Das Jahr 2016 hat bis kurz vor seinem Ende wirklich blindwütig in alle Richtungen ausgekeilt, und ich mag keine Nachrufe mehr schreiben. Es erwischte von mir gern gelesene Autoren der deutschen Phantastik wie Manfred Borchard und Malte Schulz-Sembten, gern gesehene Schauspieler wie Götz George, gern gehörte Musiker wie Glenn Frey und Jimmy Bain und großartige Fußballspieler wie Hannes Löhr und Johan Cruyff - und sogar gern gemochte persönliche Bekannte.
Was mit David Bowie begann, endete mit Rick Parfitt und George Michael. Zumindest dachte ich das bis vor wenigen Stunden, doch dann schlug dieses garstig-böse Jahr noch einmal zu. Heute verstarb mit Carrie Fisher auch meine Prinzessin. Ja, wieso eigentlich meine Prinzessin?
Als "Star Wars" 1977 ins Kino kam, war Luke Skywalker dem kleinen Achim altersmäßig am nächsten. Zumindest kam es mir so vor. Tatsächlich war er natürlich wesentlich älter als ich. Viel cooler fand ich ohnehin Han Solo, der mit der Waffe in der Hand ein Draufgänger ganz nach meinem Geschmack war. Han allein gegen den Rest der Welt, und nichts konnte ihn aufhalten - dachte ich zumindest bis zum zweiten Film. Und dann war da noch, ach ja, richtig, diese Prinzessin namens Leia. Die hat auch geballert, aber sie war halt nur ein Mädchen und Staffage neben den Jungs. Und überhaupt habe ich mich zu der Zeit noch viel mehr fürs Fußballspielen interessiert als für Mädchen.
Drei Jahre später folgte "Das Imperium schlägt zurück". Inzwischen sah ich die Welt teilweise mit anderen Augen als noch beim ersten Film der Trilogie. Han war immer noch der Coolste, aber viel hübscher und süßer als Han war Leia. So musste ein Prinzessin sein. Nicht mit einem Krönchen auf dem Kopf, sondern mit einer Strahlenwaffe in der Hand. Sie besaß Charme und Lieblichkeit, zugleich aber auch die knallharten Argumente einer starken Frau gegen die Imperialen Truppen. Sie war hinreißend, bezaubernd. Ich begriff gar nicht, wie ich das im ersten Teil hatte übersehen können. Ich glaube, ich war hin und weg. War ich vielleicht sogar ein bisschen eifersüchtig auf Han, weil er Leia kriegte? Ich glaube nicht, aber man weiß ja nie. Jedenfalls war von da an Leia meine Prinzessin. Sie war viel hübscher und viel cooler als alle Mädels in meiner Jahrgangsstufe.
Anlässlich des letzten Star Wars-Films (nicht dieses aktuelle Rogue-Ding) sah ich Carrie Fisher als Gast bei einer Talkshow, eine sympathische Frau, die gleich wieder mein Herz eroberte. Sie und Leia waren in Würde gealtert, ohne irgendeinem schauderhaften Jugendwahn hinterher zu hecheln. Ich spekulierte sogar darauf, dass sie vielleicht im nächsten Film, gemeinsam mit ihrem Filmbruder Luke, wieder dabei sein wird. Daraus wird nichts mehr - aber meine Prinzessin ist sie immer noch.
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