Bernhard Küchler und Valentin Scholz haben einen Film über
den SC Fortuna Köln gedreht. In dem Portrait der beiden Filmemacher geht es
nicht um die Vergangenheit des Traditionsvereins aus der Kölner Südstadt,
sondern um das Hier und Heute. Küchler und Scholz haben sich der Mannschaft und
des Vereins seit 2014 angenommen, seit dem Aufstieg in die 3. Liga und der
Rückkehr in den Profifußball. Das ist aktuell, das ist modern – und, wie ich
finde, für eine rund neunzigminütige Produktion wie diese ungewöhnlich genug.
Ich hatte das Vergnügen, den Film gestern im Odeon-Kino auf der Severinstraße
zu sehen.
Eingangs kommen einige der Aufstiegshelden zu Wort, mit
launigen und nachdenklichen Stellungnahmen zu den Kollegen. Darunter sind
Kapitän Daniel Flottmann, Dauerläufer Thomas Kraus und der überragende
Torschütze Ercan Aydogmus. Allein schon aus deren Aussagen kann man
heraushören, was die Spieler zu einer Mannschaft zusammengeschweißt hat, die
unter Präsident Klaus Ulonska und Trainer Uwe Koschinat das große Ziel
erreichte, das die Fußballfans in der Südstadt so sehr herbeigesehnt hatten.
Natürlich kommen im Laufe des Films auch die beiden
letztgenannten zu Wort, ebenso wie von anderen über sie gesprochen wird. Man
sieht Uwe Koschinat in seiner engagierten Art an der Seitenlinie, man lauscht
noch einmal den Worten des großartigen Klaus Ulonska, der uns leider so früh
verlassen hat. Das im Kino anwesend Publikum lauschte ohnehin gebannt, doch
besonders bei einer Sequenz herrschte andächtige Stille.
Klaus Ulonska hatte gerade ein Interview gegeben und wurde
an dessen Ende gefragt, ob er in Kürze noch für ein paar weiterreichende Fragen
zur Verfügung stehe. Das täte er selbstverständlich jederzeit, entgegnete er
in seiner offenen und herzlichen Art. Dann gibt es einen Schnitt. Man sieht
Laub, Bäume, den Schwenk auf ein Grab, auf dem sein Name steht. Wieder ein
Schnitt: Spieler, Vereinsangehörige, Offizielle und Zuschauer bei der
Schweigeminute vor dem Anpfiff des folgenden Heimspiels, dem ersten, an dem
Klaus nach seinem überraschenden Tod nicht mehr teilnehmen konnte.
Die wunderbare Helge Ulonska plaudert über ihren
verstorbenen Mann. Sie erzählt noch einmal, wie er von Fans dazu gedrängt
wurde, die Geschicke der Fortuna zu übernehmen, wie er es nur ein Vierteljahr
lang machen wollte – und es schließlich mehr als zehn Jahre machte.
Den traurigen und besinnlichen Szenen folgt Klaus Ulonskas
größter Triumph. Vorn auf der Leinwand laufen die entscheidenden Szenen des
Rückspiels der Relegation zwischen der 2. Mannschaft des FC Bayern München und
der Fortuna, die nach der regulären Spielzeit eigentlich schon tot war, in der
letzten Sekunde der Nachspielzeit aber das entscheidende Tor zum Aufstieg
schoss, dass bei den Kölner Anhängern alle Dämme brechen ließ. Schön, das an
dieser Stelle noch einmal nachzuerleben.
Doch es gibt noch mehr. Johannes Rahn kommt zu Wort, Michael
Schwetje, ebenso die ehemaligen Fortuna-Spieler Hans Sarpei und Tim Wiese, dazu
Sportjournalisten und »Fußball-Philosoph« Bruno Laberthier. Und für Insider: auch Elli. :-) Nicht ausgespart
bleibt die bittere Pokalpleite im Stadtderby gegen die Viktoria. Die gehört
dazu.
Herausgekommen ist ein sehr schöner Film, bewegend und
nachdenklich, melancholisch und euphorisch, begeistert und begeisternd. Oder
wie man in Köln sagt: himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Es ist ein
Film, der ans Herz geht und der eine Menge Herz besitzt, obwohl es sich bei
Küchler und Scholz nicht um erklärte Fortuna-Fans handelt – was das Ergebnis
aufgrund der gewissen Distanz aber umso wertvoller macht.
Mit dem
Fortuna-Portrait gab es 2015 nach »Heinz Flohe – Der mit dem Ball tanzte«
jedenfalls den zweiten gelungenen und mich berührenden Kölner Fußballfilm, den
ich mir sicher mehr als nur einmal anschauen werde. Beim Abspann brach das
Kinopublikum in spontanen Applaus aus, und das haben sich Küchler und Scholz
mit ihrem tollen Portrait absolut verdient. Ich warte dann mal auf die DVD.