Montag, 8. August 2016

Robert Feldhoff: Grüße vom Sternenbiest

Im Jahr 1997 versuchte die Verlagsunion Pabel Moewig die Reihe "Space Thriller" am Markt zu etablieren. Sie wurde eröffnet mit Robert Feldhoffs Roman Grüße vom Sternenbiest, dem drei weitere Hardcover von Peter Terrid, H. G. Francis und Konrad Schaef folgten. Danach war Schluss, also verkauften sich die Bücher wohl nicht gut genug, um weitere zu publizieren. Sind die Folgebände ähnlich gelungen wie Feldhoffs Opener, so ist diese Entscheidung zu bedauern.
 
Als Grüße vom Sternenbiest erschien, schrieb der 1962 geborene Robert Feldhoff bereits seit zehn Jahren für Perry Rhodan. Er wurde nicht nur Exposé-Autor und einer der bei den Lesern beliebtesten Autoren der Serie, sondern entwickelte sich zu einer Speerspitze, wenn es galt, ein neues Produkt zu etablieren. So schrieb er den ersten Band für Perry Rhodan Extra, den ersten Band für Perry Rhodan Action, den ersten Band für die Atlan Miniserien und halt auch für die Space Thriller.
 
Bei diesen handelte es sich um abgeschlossene Science Fiction-Abenteuer, die zwar vor dem Hintergrund des Rhodan-Kosmos angesiedelt, aber von der Serienhandlung völlig losgelöst waren. Unabhängig zu lesende spannende Thriller sollten es sein, auch für ein Lesepublikum, das sonst mit Perry Rhodan nicht viel am Hut hat, nehme ich an.

Die Geschichte beginnt mit dem Sturz eines vierjährigen Jungen aus dem Fenster eines Hochhauses. Ein Unfall, sollte man meinen, doch ein solcher Unfall ist ausgeschlossen, da auf der hochtechnisierten Erde des 49. Jahrhunderts spezielle Rückhaltevorrichtungen verhindern, dass jemand einfach so aus dem Fenster fällt. Sholter Roog, ausgefuchster Agent des irdischen Geheimdienstes TLD, vermutet hinter dem Kindstod nicht nur einen Mord, für den er zunächst die Eltern verantwortlich macht, sondern noch viel mehr. Roogs Problem ist nur, dass er wegen überdurchschnittlicher Gewaltbereitschaft auf einen Schreibtischposten abgeschoben wurde. Seine Vorgesetzte erlaubt ihm zwar, seine Nachforschungen zu betreiben, stellt ihm aber mit Fee Kellind eine Agenten-Anwärterin zur Seite.

Das passt Sholter Roog zwar nicht, doch er muss sich arrangieren, um nicht von dem Fall abgezogen zu werden. Dabei erweist er sich als ausgesprochener Kotzbrocken, und die Vorwürfe überdurchschnittlicher Gewaltbereitschaft sind nicht aus der Luft gegriffen, wie sich im Fortgang der Handlung zeigt, und zwar bei der Innenbetrachtung der Figur, bei ihrer Gedankenwelt und bei Übergriffen gegen Personen, die Roog unsympathisch sind. Zudem ist er ein Sexist, der sich, nachdem er mit Fee Kellind im Bett gelandet ist, ihr gegenüber erst recht widerlich verhält. Beide raufen sich jedoch immer wieder zusammen, weil ihnen nichts anderes übrig bleibt.

Robert Feldhoff packt die Interaktion der beiden Agenten in einen spannenden Thriller, einen Agentenroman mit Nachforschungen und technischen Spielereien, die auch einem James Bond gut zu Gesicht stünden, mit Verfolgungsjagden, Kämpfen und Actionszenen, die jedoch allesamt die eigentliche Geschichte tragen und unterstützen. Denn Sholter Roogs Spürnase trügt ihn nicht. Es geht – als ob der nicht tragisch genug wäre – um viel mehr als den Tod eines Kleinkindes. Die galaktische Verbrecherorganisation Galactic Guardians plant einen folgenschweren Schlag gegen die Menschheit. Sie will sich in den Besitz eines Geheimcodes bringen, mit dem sich Nathan, der auf dem Mond ansässige Großrechner der Menschheit, manipulieren lässt, und Nathan steuert so ziemlich alles, was im Sonnensystem geschieht. Um dieses Ziel zu erreichen, hält sich unerkannt einer der führenden Köpfe der Galactic Guardians auf der Erde auf: Schelm.
 
Schelm, verborgen unter einem täuschenden Schutzfeld, ist eine tolle Figur, deren wahre Natur sich häppchenweise über den ganzen Roman erschließt. Nicht minder interessant ist der Killer, der in Schelms Auftrag mordet. Es handelt sich um den Tomopaten Felsenheimer, ein menschenähnliches Wesen, das seine Arme jedoch mit einem Ghyrd, einer Art Zwangsjacke, bändigen muss. Diese Arme besitzen nämlich ein mordlustiges Eigenleben und lassen sich anders nicht unter Kontrolle halten. Öffnet Felsenheimer den Ghyrd, beginnen die Arme ihr tödliches Werk, indem sie andere Intelligenzen regelrecht frikassieren.
 
Dramaturgisch ist es fast unabdingbar, dass Schelm seinen Killer Felsenheimer irgendwann auf Scholter Roog ansetzt, und der Agent und Schelm schließlich sogar persönlich aufeinandertreffen. Der Kotzbrocken Roog und seine Darstellung als Unsympath, der doch nur das Richtige tun will und dafür auch sein Leben einsetzt, ist mir durchaus sympathisch. Schließlich kriegen nur die auf die Schnauze, die es verdient haben. Mancher Leser mag das anders sehen, aber ich unterschreibe jede seiner Handlungen, auch wenn er am Schluss suspendiert wird. Ganz am Ende des Romans hat Robert Feldhoff für Sholter Roog dann noch eine richtig fiese Gemeinheit in petto, die ich hier aber ebenso wenig verraten möchte wie weitere Aspekte der Handlung.
 
Stattdessen empfehle ich die Lektüre von Grüße vom Sternenbiest. Der Roman, der soweit ich weiß kürzlich als E-Book erschienen ist, hat Spaß gemacht und animiert mich dazu, mal wieder ein paar andere Werke des 2009 verstorbenen Robert Feldhoff zu lesen. Der frühe Tod des „großen Stillen aus dem Norden“, wie Robert auch genannt wurde, ist bei Perry Rhodan ebenso wenig zu kompensieren wie der von William Voltz oder Thomas Ziegler.
 
Robert Feldhoff: Grüße vom Sternenbiest
Verlagsunion Pabel Moewig, 1997
Hardcover, ca. 240 Seiten

1 Kommentar:

  1. Olaf Moldenhauer10. August 2016 um 18:54

    Schöner Blogeintrag zu einem klasse Roman. Habe ich regelrecht verschlungen. Felsenheimer hat mir gefallen.

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