»De Nosskracher« heißt die diesjährige Aufführung, auf
Hochdeutsch also »Der Nusskracher«. Vorab wunderte ich mich über den Titel.
Dass man einen Nussknacker auch als Nusskracher bezeichnet ist mir neu. Die
Vorstellung war ausverkauft, wie vermutlich ebenso die vorangegangenen und
alle, die bis Weihnachten noch folgen werden.
Der titelgebende Nusskracher spielt eine wichtige Rolle.
Doppelt so groß wie die Akteure, ersetzt er den von den Knollendorfern sehnlich
erwarteten Weihnachtsbaum, der auf dem Markt zwischen den Buden aufgestellt
werden soll. Da anstelle des Prachtbaumes aber nur ein mickriges Gehölz
geliefert wird, machen die Puppen aus der Not eine Tugend, indem sie den in
einem Keller vergessenen Nusskracher reaktivieren.
Und genau damit beginnen die Irrungen und Wirrungen. Der
Legende nach gibt es im Wald nämlich eine goldene Nuss, und derjenige, der sie
findet und von dem Knacker knacken lässt, der hat einen Wunsch frei. Hänneschen
und Bärbelchen machen sich auf die Suche, weil sie einem durch gebrochenen
Flügel nicht mehr flugfähigen Engel in den Himmel zurück helfen wollen.
Schäl, wie immer verschlagen und auf den eigenen Vorteil
bedacht, hat selbstverständlich ganz anderes im Sinn. Er sieht sich schon in
einem Swimming Pool voll Gold schwimmen. Vorher hat er bereits eine
Biberfamilie entführt, für die der Lehrer und die Schüler, allen voran
Hänneschen und Bärbelchen, ein Biberreservat anlegen. Oder ein „Biberreserverad«,
wie Hänneschen radebrecht, weil er das Wort nicht aussprechen kann. Schäl will
die entführten Biber ohnehin viel lieber gewinnbringend verkaufen.
In den vier Aufzügen spielen auch einige der anderen
bekannten Puppen mit: der Tünnes und der Speimanes, Maritzebill und der
Mählwurm, dazu Dorfpolizist Schnäuzerkowski und der hillije Mann, der vom
Himmel auf die Erde hinabsteigt. Neben den Bibern spielen auch die Tiere des
Waldes wieder mit, die häufig dabei sind. Sowohl Menschen als auch Tiere –
ohnehin samt und sonders Puppen – singen zwischendurch das eine oder andere
Weihnachtslied. In den vier Aufzügen gibt es einige gelungene Gags, über die
sowohl Kinder als auch Erwachsene lachen. Wie es sich für das
Hänneschen-Theater gehört, wird all das in Kölscher Mundart dargeboten.
Am Ende sind es natürlich Hänneschen und Bärbelchen, die
alles zum Guten wenden, doch die Paraderolle hat der Schäl, dem es tatsächlich
gelingt, die goldene Nuss zu finden und sie vom Nosskracher knacken zu lassen.
Doch siehe da, gerade als er am Ziel seiner Träume zum reichen Mann ist, wird
der Bursche geläutert und tut endlich mal ein gutes Werk, indem er den
gefallenen Engel wieder fliegen lässt.
Drei verschiedene Bühnenbilder gibt es diesmal, wieder liebevoll entworfen und ausgeführt. Da ist
zunächst der Knollendorfer Marktplatz mit den noch geschlossenen
Weihnachtsständen, gefolgt von einem winterlichen, schneebedeckten Wald und
anschließend der guten Stube vom Schäl, in der der Halunke die entführten Biber
eingesperrt hat. Zum Finale im vierten Aufzug geht es dann zurück auf den
Knollendorfer Marktplatz, wo die Marktstände inzwischen beleuchtet sind und
Puppen und Publikum gemeinsam singen.
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