Anders ist das im Karneval, wo die
kölsche Sprache aus dem Liedgut nicht wegzudenken ist. Zu den
Gruppen, die dort seit Jahrzehnten auftreten (Bläck Fööss, Höhner,
Paveier, Räuber), gesellten und gesellen sich alljährlich neue
Bands (wie beispielsweise die Klüngelköpp, Kasalla, Cat Balou, Die
Domstürmer). Leider bekommt man sowohl von den Alteingesessenen als
auch den Neuen in ihren Liedern kaum einmal mehr richtig schöne
Geschichten erzählt, so wie es vor allem die Bläck Fööss in den
Siebziger Jahren machten. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel,
aber überwiegend muss für jede Session eine neue Hymne her, die
auch der letzte Depp noch mit drei Promille mitgrölen kann.
Glücklicherweise gibt es – abseits
der großen Bühnen und zumeist unbeachtet seitens eines feierwütigen
Publikums – Musiker, die sich der kölschen Mundart und den alten
Texten verschrieben haben. Sie pflegen sie bei ihren Auftritten mit
Begeisterung und erhalten sie am Leben. Zunächst fiel mir das vor
ein paar Jahren bei der Familich auf, auch bei Philipp Oebel und vor
geraumer Zeit bei Peter Schmitz-Hellwing. Und jetzt lernte ich eine
Band kennen, von der ich bis dato noch nie etwas gehört hatte. Noch
dazu geschah das, nachdem mir ein Flyer in die Hand gefallen war,
nicht in Köln, sondern in der mittelalterlichen Burg Mauel im
Windecker Ländchen.
Um ein Trio handelt es sich, das den im
ersten Moment merkwürdig anmutenden Namen Drei Mann Quartett trägt.
Verständlich wird er, wenn man erfährt, dass das Publikum als der
vierte Mann (oder die vierte Frau) gilt. Dass das dreiköpfige
Quartett bislang an mir vorbeiging, wundert mich, spielen die Jungs
doch bereits seit einigen Jahren zusammen. Freddie Böhmer und Martin
Hark spielen akustische Gitarre, Reinhold Schreiber zupft den E-Bass,
jedoch kommen im Laufe des Konzerts auch weitere Instrumente wie
beispielsweise die durch Hans Süper bekannt gewordene Flitsch zum
Einsatz. Das Bild oben habe ich von Facebook entliehen, dort ist das Drei Mann Quartett präsent.
Der Gewölbesaal der Burg Mauel bot
einen schönen Rahmen für den Auftritt. Wie lang mag er gewesen sein
(der Auftritt, nicht der Gewölbesaal)? Zwei Stunden bestimmt, ich
habe nicht auf die Uhr geschaut. Wozu auch, denn die Zeit verging wie
im Flug. Die Musiker konzentrierten sich auf Klassiker der kölschen
Mundart wie Willi Ostermanns (1876 – 1936) Die Mösch und
Kutt erop! oder Karl Berbuers (1900 – 1977) Heidewitzka,
Herr Kapitän sowie das von Hans Knipp (1944 – 2011)
komponierte und von Horst Muys (1925 – 1970) bekannt gemachte Ne
Besuch em Zoo. Alles wohlklingende Namen von Komponisten,
Textdichtern und Krätzchensängern. Diese klassischen Mundartlieder
ließen sich damals durchaus dem Karneval zurechnen, gehen für mich
aber viel weiter. Häufig liefern sie Alltagsbeobachtungen in
musikalisch aufbereiteter Form, worin besonders Willi Ostermann ein
Meister war. Ich bin ne kölsche Jung von Fritz Weber (1909 –
1984) kam ebenso zu Ehren wie De Pänz sin us dem Hus und
weitere Stücke der Bläck Fööss, kein Wunder, gelten zahlreiche
Leeder der Mutter aller kölschen Bands selbst längst als Klassiker. Noch viel mehr gab es, und manches kannte ich gar nicht.
Freddie Böhmer, Martin Hark und
Reinhold Schreiber singen alle. Jeder der drei hat offenbar seine
persönlichen Lieblingsstücke, und mit entsprechender Hingabe werden
sie vorgetragen. Man merkt den Musikern ihre Freude beim Vortrag an,
was noch unterstrichen wird durch die launigen Ansagen und die
kleinen Verzällcher zwischen den einzelnen Stücken. Dank Musikern
wie dem Drei Mann Quartett leben solche musikalischen Perlen in
kölscher Mundart weiter, was aller Ehren wert ist und nicht genug
anerkannt werden kann. Es war ein herrliches Konzert, und das
dreiköpfige Quartett wird mich wiedersehen. So kündigten die
Musiker bereits an, im kommenden August, und dann unter freiem
Himmel, erneut in der Burg Mauel aufzutreten. Dann fahre ich wieder
hin. Also, heißer Tip für alle Freunde von Krätzchen und kölschen Mundart-Evergreens: das Drei Mann Quartett!
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