Dienstag, 10. Juni 2014

Nach dem Coloniacon schaute der Weltuntergang vorbei

Wenn der Dom einst fertig sei, ginge die Welt unter, sagt man in Köln. Nach dem Tod des letzten Ritters der Tiefe werden gar die Sterne verlöschen, heißt es ein paar Etagen höher. Ersteres Szenario ist nicht zu befürchten, da der Kölner Dom ohnehin niemals fertig werden wird, und zweiteres entstammt der Welt der Literatur und Mythologie. Daß der Weltuntergang zuweilen schon mal an die Tür klopft, haben wir gestern erlebt.

Ein paar Besucher des Coloniacons haben das Pfingstwochenende genutzt, um länger in Köln zu bleiben. Daher trafen wir uns Montag am späten Nachmittag zum Essen im Reissdorf Brauhaus. Die Hitze bei Temperaturen um die 35 Grad war lähmend, und es regte sich kein Lüftchen. In der Hoffnung, dass es am Wasser etwas erträglicher sei, beschlossen wir, hinunter zum Rhein zu gehen. Der Spaziergang entwickelte sich zur kleinen Sightseeing-Tour. Wir bestiegen die Aussichtsplattform auf dem Schokoladen-Museum, und ich führte unsere Gäste durch den neugestalteten Rheinauhafen und vorbei am Yachthafen zu den Kranhäusern, die begeistert fotographiert wurden. Ich mag sie bekanntlich nicht, aber beeindruckend sind sie allemal. Dann ging auf einmal alles ganz schnell.

Binnen Minutenfrist wurde es nachtschwarz. Wo bei schönstem Sommerwetter eben noch ausgelassenes Treiben geherrscht hatte, brach Chaos aus. Von Südwesten her rauschte eine düstere, brodelnde Front heran, wie ich sie zuweilen schon in Manuskripten beschrieben, mit eigenen Augen aber noch nicht gesehen habe. Zumindest nicht in dieser rasenden Schnelligkeit. Der Anblick war unheimlich, richtiggehend bedrohlich. Wir überlegten, ob es nicht besser sei, irgendwo Unterschlupf zu suchen, als auch schon die ersten Sturmböen über die Uferpromenade peitschten, Laub und Sand aufwirbelten und sich an den Fassaden der Häuser austobten. Bäume wurden vom Sturm geschüttelt wie Spielzeuge, die jeden Augenblick durchbrechen konnten.

Dann setzte der Regen ein, in wahren Sturzbächen, und mir fiel ein, daß ich zu Hause sämtliche Fenster in Kippstellung hatte. In der neunten Etage kann sich das bei einem solchen Unwetter fatal auswirken. Also ignorierte ich den Sturm und die Wassermassen mit Todesverachtung. Die Verabschiedung fiel kurz und herzlich aus, um rasch ein Taxi zu entern. Da war die Rheinuferstraße teilweise schon überspült. Ich gelangte jedoch nach Hause, ohne daß dort eine Katastrophe eingetreten war, und knallte sämtliche Fenster zu. Auf den Schreck ging ich mit dem verbliebenen Bernd Gemm ein paar kalte Kölsch trinken. Das Unwetter brachte einen großen Vorteil in Form eines gehörigen Temperatursturzes mit sich, und der war dringend nötig.

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