Am vergangenen Wochenende war es wieder
so weit. Am Freitag kamen die fünf oben Genannten in einem Hotel in
Bonn zusammen, um den nächsten Handlungsabschnitt im Epos um den
nimmermüden Raumfahrer Ren Dhark und seinen Ringraumer POINT OF
auszubaldowern. Wichtigste auf den Tischen stehende Arbeitsutensilien
neben Notebooks, Papier und Bleistiften waren Kaffee, Cola, Wasser
und Traubenzuckerlollis.
Der Freitag begann traditionell mit
einem Brainstorming, bei dem Ideen, Figuren und Schauplätze in den
Raum geworfen wurden. Dabei blickten wir durchaus kritisch auch noch
einmal zurück auf die hinter uns und den Lesern liegenden Bücher.
Was kam gut an, was weniger gut? Was wurde gelobt, was kritisiert?
Wir überlegten, welche Figuren und Handlungselemente nach häufigem
Einsatz eine Pause gebrauchen könnten und wer hingegen endlich
wieder einmal auftauchen sollte.
Aus den zahlreichen Stichpunkten
kristallisierten sich schließlich vier thematische Schwerpunkte
heraus, auf die wir beschlossen, unser Augenmerk zu richten. Zudem
kamen wir überein, dass die Erde stärker ins Bild rücken soll als
im letzten Handlungsbogen, ebenso verschiedene andere von Menschen
bewohnte Welten in der Milchstraße. Außerdem wird Ren Dhark selbst
wieder eine Menge Platz eingeräumt, er ist nun einmal der
Namensgeber der Serie. Doch auch auf die anderen beliebten Figuren
brauchen die Leser in den kommenden zwölf Büchern nicht zu
verzichten.
Abends begaben wir uns in eine
nahegelegene Pizzeria, um ausgiebig zu tafeln. Die Pizza erwies sich
als ausgesprochen lecker, das Kölsch dazu gab es leider nur aus
Flaschen. Das änderte sich anschließend an der Hotelbar, wo Jan und
ich Frischgezapftes vom Fass erhielten. Die anderen hielten sich an
Pils, Wein und Cocktails – alles nur in bescheidenem Maße,
schließlich waren wir nicht zum Vergnügen da (obwohl die Konferenz
an sich schon ein Vergnügen ist) und beabsichtigten, am nächsten
Morgen früh aufzustehen.
Am Samstag ging es nach einem
reichhaltigen Frühstück, wie man so schön sagt, ans Eingemachte,
nämlich an die inhaltliche Ausarbeitung jener Themen, die sich aus
dem Ideenwust des Vortages durchgesetzt hatten. Gleich zu Beginn
merkten wir, dass wir mit der Ausarbeitung nicht so schnell
vorankamen wie gewünscht. Die veranschlagte Zeit wurde knapp, zumal
auch jetzt immer wieder neue Namen in den Hut geworfen wurden.
Anscheinend liefen die Gedanken noch ein wenig träge. Es kam mir vor
wie bei einem alten Motor, der erst stotternd anspringen muss, um
Betriebstemperatur zu erreichen. Ben wurde nicht müde, aufs Tempo zu
drücken. Immer wieder forderte er: »Wir müssen Gas geben«, was
später noch unterstützt wurde durch die Direktive: »Nicht allzu
viele Details. Wir verzetteln uns!«
Mittags machten wir Gruppenbilder mit
Dame, von denen ein paar auch gleich ins Netz gestellt wurden, bei
Facebook beispielsweise. Dafür verzichteten wir auf ein
Mittagessen, begnügten uns stattdessen mit belegten Brötchen,
damit erst gar keine Trägheit mehr aufkommt. Das erwies sich als
richtige Entscheidung, denn das Arbeitstempo erhöhte sich, ohne dass
wir es merkten. Die Ideen sprudelten, die Bälle wurden einander
zugespielt und weiterverarbeitet. Eine ungewöhnliche Figur, eine
sehr ungewöhnliche sogar mit großem Konfliktpotential, wird in die
Handlung zurückkehren, mehr darf ich hier allerdings noch nicht
verraten.
Ben tippte wie ein Wilder, um die sich
stetig weiterentwickelnde Rahmenhandlung festzuhalten. Der flapsige
Einwurf »Waffen! Waffen! Amy muss weg!«, mit dem wohl nur
Eingeweihte etwas anfangen können, wurde bei jeder passenden
Gelegenheit aufgegriffen und entwickelte sich zum Running Gag. Fast
ebenso häufig rief jemand scherzend: »Wir brauchen eine
Raumschlacht!«, sobald sich Raumschiffe unterschiedlicher – oder
auch gleicher – Herkunft begegneten, was jedoch nur sporadisch
Einzug ins Rahmenexposé fand, nämlich nur dann, wenn die Situation
eine solche Ballerei erfordert.
Entgegen unserer anfänglichen
Befürchtungen waren wir mit den erarbeiteten Grundlagen am Abend
mehr als zufrieden. So hatten wir uns das anschließende Essen im
Hotel redlich verdient. Danach saßen wir in gemütlicher Runde beim
Whisky-Tasting zusammen. Ben hatte zwei Flaschen des edlen Gesöffs
im Gepäck, um die Kehlen des Teams zu kitzeln. Die einst vom
damaligen Exposéautor Hajo F. Breuer eingeführte Verkostung ist
längst zur Tradition geworden und wird auch unter Bens
Expokratenschaft fortgeführt.
Ein tolles Erlebnis hatte ich
persönlich auch noch. Unweit der Bar des Hotels steht ein Regal mit
Prospekten, Flyern und ähnlichem – und rund einem Dutzend Büchern
zum Lesen für die Hotelgäste. Ich hatte gar nicht darauf geachtet,
aber Andreas sah die Bücher durch. Neben Dan Brown steht mein Roman
Schlacht über Odour, Band 48 der Ren Dhark-Subserie
Sternendschungel Galaxis. An dieser Stelle hätte ich wirklich
keinen Dhark-Roman erwartet. Meine Begeisterung kann man sich
vorstellen.
Am Sonntag ging es dann mit Elan auf
die Zielgerade. Noch einmal wurden die geistigen Kapazitäten der
Dame und der Herren auf die Probe gestellt, und noch einmal kam
Erquickliches dabei heraus. Wir füllten den noch ausstehenden
Handlungsteil mit Leben, bis wir auch mit diesem vollauf zufrieden
waren.
Übereinstimmend durften wir
feststellen, dass die Konferenz ein voller Erfolg war. Nach der
Verabschiedung verstreuten wir uns in alle Winde, in Gedanken schon
bei der Ausarbeitung des opulenten Rahmenexposés. Wir, die Autoren
und Leser, können uns auf spannende und unterhaltsame, auf
überraschende und abwechslungsreiche Romane freuen.
Ein sehr schöner Bericht. :-)
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