Sonntag, 23. April 2017

Welt der Kenporim

Der neue Ren Dhark ist erschienen, und meine Belegexemplare sind eingetroffen. Den Roman habe ich diesmal zusammen mit Jan Gardemann und Nina Morawietz geschrieben. Das Exposé zum 68. Band von Weg ins Weltall stammt von Ben B. Black, das Titelbild wie immer von Ralph Voltz. Wohin es Ren Dhark und die Point of im neuen Buch verschlägt, verrät der Titel Welt der Kenporim. Was es allerdings mit dieser Welt auf sich hat, müsst ihr selbst lesen.

Der Klappentext - der gar kein Klappentext ist, sondern ein Rückseitentext - offenbart über den Buchinhalt folgendes: "Die beiden GSO-Agenten Ömer Giray und Liv Sanders erfahren mehr und mehr über die Machenschaften der Vereinigung der Alten Völker. Allerdings kommen sie dabei auch einem nicht gerade zimperlichen Utaren sehr nahe, an dem sich schon andere die Zähne ausgebissen haben. Etwa zur selben Zeit werden Ren Dhark und seine Begleiter gezwungen, länger in der Galaxis Voktar zu verbleiben, als ihnen allen lieb ist. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, in die heimatliche Milchstraße zurückzukehren, stoßen sie auf die Welt der Kenporim."

Donnerstag, 20. April 2017

William Voltz - Galaktische Station 17

Transmitterstationen durchziehen die Milchstraße, die ein müheloses und weitgehend zeitverlustfreies Reisen von einer Welt zur anderen ermöglichen. Allerdings sind sie Völkern vorbehalten, die die sogenannte Allianz bilden, einen Völkerbund, dem auch die Menschen angehören. Spezies, die wegen Verfehlungen aus der Allianz ausgeschlossen werden, verlieren das Privileg, die Transmitterverbindungen zwischen den galaktischen Stationen benutzen zu dürfen. Für sie ist es wie ein Rückschritt in die Steinzeit, und einige dieser Völker schließen sich zu den Abtrünnigen zusammen.
 
Der Terraner Curd Seay ist seit acht Jahren Wächter auf einer dieser Stationen, der Galaktischen Station 17, und er versieht seine Arbeit mit Hingabe. Es ist eine einsame Aufgabe. Zwar kommt es zu häufigen, doch oberflächlichen Kontakten mit den Reisenden. Seays einzige dauerhafte Gefährten sind ein anhänglicher Hund und ein altersschwacher Roboter. Zu beiden unterhält er eine emotionale Beziehung. Unwillkürlich musste ich an Perry Rhodan-Roman 757 denken, ebenfalls von William Voltz geschrieben, in dem Alaska Saedelaere auf die verwaiste Erde zurückkehrt und sich mit einem herrenlosen Hund zusammentut, den er Callibso nennt.
 
Eines Tages wird ein Planet der Allianz von Raumschiffen überfallen, die eine irdische Kennung tragen. Tatsächlich stecken die Abtrünnigen hinter dem Überfall, doch das interessiert die Allianz nicht. Zur Strafe schließt sie Terra aus dem Völkerbund aus. Sämtliche terranischen Wächter werden durch Angehörige anderer Völker ersetzt. Lediglich Curd Seay darf vorübergehend und nach eingehender Überprüfung seiner Loyalität seinen Dienst weiter versehen. Dadurch und durch die exaltierte Position der Galaktischen Station 17 steht er schon bald im Brennpunkt der Ereignisse, die auf einen interstellaren Krieg zusteuern. Als die Station besetzt wird, setzt Seay alles daran, den drohenden Krieg zu verhindern.
 
William Voltz legte mit dem 1984 bei Moewig erschienenen Roman ein klassisches Weltraumabenteuer vor. Die stringent erzählte Geschichte entwickelt sich vom Alltagsleben des Protagonisten, in das sich früh ein dramatischer Zwischenfall mischt, zu einem Höhepunkt, in dem es um nicht weniger als Sein oder Nichtsein geht. Die durchgehend spannende Handlung, flüssig und mit beschwingter Feder geschrieben, packte mich über weite Strecken als echter Pageturner mit einem äußerst sympathischen Handlungsträger.
 
Doch William Voltz belässt es nicht bei einer spannenden und abenteuerlichen Geschichte. Er benutzt sie als Vehikel, um für Verständnis und Toleranz zu werben. Unterschiede zwischen den einzelnen Völkern sind selbstverständlich und lassen sich nicht glattbügeln, und das sollen sie auch gar nicht. Viel wichtiger ist es, so WiVos Credo, die Unterschiede zu akzeptieren, auch wenn man sie aus der eigenen Sichtweise nicht versteht. Im Gegensatz zu manch anderem – und das sehe ich in der heutigen Politik und Gesellschaft stärker denn je – braucht Voltz weder erhobenen Zeigefinger noch überhöhte Mahnung, sondern ordnet diese Botschaft ganz unaufdringlich der Geschichte unter, die ich tatsächlich mehr oder weniger in einem Zug durchgelesen hab.
 
Galaktische Station 17 ist auch über dreißig Jahre nach Erscheinen noch ein empfehlenswerter Roman. Und ich halte jetzt Ausschau nach den nächsten Voltz-Romanen, die mir noch in meiner Sammlung fehlen. Denn WiVo zu lesen macht mir heute noch genauso viel Spaß wie zu meiner Schul- und Jugendzeit.


William Voltz: Galaktische Station 17
Moewig Science Fiction 3828
Arthur Moewig Verlag 1984
Taschenbuch, ca. 160 Seiten, DM 8,80
Mit einem Vorwort von William Voltz.


Mittwoch, 19. April 2017

Classic Rock 59

Vom Titelbild der April-Ausgabe schaut einem ein grimmig dreinblickender Jim Morrison entgegen. Der Aufmacher ist das vor 50 Jahren erschienene Debütalbum. Vierzehn Seiten sind dem Quartett, das die Welt musikalisch auf den Kopf stellte und bis heute tiefe Spuren hinterlassen hat, und seinem ersten Album gewidmet. Ein paar Songs von ihnen gibt es, bei denen brauche ich bloß die Augen zuzumachen, um das Gefühl zu haben, mich schlagartig in einem anderen Universum aufzuhalten, und wenn The End Apokalypse Now einen noch düstereren Anstrich verleiht, als ihn der Film ohnehin hat, geht es kongenialer kaum. Doch mindestens ebenso viel von den Doors hat sich mir nie erschlossen. Zum Komplettverständnis hätten sie mir vielleicht den Weg in die nächste Whiskybar zeigen müssen.
 
Ganz anders Deep Purple, die ich seit Dekaden aufsauge und die bekanntlich zu meinen All Time Favourites gehören. Sie sind inzwischen seit 50 Jahren dabei. Im Vorfeld des neuen, des 20. Studioalbums sprossen die Spekulationen wie Krokusse im Frühjahr, trägt das Album doch den reichlich Interpretationsspielraum gewährenden Titel Infinite. Das letzte Album? Okay. Das hörte man andeutungsweise. Aber darüber hinaus? Womöglich das Ende der Band? Für mich unvorstellbar – obwohl mein Glaube an das Unendliche in der Rockmusik nach Lemmys Tod und der Final Tour von Black Sabbath doch arg ins Wanken geraten ist. Aber ich will ja nicht das Schlimmste annehmen, sondern das Beste. Also weitermachen, bitte. Zu diesem und anderen Themen interviewt Paul Schmitz das einzig durchgängige Stammmitglied von Deep Purple Ian Paice. Nach dem Lesen bin ich, wie ich gestehen muss, nicht viel schlauer als vorher. Ein abruptes Ende der Band wird es zumindest nicht geben, und das ist schon mal viel wert.
 
Die Meilensteine beleuchten Eddie Cochrans tragisch-frühen Tod, des just verstorbenen Jaki Liebezeit wird gedacht, und Steel Panther kommen mit einigen ihrer Aussagen mehr als merkwürdig daher. Bonfire setzen noch immer volle Fahrt voraus, in den Rock-Mythen gibt es mit dem Tod des Soul-Prinzen Marvin Gaye eine weitere Tragik zu bedauern, und Blackberry Smoke, von denen ich nichts bewusst kenne, muss ich mir wirklich mal zu Gemüte führen. Nett der Blick auf alte Eintrittskarten, sammle ich die meinen doch auch schon seit dreieinhalb Dekaden. Steve Hackett gibt sich im Interview charmant und bleibt politisch-kritisch auf Kurs, Wilko Johnson ist dem Tod von der Schippe gesprungen, und John Watt und Fischer Z sind immer noch da. Hach ja, Red Skies Over Paradise. Ein Highlight ist die Werkschau-Auslese von Judas Priest. Die Truppe um Rob Halford gehört für mich zu den Speerspitzen nicht nur der NWOBHM, sondern des Metal generell, des melodischen noch dazu.

Freitag, 14. April 2017

Jimmy witzelt

Das tut der künstliche Scotchterrier diesmal ausgiebig. Er wird damit einmal mehr dem Kosenamen gerecht, mit dem ihn sein Erbauer Chris Shanton zuweilen belegt: Kodderschnauze. Ansonsten wird der kleine Roboterhund mit den zahlreichen Fähigkeiten zuweilen als Brikett auf Beinen bezeichnet, was seinem pechschwarzen Fell geschuldet ist.
 
Ich habe das nächste Manuskript für Ren Dhark fertiggestellt. Die Akte Grovis läutet das letzte Viertel des laufenden Zyklus ein. Beim Schreiben fiel mir auf, dass sich Jimmy, ohne dass mir das bislang richtig aufgefallen wäre, immer mehr zu einer meiner Lieblingsfiguren entwickelt. Als humoriges Element muss er nicht immer mit dem Ernst zur Sache gehen wie beispielsweise Ren Dhark selbst. Also können er und ich schon mal Blödsinn machen.
 
Ren Dhark selbst steht in meinem neuen Manuskript im Mittelpunkt der Handlung. Zusammen mit einem Außenteam sucht er in einer merkwürdigen kosmischen Enklave nach Informationen. Die könnten sich als lebenswichtig erweisen, denn noch immer sitzen die Raumfahrer von der Erde als Gestrandete in der Galaxis NGK 3109 fest, in Voktar, wie die Kleingalaxis von ihren Bewohnern genannt wird, und werden gejagt von den erbarmungslosen Friedensstiftern und deren schießwütigen Vasallen. Auch meine anderen Lieblingsfiguren Chris Shanton und Arc Doorn sind mit von der Partie, ebenso wie der zur Künstlichen Intelligenz gewordene Roboter Artus und einige Cyborgs.
 

Donnerstag, 13. April 2017

Waldemar Kumming 1924 - 2017

In der deutschen Science Fiction-Szene gehörte Waldemar Kumming, geboren am 31. Juli 1924, zu den Urgesteinen. Untrennbar verbunden ist sein Name mit dem Fanzine Munich Round Up, das er 1958 mit einigen anderen Fans aus der Taufe hob. MRU, wie es abgekürzt wurde, widmete er sich über fünfzig Jahre lang. Ich erinnere mich daran, in den Achtziger Jahren die eine oder andere Ausgabe in der Hand gehabt zu haben.

Überhaupt war Waldemar Kumming über Dekaden im nationalen wie im internationalen Fandom aktiv. So war er auf zahlreichen SF-Cons anzutreffen, beispielsweise auf den Jahrescons des Science Fiction Club Deutschland oder auf verschiedenen Worldcons. Ich habe ihn – auch das muss in den Achtziger Jahren gewesen sein – ein paar Mal gesehen, doch stets nur aus der Ferne. Zu einem persönlichen Kontakt kam es nie.

Waldemar Kumming wurde auf dem Worldcon 2005 mit dem Big Heart Award für seine internationalen Aktivitäten ausgezeichnet. Er starb, wie erst jetzt bekannt wurde, bereits am 5. April 2017. Waldemar wurde 92 Jahre alt.

Montag, 3. April 2017

Kölner Szenewirt Clemens Böll gestorben

Wenn in Zusammenhang mit Köln der Name Böll fällt, denkt man unwillkürlich an Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll. Doch auch dessen Neffe ist eine stadtbekannte Kölner Persönlichkeit. Clemens Böll hat sich über rund vier Dekaden einen Namen in der Kölner Kneipenszene gemacht.

Bekannte Namen haben die Läden, an deren Eröffnung er beteiligt war oder die er bewirtete, beispielsweise das Alcazar, das Tingel Tangel und am Barbarossaplatz der Rockschuppen Luxor. Und natürlich das Chlodwig-Eck, für mich ganz besonders das Chlodwig-Eck, nur einen Steinwurf entfernt vom Chlodwigplatz am Eingang zur Annostraße gelegen, gleich neben dem dortigen Obdachlosenasyl und mit Blick aufs Severinstor.

Ich lernte das Chlodwig-Eck in den frühen Achtziger Jahren kennen. Wenige Fußminuten weiter, im Humboldt-Gymnasium, kämpfte ich mich durch meine Oberstufenzeit. Statt dem Unterrichtsstoff zu folgen, begab ich mich oft genug schon vormittags ins Chlodwig-Eck, mit T. und O., und wir hingen dort ab, weil auch die BAP-Musiker zu Beginn ihrer Karriere dort ihr Wohnzimmer aufgeschlagen hatten.

Sicher hat uns Clemens damals so manches Kölsch serviert, wenn ich auch gestehen muss, mich heute nicht mehr an ihn hinter der Theke erinnern zu können. Nun ist Clemens Böll im Alter von 71 Jahren gestorben. Mit ihm geht ein Stück Kölner Kneipenkultur, obwohl das Chlodwig-Eck schon lange ohne ihn weiterbesteht. In Köln wurde schon zu Clemens Bölls Lebzeiten ein Bier nach ihm benannt, das Böll-Bier.