnahmen konnten. Der eine beschäftigt sich mit den Prog-Rock-Größen Rush, die anscheinend selbst unschlüssig sind, ob die bevorstehende Tournee ihre letzte sein wird.Der andere beleuchtet ein weiteres Jubiläum, ein vierzigjähriges gar, nämlich das Erscheinen von Bruce Springsteens 1975er Album Born to Run als Manifest der Mythen des Rock’n’Roll. Unfassbar, dass der Boss, der eine Zeitlang dachte, er würde das Album niemals fertig bekommen, es schließlich, als die Platte dann doch noch fertig wurde, aus Unzufriedenheit wegwerfen wollte. „Ich wurde geboren, alterte und starb, während ich das Album machte.“ Diese später getätigte Aussage Springsteens verdeutlicht seine Zerrissenheit während der langen Produktionsphase.Was für ein Glück, dass er es nicht getan hat. Ein kaum vorstellbarer Verlust, denn ich liebe das Album, egal wie oft ich es angehört habe. Ob es für mich das beste Rockalbum aller Zeiten ist? Schwer zu sagen, aber durchaus möglich. Auf jeden Fall rangiert es mit ganz weit oben. Meinen Dank an Arne Willander für den prima Artikel, und dem Rolling Stone einen herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum. Wie sagt man bei solchen Anlässen? Auf die nächsten 250!

Dienstag, 25. August 2015

Wäscher-Romanadaptionen kommen als E-Books

Das freut mich wirklich sehr. Heute hat der Verlag Peter Hopf bekannt gegeben, dass meine dort erscheinenden Romanadaptionen nach Comics von Hansrudi Wäscher nun auch digital erscheinen. Das gilt für den Weltraumfahrer Nick, für den Sohn des Dschungels Tibor und für den Ritter ohne Furcht und Tadel Falk. Auch die von Thomas Knip verfasste Gesamtausgabe von Bob & Ben wird nicht unterschlagen.

Es soll ja tatsächlich Leute geben, die keine gedruckten Bücher mehr lesen, sondern ausschließlich nur noch E-Books. Sie werden jetzt ebenso bedient wie diejenigen, denen die in limitierter Auflage erscheinenden Printausgaben zu teuer sind. Wie die Hardcover werden auch die E-Books mit den in den Romanen enthaltenen Innenillustrationen versehen.

Los geht es mit Tibor Band 1, der Anfang September erscheint und jetzt schon vorbestellt werden kann. Am 1. Oktober folgt Nick 1, am 2. November Bob & Ben und am 1. Dezember Falk 1. Im nächsten Jahr geht es weiter. Die genauen Veröffentlichungsdaten der weiteren Romane werden noch bekannt gegeben.

Zu diesem Anlasse verweise ich auf die Rezension zum ersten Tibor-Roman, die im Online-Portal Highlightzone erschienen ist:
Der junge amerikanische Millionär Gary Swanson stürzt mit dem Flugzeug über dem afrikanischen Dschungel ab. Er überlebt, verliert allerdings sein Gedächtnis. Beim Stamm des freundlichen Gorillas Kerak findet er nach einigen Anfangsschwierigkeiten Aufnahme. Da Gary auch seinen Namen vergessen hat, gibt Kerak ihm einen Neuen: Tibor.
Nach und nach lernt Tibor im Dschungel ein unglaublich freies und unbeschwertes Leben kennen, er lernt schließlich sogar die Sprache der Tiere. Als er nach vielen wundersamen Abenteuern sein Gedächtnis zurückerlangt und eine Station englischer Kolonialbeamter aufsucht, erwartet ihn ein Schock: Swanson wurde für tot erklärt, sein Vermögen ist verspekuliert, seine Verlobte hat geheiratet. Tibor kehrt der Zivilisation den Rücken und verschwindet für immer im Urwald, um fortan mit seinen Freunden aus dem Tierreich zu leben. 
Achim Mehnert – der in Kennerkreisen als einer der besten zeitgenössischen deutschen SF-Autoren gilt (u.a. Ren DharkPerry RhodanAtlanProfessor Zamorra)- hat Hansrudi Wäschers legendäre Kultcomics in Romanform umgesetzt. 
Wäschers Dschungelheld unterschied sich in so mancherlei von seinen Kollegen Tarzan oder Akim. Im Gegensatz zu diesen war er nicht als Baby von Affen aufgezogen worden, sondern erst im zweiten Bildungsweg als Erwachsener zum Herrn des Dschungels geworden, der die Sprachen aller Tiere versteht. Das gibt potentiellen Aussteigern natürlich Hoffnung, es ihm eines Tages gleichzutun. 
Wäschers Comics zählen zu den absoluten Perlen der neunten Kunst, und Tibors Abenteuer wiederum gehören zu deren Höhepunkten, man denke nur an klassische Geschichten wie den Nandi-Bär-Zyklus. Nun hat Tiborauch die Literatur erobert. Der erste Tibor-Roman beinhaltet handlungsmäßig die Tibor-Piccolos #1-#9. Fortsetzung folgt. 
Fazit: Ein Aussteiger-Schicksal, das sogar Rüdiger Nehberg vor Neid erblassen lässt. Auch in Romanform macht der Dschungelfürst eine gute Figur! Hansrudi Wäschers geniale Stories mit ihrem unverwechselbaren Humor wurden von dem Routinier Mehnert gekonnt in Prosaform umgesetzt. 
http://www.verlag-peter-hopf.de/detail-abenteuer-tibor-001-ebook.php 
http://www.highlightzone.de/buch/tibor.html

Freitag, 21. August 2015

Im Bann eines Schwarzen Raumers

Die Zyklops und die Schwarzen Raumer, die vor 1.350 Jahren im Galaktischen Krieg Planeten zerstört und ganze Zivilisationen ausgerottet haben, waren eines der zentralen Elemente in den klassischen Geschichten von Raumschiff Promet. Kurt Brand hat mit ihnen ein Mysterium in seinen Romanen geschaffen, das mich heute noch fasziniert. Die Schwarzen Raumer haben nichts von ihrem Schrecken verloren.

Ich habe kürzlich die Arbeit an einem weiteren Roman für Raumschiff Promet Neo (Von Stern zu Stern) abgeschlossen. In der Geschichte spielt einer jener Schwarzen Raumer eine wichtige Rolle. Mit der Promet wagen Peet Orell, Arn Borul und ihre Freunde zum ersten Mal den Sprung zum Riesenstern Deneb. Man könnte von der ersten gemeinsamen Mission von Menschen und Moranern sprechen, und sie endet mit schwerwiegenden Problemen für die Promet.

Ich habe dem Roman den vorläufigen Titel Sternentod verpasst. Ob das für 2016 geplante Buch auch unter diesem Titel erscheint, weiß ich noch nicht. Mir schwirren immerhin drei alternative Titelvorschläge im Kopf herum.

Dienstag, 18. August 2015

Schlomo zum Vierten - Trivialliteratur? Ja klar!

Schlomo hat wieder zugeschlagen. Beim Zauberspiegel erschien just der vierte Teil seiner Kolumne zum Thema Ren Dhark. Diesmal widmet Schlomo sich den beiden aktuellen Büchern, nämlich Band 55 der Hauptserie und dem Unitall-Sonderband 28, also Vereinigung der alten Völker und Das Geheimnis von Iondru. Doch halt, Schlomo wäre nicht Schlomo, wenn das so einfach wäre oder gar linear geschähe.

Zunächst einmal geht es darum, warum Schlomo auf Trivialliteratur abfährt und sie gar für die bedeutendste Richtung der Literatur insgesamt ansieht. Aber dann geht es um sein Labor und Musik, um Anagramme und Geheimcodes, um T'Pol, Lethal Weapon und Transsylvanien, um NCIS, Perry Rhodan und Andreas Eschbach, um eine Gasmaskentasche der US Army, Zeitreisegeschichten und Energieunschärfe, die Dekohärenz der Quantenmechanik, Interferenzmuster und die Weltenwahrscheinlichkeitsfunktion. Hier bricht dann endgültig der Physiker in Schlomo durch. Und natürlich dreht sich immer wieder alles um Kippen und Kaffee. Wie Schlomo selbst anmerkt, schreibt er sämtliche Gedanken einfach so runter, wie sie ihm durch den Kopf rauschen.

Auch hat Schlomo Mess-Skalen mit eigenen Einheiten. So ist "H" die Einheit "Hajo" für die Genialität eines Exposés und "Me" die Einheit "Mehnert" für geniale Ideen in einer Geschichte. Da fühle ich mich nicht nur gebauchpinselt, ich lache mich auch schlapp. Das völlig irre Kaleidoskop Schlomoscher Gedankengänge kommt rüber wie ein erratischer Bildersturm und macht Spaß. Ich lese seine Kolumne mit Vergnügen, und diesmal hat er sich selbst übertroffen. Ach ja, eingangs erwähnte Bücher hat er en passant auch besprochen, 28 ausführlich, 55 zur Hälfte. Der Rest folgt in der nächsten Kolumne. Ich freue mich schon drauf.

Schlomos Artikel gibt es hier: http://www.zauberspiegel-online.de/index.php/zauberstern-kolumnen-mainmenu-75/ren-dhark-das-all/26434-arbeitstitel-trivialliteratur-ja-klar-schlomos-vierte-kolumne

Montag, 17. August 2015

Feind der Wächter

Belegexemplare in der Post, schön, so wie immer. Ren Dhark - Weg ins Weltall 56 ist eingetroffen. Das Buch mit Titel Feind der Wächter habe ich gemeinsam mit Jan Gardemann und Nina Morawietz geschrieben. Das Titelbild stammt von Ralph Voltz, das Exposé - es juckt mich unwillkürlich immer noch in den Fingern, Hajo F. Breuer zu schreiben - von Ben B. Black. Blacky wird es mir verzeihen. Der Klappentext verrät:
"Liv Sanders und Ömer Giray entdecken eine erste heiße Spur, die sie vielleicht zu dem verbrecherischen Utaren Lek führen könnte. Doch am Ende dieser Fährte erwartet sie zunächst eine Welt des Grauens. Etwa zur gleichen Zeit setzen Ren Dhark und seine Freunde alles daran, den verschwundenen Wächter Simon aufzuspüren. Die Suche entwickelt sich rasch zu einer regelrechten Jagd, denn Simon hat es mit einem geradezu unheimlichen Gegner zu tun, dem Feind der Wächter."
Mein Roman beschäftigt sich mit Simon, einer Figur, die bei Ren Dhark schon immer zu meinen Lieblingen gehörte. Es beginnt damit, dass Simon aus einem traumlosen Schlaf erwacht, was eigentlich unmöglich ist, da Wächter nicht schlagen, jedenfalls nicht nach menschlichen Maßstäben. Doch im Verlauf der Ereignisse muss Simon zu seinem Leidwesen erkennen, dass so einiges mit ihm und um ihn herum geschieht, das eigentlich unmöglich zu sein scheint. Dennoch entspricht es der Realität. Oder etwa nicht? Die Antwort, oder zumindest einen Teil der Antworten, liefert die vorliegende Fortsetzung des Weltraumepos um den Sternenforscher Ren Dhark.

Donnerstag, 13. August 2015

Aller Unlogik zum Trotz

Mein alter und überaus geschätzter Ren Dhark-Kollege Uwe Helmut Grave hat Der Sohn des Dschungels gelesen, Band 1 meiner TIBOR-Adaptionen. Doch Uwe hat den Roman nicht nur gelesen, sondern sich auch in seiner typischen UHG-Art dazu geäußert. Was mich natürlich freut. Hier der Wortlaut seiner Besprechung:
Es hat durchaus seine Vorteile, keiner geregelten Arbeit mehr nachzugehen, dann kann man nämlich sehr viel lesen. Das letzte Werk, das ich mir in bequemer Bett-Pose in einem einzigen Rutsch (mit kulinarischen Unterbrechungen) zu Gemüte geführt habe, heißt „Tibor – Der Sohn des Dschungels“. 
Tibor? Da war doch was? Habe ich den nicht schon als Kind oder Jugendlicher gelesen, im vorigen Jahrtausend? Stimmt – aber nicht in Buchform, sondern als Comic, ersonnen von Hansrudi Wäscher. Die Idee, die einstigen Sprechblasen-Bildgeschichten in reine Prosa umzuwandeln, hatte der Verleger Peter Hopf, und er engagierte dafür keinen Geringeren als den bekannten Kölner Autor („Ren Dhark“ u.a.) Achim Mehnert.
Zugegeben, ich schlug das Buch mit einer gewissen Skepsis auf. Achim ist mir persönlich bekannt, ich kenne seine Schreibleistungen – und trotzdem: Ich befürchtete, dass der durchgängige Text meine spärlichen Erinnerungen an die Comicheftchen-Reihe endgültig zum Versiegen bringen würde.
Das Gegenteil war der Fall. Kaum hatte ich mit dem Lesen begonnen, war ich auch schon mittendrin im faszinierenden Reich nostalgischer Schwärmereien. Während der Millionär Gary Swanson nach einem Flugzeugabsturz sein Gedächtnis verlor, brachte das Buch mein eigenes Gedächtnis erst so richtig in Schwung. Ganz tief tauchte ich – heute „ein Greis“ von 60 Jahren – in meine Jugenderinnerungen ein. Es war jene Zeit, in der ich noch unbelastet Astrid Lindgrens „Rasmus und der Landstreicher“ las und anschließend von einem freien Vagabunden-Dasein im Sonnenschein träumte, ohne dass mir das Wissen über reale Obdachlosen-Schicksale den Genuss daran verdarb. Und mit der gleichen Naivität erträumte ich mir auch ein Leben im Dschungel oder zumindest irgendwo in einer Hütte, wie „Grizzly Adams – der Mann in den Bergen“, umgeben von Tieren, die alle lieb und gut zu mir sind, weil auch ich lieb und gut zu ihnen bin. (Heute noch krümme ich keinem Tier ein Fellhärchen. Nur Mücken kille ich gnadenlos!)

Darüber, dass eine sprachliche Verständigung von grundverschiedenen, angeblich mit einem Intellekt ausgestatteten Tieren untereinander völlig unmöglich ist, schon gar nicht in einer Einheitssprache, die auch ein Mensch problemlos erlernen kann (selbst „Doktor Dolittle“ musste 499 unterschiedliche Tiersprachen studieren), zerbrach ich mir damals nicht den Kopf. Ich wollte einfach meinen Comiclesespaß haben, fernab jedweder Logik. Heute sieht das leider etwas anders aus, Nostalgie hin, Nostalgie her. Beim Lesen meldet sich immer wieder der Logiker in mir und beginnt, mit dem Nostalgiker zu diskutieren.

„Wenn sich Tibor mit allen Tieren verständigen kann, warum redet er dann nicht auch mit dem elefantenverspeisenden Saurier?“ – „Weil Saurier doof sind und nicht sprechen können.“ – „Du hast wohl noch nie In einem Land vor unserer Zeit gesehen, wie?“ – „Das ist doch Kinderkram!“ – „Ach? Und Tibor ist was für Erwachsene?“ – „Nicht nur das. Tibor ist sogar brandaktuell. Thema Ausgrenzung: Bulgo und seine fiese Affenbande dulden keine Fremden in ihrer Mitte. Thema Homosexualität: Statt seine Verlobte zurückzuerobern, bleibt der Held lieber bei seinem Gorilla – die Illustration auf Seite 132 lässt keinen Zweifel daran, dass es wahre Liebe nur unter echten Dschungelkerlen gibt.“ – „Sag mal, ist das dein Ernst?“ – „Nein, und jetzt verzieh dich und nimm deine dröge Logik gleich mit!“

Am Schreibstil ist vor allem der typische Mehnert-Kniff hervorzuheben: Kaum wird es spannend, bricht er ab und beginnt, die Handlung ein paar Augenblicke zuvor erneut aufzurollen, diesmal aus einer anderen Sicht. So macht das Lesen (und sicherlich auch das Schreiben) erst richtig Spaß.

Und dem Verleger kann man gar nicht genug dafür danken, dass der Band einen Abschluss hat, obwohl es sich ja eigentlich um eine Serie handelt. „Fortsetzung folgt“ steht zwar auch hier am Schluss, doch man ist als Leser froh, auf der letzten Seite des Buches zu wissen, wie das auf der ersten Seite begonnene Abenteuer endet. So läuft man wenigstens nicht Gefahr, den Handlungsstrang bis zum Erscheinen des nächsten Bandes bereits vergessen zu haben; stattdessen kann man sich frischen Mutes ins nächste Dschungelerlebnis stürzen – aller Unlogik zum Trotz. 
Uwe Helmut Grave
U.H.G.

Mittwoch, 12. August 2015

Wähle deine Masken

Andreas Zwengel ist der neue Autor im Ren Dhark-Team. Nun hat er seinen ersten Sonderband verfasst. Hier schon mal die Titelbildgraphik zu Unitall 29, wie immer von Ralph Voltz. Der Roman trägt den Titel Das Capgras-Syndrom.


Dienstag, 11. August 2015

Classic Rock 42

Einmal mehr eine randvolle, lesenswerte Ausgabe des Musikmagazins, das ich mag. Vom Titelbild sieht einem Eric Clapton entgegen, und das nicht ohne Grund. Clapton is God, diesen Spruch kennt jeder Clapton-Fan. Nun ist der Jahrhundertmusiker 70 Jahre alt geworden. In ihrem Leitartikel beschäftigt sich die aktuelle Ausgabe von Classic Rock mit dem herausragenden Gitarrenhelden, seiner Musik und seinen Bands. In einem Alter, in dem Normalsterbliche längst in Rente sind, denkt Mister Slowhand anscheinend nicht ans Aufhören, und das ist auch gut so.

Noch mehr interessierte mich der Artikel über die Dire Straits, speziell über Mark Knopfler und seine ans Diktatorische grenzenden Anwandlungen, mit denen er sogar seinen Bruder aus der Band vertrieb. Es wird schön nachvollzogen, wie der immer größer werdende Erfolg und der alle Grenzen sprengende Ruhm, den Mark Knopfler nie wollte, sich verselbständigte bis schließlich zu dem Monster-Album "Brothers in Arms". Mitte der Achtziger waren die Dire Straits dank der großen Hits und noch größeren Melodien, die Knopfler reihenweise aus dem Ärmel schüttelte, eine der größten Bands des Planeten. Sah ich sie zum ersten Mal live in der alten Kölner Sporthalle, so geschah es zuletzt im rappelvollen Müngersdorfer Stadion. Nicht viel später war es vorbei mit den Straits, doch eine meiner Lieblingsbands sind sie allein schon wegen Sultans of Swing und Telegraph Road bis heute.

In den Zeitzeichen bekennt sich Dylan-Jünger Wolfgang Niedecken zu den Ramones. Hey, ho, let's go, Wolfgang, das war nun doch eine Überraschung für mich. Die Rock-Meilensteine werfen Schlaglichter auf Ray Davies' Rücktritt bei den Kinks 1973 und die zweimonatige Residenz von AC/DC 1976 im Marquee Club. Außerdem gibt es einen Nachruf auf den größten Blues Boy, der diese Welt verlassen hat. B.B. King starb im Alter von 89 Jahren, der letzte Vertreter der alten Blues-Garde, den zu sehen ich leider nie das Vergnügen hatte. Billy Wyman gräbt nach seinen Wurzeln, die Rock-Mythen thematisieren Bob Dylans Verrat in Newport, als er 1965 beim dortigen Folk-Festival zum Entsetzen der Folk-Gemeinde mit elektrischer Gitarre statt mit akustischer Klampfe auf die Bühne stieg, und die Rückblende beleuchtet Carl Perkins' Blue Suede Shoes.