Donnerstag, 17. April 2014

Der Steuverhoff und das Anno Pief

Bei meinen Spaziergängen durch Köln stoße ich immer wieder auf historische Schmuckstücke. Ein solches Schmuckstück, das ich allerdings schon lange kenne, ist der Stavenhof, im Kölschen auch Steuverhoff genannt. Die enge Gasse, die den Eigelstein mit dem Gereonswall verbindet und früher ein Rotlichtviertel war, wurde schon in Mundartliedern besungen, zum Beispiel von den Krageknöpp oder Jürgen Zeltinger. Auch war sie Drehort für Szenen der Krimis, in denen Willy Millowitsch den Kommissar Klefisch verkörperte.

Gestern war ich im Eigelsteinviertel unterwegs und bin wieder einmal mit großen Augen durch den Steuverhoff gelaufen. Ich wünschte, es wären viel mehr solch historischer Fassaden in Köln erhalten geblieben. Im Stavenhof zu finden ist das Anno Pief, das von außen schön einladend wirkt, aber immer geschlossen hatte, wenn ich vorbeikam. Gestern war ich mal nicht tagsüber am Eigelstein unterwegs, sondern am Abend. So nutzte ich die Gunst für eine Einkehr, weil ich endlich wissen wollte, wie es im Inneren des Anno Pief aussieht.

Was soll ich sagen? Gewissermaßen Verliebtheit auf den ersten Blick. Der Eingang liegt im Hausflur. Die Kneipe ist klein, urig und urgemütlich, mit rustikalen Tischen und Bänken, die mit der historischen Atmosphäre der umliegenden Backsteinbauten bestens harmonieren. Alte Holzvertäfelung ohne modischen Schnickschnack. So stelle ich mir eine Bierkneipe vor, etwa wie ein Brauhaus in Klein, in dem bestimmt keine Cocktails ausgeschenkt werden. Und das ist auch gut so.

Es gibt einen kleinen Hinterhof für die Raucher. Da fühlt man sich ins vorletzte Jahrhundert zurückversetzt. Das gilt auch für die ausgetretenen Stufen der schiefen Holztreppe, die zu den in der ersten Etage liegenden Toiletten führt. Das alles hat Charme und Charakter und ist weit entfernt von der Beliebigkeit vieler heutiger Gastronomiebetriebe. Patrick, der nette Weet mit langem Pferdeschwanz, paßt ins Ambiente und ist jetzt, wie er erzählt, seit 13 Jahren im Anno Pief

Und es gibt es Fußball, ohne den heutzutage wohl keine Kneipe mehr auskommen dürfte. Daumen hoch für die Großbildfernseher. Es lief sowohl das Halbfinale im DFB-Pokal zwischen Bayern und Kaiserslautern als auch das spanische Pokalfinale zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona. Der Siegtreffer von Reals Gareth Bale war der Knaller, und in der Ecke unterhielten sich ein paar Jungs über Panini-Fußballbilder und Nationalspieler Mathias Herget bei Bayer Uerdingen in der Grotenburg. Richtig schöner Fußballcharakter jenseits der bei Weltmeisterschaften Deutschland-schreienden Eventies.

Hinter der Theke hängt ein Wimpel von Viktoria Köln. Na sowas. Da muß ich wohl mal einen von der Fortuna stiften. Wie auch immer, würde ich im Eijelsteinveedel leben, könnte das Anno Pief glatt meine Stammkneipe werden. Vorbeischauen werde ich auf jeden Fall wieder mal.

1 Kommentar:

  1. Ja, in der Gasse fühlt man sich wirklich in eine entfernte (und vielleicht so nie existierende) Vergangenheit zurückversetzt. Immer wieder einen Besuch wert! LG Birthe

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