Donnerstag, 27. Dezember 2012

Dreißig Jahre danach, das Abi-Treffen

Ulrich Soénius, wie ich 1982 in der Abi-Jahrgangsstufe des Humboldt-Gymnasiums, ist heute bei der IHK Köln tätig. Da er auch sonst recht rührig ist, machte er bereits im Frühjahr und Sommer mobil für eine Veranstaltung der besonderen Art. Dreißig Jahre sind vergangen, seit wir das Humboldt verließen und uns in alle Winde verstreuten, da war ein Jahrgangsstufentreffen eine naheliegende Veranstaltung. Zu der kam es zwei Tage vor Weihnachten.

Was mich erwarten würde, wußte ich im Vorhinein überhaupt nicht. Ich konnte mich nur an wenige Namen erinnern, an Gesichter meiner damaligen Mitschüler gar kaum noch. So begab ich mich mit der Erwartung zu dem Treffen im Bürgerhaus Stollwerck, vermutlich kaum jemanden zu erkennen. Die Episode des Kölner Tatorts kam mir in Erinnerung, in der Klaus Behrend alias Hauptkommissar Max Ballauf zu einem Klassentreffen fährt, mit gemischten Gefühlen und sich selbst verrückt machend. So schlimm war es bei mir nicht im geringsten. Im Gegenteil, ich war richtig neugierig, daher ließ ich mich auch von einer heftigen Erkältung nicht um die Teilnahme bringen.

Und siehe da, alles entwickelte sich ganz anders als erwartet. Bei den Vorstellungen tauchten die meisten Namen aus den Tiefen meiner grauen Zellen wieder auf, und mit ihnen die Gesichter. Manche der Leute haben sich äußerlich ziemlich verändert - 30 Jahre sind eine lange Zeit -, andere überhaupt nicht. Zumindest war ich der Meinung, sie genau so in Erinnerung zu haben. Bei einigen fiel mir sogar auf Anhieb wieder ein, welche Kurse wir damals zusammen belegt hatten. Ja, ich gebe es zu, am meisten trifft das auf Fußball zu, das ich in Kombination mit der Einzelsportart Tischtennis als drittes (oder viertes?) Abiturfach neben Englisch, Erdkunde und Physik belegt hatte.

Gut 40 ehemalige Mitstreiter kamen insgesamt zusammen, nicht nur aus Köln, sondern auch aus Hamburg und Berlin. Eine Mitschülerin war sogar extra aus Australien angereist, ein anderer aus Portugal. Zu meinem Erstaunen wurde auch ich von den meisten erkannt. Schlechte Nachrichten gab es leider auch. Es sind tatsächlich schon Angehörige unserer Jahrgangsstufe verstorben, zuletzt im vergangenen Oktober ein ehemaliger Kumpel, mit dem zusammen ich damals sehr viel Fußball gespielt habe.

Von Anfang an herrschte eine lockere, entspannte Atmophäre. Je mehr Unterhaltungen ich führte und je länger sie andauerten, desto mehr tauchte ich in die Vergangenheit ein. "Weißt du noch ...?", "Dieser Lehrer und jener Kurs ...", "Bei unserer Abschlußfahrt nach Frankreich ...". Und so weiter. Und natürlich tauchte immer wieder die Frage auf, was man denn heute so mache. Der Abend war wirklich wie eine kleine Zeitreise, bei der ständig neue Einzelheiten an die Oberfläche spülten. Sogar die Namen einiger Lehrer, die ich längst vergessen hatte. Ja, es hat Spaß gemacht. Nein, ich bereue nicht im geringsten, mich aufgerafft zu haben.

Als das Bürgerhaus mitten in der Nacht schloß, war immer noch ein harter Kern aus einem Dutzend Leuten versammelt. Irgendwie war es wie früher, denn man wollte partout noch nicht nach Hause gehen. Also wanderten wir durch den strömenden Regen ins Lotta in der Südstadt. Dort wurden die Kölsch-Runden dann gleich in Kränzen gereicht.

2 Kommentare:

  1. Hat niemand die unvermeidliche Frage gestellt?

    "Was machst du denn beruflich, Achim?"
    "Och, ich bin Schriftsteller..."
    "Und davon kann man leben???"

    AntwortenLöschen