Montag, 2. Februar 2015

Gestern war ich Franzose

Frankreich ist Handball-Weltmeister, zum fünften Mal und damit so oft wie kein anderes Team der Welt. Man könnte auch sagen: so oft wie kein anderes Team aus Europa, denn einen Weltmeister von einem anderen Kontinent gab es bisher nicht. Daran änderte sich - gottlob! - auch gestern nichts. Die Equipe Tricolore gewann in einer spannenden und heiß umkämpften Begegnung 25:22 gegen Katar.

Ich machte mir einen ruhigen Sonntag. Keine Arbeit an einem Manuskript, keine Überlegungen zum nächsten Projekt. Rein gar nichts, sondern einfach mal abschalten. Es war nötig, wie ich feststellte. Ich unternahm einen langen Spaziergang durch die Südstadt, durch den Volksgarten und hin zum Südstadion. Das naß-kalte Wetter störte  mich nicht.

Auf den Plätzen der Sportanlage Süd tummelten sich Mannschaften der D-Jugend. Ich schaute mir das Treiben eine kurze Weile an, begab mich dann aber ins Vereinsheim und bestellte einen heißen Kaffee. Es liefen die Zusammenfassungen der Samstagspiele der Fußball-Bundesliga. So genoß ich noch einmal den Sieg des 1. FC Köln beim Hamburger SV und schaute mir anschließend die Live-Übertragung von Werder Bremen gegen Hertha BSC Berlin an.

Beim Gespräch mit einem Besucher aus Aachen wechselte ich zu einem Weizenbier. Er ist Anhänger der Alemannia, und sein Sohn spielt für den SV Eilendorf, einen Vorortclub von Aachen. Während der Kleine draußen dem Ball hinterherjagte, unterhielten wir uns über die gemeinsame Zweitligavergangenheit von Fortuna Köln und der Alemannia sowie über den alten Aachener Tivoli, den ich ein paarmal besucht habe. Er hingegen hat früher einige Spiele im Südstadion gesehen und freute sich, dank seines Sohnes gestern mal wieder vorbeischauen zu können. Eine richtig nette Unterhaltung. Fußballfans haben sich, was ihren Sport angeht, immer etwas zu erzählen.

Über allem stand an diesem Sonntag aber das Handball-Endspiel. Die Sympathien waren nicht geteilt, wie das häufig der Fall ist, sondern ausschließlich auf Seiten der Franzosen. Kein Wunder, war diese Weltmeisterschaft in dem Wüstenstaat Katar doch eine einzige Farce. Eine gekaufte Vergabe, im Ausland gekaufte Katar-Spieler und gar gekaufte Zuschauer auf den Rängen. Selbst letzteres änderte kaum etwas an dem Armutszeugnis überwiegend leerer Hallen, wenn nicht gerade der Gastgeber auftrat. Ein armseliges, ein erbärmliches Bild, das diese WM und der Gastgeber abgaben.

Im Fortuna-Vereinsheim wurde jedes Tor der Franzosen lautstark bejubelt. Alle wünschten Frankreich den WM-Titel. Oder anders ausgedrückt, niemand gönnte ihn Katar. Konnte ich gut nachvollziehen, denn da ging es mir wie allen anderen.

1 Kommentar:

  1. Absolut deiner Meinung! Und ich befürchte, es könnte ein Vorgeschmack auf die Fußball-WM sein ...

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