Donnerstag, 27. Oktober 2016

Phantastischer Aufruhr in Langenfeld

Am kommenden Wochenende geht die – nicht der – KittyCon in die zweite Runde. Ich folge der weiblichen Version, weil die Veranstalter sie benutzen. Dass es schon im Vorjahr eine solche Veranstaltung gegeben hatte, war mir nicht bewusst, als mich Veranstalter Helmut Dunkel auf dem Coloniacon ansprach, um mir den Besuch der Con schmackhaft zu machen. Mein Interesse war tatsächlich gleich geweckt, denn Langenfeld liegt mehr oder weniger um die Ecke, sodass ich meinen Besuch unter Vorbehalt zusagte.

Nächstes Wochenende ist es also soweit – und ich kann kaum glauben, dass der Coloniacon schon wieder fünf Monate zurückliegt. Inzwischen ist der Vorbehalt weg, denn die Terminplanung lässt es zu, dass ich am Samstag bei der Con aufschlage. Wie die Pressemitteilung andeutet, haben sich die Veranstalter eine Menge einfallen lassen, und ich kann in Langenfeld wunderbar das Wochenende zwischen BuchmesseCon und Intercomic überbrücken. Ich bin schon gespannt, wer mir übermorgen alles über den Weg läuft. Hier die KittyCon-Pressemitteilung:



Mit reichlich Rückenwind geht die Kitty Moan Convention (kurz KittyCon) Ende Oktober 2016 in die zweite Runde. Nachdem 2015 mehr als 400 Fans das fantasievolle Lokalereignis mit überregionaler Anziehung besuchten, erwartet Veranstalter Helmut Dunkel dieses Jahr mehr als 1000 Besucher. Samstag, den 29. und Sonntag, den 30.10. jeweils ab 10 Uhr wird Langenfeld erneut zum Dreh- und Angelpunkt für Autoren, Künstler, Verlage, Händler und Fans der Phantastikszene aus ganz Deutschland.

Ort des Spektakels ist diesmal der traditionsreiche Carl-Becker-Saal in der Hitdorfer Str. 10, ein ehrwürdiges Gemäuer, das reichlich Platz und ein wundervolles Ambiente mit dem Charme längst vergangener Zeiten bietet.

Kurz vor Halloween erwarten die Besucher unter der Schirmherrschaft von Dunkels Alter Ego Romanheldin Kitty Moan zwei spannende Tage mit mehr als 40 Autorenlesungen, Vorträgen und Workshops. Dazu gibt es eine zweispurige Künstlerallee, ein Dutzend Verlage, die sich der fantastischen Literatur verschrieben haben und den Händlerbereich, der zum fantasievollen Shoppen einlädt.

Freunde der Verkleidung finden bei der Kostümpromotion alles, was das Herz begehrt. Cosplay- und LARP-gruppen mischen die Veranstaltung fantasievoll auf mit Piratencamp und Zombiewalk.

Samstagnacht ab 20 Uhr startet dann als vorläufiger Höhepunkt die Kitty-Moan-Halloween-Party. Bis 2 Uhr in der Früh hat die gute Laune Hochkonjunktur. Gleich drei Bands spielen lautstark auf zum „Horrorpunk-Festival“: Hellgreaser, We’rewolf und Epilirium, klasse Formationen aus Köln, Gelsenkirchen und die Lokalmatadoren aus der Nachbarstadt Monheim. Zum Abschluss eines garantiert höllisch guten Abends legt dann DJ Totte heiße Scheiben auf.

Die von Künstlern und Aktiven unterstützte Spendenaktion zugunsten des Kinder- und Jugendhospiz Regenbogenland in Düsseldorf rundet das Programm ab.

Damit ist die KittyCon die beste Gelegenheit im herbstlichen Rheinland gleich zwei Tage lang in eine fantastische, manchmal tabufreie Welt einzutauchen, Freunde zu treffen und/ oder mit Autoren, Künstlern und Kollegen in Kontakt zu kommen. Vormerken, weitersagen, dabei sein!

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Thomas Le Blanc für sein Lebenswerk geehrt

Dies nachzureichen, möchte ich auf keinen Fall versäumen: Auf dem 31. BuchmesseCon am vergangenen Samstag wurde Thomas Le Blanc der BuCon-Ehrenpreis für sein Lebenswerk verliehen. Bei den Preisverleihungen, die erst am Abend stattfanden, war ich nach einem langen Tag bereits auf dem Heimweg, sodass ich die Ehrung Herrn Le Blancs nicht mehr mitbekam.
 
Thomas Le Blanc wurde 1951 in Wetzlar geboren und ist der Phantastik schon seit Jahrzehnten eng verbunden. Er war als freier Publizist und Kulturberater tätig, schrieb zahlreiche Artikel für Zeitungen und arbeitete sowohl als Autor als auch als Außenlektor für verschiedene Verlage. Er veröffentlichte eigene Kurzgeschichten und Essays zur Science Fiction und war Herausgeber zahlreicher Anthologien mit Kurzgeschichten deutschsprachiger Autoren. Ich erinnere mich an die sogenannten Sternenanthologien in der ersten Hälfte der Achtziger Jahre. Diese Storybände – zehn wurden es insgesamt – benannten sich alphabetisch fortlaufend nach Sternen wie Antares, Beteigeuze und so weiter.
 
Seit 1981 organisiert Thomas Le Blanc die Wetzlarer Tage der Phantastik, und er publiziert die Schriftenreihe und Materialien der Phantastischen Bibliothek Wetzlar. Eben jene Phantastische Bibliothek ist vielleicht sein wichtigstes Kind. Dies zu gewichten ist natürlich schwierig, und Herr Le Blanc sieht das vielleicht ganz anders als ich. Für mich ist sie jedenfalls eine wunderbare Einrichtung, die in Wetzlar zu besuchen ich einmal das Vergnügen hatte. Mit einem Bestand von 270.000 deutschsprachigen Titeln aus allen Bereichen der phantastischen Literatur ist sie in diesem Bereich die weltweit größte öffentlich zugängliche Genre-Bibliothek.
 
Nachdem ich das Gebäude bei meinem Besuch vor ein paar Jahren betreten hatte, wandelte ich fast wie verzaubert durch die Räume vom Erdgeschoss bis nach oben unters Dach. Bücher, Bücher und nochmals Bücher phantastischen Inhalts, darunter auch so manche meiner Werke. Ich hätte glatt in dem Haus einziehen können, so begeistert war ich. Selbstverständlich war Thomas Le Blanc persönlich zugegen und hatte gern ein offenes Ohr für die Fragen der Besucher. Ich gratuliere zu dem Ehrenpreis und hoffe, dass sein großes Kind, die Phantastische Bibliothek Wetzlar in seiner Heimatstadt, fortbesteht und uns alle überlebt.

Dienstag, 25. Oktober 2016

Klaus N. Frick schreibt über Thomas Ziegler

Und zwar anlässlich der gerade als Doppelband wiederaufgelegten beiden Planetenromane Die Stadt der Zukunft und Der Narrenturm. Das hätte ich fast übersehen, aber zum Glück wurde ich durch Klaus N. Fricks Hinweis bei Facebook noch darauf aufmerksam. Klaus schrieb auf der Perry Rhodan Homepage in seiner Rubrik „Der Redakteur erinnert sich“ einen dreiteiligen Artikel über die damalige Trauerfeier nach dem Tod von Thomas Ziegler im Jahr 2004.
 
Bei dem bewegenden Abschied auf dem Westfriedhof in Köln waren neben Klaus und mir auch die SF-Autoren Uwe Anton und Horst Pukallus zugegen. Meine Ziegler-Affinität ist bekannt, und ich selbst äußerte mich vor zwei Jahren anlässlich des zehnten Todestags des Kölner Autors, mit dem ich den einen oder anderen Abend in Kneipen der Südstadt verbrachte. Nachzulesen ist das hier:
 

Nun, da ich Klaus N. Fricks Artikel las, sah ich mich tatsächlich in jene Friedhofskapelle zurückversetzt und den vorne aufgebahrten Sarg noch einmal vor meinem geistigen Auge. Klaus beschreibt nicht nur den Ablauf der Gedenkfeier, sondern lässt uns an seinen Thomas Ziegler – oder Rainer Zubeil, wie er mit bürgerlichem Namen hieß – geltenden Gedanken teilhaben. Ein warmer, ein anrührender Artikel, den ich mit einem Kloß im Hals las und den ich gern weiterempfehle. Zu finden sind die drei Teile hier:
 
Teil 1:
 
Teil 2:
 
Teil 3:

Montag, 24. Oktober 2016

Mike Hillenbrand kündigt die Phantastika an

In der Science Fiction und der deutschen Phantastik-Szene ist Mike Hillenbrand das, was man als einen echten Aktivposten bezeichnen kann. Immer wieder tritt er bei Veranstaltungen (wie zum Beispiel dem Perry Rhodan-Weltcon oder dem Frankfurter BuchmesseCon) als charmanter und eloquenter Moderator in Erscheinung, nicht selten im kongenialen Duett mit Hermann Ritter. Mike ist nett, liebenswürdig, stets gut gelaunt und geht seiner Leidenschaft mit Euphorie und Tatendrang nach. Mit dem Verlag in Farbe und Bunt schickt er sogar einen eigenen Verlag ins Rennen. Doch damit nicht genug, holt er nun zum nächsten Schlag aus und plant für kommendes Jahr eine Phantastik-Veranstaltung in Oberhausen. Folgende Ankündigung, die neugierig macht und die ich an dieser Stelle gerne vorstelle, wird derzeit in der Szene lanciert. Lest selbst.


"Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist ein Event.
Ein Event in Farbe und Bunt.
In den letzten Wochen haben wir mit der einen oder dem anderen bereits Gespräche geführt, aber irgendwann sollten wir nicht nur persönlich mit den Leuten reden (obwohl ich persönliche Kommunikation ja echt für das Beste halte), sondern auch mal eine Nachricht in die Welt schicken.
Am 2. + 3. September 2017 veranstalten wir im Congress Centrum Oberhausen die "PHANTASTIKA". Sie wird keine Messe im eigentlichen Sinne sein, wird auch keine Con UND kein Con, sondern ein Festival für die ganze Familie.
Wer mir in meinem Vortrag heute vor einer Woche auf den "Space Days" in Darmstadt zuhörte, weiß, wie die Vision eines erstarkten Markenbegriffs der Phantastik mich bewegt und antreibt. Phantastik ist inzwischen in so vielen kreativen Produkten, dennoch glänzen nur die Franchises, der Kernbegriff ist vielerorts in der Wahrnehmung, der Kalkulation, der Planung entsprechender Produkte noch größtenteils negativ besetzt.
Die "PHANTASTIKA" soll dem entgegenstehen. Schwerpunktmäßig mit geschriebener Literatur, aber auch mit Hörmedien, Filmmedien, Spielen und Technik. Phantastik hat die größten Wissenschaftler heute inspiriert, hat Architekten einst träumen lassen und die klügsten Köpfe beschäftigt. Aber sie soll natürlich auch Spaß machen.
Und da unser Motto seit jeher "Hey, wir haben Spaß!" ist, hat die Planung zwar gedauert, aber Anfang September des kommenden Jahres ist es soweit.
Sowohl für die Spacedays, den Bu-, Colonia- und Dort.Con etc., aber auch für die ganzen Comic- und MediaConventions soll die PHANTASTIKA keine Konkurrenz sein. Wir haben ein ganz anderes Konzept im Sinn, das wir in den kommenden Tagen auf den entsprechenden Facebook-Seiten entsprechend vorstellen werden.
Jeder, der mich kennt, weiß, wie sehr ich kreative, hilfsbereite und homogene Fangruppen verehre. Ich hoffe sehr, dass wir mit diesem Termin niemanden Konkurrenz machen (wir haben sehr genau gesucht) und Ihr alle uns bei dem dicken Brocken, den wir uns vorgenommen haben, wohlgesonnen sein werdet."

Klingt interessant, finde ich, und ich drücke Mike die Daumen, dass das Projekt einen guten Fortgang nimmt. Den Termin habe ich mir auf jeden Fall schon notiert.

Sonntag, 23. Oktober 2016

Ich besuchte den BuchmesseCon 2016

... und empfand ihn einmal mehr als schön und sehr angenehm. Schon seit Jahren mausert sich die einstige Nischenveranstaltung, der ich einmal nicht viel abgewinnen konnte, weil sie mich wirklich langweilte, zu einem Höhepunkt der jährlichen Con-Saison. Von Langeweile kann längst keine Rede mehr sein, denn die Veranstalter erfüllen die Ansprüche, die sich selbst auf die Fahne schreiben: Auf dem BuCon trifft sich die deutsche Phantastik-Szene.

So auch in diesem Jahr. Wohin man schaute, erblickte man Schaffende aus der Science Fiction und anderen Bereichen der Phantastik: Autoren, Verleger, Herausgeber, Übersetzer. Dazu zahlreiche Händler - und vor allem noch viel mehr Leser, Fans und Neugierige, sprich: eben jene Besucher, von denen eine solche Veranstaltung natürlich lebt. Den ganzen Tag über fanden mehrere Programmschienen parallel statt. Neben Panels und Lesungen gab es Verlagspräsentationen, Vorträge und Diskussionen. Ich bin allerdings nicht dazu gekommen, mir irgendwelches Programm anzusehen, sondern stürzte mich lieber ins Getümmel der Besucher. Von 700 Leuten war die Rede, wenn ich es richtig mitbekommen habe.

Es ist erstaunlich, wie vielen bekannten Nasen man begegnet, wie viele alte Bekannte man trifft, wie viele Schwätzchen man hält. Eine besondere Freude ist es immer, Frank Böhmert über den Weg zu laufen. Den Berliner Autor und Übersetzer kenne und schätze ich seit rund dreieinhalb Dekaden. Böhmi ist nicht nur ein toller Geschichtenerzähler, sondern zudem in der phantastischen Literatur- und Verlagsszene bestens bewandert. Wir plauderten lange und hatten Spaß. Ebenso lange kenne ich den werten Hermann Ritter sowie Tausendsassa Michael Haitel, den es diesmal nur mit Weißbier in der Hand und einem passenden T-Shirt mit dem Aufdruck "Geh weg - du bist kein Bier" gab. Mike Hillenbrand kenne ich zwar nicht annähernd solange, ein paar Jahre inzwischen, doch auch ihm zu begegnen ist stets ein Vergnügen. Hermann, Mike und ich sprachen über ein noch geheimes Projekt, das sogar so geheim ist, dass ich noch kein Wort darüber verlieren darf. Psssst.

Auch lernte ich einige Leute kennen, denen ich zuvor noch nicht persönlich begegnet war, wie beispielsweise Horus W. Odenthal oder die bezaubernde Jacqueline Montemurri, die erst kürzlich mit einer schönen Geschichte im SF-Magazin Exodus auffiel. Mit dessen Macher Olaf Kemmler trank ich ein (oder zwei) Bier, und Dirk "Ihr müsst mehr meiner Bücher kaufen" van den Boom ärgerte ich am Stand des Atlantis-Verlags. Manfred Rückert freute sich nicht weniger als ich, als wir an Jörg Kaegelmanns Blitz-Stand aufeinanderprallten, wo ich auch Christian Humberg begegnete und der sich generell als beliebte Anlaufstelle herauskristallisierte. Alle netten Leute aufzuführen, mit denen ich zumindest das eine oder andere Wort wechselte, würde den Rahmen sprengen.

Einen einzigen Programmpunkt habe ich doch mitbekommen - nämlich weil ich ihn gemeinsam mit Ben B. Black und Andres Zwengel selbst abhielt. Im Ren Dhark-Panel plauderten wir über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Serie, die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiert, und stellten uns den Fragen der Besucher. Es wurde eine Menge gelacht, weil originelle Fragen gestellt wurden, besonders von unserer lieben Marion.

Das Fazit des BuchmesseCon 2016 fällt leicht: der BuCon hat mir Spaß gemacht und war offenbar auch für die Veranstalter ein voller und toller Erfolg. Ich hatte den Eindruck, dass diesmal noch mehr Besucher und Phantastik-Schaffende anwesend waren als im vergangenen Jahr. Das spricht für den Con und diejenigen, die ihn mit viel Arbeit und Zeitaufwand auf die Beine stellen. Glückwunsch, Respekt und ein dickes Dankeschön! Im nächsten Jahr bin ich sicher wieder dabei.

Als ausgesprochen opulent erwies sich übrigens die als Conbuch daherkommende 255. Ausgabe der Andromeda-Nachrichten, über die ich in den nächsten Tagen gesondert einige Worte verlieren werde.

Freitag, 21. Oktober 2016

Das Ende der Promet

Gleich drei neue Raumschiff Promet-Taschenbücher aus meiner Feder sind erschienen, nämlich die Bände 14, 15 und 16. Die Titel lauten: Sternentod sowie Das Ende der Promet und Tötet Harry T. Orell. Da macht es nicht nur doppelt sondern gleich dreifach Spaß, ein wenig in den Romanen zu blättern und sich noch einmal die Handlung in Erinnerung zu rufen.

Irgendetwas an dem Titel Sternentod kam mir schon die ganze Zeit merkwürdig vor, auf eine unbestimmte Art vertraut, aber ich kam einfach nicht drauf. Jetzt, nachdem die Bücher gerade erschienen sind, machte mich ein Bekannter darauf aufmerksam, und es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Den Titel gab es schon einmal, und zwar von mir selbst. So benannte ich nämlich einen meiner Romane für Perry Rhodan Action. Nun ist es zu spät, um ihn abzuändern, aber nun ja, ganz so schlimm ist das auch wieder nicht.

Promet-Freunde sollten beim Titel Das Ende der Promet übrigens nicht allzu sehr erschrecken. Jedes Ende zieht bekanntlich einen Neuanfang nach sich. Wenn William Shatner als James T. Kirk eine Enterprise zu Schrott flog, gab es eine neue, und Dietmar Schönherr als Cliff Allister McLane flog, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, die Orions gleich reihenweise zu Klumpp. Für Nachschub war stets schnell gesorgt. Das sollte doch auch bei der Promet klappen.

Donnerstag, 20. Oktober 2016

Exodus 34

Eine weitere Ausgabe von EXODUS liegt vor, die Nummer 34 des Magazins für Science Fiction Stories & Phantastische Grafik. Auf 112 Seiten im A4-Format präsentieren die Herausgeber René Moreau und Olaf Kemmler, zu denen sich nun als dritter im Bunde Fabian Tomaschek gesellt hat, 11 Stories, die ausnahmslos auf die eine oder andere Art illustriert sind, dazu eine Galerie und eine Reihe von Karikaturen.

In #WeAreMedusa taucht Tino Falke einerseits in die Welt des Internetzes und seiner User ein und andererseits in die griechische Mythologie, mit er sich auszukennen scheint. Nette Verquickung von zwei Dingen, die scheinbar so gar nichts miteinander zu tun haben. Im Netz formiert sich Widerstand gegen die Willkür der Unsterblichen und Unterstützung für deren Opfer. Eins von letzteren ist die Protagonistin der ziemlich kurzen Geschichte, vergewaltigt von Poseidon und in Medusa verwandelt von Athene. Es geschieht, was man tatsächlich ständig in sozialen Netzwerken beobachten kann: die Unterstützung für das Opfer ruft schon bald eine Gegenbewegung ins Leben, die dem Opfer zumindest eine Mitschuld vorwirft. Nicht schlüssig erschließt sich mir allerdings, ob die Götter hier tatsächlich in der Welt der Menschen aktiv werden, oder ob sich das ganze Szenario letzten Endes nicht lediglich unter Nicks wie dem von Medusa in eben jenen sozialen Netzwerken abspielt. So lässt mich die kurze Story ein wenig ratlos zurück.
 
Hans Jürgen Kuglers Ich-Erzähler erwacht eines Morgens mitten im Sommer in seinem Bett, und es ist eiskalt. Er muss feststellen, dass sich die Bettdecke kaum bewegen lässt, dann wird er mit weiteren merkwürdigen Phänomenen konfrontiert. Er erkennt, dass etwas mit der Zeit nicht stimmt. Alles um ihn herum scheint stillzustehen, aber es bewegt sich doch, wenn auch kaum merklich. Entweder hat sich sein eigener Zeitablauf extrem beschleunigt oder jener der ihn umgebenden Welt extrem verlangsamt. Das schildert der Autor in seiner Geschichte Alles zu seiner Zeit ausführlich und mit Liebe zum Detail. Nach einigen Erkundungen in der Stadt verkehrt sich das Szenario ins Gegenteil. Alles um den Protagonisten herum gerät in rasende Schnelligkeit, sodass er kaum noch mehr als huschende Schemen wahrnimmt, bevor schließlich alles wieder normal wird. Auf das Ende der Story zugehend, fragte ich mich, wohin die Handlung wohl führen soll. Ich fürchtete ein offenes Ende, doch ein kluger Abschluss aus der Sicht eines Wissenschaftlers liefert eine nachvollziehbare, gar nicht so abwegige Erklärung. Clever gestrickt.
 
Ein Gespenst als Einstieg in eine Geschichte, die sich um den Krieg dreht. Der Aufbau von Die Stadt der XY erinnert über weite Strecken an ein Kammerspiel, denn die Story spielt überwiegend in der Wohnung eines jungen Paares. Durch dessen Interaktion und Gespräche erfährt der Leser, dass die beiden ihren alten räumlichen Lebensmittelpunkt verlassen haben und mit ihrer kleinen Tochter an diesen neuen Ort umgezogen sind, in eine Stadt, die in erobertem Territorium liegt. Überlebende des Feindes, dessen Name nicht ausgesprochen werden darf und der daher nur XY genannt wird, gibt es hier nicht, allerdings auch keine Schäden und Zerstörungen, wie ein Krieg sie in verschieden großem Umfang mit sich bringt. Denn es wurden keine Atombomben eingesetzt, sondern von Siegerseite Nanowaffen, die lediglich töten, aber keine Zerstörungen anrichten. Das wird als großer Fortschritt hervorgetan – wie das bei Siegern und Siegermächten nach Kriegen nun mal häufig der Fall ist. Es wurde halt nur getan, was getan werden musste, um den hier nicht näher beschriebenen Feind vollständig zu besiegen. Mir scheint, Dirk Alt griff bei seiner Idee das Konzept der Neutronenbombe auf. Düster und bedrückend kommt das rüber, zumal es sich bei dem eingangs erwähnten Gespenst um die Leiche eines kleinen Mädchens handelt, das von den Reinigungstruppen zu entsorgen vergessen wurde. Schön nachdenkliche Story.
 
Rolf Krohns Geschichte führt in den Weltraum hinaus, und zwar ins heimische Sonnensystem, das zum Handlungszeitpunkt der Geschichte weitgehend erkundet, wenn auch nicht besiedelt ist, und keine großen Überraschungen mehr bereithält. Zumindest nehmen die Menschen das an. Im Mittelpunkt der Handlung steht die kleine Besatzung eines Patrouillenschiffs, das Meteoriten wegräumt, die auf ihren Bahnen theoretisch einmal der Erde gefährlich werden könnten. Diesmal nehmen sie sich einen besonders dicken Brocken vor, der durch künstlich herbeigeführte Kursmanipulation zum Mars bugsiert und dort zu einem kontrollierten Absturz gebracht werden soll. Als die Raumfahrer aussteigen, um die erforderliche Technik auf dem fliegenden Felsbrocken zu installieren, erleben sie jedoch eine gewaltige Überraschung, entdecken sie doch ein nicht von der Erde stammendes Metallobjekt, der von ihnen selbst eingesetzten Technik durchaus ähnlich. Offenbar sitzen irgendwo im Sonnensystem – in der Glut der Venus, tief in den Marswüsten, in den Gashöllen von Jupiter oder Saturn oder wo auch immer sonst – andere Intelligenzen, die vergleichbare Methoden der Meteoritenumlenkung anwenden und die ihre Existenz durch die Maßnahmen der Menschheit bedroht sehen. Vielleicht war deshalb sogar beabsichtigt, den dicken Brocken mit der Erde kollidieren zu lassen. Man weiß es nicht. Die bislang unbemerkte Gefahr im eigenen Vorgarten, so etwas mag ich. Ein wenig fühlte ich mich bei den im Dunkeln bleibenden Fremden in Der Asteroid sogar an die Frogs aus Raumpatrouille erinnert.
 
Humanoid experiment entführt die Leser ebenfalls ins Weltall. Ein junges Wissenschaftlerpaar fliegt in Kryostase in den Asteroidengürtel. Rob und Eva, so die Namen der beiden, sollen dort Probebohrungen nach auf der Erde dringend benötigten Rohstoffen durchführen. Die Wochen vergehen, die Wissenschaftler werden fündig und beginnen sich im Zuge der eintönigen Routine Fragen zu stellen. Dann fällt ein Bohrer aus, und bei dem Versuch, ihn zu reparieren, kommt es zu einem tödlichen Unfall. Rob stirbt. Beziehungsweise er wird zerstört, denn Eva muss eine schockierende Entdeckung machen, die auch ihre eigene Existenz in Frage stellt. In ihrer Geschichte greift Jacqueline Montemurri ein klassisches Topic der Science Fiction und ein Kernthema beispielsweise Philip K. Dicks auf: Das Erkennen der Wirklichkeit hinter dem scheinbar Offensichtlichen sowie die Frage, wo das Menschsein beginnt. Die Idee ist sicherlich nicht neu, sie wurde eher schon häufig beschrieben – aber das ist ja wohl bei fast allem, was wir heute noch schreiben, der Fall. Die Autorin variiert die Idee in einer sehr gefälligen, atmosphärisch dichten Story mit tragischem Ende.
 
Wenn Wissenschaftler Experimente durchführen, dann tun sie das zuweilen, ohne sich um die möglichen Folgen zu scheren. Oder sie sehen generös darüber hinweg, so wie in Victor Bodens Schilderung einer Gruppe von Physikern, die ein Proton in die Vergangenheit schicken und davon ausgehen, dass dabei entweder ein Paralleluniversum entsteht oder sich unser bestehendes Universum verändert. Nur, wie die Veränderung dann mitbekommen? Das gelingt ihnen nämlich nicht, obwohl genau das passiert. So durchleben die Figuren in Vielleicht ein andermal skurril anmutende Szenen in immer neuen Beziehungen zueinander, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass da auf einmal etwas ganz und gar nicht mehr stimmt. Schöne Geschichte, auch und gerade wegen des humorigen Tons.

Vor Probleme stellt mich Thomas Franke mit seinem Dialog zwischen Steinwälzer und Erbsenzähler. Etwas experimentell kommt mir der Zweiseiter vor, auch ein wenig skurril. Dafür ist Thomas ja bekannt. Geht es um Richtlinien und Gesetze, Erlässe und Vorschriften? Ist es Der Plan, die Menschen durch vollständig verordnete Gesundung in den Tod zu überantworten? Das hätte für mich dann etwas von feiner Kritik an so mancher Grünen-Doktrin. Vielleicht interpretiere ich aber auch in eine völlig falsche Richtung.

Die längste Geschichte stammt von Andreas Eschbach. Ist es dem Namen des Bestsellerautors geschuldet, wenn ich schreibe, dass mir Acapulco! Acapulco! in der vorliegenden Ausgabe am besten gefallen hat? Nein, denn es trifft zu. Der Autor beschreibt eine auf den ersten Blick im besten positiven Sinne utopische Gesellschaft, in der den Menschen keinerlei Verpflichtungen mehr auferlegt sind. Sie müssen nicht arbeiten, geben sich ihren Vergnügungen hin und bekommen alles, was sie benötigen, von Robotern geliefert. Sie altern nicht einmal, der Tod ist ein ihnen fremd gewordenes Konzept. Doch wo und von wem wird eigentlich alles, was sie zum Leben benötigen, produziert? Woher kommt es? Der Autor verrät es einer in der Story neugierig werdenden Figur, doch zu viel Neugier kann nicht nur das plötzliche Ende der scheinbaren Idylle bedeuten, sondern das Ende sämtlichen menschlichen Lebens. Fies und gemein, das mag ich, und deshalb mein Highlight im Heft.

Ein schönes Literaturstückchen kommt ganz zum Schluss. Obwohl sich Feenland nach Fantasy anhört, ist es eine lupenreine SF-Geschichte, und zwar eine, die den Leser trifft. Jason hat Ivory gerettet – wovor auch immer – und flieht mit ihr aus dem Raumbereich der Föderation. Früh wird durch Andeutungen klar, dass etwas sehr Schlimmes geschehen sein muss. Was Ivory als Mädchen angetan wurde, verdeutlicht Frank W. Haubold in einer düsteren Rückblende, in der die unmenschlichsten Anwendungen von Kloning und Bewusstseinstransfer beschrieben werden und in der der Autor aufzeigt, zu was Menschen fähig sind. Der Intrige zwischen Militär und Wirtschaft hätte es da nicht einmal bedurft, aber sie setzt noch eins drauf. Die düsterste Geschichte im Heft. Auch sehr stark.
 
EXODUS 34 ist wieder eine schöne und abwechslungsreiche Storysammlung. Davon und an SF-Magazinen jeglicher Couleur gibt es in Deutschland ja leider nicht allzu viele. Gut gefällt mir auch, dass es zu allen Geschichten Kurzbios der Autoren und Grafiker gibt. Viele von denen sind mir nämlich unbekannt. Bei den Illustratoren sticht für mich eindeutig Michael Vogt heraus. Seine Zeichnungen haben mir auf Anhieb durch ihren comichaften Stil sehr gut gefallen. Ein spezieller Dank an die Redaktion dafür, dass sie bei „Stories“ bleibt und sich von der eingedeutschten Schreibweise „Storys“ fernhält.

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Falk 5 und Tibor 9 im Auge des Rezensenten

Erst vor wenigen Wochen sind FALK 5 (Der große Wolf) und TIBOR 9 (Am Rande der Hölle) erschienen, meine aktuellen Romanadaptionen nach Comicvorlagen von Hansrudi Wäscher, aber Carsten Kuhr war wieder einmal schnell wie die Feuerwehr. Er hat die beiden Bücher nicht nur schon gelesen, sondern auch beim Online-Portal www.phantastiknews.de besprochen. Dabei äußert er sich wohlwollend und gut unterhalten, aber durchaus auch kritisch.

Beim Falk-Roman beklagt Carsten Kuhr diesmal die Darstellung des Gauklers Bingo: "Dass Bingo dabei immer mehr in die Rolle des naiven, tollpatschigen Dummkopfes gedrängt wird, ist bedauerlich." In der Tat hat Hansrudi Wäscher des Figur zuweilen als den witzigen Sidekick an Falks Seite angelegt, die für die humoristischen Einlagen zuständig ist. Als Dummkopf würde ich Bingo dennoch nicht interpretieren, denn er hat wiederholt bewiesen, zu welchen Leistungen er fähig ist. Besonders im nächsten Band, den ich bereits geschrieben habe, wächst er über sich hinaus. Bei der Arbeit an dem Manuskript kristallisierte sich mehr und mehr heraus, dass in diesem Roman Bingo viel mehr noch als Falk die positive Heldenfigur ist. Mehr noch als das, tatsächlich stellt der Gaukler mit seinen Leistungen den Ritter diesmal in den Schatten.

Beim Tibor-Roman bedauert Carsten Kuhr, dass dieser ziemlich kurz geraten ist. Da gebe ich dem Rezensenten durchaus recht. Der geringe Umfang liegt einfach daran, dass die Comicvorlage in dem Fall nicht mehr hergab. Das Abenteuer war halt recht kurz. Ich kann aber ankündigen, dass Tibor 10, an dem ich derzeit schreibe, mehr als den doppelten Umfang aufweisen wird. Gefreut hat mich der abschließende Satz der Buchbesprechung: "Greenpeace und der WWF können sich wahrlich nicht beschweren, trägt das von Hansrudi Wäscher und Achim Mehnert propagierte Gedankengut doch der Überzeugung Rechnung, dass die Natur vor und für den Menschen geschützt werden muss." Richtig!

Die kompletten Rezensionen gibt es hier:
und hier:

Dienstag, 18. Oktober 2016

Im Auftrag der Instanz

Ich erwähnte es an dieser Stelle schon gestern: gleichzeitig mit meinem neuen Ren Dhark-Sonderband ist auch das neue Buch der Hauptserie erschienen. Weg ins Weltall 64 trägt den Titel Im Auftrag der INSTANZ. Wer sich mit Ren Dhark auskennt, der weiß natürlich, dass es sich bei besagter Instanz im Romantitel um die kontrollierende Biokomponente von Erron-2 handelt, des schweren Raumkreuzers der Mysterious also, der als Station tief in der ehemaligen Exspect-Zone des Leerraums liegt - alle anderen habe ich jetzt hoffentlich ein klitzekleines bisschen neugierig gemacht.

Das Buch habe ich diesmal gemeinsam mit Andreas Zwengel und Jan Gardemann geschrieben. Das Exposé stammte von Ben B. Black und das Titelbild, das einen Angehörigen des Wächterordens zeigt, wie immer von Ralph Voltz. Um noch einmal auf den kryptischen Romantitel zurückzukommen: Darüber, wer im Auftrag der mächtigen Instanz handelt, darf gerne spekuliert werden. Es ist ja nicht einmal gesagt, dass besagte Person oder Personengruppe sich dessen überhaupt bewusst ist. Jedenfalls schreiben wir Anfang des Jahres 2073, und zwischen der Milchstraße und dem Ort, zu dem die POINT OF aufbrechen muss, liegen mehrere Millionen Lichtjahre.

Montag, 17. Oktober 2016

Goguls Armee

Ein neuer Ren Dhark-Sonderband aus meiner Feder ist in der Unitall-Reihe erschienen. In dem abgeschlossenen Roman steht Gogul im Mittelpunkt des Geschehens, der Schattenlose in seiner Flugzelle, den ich für Band 27 Verborgene Erkenntnis ersonnen hatte. Nun, in Band 32 mit Titel Goguls Armee, ist dieses geheimnisvolle, anscheinend uralte Lebewesen zurück. Zunächst unbemerkt greift er in die Geschicke der Milchstraße ein, um die Heimatgalaxis der Menschheit vor einer diffusen Bedrohung zu bewahren. Der Klappentext des Buchs drückt es folgendermaßen aus:

"Etliche tausend Lichtjahre von Babylon entfernt führt der Kampfverband von Konteradmiral Riker ein Übungsmanöver durch. Dabei machen die Terraner eine erstaunliche Entdeckung. Niemand an Bord der Schiffe ahnt jedoch, in welcher Gefahr sich die Milchstraße zu diesem Zeitpunkt bereits befindet. Eine nicht zu unterschätzende Macht greift nach der Heimatgalaxis der Menschen, und es gibt nur eine Möglichkeit, sie aufzuhalten: Goguls Armee."

Mein letzter Sonderband, also Ausgabe 27, war inhaltlich geprägt vom Tod des damals just verstorbenen Hajo F. Breuer, der Ren Dhark mit Fortsetzungen der Klassiker auf den Weg gebracht und gut anderthalb Jahrzehnte als Mastermind, Exposé-Autor und Herausgeber zu neuem Erfolg geführt hatte. Heute, an Hajos zweitem Todestag, trafen die Belegexemplare meines neuen Buchs bei mir ein. Es würde Hajo freuen, dass die Erfolgsgeschichte der Ren Dhark-Serie ungebrochen weitergeht.

Gleichzeitig mit Goguls Armee ist Im Auftrag der INSTANZ erschienen, das 64. Buch von Weg ins Weltall, der Hauptserie von Ren Dhark. Über das Buch, an dem ich ebenfalls mitgeschrieben habe, plaudere ich morgen ein wenig.

Sonntag, 16. Oktober 2016

Manfred Borchard 1950 - 2016

Als ich 1980 ins Science Fiction-Fandom geriet, war Manfred Borchard dort bereits eine große Nummer. In jener Zeit versuchte jedes Fanzine, das etwas auf sich hielt (EXODUS, SAGITTARIUS u.a.), eine Borchard-Story zu ergattern. Mir ging es nicht anders, als ich mit der sechsten Ausgabe DENEBOLA als Herausgeber übernahm. Ich legte von Anfang an Wert auf Erzählungen und Graphiken, Artikel waren mir verpönt – und so wollte ich unbedingt eine Geschichte von Manfred Borchard, von dem ich da bereits ein paar Stories gelesen hatte, im Heft haben. Ich schrieb ihn an, und so kamen wir in Kontakt.
 
Wahrscheinlich klang mein Brief ziemlich ehrfürchtig (Ein Magazin, an dessen Namen ich mich nicht erinnere, warb damals tatsächlich mit dem Slogan: „Früher hatten wir Borgward, heute haben wir Borchard.“). Meine Angst vor einer Absage erwies sich wenig später als unbegründet. Manfred schickte mir eine unveröffentlichte Story mit dem vielsagenden Titel Täglich zweimal pervers. Sie gefiel mir sehr, wie mir bis dahin – und auch später – alles aus der Borchardschen Feder gefallen hatte, und natürlich brachte ich sie in Denebola 6 unter. Ich war stolz wie Bolle.
 
Manfred Borchard wurde 1950 in Freiburg geboren. Er war gelernter Schriftsetzer von Beruf und arbeitete in einer Druckerei. Im Alter von 14 Jahren begann Manfred sich für Science Fiction zu begeistern, zehn Jahre später schrieb er dann erste eigene Erzählungen. Erste Veröffentlichungen erfolgten 1976, und von da an war er einer der begehrtesten Autoren der Szene. Seine Stories erschienen fortan in zahlreichen Fanzines, Magazinen und Anthologien, und gemeinsam mit Helmut Ehls gab er PHALANX heraus. Doch irgendwann gingen seine Veröffentlichungen zurück, bis gar nichts mehr von ihm zu finden war, was ich schade fand. Erst im neuen Jahrtausend publizierte er dann wieder die eine oder andere Geschichte in Exodus. Ob auch anderenorts, ist mir leider nicht bekannt.
 
Persönlich kennengelernt haben wir uns nie, und unser Briefwechsel Anfang der Achtziger Jahre war äußerst sporadisch und hielt auch nicht lange an. Im Nachhinein stelle ich fest, dass ich über den Menschen Manfred Borchard so gut wie nichts weiß – doch ein paar seiner Geschichten sind mir bis heute in Erinnerung geblieben. Manfred Borchard starb, wie ich erst jetzt erfuhr, Ende September nach längerer, schwerer Krankheit in seiner Heimatstadt Freiburg.

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Horst Hoffmann kannte Manfred Borchard seit 40 Jahren und weiß viel mehr über Manfred als ich. Daher bin ich Horst dankbar, dass er sich an dieser Stelle sehr persönlich zu ihrer langjährigen Bekanntschaft äußert:

    HORST HOFFMANN: ich lernte manfred 1976 über den SFKR kennen (science fiction korrespondenz ring), ich glaube, über die kölner gruppe um alfred meyer und aktentaschen-schmitz. nach meinem beitritt zum SFKR, dem helmut ehls, chris worch und einige andere damals bekannte autoren angehörten, entwickelte sich eine sehr rege brieffreundschaft zwischen manni und mir. seine briefe waren einmalig, immer mit handschriftlicher überschrift, und einige seiten lang. es ging darin mehr über gott und die welt als um perry rhodan und so.
     
    manni war ein großer verehrer von nietzsche und kafka - und (in einem atemzug - bitte beachten!) hansrudi wäscher. insofern hättet ihr euch sicher viel zu sagen gehabt. wir grüßten uns immer mit sigurd und bodo, wobei ich nicht mehr weiß, wer gerade sigurd und wer gerade bodo war. als mensch war er eher zurückhaltend, beteiligte sich an gesprächen eher durch seine schmunzelnden, immer beobachtenden blicke. worte schrieb er lieber.
     
    ich habe ihn zweimal getroffen, einmal auf beschriebenem con 76 in köln, dann 2005 oder 06 auf einem der reuma-cons in düren bei rené und marlene moreau. (reuma für: re(ne)u(nd)ma(rlene). nach meiner scheidung und dem ganzen damit verbundenen stechen und hauen und durch meine beiden umzüge erstarb unser kontakt so langsam. auf jeden fall hatte die firma, für die er als schriftsetzer arbeitete, pleite gemacht, und er arbeitete dann als aufseher (oder wie man das nennt) in einem freiburger spielcasino. spaß machte ihm das nicht.
     
    der erste deutsche fantasy club druckte fünf sehr schön aufgemachte bücher mit seinen stories. ja, sein stil war wirklich unverwechselbar und spiegelte seine liebe zu franz kafka wieder. aber der letzte kontakt ist bestimmt drei oder vier jahre her. ich hatte keine ahnung, dass er diese scheiß-krankheit hatte bzw. bekam. helmut ehls war sein bester kumpel und schrieb mir letzte woche davon und wie furchtbar die krankheit gewesen sei. sowas kracht einfach in dein leben und du kannst es nicht begreifen, jeden von uns kann es jeden tag treffen, darf gar nicht daran denken.
     
    Manfred Borchard und Horst Hoffmann, Coloniacon 1976 in Köln
     

    Es bliebe noch hinzuzufügen, dass Manfred Borchard zeitlebens ein großer Bewunderer, ja Fan von Bob Dylan war. Dass Dylan soeben den Literaturnobelpreis verliehen bekam, hätte Manfred sicher gefallen.

    Nachtragen möchte ich noch, dass das Magazin EXODUS, in dem eine Reihe von Borchard-Stories erschienen sind, ein virtuelles Kondolenzbuch eingerichtet hat, in dem man sich eintragen kann. Zu finden ist es hier:
    https://www.exodusmagazin.de/news/395-manfred-borchard-verstorben.html
     

Samstag, 15. Oktober 2016

Zweiteiliger Artikel über Nick

Kürzlich wurde die Überraschung gelüftet, dass der gleichermaßen bekannte wie beliebte Autor Hubert Haensel einen Gastroman für Nick geschrieben hat, der als Band 7 erscheinen wird. In Folge dessen erfuhr ich, dass Hubert, seit Kindesbeinen an Nick-Fan, vor rund drei Jahren im Perry Rhodan Report - Hubert war damals Redakteur des Reports - einen zweiteiligen Artikel über Nick hat schreiben lassen: Vor Perry gab es Hansrudi Wäschers Nick, der Weltraumfahrer. Nun war Hubert so freundlich, mir die beiden Perry Rhodan Ausgaben zu schicken. Sie sind gestern bei mir eingetroffen. Auch auf diesem Weg noch einmal vielen Dank dafür, Hubert.

Der erste Teil des Artikels mit Titel Ins Weltall für zwei Groschen erschien in Perry Rhodan 2720. Olaf Brill geht darin zurück bis in die Nachkriegszeit, ins Jahr 1953, als die ersten von Hansrudi Wäscher gezeichneten Sigurd-Piccolos in den Auslagen der Kioske lagen. Nach einer kurzen Erwähnung auch der anderen Wäscher-Serien dreht sich der weitere Fortlauf des Artikels dann explizit um Nick, den Weltraumfahrer. Olaf Brill liefert einen Handlungsabriss des Inhalts der Nick-Piccolos und schlägt den Bogen zu den später erschienenen Großbänden, beide im Walter-Lehning-Verlag publiziert.

Im zweiten Teil seines Artikels Seit 55 Jahren zu den Sternen in Perry Rhodan 2724 beschäftigt sich Olaf Brill mit den zahlreichen Nachdrucken und neuen Nick-Abenteuern, die zunächst wiederum von Hansrudi Wäscher stammten, später aber auch von anderen Zeichnern fortgeführt wurden - und immer noch werden. Auch würdigt Olaf Brill den Verleger Norbert Hethke, der Wäscher und den Wäscher-Comics ein zweites Leben bescherte und dessen Verdienste um die Comic-Nostalgie-Szene nicht hoch genug bewertet werden können. Die Nachdrucke, Faksimiles und Fortsetzungen des fast unüberschaubaren Nick-Kosmos gehen bis heute weiter.

Zu guter Letzt geht Hubert Haensel selbst auf die Nick-Romane ein, von denen zum Entstehungszeitpunkt des Artikels gerade zwei Ausgaben erschienen waren. Unter dem Titel Nick der Weltraumfahrer im Buch verrät Hubert, dass die Piccolo-Nachdrucke ebenso wie die gebundenen Ausgaben der bei Hethke erschienenen Großbände in seiner Sammlung stehen - und dass ihm Nick immer als Roman fehlte. Mit der Idee, solche ins Leben zu rufen, spielte er übrigens selbst einmal, auch wenn dann nichts daraus wurde. Da die Comics nun aber schon seit ein paar Jahren als Romane erscheinen und Hubert jetzt einen Gastroman beisteuert, schließt sich der Kreis auf gewisse Weise.

Wer bisher nicht mit Nick, der Weltraumfahrer in Berührung gekommen ist, sich aber vielleicht dafür interessiert, der ist bei Olaf Brills und Hubert Haensels Artikel bestens aufgehoben. Er bietet einen informativen, unterhaltsamen und anschaulichen Überblick über die deutsche Science Fiction-Serie Nick, die schon vor Perry Rhodan da war und erfreulicherweise bis heute da ist. Die Veröffentlichungspolitik im Zeitraum von fast sechs Jahrzehnten ist fast so spannend, wie es Nicks Weltraumabenteuer sind.

Freitag, 14. Oktober 2016

Literaturnobelpreis 2016 für Bob Dylan

Ich gebe zu, dass der Literaturnobelpreis, die höchste literarische Auszeichnung weltweit, für mich immer recht weit weg war. Aus reiner Neugier informiere ich mich alljährlich nach der Veröffentlichung des Namens, wem die Ehre denn diesmal zuteil wurde. Und meistens folgt dann ein Schulterzucken. Denn ebenso alljährlich - oder jedenfalls zumeist - wurde der Preis an Autoren verliehen, deren Namen ich bis dahin nie gehört hatte. Um vor mir selbst nicht ganz unwissend dazustehen, verschaffe ich mir jedes Mal ein paar grundlegende Informationen über den Preisträger, was in den vergangenen Jahren durch Internet und Google immer leichter wurde. Damit hat es sich aber auch, und ich vergesse den Preisträger bald wieder, da ich zumeist mit dem Inhalt der literarischen Werke nicht viel anfangen kann.

Natürlich gibt es Ausnahmen. Heinrich Böll als gebürtigen Kölner las ich bereits in den früheren Jahren meiner Schulzeit nach der Grundschule, doch vieles blieb mir aufgrund meines jungen Alters damals unverständlich. Wenige Jahre später interessierten mich Bölls politische Schriften, die sich mit der RAF und jenen heißen Jahren des Kampfes der 6 gegen 60 Millionen beschäftigten. Auch Die verlorene Ehre der Katharina Blum war dann selbstauferlegte Pflichtlektüre.

Darüber hinaus konnte ich den Preisträgern und ihren Werken aus über hundert Jahren nur wenig abgewinnen. Von ein paar wenigen habe ich neben Böll noch vereinzelte Werke gelesen: Rudyard Kipling (Das Dschungelbuch), George Bernard Shaw (Pygmalion), Hermann Hesse (Der Steppenwolf), Ernest Hemingway (Der alte Mann und das Meer), Jean Paul Sartre (Das Spiel ist aus) und William Golding (Herr der Fliegen). Und tatsächlich fallen mir auch drei Namen ein, von denen ich immer mal etwas lesen wollte, was aber bis heute nicht geklappt hat, nämlich John Steinbeck, William Faulkner und Gabriel Garcia Márquez.

In diesem Jahr jedoch ist alles anders. Gestern wurde ich im Netz fast erschlagen von der Häufung des Namens jenes Mannes, der den Literaturnobelpreis 2016 verliehen bekam: Bob Dylan, mit bürgerlichem Namen Robert Zimmermann. Ich gebe zu, im ersten Moment war ich schlicht baff, dann setzte eine leise, unterschwellige Freude ein, die sich schon bald zu Begeisterung entwickelte. Da erhält plötzlich jemand den Literaturnobelpreis, dessen Namen ich seit Jahren kenne (und nach dem ich eben nicht googlen muss), dessen Musik ich seit Jahren höre und mit dessen Texten ich mich seit Jahren beschäftige.

Dabei entdeckte ich Bob Dylan spät, erst Anfang der Achtziger Jahre. Als seine - für mich und im Nachhinein betrachtet - größten (und er hat viele große) Alben (Bringing It All Back Home sowie Highway 61 Revisited und Blonde On Blonde) erschienen, hörte ich noch keine Musik. Da lief ich allenfalls noch mit dem Trömmelchen um den Weihnachtsbaum und ließ mir von meinen Eltern Kinderlieder vorsingen. Durch Wolfgang Niedeckens öffentliche Begeisterung für Dylan wagte ich mich dann an His Bobness heran - und stellte fest, dass es in der populären Musik Texte gibt, die weit über all jene hinausgehen, die mir bis dahin geläufig waren. Sicher, es gab da schon eine Reihe mir bekannter Ausnahmen, Bruce Springsteen zum Beispiel, und selbst die Kölner Bläck Fööss wussten auf ihren Alben in der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre richtige Geschichten zu erzählen, doch in dieser Ausprägung bereits seit 1962, gleich ob als Folk- oder als Rockmusiker, war Dylan eine herausragende Speerspitze literarischer Intellektualität.

Dylan ist ein Poet im besten Sinne, ein nachdenklicher Wortschöpfer, ein Geschichtenerzähler in der Tradition des nachdenklich-kritischen amerikanischen Folks. Seit über fünfzig Jahren bereichert er die Literatur mit seinen Texten, mit Dichtung hohen literarischen Ranges, in der er einerseits reale Begebenheiten aufgreift und in eine erzählende Form bringt und andererseits bildgewaltige, surrealistische Epen schafft. Dylan verknüpft die Lyrics einer musikalischen Textstruktur mit den Inhalten wesentlich umfangreicherer Prosa. Dabei spielt es keine Rolle, dass seine Texte nicht zunächst für die Buchform bestimmt sind. In solcher können sie immer noch abgedruckt werden, für den Puristen, der der Meinung ist, Literatur gehöre ausschließlich zwischen zwei Buchdeckel.

Dass die Popmusik eine der Literatur artverwandte Form ist, beweist Dylan seit Jahrzehnten. Mehr noch, ihm ist es gelungen, die Musik mit seinen Texten zu einem Teil der Literatur zu machen und zu beweisen, dass diese beiden Kunstformen nicht zwangsläufig miteinander konkurrieren müssen, sondern sich ergänzen und gar verschmelzen können. Schon die alten Griechen trugen gedichtete Epen zu Musik vor, und im Mittelalter fuhren Bänkelsänger von einem Ort zum anderen, um Geschichten, wahre oder erdachte, musikalisch vorzutragen. Bob Dylan ist der erste Musiker und Nicht-Schriftsteller, der für seine Texte den Literaturnobelpreis verliehen bekommt, und ich finde das nicht nur großartig, sondern konsequent in einer Zeit, in der Literatur auch formal zu neuen Ufern wie E-Books, Hörbüchern etc. aufbricht. Es kommt nicht primär auf die Verabreichungsform von Literatur an, sondern auf deren Inhalt. Ich finde es schön, dass auch das Nobelpreiskomitee dieser Ansicht zu sein scheint.

Dienstag, 11. Oktober 2016

Wie ich Stephen King wiederentdeckte

Ich hatte lange keinen Roman mehr von Stephen King gelesen. Der letzte ist zwanzig Jahre her, eher noch länger. Ich weiß nicht mal mehr, welches Buch es war. Mehr noch, ich hatte den King völlig aus den Augen verloren. Dann stieß ich vor einiger Zeit auf eine Besprechung von MR. MERCEDES, die mein Interesse weckte. Ich habe den Kauf des Buchs und das Lesen nicht bereut. Es handelt sich nicht um einen Horrorroman, sondern um einen Krimi, einen Thriller, eine Detektivgeschichte, die mich schon nach wenigen Seiten packte und mich bis zum Ende nicht mehr losließ. Inzwischen habe ich mit nicht weniger Begeisterung die Fortsetzung FINDERLOHN gelesen und freue mich auf MIND CONTROL, den Abschluss der Trilogie.
 
Zur Überbrückung zwischen dem zweiten und dritten Teil legte ich mir die Kurzgeschichtensammlung BASAR DER BÖSEN TRÄUME zu. Schon der Opener Raststätte Mile 81 ist King-Horror vom feinsten, und mit Die Düne folgt eine aufregende Story, die noch übertroffen wird von dem fiesen, bösen, gemeinen Plot in Böser kleiner Junge, der einen wirklich schaudern lässt und mich in seiner Boshaftigkeit an das Ende von Twin Peaks erinnerte. Ich gebe zu, während des Lesens der Kurzgeschichten packte mich das King-Fieber wie wohl zuletzt vor einer halben Ewigkeit bei ES, und damit stand fest, dass wieder mehr King auf der Speisekarte stehen muss. Also mal ins Internet geschaut und erstaunt festgestellt, dass der Altmeister eine Fortsetzung zu SHINING geschrieben hat. Das überraschte mich nun wirklich, und augenblicklich stand für mich fest, dass DOCTOR SLEEP kommende Pflichtlektüre ist. Doch halt, nach über zwanzig Jahren war mir der Inhalt von Shining nur noch in Teilen gegenwärtig. Daher beschloss ich, das Buch noch einmal zu lesen, bevor ich mich an die Fortsetzung mache. Leider musste ich dabei feststellen, dass Shining in meinem Bücherfundus nicht mehr vorhanden ist, und ich entschied, Doctor Sleep zu verschieben, bis es mir gelungen ist, Shining irgendwo aufzutreiben. Aber als gebundene Ausgabe bitteschön, man ist ja schließlich bibliophil.
 
Und dann passierte etwas, das ich mir für eine Story nicht glaubwürdig ausdenken könnte. Vielleicht gelänge das nicht einmal Stephen King. Obwohl, doch, der King würde das hinkriegen. Da noch mal ein schöner Tag mit blauem Himmel war, ließ ich den Computer Computer sein, das aktuelle Manuskript Manuskript sein und machte mich auf zu einem Spaziergang durch den rechtsrheinischen Kölner Stadtteil Mülheim. Über die belebte Meile Mülheimer Freiheit, die vom Wiener Platz zum Rheinufer hinunterführt, bin ich schon seit ein paar Jahren nicht mehr geschlendert, es wurde also mal wieder Zeit. Auf der Freiheit herrscht ein buntes Gemisch, in jeder Hinsicht. Supermärkte wechseln sich ab mit einer Fülle kleiner Läden, Telefonshops und Imbissbuden geben sich die Klinke in die Hand, Ramschläden konkurrieren mit Straßencafés, und zwischen all dem finden sich Seniorenheime und türkische Kulturvereine, Kioske und schäbig aussehende Versicherungsbüros.
 
Im Vorbeigehen angesprochen wurde ich jedoch vom Vertreter eines ganz anderen Gewerbes. Ein Typ um die Vierzig, kantig und mit tätowierten Muskelpaketen, von Kopf bis Fuß gekleidet wie ein wandelnder Nato-Army-Shop und mit einem halbvollen Glas Weißbier in der Hand, grinste mich an und raunte mir etwas zu. Ich konnte sein hartes, gebrochenes Deutsch mit dem unverkennbaren Russisch-Hintergrund kaum verstehen, doch sein Fingerzeig zu einem Stehtisch vor der anliegenden Kneipe machte mir klar, was er wollte. Daran stand, ziemlich gelangweilt, wie mir schien, eine Frau in seinem Alter. Sie war ebenfalls aufgedonnert, allerdings weniger im Nato-Stil. Schlank, lange blonde Haare, enge schwarze Leggins, hohe Hacken und rotlackierte Fingernägel. Klischeehafter ging es nicht, und der Natodeutschrusse grinste mich erneut an, diesmal Daumen und Zeigefinger gegeneinander reibend, was dann doch zu viel Klischee für mich war. Ich schüttelte den Kopf und machte, dass ich weiterkam. Allzu schwer schien er meine Abfuhr nicht zu nehmen, denn ich bekam noch mit, dass er sich gutgelaunt das halbe Weizen in den Hals schüttete und ein neues bestellte.
 
Was dieses Intermezzo mit Stephen King zu tun hat? Ganz einfach, ich schlenderte weiter, darauf bedacht, weiteren unheimlichen Begegnungen jedweder Art aus dem Weg zu gehen – und kam schließlich an diesem merkwürdigen Laden vorbei, den ich nicht richtig einordnen konnte. Vor dem Schaufenster standen Körbe auf dem Gehweg, und darüber glotzte mich, fast unbeachtet von den hektisch vorbeieilenden sowie gelassen flanierenden Passanten, ein riesiges Schild an, auf dem stand: 3 Bücher für 1 Euro. Nicht für einen, nein für 1 Euro. Ich wollte schon weitergehen, ohne einen Blick auf die Auslage zu werfen, weil ich sicher war, dass bei einem solchen Preis einfach nichts für mich dabei sein kann, doch dann erregte etwas meine Aufmerksamkeit. Wahrscheinlich war es diese ins Auge springende, knallrote Schrift auf schwarzem Grund, die man selbst aus dem Augenwinkel wahrnimmt. STEPHEN KING stand da in eben jenem Knallrot zu lesen, und in Weiß darunter SHINING. Für einen Moment glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Ich schien eine Halluzination zu haben, einen Tagtraum. Hatte ich doch noch kürzlich an King gedacht und genau an diesen Roman. Und da lag er nun vor mir, in der gebundenen Lübbe-Ausgabe von 1987. Gleich daneben lagen zwei weitere Hardcover von King, nämlich STARK und GESANG DER TOTEN. Ich packte die drei Bücher, stapfte in den Laden und beglich die horrende Rechnung von einem Euro.

Jetzt, wenige Tage später, wundere ich mich immer noch. Außer besagten drei King-Titeln befand sich in dem Sammelsurium kein einziges Buch, das ich auch nur anlesen würde. Nach rund einem Vierteljahrhundert, in dem ich Shining nicht mehr gesehen hatte, fiel es mir, kurz nachdem ich beschlossen hatte, es mir nach langer Zeit erneut zuzulegen, wie aus heiterem Himmel in die Hände. Nein, diese Geschichte ist nicht erdacht, sondern hat sich genau so zugetragen. Ein fast unglaublicher Zufall? Ja, sicher. Andererseits … andererseits, wer weiß, welche überirdische Macht bei diesem merkwürdigen Vorkommnis ihre Finger im Spiel hatte. Vielleicht sogar Stephen King selbst? Das scheint mir ein Fall für Scully und Mulder zu sein. Oder wie es früher in den Gespenster-Geschichten von Hajo F. Breuer und Uwe Helmut Grave immer so schön hieß: Seltsam, aber so steht es geschrieben.

Montag, 10. Oktober 2016

Am Rande der Hölle

Bereits der neunte Tibor-Roman aus meiner Feder ist erschienen. Am Rande der Hölle erreichte mich vor wenigen Tagen. Bedingt durch die Comicvorlage, ist das Buch diesmal vergleichsweise dünnbrüstig geraten. Dafür bietet es den runden Abschluss der  Expedition zu den urzeitlichen Sauriern jenseits der großen Sümpfe. Der nächste Tibor, soviel kann ich voraussagen, wird dann wieder wesentlich umfangreicher ausfallen.

Noch immer ist Tibor mit dem Wissenschaftler Professor Dobbs im Dschungel unterwegs. Dobbs will einen Tyrannosaurus Rex in die Zivilisation schaffen, was Tibor unter allem Umständen verhindern muss. Denn er ahnt, dass sich der Dschungel einer Invasion aus der sogenannten zivilisierten Welt ausgesetzt sähe, würde die Existenz der als ausgestorben geltenden Tiere bekannt.

Sonntag, 9. Oktober 2016

Ein Auge auf Jimmy

Die POINT OF ist in der Zwerggalaxis NGK 3109 unterwegs. Ren Dhark sucht nach den verschollenen Freunden Amy Stewart, Arc Doorn und Chris Shanton. Dabei gehen die Raumfahrer von der Erde verschiedenen Spuren nach, und immer deutlicher tritt zutage, dass in Voktar, wie die Galaxis von ihren Bewohnern genannt wird, unter der friedfertigen Oberfläche ein Pulverfass brodelt. Im Leerraum zwischen den Sternensystemen stößt die Besatzung der POINT OF auf einen fremdartigen und doch äußerst vertrauten Raumgiganten, über den ich an dieser Stelle natürlich noch nichts verrate.

Sehr wohl kann ich aber erwähnen, dass ich Jimmy einen nicht vom Exposé vorgegebenen kleinen Handlungsstrang gewidmet habe. Jimmy ist ein Roboterhund, ein künstlicher Scotchterrier mit pechschwarzem Fell, dem er seinen Spitznamen "Brikett auf Beinen" verdankt. Jimmy ist klug und gewitzt, und an der Seite seiner menschlichen Freunde geht er mit seinen besonderen Fähigkeiten keinem Kampf aus dem Weg. Doch wie sehen eigentlich Jimmys - von dem man annimmt, dass er den Status eines Roboters hinter sich gelassen hat und zu einer Künstlichen Intelligenz wurde - Gefühle aus? Ren Dhark sorgt sich natürlich um das Schicksal seiner ehemaligen Freundin Amy Stewart, Wächterin Doris bangt um ihren Gefährten Arc Doorn. Doch keiner fragt, wie sich Jimmy beim Verlust seines Schöpfers Chris Shanton fühlt. Ich habe versucht, dieser Frage ein wenig auf den Grund zu gehen.

Wie man merkt, habe ich also die Arbeit an einem weiteren Ren Dhark abgeschlossen. Band 66, der Mitte Dezember erscheinen soll, trägt den Titel Aufruhr in Voktar. Mit Band 66 ist die Hälfte des laufenden Zyklus schon wieder geschrieben.

Jimmy in Aktion
 

Samstag, 8. Oktober 2016

Überall Mangas

Bereits am vergangenen Sonntag fand die Comic und Manga Convention Düsseldorf statt. Es gibt sie wohl schon seit längerem, doch in diesem Jahr wurde ich zum ersten Mal darauf aufmerksam. Was daran liegt, dass Peter Hopf dort erstmals mit einem Verlagsstand vertreten war. Eine gute Gelegenheit, für ein paar Stunden in der Nachbarstadt vorbeizuschauen, zumal das direkt am Hauptbahnhof gelegene Conlokal mühelos zu erreichen war.

Es erwies sich als recht klein. Unterschwellig hatte ich eine Veranstaltung von der Größe der Kölner Comicmesse Intercomic erwartet, doch weit gefehlt. In den überschaubaren Räumlichkeiten reihten sich die Stände der Händler und Aussteller, und die waren, als ich zur Mittagszeit eintraf, schwach frequentiert. Überhaupt war die Besucherzahl der Veranstaltung sehr überschaubar. Während sich in Köln die Besucher durch die Gänge drängeln, war hier reichlich Platz. Die wenigen Aussteller, mit denen ich sprach, waren von der geringen Publikumsresonanz entsprechend wenig begeistert. Ich äußerte Peter Hopf gegenüber die scherzhafte Bemerkung, dass anscheinend auf jeden Händler ein Besucher komme.

Der Romansektor ist in Düsseldorf völlig ausgespart, bedingt vielleicht durch die Räumlichkeiten, aber auch was ich unter Comics verstehe hielt sich in Grenzen. Der Schwerpunkt liegt tatsächlich auf Mangas, und mit denen kann ich bekanntlich herzlich wenig anfangen. An diversen Ständen saßen junge Mädels und zeichneten: Mangas, Mangas und nochmal Mangas. Ich hatte den Eindruck, sie taten es für sich selbst. Ob überhaupt jemand bei ihnen stehenblieb oder nicht, schien sie nicht zu interessieren. Wird vermutlich nicht stimmen, kam mir aber so vor.

Immerhin ergatterte ich den einzigen mir fehlenden Bruno Brazil-Band, und zu meiner Überraschung schaute Werner Fuchs vorbei. Den in Düsseldorf lebenden sympathischen Verleger, Autor und Herausgeber zu treffen, freut mich immer. Mit Werner ist eine kurzweilige Plauderei garantiert, sei es nun über Literatur, Musik oder Fußball. Davon abgesehen muss ich aber leider sagen, dass mich die Veranstaltung wahrlich nicht vom Hocker gehauen hat. Schade eigentlich.

Freitag, 7. Oktober 2016

Unterwegs in der Lokalen Gruppe

Ein Hammerbild, das der gute Ralph Voltz für REN DHARK - WEG INS WELTALL 65 abgeliefert hat. Das Buch erscheint zwar erst Mitte November, aber die bereits vorliegende Coverzeichnung möchte ich euch nicht vorenthalten. Einmal mehr hat Ralph mich begeistert. Die Szene, die wir sehen, habe ich geschrieben, und sie ist mir noch gut in Erinnerung.

Was das Gebilde im Bildvordergrund darstellt, dürfte jeder erkennen, der sich mit der Ren Dhark-Serie auskennt. Sieht aus wie ein Ringraumer, nicht wahr? Stimmt allerdings nicht so ganz. Es ist jedenfalls nicht nur einer. Um welche Welteninsel es sich bei der herrlichen Darstellung im Bildhintergrund handelt, könnte der Romantitel verraten, der da lautet Aufbruch nach NGK 3109.

NGK 3109 oder auch NGC 3109 ist eine sogenannte irreguläre Zwerggalaxis, gelegen am Rand der Lokalen Gruppe, zu der auch die Milchstraße und die Andromeda-Galaxis gehören. NGK 3109 hat einen Durchmesser von gerade einmal 25.000 Lichtjahren und liegt rund 4,5 Millionen Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt. Mehr als ein Katzensprung also, selbst für einen wackeren Raumfahrer in der Science Fiction. NGK 3109 besitzt die Form einer Scheibe ohne Verdichtung in ihrem Zentrum, was die Existenz eines massereichen Schwarzen Lochs nahezu ausschließt. Heutige Wissenschaftler vermuten, dass sie vor einer Milliarde Jahren mit der Zwerggalaxis Antlia kollidiert ist und bis heute mit dieser in Wechselwirkung steht. Ein interessanter Spielplatz also für Ren Dhark und die Point of, zumal ein dunkles Geheimnis NGK 3109 umgibt.