(c) des Fotos by Frank "Veeni" Veenstra |
Am Samstagabend war es wieder soweit. Vor proppenvollem ausverkauftem Haus und bei strahlendem Sonnenschein legten die sieben Musiker pünktlich um 19 Uhr los. Die Stimmung beim Publikum war sofort da, bei allen "von 8 bis 80", wie Erry Stoklosa feststellte. Fööss-Konzerte sind eine echte Familienangelegenheit, zu der sogar Besucher aus Belgien, den Niederlanden und Skandinavien anreisen. Die Fööss waren bestens aufgelegt, und die Hits kamen Schlag auf Schlag. In 45 Jahren Bandbestehen sammelt sich natürlich ein enormer Fundus an Liedern an
Zu jedem Konzert am Tanzbrunnen lässt die Kölner Kultband sich etwas besonderes einfallen. In diesem Jahr gaben die Musiker ein Elvis Presley-Medley zum besten. Gewandet in typisches Elvis-Bühnenoutfit schmetterten sie ein paar bekannte Stücke des King, um dann ihr Elvis lääv folgen zu lassen. Überhaupt verweisen sie immer wieder auf die Idole ihrer eigenen Jugend
Doch es wurde nicht nur gefeiert und mitgesungen, sondern zwischendurch immer wieder besinnliche, nachdenkliche Töne angeschlagen. Zum Beispiel mit Usjebomb, einem ruhigen Stück über das ausgebombte Köln. An das Kriegsende vor siebzig Jahren erinnerte auch der von Karl Berbuer stammende Gassenhauer Trizonesiensong, unschwer zu erkennen auf die drei Besatzungszonen gemünzt und gleich nach dem Krieg so etwas wie die inoffizielle Ersatzhymne. Bömmel Lückerath nutzte die Gelegenheit, um vor immer offener zu Tage tretenden rechten Tendenzen zu warnen. Harsche Kritik musste auch der Rat der Stadt Köln für so manch verfehlte Politik in den vergangenen Jahren einstecken.
Meine Lieblingslieder der Bläck Fööss stammen vorwiegend aus den Siebziger oder frühen Achtziger Jahren, und da die Band sich durch alle Schaffensperioden spielte, kamen auch sie zum Zug. Kölsche Bröck, erzählt aus der Perspektive einer Kölner Rheinbrücke, Ming eetste Fründin, die natürlich das Meiers Kätchen war, und vor allem das Heimwehstück Ich han nen Deckel.
Klar, dass mir nicht alle Stücke der Bläck Fööss gefallen. Das schafft ja nicht mal BAP, und selbst beim Boss gibt es Songs, die ich nicht mag. Bei den Fööss sind das beispielsweise die vom Publikum stets abgefeierten Kathrin und Bye bye, my Love. Die Leute fahren drauf ab, ich sehe darin nur Schlagerdriss. Aber ein paar wenige Ausfälle bei all den wunderbaren Liedern verzeihe ich den in Ehren ergrauten Herren gern, die die Kölsche Mundart in die Musik und die Musik in die Kölsche Sprooch gebracht haben.
Unsere Stammbaum jagte sich mit Wenn et Leech usjing em Roxy, Surfen am Fühlinger See mit dem Bickendorfer Büdche. Das Publikum der Bläck Fööss ist ausgesprochen textsicher, und zuweilen lassen die Musiker, die in jeder musikalischen Richtung zu Hause sind, ihm den Vortritt. Bei Uptempo-Stücken und Rock'n'Roll ebenso wie bei Balladen und griechischen Melodien. Beim Sirtaki ließ sich das Publikum nicht lange bitten. Da der Tanzbrunnen rechtsrheinisch liegt, durfte Schäl Sick natürlich nicht fehlen, und das Rheinhotel erfreut sich ohnehin immer wieder großer Beliebtheit.
Drink doch eine met und In unserem Veedel habe ich bestimmt tausendmal gehört, habe aber bei beiden Stück immer noch einen Kloß im Hals. Kaum anders geht es mir bei Mer han e Hätz för Kölle, eins ihrer schönsten Stücke, ihrer zu Herzen gehendsten Lieder, bei dem so mancher Lokalpatriot gerne mal ein Tränchen verdrückt.
Manches Stück fehlte, manches andere kam überraschend. Nach dem Veedel war Schluss, um Punkt 22 Uhr und nach einem wundervollen dreistündigen Programm. Länger als bis zehn ist am Tanzbrunnen nicht erlaubt, auch nicht am Wochenende, sonst gibt es Ärger. Man merkte den Musikern an, dass sie liebend gern noch weitergespielt hätten. Durften sie aber nicht. Schade. Dafür haben sie angekündigt, 2016 auch im 41. Jahr am selben Ort auf der Bühne zu stehen. Ich bitte darum.