Mittwoch, 9. April 2014

Köln vor dem Krieg

Ich war zum ersten Mal im Belgischen Haus am Neumarkt, und ich war beeindruckt von den in klassischem Stil gehaltenen Räumlichkeiten. Das 1950 eröffnete Gebäude beherbergt zum einen das belgische Konsulat, dient mit seinem gediegenen, exklusiven Ambiente aber auch als Aufführungsstätte für kulturelle Veranstaltungen. Reinhard Matz und Wolfgang Vollmer hielten dort anläßlich des Erscheinens ihres Bildbandes Köln vor dem Krieg für den Heimatverein Alt-Köln einen Bildvortrag zu ebenjenem Thema.

Matz und Vollmer haben in den vergangenen Jahren zahlreiche alte Photographien zusammengetragen, die dokumentieren, wie das moderne Köln ab 1880 entstanden ist. Bei ihrer Materialsuche wurden sie nicht, wie man erwarten könnte, vorrangig in Köln fündig. Erst recht nicht mehr nach dem Einsturz des Stadtarchivs, nach dem sie sogar fürchteten, ihr Projekt auf Eis legen zu müssen. Umso erfolgreicher war die Recherche dafür in Archiven in London, Paris und Schweden.

Daß sie im Jahr 1880 begannen, hat einen einleuchtenden Grund. Es ist nicht etwa der, daß in diesem Jahr der Dombau abgeschlossen wurde. Vielmehr wurde auch die Entscheidung getroffen, die mittelalterliche Stadtmauer abzureißen, weil die Bevölkerung zu dieser Zeit ständig anwuchs und innerhalb der Mauern keinen Platz mehr fand. Dadurch wurde die Stadterweiterung überhaupt erst möglich und die Weichen vom Mittelalter in die Neuzeit gelegt.

Natürlich gibt es im Netz und in Bildbänden unzählige alte Fotos von Köln zu bestaunen, doch man entdeckt immer wieder etwas neues. Speziell Bilder vom Abriß bestimmter Abschnitte der Mauer hatte ich zuvor noch nie gesehen. Die Erläuterungen, die Matz und Vollmer zu den präsentierten Aufnahmen lieferten, zeigten, wie viel Herzblut sie in ihr Projekt gesteckt haben. Hinzu kam, daß die Künstler, beide selbst Fotografen, anhand des zusammengetragenen Bildmaterial die Entwicklung der Fotographie allgemein verständlich nachvollzogen. Für jemanden wie mich, der leidlich mit seiner kleinen Digitalkamera zurecht kommt, waren das interessante Einblicke.

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