Mittwoch, 16. Mai 2018

Dem Tod geweiht

Ralph Voltz hat das Titelbild für Ren Dhark 76 abgeliefert. In einer stimmungsvollen Szene sehen wir ein freundliches, liebenswertes Intelligenzwesen, das in diesem Buch eine tragende Rolle einnimmt. Der feurige Schweif im Hintergrund wird zum Schicksal für dieses Wesen werden. Der Roman mit Titel Makrito erscheint Mitte Juni.



Sonntag, 13. Mai 2018

Laudatio auf Rüdiger Schäfer

Vorgestern fandet ihr an dieser Stelle die erste der beiden Laudationen, die ich vergangenen Samstag auf der Intercomic 83 gehalten habe. Sie galt dem Preisträger für 2017, Hajo F. Breuer. Heute folgt nun meine Laudatio für Rüdiger Schäfer, den Preisträger des DARK STAR 2018.


-----------------------


Rüdiger Schäfer wurde 1965 in Kassel geboren, lebte dort aber nicht lange, da er wegen des beruflichen Werdegangs seines Vaters in seiner Kindheit und Jugend mehrmals umziehen musste. Das scheint ein wenig auf Rüdiger abgefärbt zu haben. Nach dem Abitur und einem betriebswirtschaftlichen Studium in Göttingen verschlug es ihn nach Leverkusen zu einem großen chemisch-pharmazeutischen Unternehmen. Seine berufliche Tätigkeit brachte mehrjährige Auslandsaufenthalte unter anderem in Polen und Australien mit sich. Seit dem Jahr 2000 lebt und arbeitet er für besagten Konzern wieder in Deutschland.
 
Was das alles mit Rüdiger Schäfers Schreiberei und der Nominierung für den DARK STAR zu tun hat? Gar nichts. Die Auszeichnung, die ihm auf der 83. Intercomic verliehen wird, bekommt er für sein zweites Standbein, nämlich die Tätigkeit als Science-Fiction-Autor.
 
Wie viele andere in der deutschen Sciene Fiction-Szene Tätige ist auch Rüdiger ein Kind des Fandoms. Schon in jungen Jahren, im Alter von Zehn, wurden die Weichen für seine spätere Autorentätigkeit gestellt – nämlich als seine Mutter dem erkrankten Jungen zwei Perry Rhodan-Hefte mit nach Hause brachte. Unversehens wurde er von einer weiteren Krankheit gepackt, denn das Virus des galaktischen Weltraumhelden Perry Rhodan ließ ihn nicht mehr los. Rüdiger selbst drückt es folgendermaßen aus: „Ich las, verstand kein Wort und war hellauf begeistert. Es war der Beginn einer wunderbaren Leidenschaft.“
 
Eine Leidenschaft, die dazu führte, dass der jugendliche Rüdiger mit dem Verfassen eigener Geschichten begann – wie so viele andere aus der heutigen Profiszene, denen das Lesen nicht mehr genügte. Die selbst schreiben wollten. Er stieß auf das Science-Fiction-Fandom, die organisierte Fan-Szene mit ihren Clubs und mit viel Herzblut gemachten Fanmagazinen, den sogenannten Fanzines.
 
Rüdiger trat in den Atlan-Club-Deutschland ein und erreichte erstmals eine größere Leserschaft. Als Erklärung für diejenigen, die Atlan nicht kennen: Atlan war eine seit 1969 laufende eigenständige Heftromanserie um eben jenen unsterblichen Arkoniden, die im Perry-Rhodan-Kosmos spielte und 1988 eingestellt wurde. Im Atlan-Club-Deutschland, kurz ACD, gehörte Rüdiger rund 20 Jahre dem Vorstand an. Er wurde zudem auf dem Coloniacon 2006 bei der Jahreshauptversammlung der Perry-Rhodan-Fanzentrale e.V. zu deren Vorsitzendem gewählt.
 
Doch Rüdiger Schäfer war und ist Atlan-Fan und Kenner gleichermaßen. Daher entwarf er nach der Einstellung der Profi-Serie ein Konzept für eine Fan-Serie, die von der damaligen Verlagsunion Pabel-Moewig abgesegnet wurde und die es, geschrieben von einem Autorenteam, auf immerhin 23 Bände brachte. Mit dem Erfolg der von ihm gesteuerten Fanserie im Rücken stand Rüdiger der Sprung ins Profilager offen.
 
1998 kehrte Atlan mit einer Reihe von jeweils zwölfbändigen Minizyklen offiziell ins literarische Rampenlicht zurück. Nach mehreren im Perry-Rhodan-Universum spielenden Kurzgeschichten schrieb und veröffentliche Rüdiger Schäfer 2005 seinen ersten Profiroman, einen, wie könnte es anders sein, Atlan-Roman mit Titel Fluchtpunkt Craddyn. Ein weiterer Roman folgte schnell, und schon im Folgejahr übernahm Rüdiger vorübergehend die redaktionelle Bearbeitung der Leserkontaktseite der Atlan-Miniserien.
 
Später etablierte er sich als einer der Hauptautoren der von 2006 bis 2012 zunächst bei Fantasy Productions und anschließend bei Ulysses erscheinenden Atlan-Taschenbücher. Rüdiger und ich lieferten uns ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wer die meisten Taschenbücher zu der Reihe beisteuert. Ich musste mich Rüdiger mit 6:7 geschlagen geben. Als 2013 der Versuch unternommen wurde, die klassischen Atlan-Romane des sogenannten Sol-Zyklus in Form von Taschenheften erneut zu publizieren, war Rüdiger für deren Bearbeitung verantwortlich.
 
Ebenfalls 2013 steuerte er seinen ersten Beitrag zu Perry Rhodan Neo bei, der Neuschreibung der klassischen Perry Rhodan-Serie. Nach Band 100 übernahm er – gemeinsam mit dem mittlerweile verstorbenen Michael H. Buchholz – die Exposégestaltung, die Rüdiger bis zum heutigen Tage innehat. Für Perry Rhodan Neo hat er mittlerweile 20 Romane geschrieben, zudem einige Beiträge für die Stardust-Miniserie.
 
Der DARK STAR 2018 geht an Rüdiger Schäfer für seine Verdienste um die deutsche Science Fiction und die deutsche SF-Romanszene. 

Samstag, 12. Mai 2018

Andreas Findig 1961 - 2018

Der österreichische Schriftsteller Andreas Findig war nur wenige Monate älter als ich. Er wurde am 4. August 1961 in Linz geboren und starb, wie ich eben erfuhr, am 10. Mai 2018 in seiner Wahlheimat Wien. Ich wusste nicht, dass er krank war, umso überraschender traf mich die Nachricht.

Andreas begann seine Autorenkarriere mit Kurzgeschichten, Erzählungen und Kinderbüchern. Er verfasste einen Gedichtband und mehrere Erzählbände, außerdem Hörspiele für den WDR und Rias Berlin. Als Journalist schrieb er für die Neue Zürcher Zeitung und die Wiener Zeitung.

Im Jahre 1999 veröffentlichte er ein Perry Rhodan-Kinderbuch mit Titel Lausbiber-Alarm, das sich um den Mausbiber Gucky drehte. In den folgenden beiden Jahr verfasste er vier Romane für die Perry Rhodan-Serie, nachdem ihm bereits 1991 der Deutsche Science Fiction Preis für seine Erzählung Gödel geht verliehen worden war.

Ich lernte Andreas auf dem ZielsternCon im Januar 2005 in Wien kennen. Wenn ich mich richtig erinnere, war es das einzige Mal, dass wir uns persönlich trafen. Von jenem Con habe ich ihn als freundlich, offenherzig und sehr sympathisch in Erinnerung. Ich erinnere mich daran, dass er mich und das Kölner Urgestein Helmut Freisinger nachts durch eine Reihe von Wiener Lokalen führte, in denen wir zusammen eine Menge Spaß hatten. Dass Andreas nun, mit gerade einmal 56 Jahren, gestorben ist, ist irgendwie unwirklich.

Freitag, 11. Mai 2018

Laudatio auf Hajo F. Breuer

Wie ich in meinem Bericht zur 83. Intercomic
https://achimmehnert.blogspot.de/2018/05/intercomic-83.html
schrieb, hielt ich dort die Laudationen für
die DARK STAR Preisträger 2017 und 2018,
Hajo F. Breuer und Rüdiger Schäfer.

Hier also die Laudatio für Hajo, die für Rüdiger folgt übermorgen.


--------------------


Hajo F. Breuer wurde 1954 in Düsseldorf geboren und verbrachte den größten Teil seines Lebens in seiner Wahlheimat Mönchengladbach. Bei den Verantwortlichen für die Verleihung des DARK STAR 2017, die aus organisatorischen Gründen erst in diesem Jahr stattfinden kann, stand er gleich aus mehreren Gründen als Preisträger auf der Agenda: für seine Verdienste um die deutsche Romanszene, für seine Verdienste um die deutschsprachige Science Fiction und für seine Verdienste auch in der Comicszene, in der er nämlich in der Frühzeit seines Schaffens tätig war.
 
Hajo studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie und war als Gymnasiallehrer qualifiziert. Sein Weg war jedoch der eines freischaffenden Künstlers, eines Autors, und den beschritt er zunächst als Übersetzer von Marvel-Comics für den deutschen Condor-Verlag. Ab 1983, also noch als Twen – ich gestatte mir, dieses neudeutsche Wort zu verwenden –, verfasste er für den Bastei-Verlag wöchentlich eine Ausgabe der Gespenster-Geschichten. Hierbei kam es zur Bekanntschaft und zur Zusammenarbeit mit dem im Februar 2018 verstorbenen Uwe Helmut Grave, den Hajo F. Breuer später mit zu Ren Dhark nehmen sollte.
 
Doch bis dahin sollten noch einige Jahre vergehen. Ende der Achtziger Jahre schrieb Hajo unter dem Titel Die neue Kultfigur MAX HEADROOM für den Bastei-Verlag eine Taschenbuchreihe zur gleichnamigen Fernsehserie. Zum gleichen Zeitpunkt wurde er zudem für den Hethke-Verlag tätig, wo er als Chefredakteur die DC-Comics betreute.
 
Was folgte, war und ist Hajos Opus Magnum, die Fortführung von Kurt Brands aus den Sechziger Jahren stammender Science-Fiction-Serie REN DHARK, die es seinerzeit auf 98 Heftromane brachte. Dann stellte der Kelter-Verlag die Serie kurzfristig ein. Zwar wurde Ren Dhark in den Folgejahren zweimal komplett neu aufgelegt, zu neuen Abenteuern kam es jedoch nicht.
 
Das änderte sich erst, als der HJB-Verlag eine weitere Neuauflage in Angriff nahm, allerdings nicht mehr in Heftform, sondern als repräsentative sechzehnbändige Buchausgabe. Wir sprechen heute vom Classic-Zyklus. Die Hardcover erwiesen sich jedenfalls als Glücksgriff, denn der Erfolg beim Publikum war so groß, dass eine Fortsetzung über die ursprünglichen 98 Romane hinaus schnell beschlossene Sache war.
 
Nun tat Verleger Hansjoachim Bernt, ohne es damals voraussehen zu können – vielleicht hat er es doch vorausgesehen –, einen noch größeren Glücksgriff. Zum Ende der Classics hin beauftragte er Hajo F. Breuer mit der Betreuung der Buchausgabe, für die Hajo ab Band 15 verantwortlich war. Für die Fortführung sollte Hajo dann sowohl als Exposé-Autor agieren als auch als Herausgeber – was dann, wie bekannt ist, auch geschah.
 
Insgesamt betreute Hajo die Ren Dhark-Serie von 1999 an über einen Zeitraum von 15 Jahren. Anfangs stützte er sich bei seinen Exposés für die neuen Abenteuer auf vorhandene Ideenskizzen von Kurt Brand, später erstellte er die Handlungsfortführung und die folgenden Zyklen bei den Redaktionskonferenzen mit seinem Autorenteam. Dabei führte er nicht nur die Hauptserie fort und übertraf dabei die 98 Heftromane Kurt Brands um ein Mehrfaches. Neben den abgeschlossenen Sonderbänden, ebenfalls gebundene Bücher, schuf er mehrere Ablegerserien, die als Paperbacks erschienen: namentlich Sternendschungel Galaxis, Forschungsraumer Charr sowie Der Mysterious.
 
Mich holte Hajo bereits 2000 ins Team, mein erster Dhark-Roman erschien 2001. Von Hajos Exposés war ich von Beginn an angetan. Ich merkte nämlich jedem von mir zu bearbeitenden Expo an, dass es nicht nur von einem Mann stammte, der seine Arbeit tut und seine Pflicht erfüllt, sondern der seiner Leidenschaft nachgeht. Er besaß die Gabe, nicht nur gute Exposés zu erstellen, sondern diese den einzelnen Autoren seines Teams gemäß ihren Vorlieben und Stärken maßgeschneidert auf den Leib zu schreiben.
 
Als Germanist legte Hajo Wert auf die deutsche Sprache. Anglizismen, wie jenes weiter oben von mir verwendete „Twen“, verabscheute er. „Für die meisten englischen Ausdrücke, die ihr einbaut“, sagte er zuweilen nach der Durchsicht eines Manuskripts, „könnte ihr auch ein deutsches Wort verwenden. Warum beispielsweise schwenkt die POINT OF in einen Orbit ein, wenn es doch eine Umlaufbahn gibt?“ Recht hatte er.
 
Hajo widmete sich der Ren Dhark-Serie mit Hingabe, mit Begeisterung, mit Euphorie. Dabei schaute er stets positiv in die Zukunft, und entschlossen. Von außen ließ er sich nicht in seine Arbeit hineinreden, auch nicht vom Verleger. Hajo zog seine Vorstellungen durch und hatte damit Erfolg. Wenn er einen eingeschlagenen Weg gewählt hatte und ihn für richtig hielt, verfolgte er ihn beharrlich, ging ihn konsequent weiter. Er konnte dann ein Dickkopf sein, aber im besten positiven Sinn.
 
Zu dieser Messe hier, der Intercomic, hatte Hajo übrigens eine besondere Beziehung – so wie sie auch zu ihm. Jahrelang fungierte er nämlich in Zusammenarbeit mit dem damaligen Veranstalter Norbert Hethke und mit Gerhart Renner als Messemoderator.
 
Verleger Hansjoachim Bernt bezeichnete Hajo F. Breuer einmal als den eigentlichen Boss der Ren Dhark-Serie, und ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass es Ren Dhark ohne Hajos unermüdliches Engagement nach innen und nach außen hin heute noch gäbe. Ren Dhark bis zur Rente machen, das war sein Traum. Leider war ihm die Erfüllung dieses Traums nicht vergönnt. Eine schwere Krankheit verhinderte es. Zum letzten Mal sahen wir uns bei der Ren Dhark-Konferenz 2014 in einem Bonner Hotel.

Hajo F. Breuer verstarb am 17. Oktober 2014 in Mönchengladbach. Er ist der zweite Preisträger nach Verleger Walter Lehning, der den DARK STAR postum verliehen bekommt.
 

Mittwoch, 9. Mai 2018

Intercomic 83

(c) Detlef Köster
Am Samstag fand die 83. Intercomic statt, die Internationale Comic- und Romanmesse, wie immer in der Köln-Mülheimer Stadthalle. Diesmal traf ich etwas später ein als gewöhnlich, doch immer noch vor dem Publikumseinlass. Da hatte sich vor der Halle bereits eine lange Schlange gebildet. Ich huschte daran vorbei und begrüßte zunächst meine Verleger Jörg Kaegelmann und Peter Hopf, deren Stände wie üblich in bester Lage gleich rechts hinter dem Eingang lagen.
 
Eine erste Runde durch die Räumlichkeiten folgte, bevor der Besucherandrang einsetzte. Die Händler und Aussteller bauten auf, und ich sah bereits das eine oder andere bekannte Gesicht. Ich begrüßte Verleger Heinz Mohlberg, Sprechblase-Mastermind Gerhard Förster, Sammlerherz-Herausgeber Hans Simon, Romantruhe-Chef Joachim Otto, Wäscher-Nachlassverwalter Hartmut Becker, den gesundheitlich stark angeschlagenen Gerhart Renner und die Mannschaft am Stand des Hansrudi Wäscher Fanclubs.
 
Nach meinem Hineinschnuppern in die Atmosphäre begann sich die Stadthalle zu füllen. Der Einlass hatte geöffnet, und die Besucher strömten in Scharen herein. Bald führte ich erste Gespräche, als sich zunächst Szene-Urgestein Werner Fuchs hinzugesellte und später der unter Pseudonym tätige Autor Kurt Smid sowie Hajo F. Breuers Witwe Heike Breuer eintrafen. Schließlich trudelten auch der Kölner Autor Robert Corvus und die Leverkusener Frohnatur Rüdiger Schäfer ein. Keine Frage, ich fühlte mich wohl, und schon jetzt verging die Zeit wie im Flug.
 
Dann ging es auch schon los mit den Pflichtterminen. Das Blitzlichtgewitter des von Gerhart Renner anberaumten obligatorischen Fototermins überfiel die dazu Geladenen: die oben genannten Robert Corvus und Rüdiger Schäfer, den Künstler Toni Rohmen, den grandiosen türkischen Maler und Zeichner Ertugrul Edirne sowie meine Wenigkeit. Wie immer ging das Shooting in lockerer Atmosphäre über die Bühne; es wurde gescherzt und gelacht. Trotzdem komme ich mir da immer ein wenig deplatziert vor.
 
Für eine Pause danach blieb mir keine Zeit, denn es ging unmittelbar weiter mit Preisverleihungen, speziell mit der Verleihung des DARK STAR. In diesem Jahr gab es ihn gleich in doppelter Ausführung. Nachdem die Vergabe des DARK STAR 2017 aus organisatorischen Gründen verschoben werden musste, ging er diesmal an zwei Preisträger. Die Ehrung für 2017 wurde dem ehemaligen Ren Dhark-Herausgeber Hajo F. Breuer postum zuteil, und für 2018 erhielt ihn Rüdiger Schäfer. Ich hatte die Ehre, beide Laudationen zu schreiben und nun bei der durch Gerhart Renner organisierten Vergabe auch zu halten. Seit 2009 wird der DARK STAR an Personen, die sich um das Genre Roman verdient gemacht haben, vom Hansrudi Wäscher Fanclub in enger Kooperation mit den Verlagen Heinz Mohlberg und Romantruhe sowie der Astro-Firma Sternpate.de vergeben.

Ich war ganz schön nervös. Ich glaube, mir zitterten sogar ein wenig die Hände. Trotzdem brachte ich die Ansprache zur allgemeinen Zufriedenheit über die Bühne. Heike Breuer nahm den DARK STAR stellvertretend für ihren verstorbenen Mann in Empfang, Rüdiger Schäfer den seinen mit sichtlichem Stolz. Beide sind auf dem Foto oben zu sehen, und meine Laudationen werde ich in den kommenden Tagen an dieser Stelle veröffentlichen. Die Preisverleihung wurde schließlich mit Urkundenvergabe, Sterntaufe und Sektempfang besiegelt.
 
Noch einmal spazierte ich durch die Räumlichkeiten, um mich mit Lesestoff einzudecken. Ein Stapel mir fehlender Perry Rhodan-Taschenbücher wanderte in meine Tasche, zwei Jeremiah-Comics und einer von Marshall Blueberry, dazu neue Magazine: die Sprechblase, das Sammlerherz und das Hansrudi Wäscher Magazin.
 
Das war's dann auch schon wieder, der Tag war geradezu an mir vorbeigeflogen. Die 83. Intercomic ist Geschichte, ich freue mich auf die 84. am 3. November, bei der ich selbstverständlich wieder zugegen sein werde.

Samstag, 5. Mai 2018

Demon's Eye als achtbare Deep Purple Verwalter

Demon's Eye gelten als eine der besten Deep Purple Tribute Bands, und Ian Paice, Jon Lord sowie der ehemalige Rainbow-Sänger Doogie White spielten wiederholt mit ihnen. Ihren Status belegte die ursprünglich aus Siegen stammende fünfköpfige Truppe bei ihrem Konzert in der Kabelmetal-Halle in Schladern eindrucksvoll. Zuvor hatte ich von der Gruppe noch nie etwas gehört. Dabei gibt es Demon's Eye, wenn auch schon längst nicht mehr in Urbesetzung, bereits seit zwanzig Jahren. Damit deckt die aktuelle Tour gleich ein doppeltes Jubiläum ab: 50 Jahre Deep Purple und 20 Jahre Demon's Eye.
 
Bei ihrem gut zweistündigen Auftritt stellten Demon's Eye die Zeit von der Deep Purple-Gründung 1968 bis zum 1993er Album The Battle Rages On in den Vordergrund. Gleich vom ersten Purple-Album wurde Hush gespielt, das ich zuletzt auch noch bei Deep Purple selbst erlebt habe, und früh kommt ein Highway Star, das deutlich macht, dass Demon's Eye ihren positiven Ruf völlig zurecht genießen. Sie spielen nicht nur mit Begeisterung und Leidenschaft, sondern mit musikalischen Fähigkeiten, die erklären, warum viele echte Purple-Fans sich auch dieser Tribute Band zugetan fühlen.
 
Sänger Daniele Gelsomino beherrscht die großen Gesten, Schlagzeuger Andree Schneider trommelte, was die Stöcke hergeben, und Bassist Maik Keller zeigte sich auf der Bühne wie Roger Glover als der ruhende Pol. Der formidable Gitarrist Mark Zyk lieferte sich mit Organist und Keyboarder Gert-Jan Naus ausschweifende Instrumentalpassagen. Zu einem regelrechten Duell geriet das bei dem episch zelebrierten Child in Time, bei dem sich die Beiden gegenseitig hochschaukelten. Grandios! Überhaupt Child in Time – das habe ich bei Deep Purple seit vielen Jahren nicht mehr live erlebt. Angeblich spielen Purple es nicht mehr, weil Ian Gillans Stimme nicht mehr in die erforderliche Höhe kommt. Zwar hatte auch Daniele Gelsomino bei diesem Stück zu kämpfen – und wer hätte das nicht –, so zog er sich doch achtbarer aus der Affäre, als ich erwartet hatte. Respekt!
 
Die Klassiker erfreuten das Herz, denn man muss den Jungs von Demon's Eye attestieren, dass sie gar nicht so weit weg sind von der Band, deren Lebenswerk sie verwalten und auf ihre eigene, den Originalen sehr nahe Weise interpretieren. Weder fehlte Woman From Tokyo noch Smoke on the Water. Für Perfect Strangers vom gleichnamigen Deep Purple-Comeback-Album bin ich immer zu haben. Auch Rainbow beherrschen sie, wie beispielsweise Stargazer von Ritchie Blackmores ehemaliger und wieder aktueller Band zeigten. Mit Soldier of Fortune hatten Demon's Eye, wie ich meiner reizenden Begleiterin zwinkernd ins Ohr raunte, sogar „etwas für Mädchen“ im Programm – wofür ich auch prompt einen Ellbogen in die Rippen bekam.
 
Als Zugabe gab es ein Medley aus dem von mir so geliebten Long Live Rock'n'Roll und Black Night, womit Rainbow und Deep Purple schiedlich-friedlich vereint waren. Es folgte Burn, das ich zuletzt bei einem schon länger zurückliegenden Konzert von Black Country Communion aus der Röhre von Glenn Hughes vernommen habe. Den Abschluss bildete ein Rockin' in the Free World, bei dem Band und Besucher noch einmal durch die Decke gingen. Von wem das Original stammt, brauche ich sicher nicht zu erwähnen. Sehr wohl erwähnen kann ich aber, dass ich Demon's Eye bestimmt nicht zum letzten Mal gesehen habe.

Freitag, 4. Mai 2018

Wolfgang Völz 1930 - 2018

Wolfgang Völz ist gestorben, wie ich vorhin las. Mein erster Gedanke war: Wieder ist einer aus der legendären Orion-Crew gegangen! Denn bei all seinen Film- und Fernsehrollen, bei seinen Theaterauftritten und seiner Tätigkeit als Synchron- und Hörspielsprecher, sehe ich Völz immer als Leutnant Mario de Monti vor mir, den Armierungsoffizier des schnellen Raumkreuzers Orion in der deutschen Science Fiction-Serie Raumpatrouille aus den Sechziger Jahren. Wie habe ich die verwegene Truppe als kleiner Junge geliebt. Ich weiß nicht, wie oft ich den Siebenteiler bis heute gesehen habe. Die Orion und ihre Mannschaft waren mitverantwortlich für meine SF-Leidenschaft.
 
Einmal begegnete ich Wolfgang Völz, rein zufällig irgendwo auf der Straße. Ich bin mir gar nicht mehr sicher, wo das war. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, geschah es 2010 während des Austriacons in Wien. Es könnte aber auch ein paar Jahre davor bei einem Besuch in Prag gewesen sein. Völz kam mir entgegen, und ich erkannte ihn sofort. Ich brachte es sogar fertig, ihn anzusprechen. Es war ihm weder peinlich, noch fühlte er sich genervt. Zumindest ließ er sich davon nichts anmerken. Es folgte zwar nur ein kurzes Gespräch, aber ich konnte nicht anders, als nach einer möglichen Orion-Fortsetzung zu fragen. Typisch Nerd halt! Da allerdings schlug er, wenn auch nicht buchstäblich, die Hände über dem Kopf zusammen und verzog das Gesicht. Völz erwiderte irgendwas in der Art von: Die Zeiten sind endgültig vorbei.
 

Mittwoch, 2. Mai 2018

FC vom Double zum wiederholten Abstieg

Vor vierzig Jahren, am 29. April 1978, dem letzten Spieltag der damaligen Bundesligasaison, machte der 1. FC Köln den Gewinn der Deutschen Meisterschaft perfekt. Soweit ich mich erinnere, stand ich damals bei jedem Heimspiel in der Südkurve. Punktgleich mit Borussia Mönchengladbach, aber mit dem deutlich besseren Torverhältnis zu Gunsten der Geißbock-Elf, ging es an jenem denkwürdigen Tag auf die Zielgerade. Eigentlich konnte man sich nur noch selbst schlagen.

Doch was dann geschah, war an Dramatik wohl kaum mehr zu übertreffen. Unvergessen bleibt der 12:0-Sieg der Gladbacher gegen eine Horde Schlachtlämmer von Borussia Dortmund - in meinen Augen noch heute ein Skandal, der Dortmunds damaligem Trainer Otto Rehhagel den Spitznamen Otto Torhagel einbrachte. Da der FC, trainiert vom legendären Hennes Weisweiler und angetrieben von einem glänzenden Mannschaftskapitän Heinz Flohe, in Hamburg beim FC St. Pauli aber ebenfalls deutlich mit 5:0 gewann, wanderte die Deutsche Meisterschaft nach Köln.

Da der FC wenige Tage zuvor bereits den DFB-Pokal gewonnen hatte, holte diese wirklich große Mannschaft das verdiente Double in die Domstadt. Danach reichte es nur noch für einen einzigen Titel: 1983 errang der FC abermals den DFB-Pokal, und das ausgerechnet gegen den Stadtrivalen Fortuna Köln.

Zwanzig Jahre später folgte die Katastrophe, mit der kein FC-Fan jemals gerechnet hatte. Das Gründungsmitglied der Fußball-Bundesliga stieg ab und musste den bitteren Gang in die Zweite Liga antreten. Was von den Verantwortlichen damals wie ein Betriebsunfall abgetan wurde, entwickelte sich von 1998 an jedoch fast schon zur Normalität. Zwanzig Jahre lang wechselten sich Aufstiege und Abstiege ab.

Im vergangenen Jahr schien diese für jeden Anhänger grauenvolle Zeitspanne endlich vorüber zu sein, als die Teilnahme am internationalen Fußballgeschäft gesichert wurde. Meine Zuversicht erhielt jedoch bereits in der desaströs verlaufenden Hinrunde einen Dämpfer nach dem anderen.

Inzwischen ist der sechste Abstieg besiegelt. Fast könnte man fatalistisch sagen: Man hat sich daran gewöhnt. Umso schöner ist es, dass Leistungsträger wie Timo Horn und Nationalspieler Jonas Hector, zwei echte Gesichter der Geißböcke, sich zu ihrem FC bekannt haben und trotz aussichtsvoller Alternativen mit dem Verein in die Zweite Liga gehen.