Sonntag, 5. August 2012

Dat Hätz vun d'r Südstadt

Das Severinsviertel ist für mich das Herz der Südstadt. Dort gehe ich gern und oft spazieren und lasse die Eindrücke auf mich wirken. Man findet alte Gebäude, die den Krieg überstanden haben, und alte Seitenstraßen und Gassen, die nicht wie in der Altstadt von Touristen überlaufen sind. Das Vringsveedel zieht mich immer wieder an. Gestern habe ich wieder einmal einen gemütlichen Spaziergang im wohl kölschesten aller kölschen Viertel unternommen.

Wie immer schritt ich durch die Severinstorburg, den Eingang zum Viertel. Ein Straßenmusikant mit akustischer Klampfe und Mundharmonika empfing mich mit Neil Young. Danke für den netten Willkommensgruß. Ich wanderte durch das Ferkulum, die enge Parallelstraße der Severinstraße, aus der meine Großmutter stammt. In der Kirche St. Severin stellte ich eine Kerze auf, bevor ich mich auf die Vringsstrooß begab und beim alt eingesessenen Fischhaus Klöppel einen frischen Matjes und ein Lachsbrötchen zu mir nahm. Vorbei ging es an der Ecke gleich gegenüber der Torburg mit einem Blick auf das Eckhaus, in dem heute ein Reisebüro untergebracht ist. Vor vielen Jahren hing dort ein Schild mit der Aufschrift "Feinkost Niedecken" über der Tür. In dem Laden, der einst seinen Eltern gehörte, ist Wolfgang Niedecken laut eigenem musikalischen Bekunden groß geworden.

Natürlich hielt ich Einkehr in den beiden Brauhäusern Früh em Veedel und Zum alten Brauhaus Reissdorf und genehmigte mir ein paar herrlich kalte Kölsch. Im Reissdorf saß ich an der Theke, als mich auf seinem Weg nach draußen ein Mann ansprach. Er meinte im Vorbeigehen: "Hallo, Jerry Cotton." Ich schaute ihm leicht verdattert hinterher und fragte: "Wieso Jerry Cotton?" Er meinte nur: "Du schreibst doch so was" und war mit diesen Worten auch schon durch die Tür. Ich trank mein Kölsch und fragte mich amüsiert, mit welchem Science Fiction-Helden er Jerry Cotton wohl verwechselt hatte.

1 Kommentar:

  1. Anfang der 1970er Jahre hatte ich mal da Vergnügen, diverse Kultursendungen für den Deutschlandfunk schreiben zu dürfen. Irgendwann traf ich dann in einer Pommesbude Karlheinz, einen alten Kumpel aus Teeniezeiten. Er fragte, was ich so mache, und ich erzählte es ihm. Danach sahen wir uns mal wieder zehn Jahre nicht. Unsere nächste Begegnung fand dann komischerweise ebenfalls in einer Pommesbude statt, und Karlheinz fragte: "Na, biste noch immer bei Radio Luxemburg?"

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