Mitte der Siebziger Jahre hörte ich die Bands, die in den damaligen Radiocharts liefen und im Fernsehen in Ilja Richters Disco auftraten, also beispielsweise Smokie, Mud, Kenny, Suzie Quatro, Status Quo. Das war der Kram, der auch auf den damaligen Schulfeten und bei den Geburtstagen von Klassenkameraden lief. Darüber hinaus war ich aber, in der zweiten Hälfte der Siebziger, vor allem Hardrock und ein bisschen Punk zugetan. An Deep Purple, Golden Earring, Uriah Heep und Black Sabbath, aber auch an den Sex Pistols kam man einfach nicht vorbei. (Iron Maiden, Saxon, Judas Priest, Motörhead und AC/DC standen bei mir erst ab 1979 in den Startlöchern.)
Schon vor Letztgenannten kam ein Tag, es muss 1978 gewesen sein, als aus dem Radio völlig unbekannte Töne an mein Ohr drangen. Ich erinnere mich, dass mich schon das Intro des Lieds gefangen nahm. Das Stück haute mich um, und ich bekam es nicht mehr aus dem Kopf. Es hieß Sultans of Swing und stammte von einer mir bis dato völlig unbekannten Band namens Dire Straits. Eine solche Musik hatte ich noch nie gehört, sie ließ sich in keine Kategorie einordnen und berührte mich mehr als alles andere. Sie kreierten einen eigenen Sound, der meine Hörwahrnehmung veränderte - was mir damals freilich noch nicht bewusst war. Hinzu kam Mark Knopflers unglaubliches Gitarrenspiel, das später in meinem Kopf unverwechselbar wurde. Wann immer ich das Stück danach hörte, konnte ich nicht sitzen bleiben. Es trieb mich geradezu auf die Beine.
Das erste Album der Dire Straits war der Auftakt zu einem beispielhaften Triumphzug der Londoner Band. Als ihnen 1980 mit ihrem dritten Album Making Movies der endgültige Durchbruch gelang, nahmen sie in meinem persönlichen Musikuniversum längst einen hohen Rang ein, der in den folgenden Jahrzehnten, auch nach der Auflösung der Band, nicht enden sollte. Live sah ich sie erst 1985 in der Kölner Sporthalle, die es längst nicht mehr gibt, und ein zweites Mal 1992 im ausverkauften Müngersdorfer Stadion. Ein ganz großes und unvergessliches Konzerterlebnis!
Das Album Dire Straits erschien am 10. Oktober 1978, also heute vor vierzig Jahren. Die Band gehört immer noch zu meinen Lieblingsbands und Sultans of Swing vom Debutalbum unverändert zu meinen All Time Favourites. Wenn ich es mal wieder höre, unterbreche ich das, was ich gerade tue, weil ich mich dann einfach auf nichts anderes konzentrieren kann. Daran haben die vier Dekaden seit Erscheinen nichts geändert. Mein Anspieltipp neben dem Originalalbum ist - aber bitte Lautstärkeregler nach oben, die Augen schließen und genießen. Unerreicht! - die Version auf dem Livealbum Alchemy, dem für mich trotz Made in Japan und Live Rust, trotz Rainbow on Stage und No Sleep 'til Hammersmith besten Livealbum der Rockmusikgeschichte.
Mein Leben spielt sich ab zwischen Dom und Rhein. Zwischen Schreibtisch, Fußballplatz, Konzerthalle und Kneipe. Auf der Straße. Virtuell und in der Wirklichkeit. Und sogar in den Köpfen mancher Leute. Ein bißchen von alledem findet hier seinen Niederschlag.

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Mittwoch, 10. Oktober 2018
Sonntag, 22. Juli 2018
Hartmut Priess verlässt die Bläck Fööss
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Hartmut Priess und ich im Kölner Südstadion. |
Die Urbesetzung bestand aus Sänger
Tommy Engel, Ernst „Erry“ Josef Stoklosa (Gesang, Gitarre,
Percussion), Günther Antonius „Bömmel“ Lückerath (Gesang,
Gitarre, Banjo, Mandoline, Violine, Bouzouki), Hartmut Reinhold
Priess (Bass, Gitarre, Mandoline), Franz Peter Schütten (Gesang,
Gitarre, Percussion) und Dieter „Joko“ Jaenisch (Gesang, Piano,
Akkordeon). Der 1998 verstorbene Jaenisch war (mit Unterbrechung) bis
1980 dabei, Engel stieg 1994 aus und wandelt seitdem auf Solopfaden,
Schütten zog sich 2017 aufs Altersruheteil zurück.
Nun verabschiedet sich also auch
Fööss-Urgestein Hartmut Priess. Bis zum Jahresende macht er noch
weiter. Das Silvesterkonzert in der KölnArena soll sein
Abschiedskonzert werden, dann ist er 76 Jahre alt. Wie für die
anderen vor ihm ist auch für Hartmut bereits ein jüngerer
Nachfolger gefunden, der in seine Fußstapfen treten wird. Was sein
Ausstieg bedeutet, zeigen die öffentlichen Reaktionen. Es raschelt
nicht nur in der Kölner Tagespresse, sondern im ganzen rheinischen
Blätterwald.
Bei Fööss-Konzerten, von denen ich in
den vergangenen vierzig Jahren unzählige gesehen habe, stand Hartmut
mit seinem Bass meist bescheiden im Hintergrund, ein ruhiger,
besonnener und meist wortkarger Mann. Ich weiß nicht, wie oft ich
die Band allein am Tanzbrunnen gesehen habe, wo sie jedes Jahr im
Sommer auftreten, und den auch Hartmut so gerne mag.
Wenn Hartmut Priess dann ab 2019 bei
Bläck Fööss-Auftritten nicht mehr auf der Bühne stehen wird, sind
von den Gründungsmitgliedern nur noch der Erry und der Bömmel
übrig. Bei der Vorstellung überkommt mich eine gehörige Portion
Wehmut. Ich hoffe, die beiden machen noch viele Jahre weiter.
Dir aber, lieber Hartmut, herzlichen
Dank für all die Konzerte und die unzähligen kölschen Momente, die
du mir und so vielen anderen geschenkt hast. Mit den Bläck Fööss
hast du dich um Köln, die kölsche Musik und die kölsche Mundart
verdient gemacht und gehörst zum kollektiven Bewusstsein dieser
Stadt. Ich wünsche dir für die Zukunft alles Gute.
Labels:
Bläck Fööss,
Köln,
Kölsche Musik,
Musik
Freitag, 15. Juni 2018
BAP auf Familientour
Mindestens einmal im Jahr muss ich BAP
live sehen, seit Jahrzehnten schon. Natürlich gibt es Jahre, da das
nicht möglich ist, weil Wolfgang Niedecken mit seiner Band eine
Pause einlegt. Dafür klappt es dann in anderen Jahren zweimal oder
öfter. Derzeit sind die Kölsch-Rocker wieder auf einer bundesweiten
Tour, die sie – wie könnte es anders sein – natürlich auch
wieder in die KölnArena führte.
Die laufende Tour trägt – ganz
BAP-untypisch – keinen Namen. Bei mir firmiert sie unter der
Bezeichnung Familientour. Denn Wolfgang Niedecken hat zuletzt in New
Orleans sein sogenanntes Familienalbum aufgenommen. Darauf, auf den
Inhalt und auf seine Familie wird er in den gut drei Stunden
Spielzeit immer wieder eingehen. Ich habe das Gefühl, je älter der
mittlerweile 67 Jahre zählende BAP-Chef wird, desto enger wird die
Verbindung zu seinem Clan. So grüßt er zwei seiner Tanten, die
irgendwo in der mit 13.000 Besuchern gefüllten Arena sind, die eine
davon 98 Jahre alt. Seinem längst verstorbenen Vater widmet
Niedecken mehrere Stücke, seiner Mutter, über die er zudem die eine
oder andere Anekdote preisgibt, desgleichen.
Los geht es gleich rockig mit Drei
Wünsch frei und dem Waschsalon vom zweiten Album. Wer aus
einem Fundus von über fast vier Jahrzehnte erschienenen Alben
auswählen kann, besitzt eine glänzende Ausgangsposition, um keinen
Moment musikalische Langeweile aufkommen zu lassen. Das belegt die
Band eindrucksvoll und routiniert. Man merkt schnell, dass BAP hier
ein Heimspiel genießt. Das Publikum ist ausgesprochen textsicher,
und die Musiker auf der Bühne werden frenetisch gefeiert. „Oh, wie
ist das schön“, schallt es vieltausendstimmig durch die Halle.
Kein Wunder, denn da vorn steht eine echte kölsche Legende.
Ich bekomme viele meiner
Lieblingsstücke zu hören, viel von den Salzjebäck- und
Usszeschnigge-Alben. Auch das spätere Nix wie bessher darf
nicht fehlen. Überraschungen gibt es auch. Den Jebootsdaachpogo,
von dem ich nicht weiß, ob ich ihn überhaupt jemals live erlebt
habe, gibt es in einer Cajun-Version. Die dreiköpfige Bläsersektion,
bestehend aus Trompeter, Posaunist und Saxophonist, stellt sich als
echte Bereicherung heraus. Besonders positiv fällt das auf bei den
Intros, die früher zu einigen Songs einfach dazugehörten,
beispielsweise bei Diss Nach ess alles drin oder dem
legendären Klassiker Jupp. Die Bläser reihen sich mühelos
ein in die Riege großartiger Musiker, die Wolfgang Niedecken zur
jüngsten Reinkarnation von BAP um sich geschart hat.
Zwischendurch kommt der Liedermacher
Björn Heuser auf die Bühne, um mit Wolfgang Niedecken zusammen Wie
schön dat wöhr anzustimmen. Ein Problem zog sich allerdings
durch das gesamte Konzert, der Hall von der Rückseite der Halle, der
bei manchen Stücken, besonders aber bei den Ansagen dazwischen
auffiel. Ich habe schon oft von den Akustikproblemen in der KölnArena
gehört, jetzt sind sie mir zum ersten Mal richtig aufgefallen.
Der Klasse des Konzerts tut das indes
keinen Abbruch. BAP wird von Mal zu Mal besser, so war es auch
diesmal. Gleich drei Zugabenteile mit jeweils mehreren Liedern gab
es, dabei ganz zum Schluss endlich mal wieder Verdamp lang her
als finaler Höhepunkt. Oder jedenfalls fast ganz zum Schluss. Dass
sie danach nach gut drei Stunden nämlich noch Jraaduss
spielten, schien die Musiker am Ende selbst überrascht zu haben.
Labels:
BAP,
Köln,
Kölsche Musik,
Musik,
Rockmusik
Samstag, 5. Mai 2018
Demon's Eye als achtbare Deep Purple Verwalter
Demon's Eye gelten als eine der besten
Deep Purple Tribute Bands, und Ian Paice, Jon Lord sowie der
ehemalige Rainbow-Sänger Doogie White spielten wiederholt mit ihnen.
Ihren Status belegte die ursprünglich aus Siegen stammende
fünfköpfige Truppe bei ihrem Konzert in der Kabelmetal-Halle in
Schladern eindrucksvoll. Zuvor hatte ich von der Gruppe noch nie
etwas gehört. Dabei gibt es Demon's Eye, wenn auch schon längst
nicht mehr in Urbesetzung, bereits seit zwanzig Jahren. Damit deckt
die aktuelle Tour gleich ein doppeltes Jubiläum ab: 50 Jahre Deep
Purple und 20 Jahre Demon's Eye.
Bei ihrem gut zweistündigen Auftritt
stellten Demon's Eye die Zeit von der Deep Purple-Gründung 1968 bis
zum 1993er Album The Battle Rages On in den Vordergrund. Gleich vom
ersten Purple-Album wurde Hush gespielt, das ich zuletzt auch
noch bei Deep Purple selbst erlebt habe, und früh kommt ein Highway
Star, das deutlich macht, dass Demon's Eye ihren positiven Ruf
völlig zurecht genießen. Sie spielen nicht nur mit Begeisterung und
Leidenschaft, sondern mit musikalischen Fähigkeiten, die erklären,
warum viele echte Purple-Fans sich auch dieser Tribute Band zugetan
fühlen.
Sänger Daniele Gelsomino beherrscht
die großen Gesten, Schlagzeuger Andree Schneider trommelte, was die
Stöcke hergeben, und Bassist Maik Keller zeigte sich auf der Bühne
wie Roger Glover als der ruhende Pol. Der formidable Gitarrist Mark
Zyk lieferte sich mit Organist und Keyboarder Gert-Jan Naus
ausschweifende Instrumentalpassagen. Zu einem regelrechten Duell
geriet das bei dem episch zelebrierten Child in Time, bei dem
sich die Beiden gegenseitig hochschaukelten. Grandios! Überhaupt
Child in Time – das habe ich bei Deep Purple seit vielen
Jahren nicht mehr live erlebt. Angeblich spielen Purple es nicht
mehr, weil Ian Gillans Stimme nicht mehr in die erforderliche Höhe
kommt. Zwar hatte auch Daniele Gelsomino bei diesem Stück zu kämpfen
– und wer hätte das nicht –, so zog er sich doch achtbarer aus
der Affäre, als ich erwartet hatte. Respekt!
Die Klassiker erfreuten das Herz, denn
man muss den Jungs von Demon's Eye attestieren, dass sie gar nicht so
weit weg sind von der Band, deren Lebenswerk sie verwalten und auf
ihre eigene, den Originalen sehr nahe Weise interpretieren. Weder
fehlte Woman From Tokyo noch Smoke on the Water. Für Perfect Strangers vom gleichnamigen Deep Purple-Comeback-Album bin ich immer zu haben. Auch
Rainbow beherrschen sie, wie beispielsweise Stargazer von Ritchie
Blackmores ehemaliger und wieder aktueller Band zeigten. Mit Soldier
of Fortune hatten Demon's Eye, wie ich meiner reizenden Begleiterin
zwinkernd ins Ohr raunte, sogar „etwas für Mädchen“ im Programm
– wofür ich auch prompt einen Ellbogen in die Rippen bekam.
Als Zugabe gab es ein Medley aus dem
von mir so geliebten Long Live Rock'n'Roll und Black
Night, womit Rainbow und Deep Purple schiedlich-friedlich vereint
waren. Es folgte Burn, das ich zuletzt bei einem schon länger
zurückliegenden Konzert von Black Country Communion aus der Röhre
von Glenn Hughes vernommen habe. Den Abschluss bildete ein Rockin'
in the Free World, bei dem Band und Besucher noch einmal durch
die Decke gingen. Von wem das Original stammt, brauche ich
sicher nicht zu erwähnen. Sehr wohl erwähnen kann ich aber,
dass ich Demon's Eye bestimmt nicht zum letzten Mal gesehen habe.
Labels:
Deep Purple,
Konzert,
Musik,
Rockmusik
Mittwoch, 21. März 2018
Classic Rock 68
Gitarren an die Macht – aber da sind
sie ja sowieso, und das ist auch gut so. Die Titelstory der
März-Ausgabe von Classic Rock widmet sich Legende und Gitarrenikone
Jimi Hendrix, wenn für den Aufmacher auch ein wenig zu kurz, wie ich
finde. Mit dem in meinen Augen viel zu selten beachteten Michael
Schenker findet endlich auch mal ein anderer Saitenvirtuose die
Würdigung, die er verdient. Es kommt selten vor, dass ich über den
jüngeren der Schenker-Brüder mehr als bloß ein paar Zeilen lese.
Ein weiterer Gitarrist ist von uns gegangen: Nach dem Tod von Fast
Eddie Clarke ist keiner mehr übrig von der furiosen
Motörhead-Urbesetzung mit Lemmy, Fast Eddie und Philthy Animal
Taylor, auf deren Konto Klassiker wie Overkill, Bomber und Ace of
Spades gingen. Ein Grund, gleich mal wieder No Sleep 'til Hammersmith
röhren zu lassen.
Da wir gerade bei großen Gitarristen sind – Mick Wall beginnt seinen Artikel über die Yardbirds wie folgt: „Sie hatten Eric Clapton. Sie hatten Jeff Beck. Sie hatten Jimmy Page.“ Stimmt, so viel geballte Saiten-Kompetenz kann wohl keine zweite Band aufweisen. Wie Hendrix fanden die Yardbirds vor meiner Zeit statt. Schade, auf dem Gipfel ihres Erfolgs hätte ich sie gern einmal live gesehen. Das gilt sowohl für den einen als auch für die anderen.
Brian Fallon wandelt weiter auf Solopfaden. Meinetwegen, aber ich wünsche mir auch mal wieder ein neues Gaslight Anthem-Album. Die Simple Minds erleben ihren zweiten Frühling. Auch wenn das bisher an mir vorbeiging, freut es mich, dass sie offenbar noch einmal die Kurve kriegen. Im Interview zeigt sich Jim Kerr nachdenklich und tiefgründig. She Rocks – die großen Frauen der Rockmusik werden … angeschnitten. Mal sehen, was diesbezüglich in den nächsten Ausgaben kommt.
Mein persönliches Highlight der März-Ausgabe ist – wie könnte es anders sein? - Alex Gernandts Artikel anlässlich Firepower, des 18. Studioalbums der Heavy Metal-Urgesteine Judas Priest, und ihrer bevorstehenden World Tour. Metal God Rob Halford geht auf seine vor Jahrzehnten überwundene Drogensucht und seine erst vor wenigen Jahren überwundene Krankheit ein. Gitarrist Glenn Tipton spricht über das neue Album. Zum Zeitpunkt des Interviews sah noch alles gut aus, denn die tragische Entwicklung sah noch niemand voraus. Inzwischen wurde bekannt, dass Tipton, seit 1974 ein Priest, an Parkinson erkrankt ist und an der kommenden Tour nicht mehr wird teilnehmen können.
Da wir gerade bei großen Gitarristen sind – Mick Wall beginnt seinen Artikel über die Yardbirds wie folgt: „Sie hatten Eric Clapton. Sie hatten Jeff Beck. Sie hatten Jimmy Page.“ Stimmt, so viel geballte Saiten-Kompetenz kann wohl keine zweite Band aufweisen. Wie Hendrix fanden die Yardbirds vor meiner Zeit statt. Schade, auf dem Gipfel ihres Erfolgs hätte ich sie gern einmal live gesehen. Das gilt sowohl für den einen als auch für die anderen.
Brian Fallon wandelt weiter auf Solopfaden. Meinetwegen, aber ich wünsche mir auch mal wieder ein neues Gaslight Anthem-Album. Die Simple Minds erleben ihren zweiten Frühling. Auch wenn das bisher an mir vorbeiging, freut es mich, dass sie offenbar noch einmal die Kurve kriegen. Im Interview zeigt sich Jim Kerr nachdenklich und tiefgründig. She Rocks – die großen Frauen der Rockmusik werden … angeschnitten. Mal sehen, was diesbezüglich in den nächsten Ausgaben kommt.
Mein persönliches Highlight der März-Ausgabe ist – wie könnte es anders sein? - Alex Gernandts Artikel anlässlich Firepower, des 18. Studioalbums der Heavy Metal-Urgesteine Judas Priest, und ihrer bevorstehenden World Tour. Metal God Rob Halford geht auf seine vor Jahrzehnten überwundene Drogensucht und seine erst vor wenigen Jahren überwundene Krankheit ein. Gitarrist Glenn Tipton spricht über das neue Album. Zum Zeitpunkt des Interviews sah noch alles gut aus, denn die tragische Entwicklung sah noch niemand voraus. Inzwischen wurde bekannt, dass Tipton, seit 1974 ein Priest, an Parkinson erkrankt ist und an der kommenden Tour nicht mehr wird teilnehmen können.
Dienstag, 13. Februar 2018
Classic Rock 67
"We Salute You", titelt die 67. Ausgabe von Classic Rock auf dem Cover, und im Heftinneren heißt es nicht weniger griffig "Forever Young". Dazu sehen wir Malcolm Young auf dem Titelbild noch einmal so, wie wir ihn kannten, liebten und in Erinnerung behalten wollen: die Gitarre im Anschlag, mit geschlossenen Augen und ins Gesicht hängenden Haarsträhnen irgendwo im Spiel seiner Musik vergeistigt. Im Leitartikel erfährt der Verstorbene, ein bescheidener Musikinfizierter ohne Allüren und Gegner jeglichen Starrummels um seine Person, eine wunderbare Würdigung. Damit ist diese Ausgabe meines liebsten Musikmagazins für mich definiert. Mehr hätte es diesmal nicht gebraucht. Danke an Alex Gernandt.
Doch natürlich gibt es noch viel mehr, so wie immer. Bono und The Edge äußern sich im Interview zum neuen Album von U2, und Glenn Hughes lässt uns an seinen Lebensweisheiten teilhaben. Egal was er macht, von Deep Purple bis Black Country Communion, ich mag den Typ einfach. Passend dazu vermeldet Gitarrenikone Joe Satriani, dass Glenn Hughes auf seinem neuen Album den Bass spielt. Die Rock-Mythen erinnern an den Selbstmord von Joy Divisions Ian Curtis 1980, und nach Lemmys Tod 2015 hat nach Mikkey Dee's Einstieg als Trommler bei den Scorpions nun auch Phil Campbell mit den Bastard Sons seine eigene Band. Muss ich reinhören.
Wie üblich bei der ersten Jahresausgabe eines Musikmagazins richtet sich der Blick noch einmal auf das vergangene Jahr, so auch hier. Dass ich solche Rankings mag, erwähnte ich schon des Öfteren. Meine persönlich liebsten Alben 2017 waren BCCIV von Black Country Communion sowie Infinite von Deep Purple, hier auf den Plätzen 3 und 38 genannt. Wobei ich der Aussage "Ein Deep-Purple-Werk ist immer ein Rockalbum von Bedeutung" ebenso zustimme wie der Mehrfachnennung von Black Sabbath's End als das Konzertereignis des Jahres.
Doch natürlich gibt es noch viel mehr, so wie immer. Bono und The Edge äußern sich im Interview zum neuen Album von U2, und Glenn Hughes lässt uns an seinen Lebensweisheiten teilhaben. Egal was er macht, von Deep Purple bis Black Country Communion, ich mag den Typ einfach. Passend dazu vermeldet Gitarrenikone Joe Satriani, dass Glenn Hughes auf seinem neuen Album den Bass spielt. Die Rock-Mythen erinnern an den Selbstmord von Joy Divisions Ian Curtis 1980, und nach Lemmys Tod 2015 hat nach Mikkey Dee's Einstieg als Trommler bei den Scorpions nun auch Phil Campbell mit den Bastard Sons seine eigene Band. Muss ich reinhören.
Wie üblich bei der ersten Jahresausgabe eines Musikmagazins richtet sich der Blick noch einmal auf das vergangene Jahr, so auch hier. Dass ich solche Rankings mag, erwähnte ich schon des Öfteren. Meine persönlich liebsten Alben 2017 waren BCCIV von Black Country Communion sowie Infinite von Deep Purple, hier auf den Plätzen 3 und 38 genannt. Wobei ich der Aussage "Ein Deep-Purple-Werk ist immer ein Rockalbum von Bedeutung" ebenso zustimme wie der Mehrfachnennung von Black Sabbath's End als das Konzertereignis des Jahres.
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Deep Purple,
Musik,
Musikmagazin,
Rockmusik
Dienstag, 26. Dezember 2017
Classic Rock 66
Mick Fleetwood ziert das Titelbild der
Dezember-Ausgabe von Classic Rock, umgeben von weiteren Köpfen, die
– besonders in der Frühphase – das Personenkarussell von
Fleetwood Mac bestiegen und wieder verließen. Anlässlich des
fünfzigsten Geburtstags der Band, die ich damals durch Rumours
kennenlernte, widmet das Musikmagazin ihr die Titelstory, und das
gleich auf 22 Seiten. Ehre, wem Ehre gebührt, kann man da angesichts
eines halben Jahrhunderts Bandbestehen mit zahlreichen musikalischen
wie personellen Veränderungen nur sagen.
Meine persönlichen Highlights in der
vorliegenden Ausgabe sind indes andere: Jaan Uhelszki widmet Tom
Petty, dem leider von uns gegangenen Mudcrutch, Heartbreaker und
Traveling Wilbury, einen persönlichen Rückblick, der einem noch mal
(Schluck!) einen Kloß in die Kehle treibt. Tony Iommi sinniert im
Interview über die Anfänge, den Werdegang und (Schade!) das Ende
von Black Sabbath, und Bruce Dickinson (Multitalent!) erzählt nicht
nur über Iron Maiden, sondern über seine Autobiografie, Drogen,
Mobbing, Fechten, Krebs und seinen zeitweiligen Ersatz Blaze Bayley –
mit dem ich (Prost!) vor vielen Jahren nach einem Maiden-Konzert mal
durch Kölner Kneipen gezogen bin.
Die Werkschau widmet sich diesmal
(Prima!) John Fogerty, die Meilensteine erinnern an den 8. Dezember
1980, als (Scheiße!) John Lennon erschossen wurde, die Rückblende
beschäftigt sich mit Mr. Bigs (Naja!) Mörderballade „To Be With
You“, und die Rock-Mythen beleuchten Otis Reddings Flugzeugabsturz
unter der (Makaber!) Überschrift: „Der Soulman, der vom Himmel
fiel“. Außerdem gibt es Lou Reed, Kansas und die Lebensweisheiten
des Noel Gallagher. Das letzte Wort hat diesmal Chris Rea.
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Montag, 20. November 2017
30 Jahre Rockpalast-Fete
Das war mal ein runder Geburtstag am Samstag für die alljährlich stattfindende Rockpalast-Fete. Seit sage und schreibe dreißig Jahren veranstalten ein paar nimmermüde Musikenthusiasten die private Party im alten Fort im Friedenspark in der Kölner Südstadt. Ich weiß nicht mehr, wann ich zum ersten Mal daran teilgenommen habe, aber lang ist's her.
Wie immer gab es am Eingang ein Kölschglas, das zum einen als Eintrittskarte und zum anderen für die eigene Getränkeversorgung dient. Denn gezapft wird selbst. An mehreren Stellen in dem Gewölbe stehen Fässer, an denen man sich bedienen kann, ebenso wie an antialkoholischen Getränken und verschiedenen Eintöpfen. All das die ganze Nacht hindurch für 15 Euro. Wer da noch meckert, dem ist nicht zu helfen - tut aber auch keiner. Die Räumlichkeiten müssen auch bezahlt werden, und dennoch schaffen es die Veranstalter meistens, einen kleinen Überschuss zu erwirtschaften, der wohltätigen Zwecken zugute kommt. Kein Cent geht in die eigene Tasche.
Das Kölschglas, längst Kultobjekt in Sammlerkreisen, wird jedes Jahr von einem anderen Motiv aus der Musikszene geschmückt. Diesmal war es das Cover von Nirvanas Nevermind-Album, nachempfunden von meinem alten Kumpel Mathias, der auch für den graphischen Bereich bei BAP zuständig ist. Drinnen hingen nebst dem großen Rockpalast-Banner diverse Plakate von Rockpalast-Konzerten der vergangenen Dekaden.
In diesem Jahr füllte sich das Gewölbe besonders schnell. Dreihundert Besucher, so schätze ich, fanden sich ein. Der Besucherstrom überraschte selbst die Veranstalter ein bisschen. Schon lange vor Mitternacht waren die 240 aktuellen Kölschgläser vergriffen, und eiligst musste Nachschub herangeschafft werden. Das geschah in Form von Gläsern mit Motiven der vergangenen Jahre. Das klappte vorzüglich, genau wie die Kölschversorgung.
Im Mittelpunkt der Rockpalast-Fete stand natürlich wie immer die Musik, ordentliche handgemachte Rockmusik, bei der durchgängig getanzt werden kann. Das ging von David Bowie bis zu Iron Maiden, von Patti Smith bis zu Pearl Jam, von Bruce Springsteen bis zu den Ramones. Einige Stücke trieben mich sogar auf die Tanzfläche. Deep Purple und AC/DC waren es, Rainbow und Judas Priest. Schnell klatschnass, merkte ich, dass ich das nicht mehr gewohnt bin. Spaß gemacht hat es trotzdem.
Neben der tollen Musik freute mich über das Wiedersehen mit alten Bekannten, die ich genau einmal im Jahr treffe, nämlich zu diesem Anlass. Es gab einige große Hallos und so manchen Verzäll. Die Stunden vergingen wie im Flug, und in den frühen Morgenstunden verabschiedete ich mich von einer einmal mehr tollen Rockpalast-Fete. Mit der Hoffnung, niemanden zu vergessen, bedanke ich mich bei den Veranstaltern Uwe, Britta, Michael, Clark und Harry.
Der Termin für die nächste Rockpalast-Fete, dann wieder am gleichen Veranstaltungsort, steht übrigens schon fest: 17. November 2018. Bis dahin!
Wie immer gab es am Eingang ein Kölschglas, das zum einen als Eintrittskarte und zum anderen für die eigene Getränkeversorgung dient. Denn gezapft wird selbst. An mehreren Stellen in dem Gewölbe stehen Fässer, an denen man sich bedienen kann, ebenso wie an antialkoholischen Getränken und verschiedenen Eintöpfen. All das die ganze Nacht hindurch für 15 Euro. Wer da noch meckert, dem ist nicht zu helfen - tut aber auch keiner. Die Räumlichkeiten müssen auch bezahlt werden, und dennoch schaffen es die Veranstalter meistens, einen kleinen Überschuss zu erwirtschaften, der wohltätigen Zwecken zugute kommt. Kein Cent geht in die eigene Tasche.
Das Kölschglas, längst Kultobjekt in Sammlerkreisen, wird jedes Jahr von einem anderen Motiv aus der Musikszene geschmückt. Diesmal war es das Cover von Nirvanas Nevermind-Album, nachempfunden von meinem alten Kumpel Mathias, der auch für den graphischen Bereich bei BAP zuständig ist. Drinnen hingen nebst dem großen Rockpalast-Banner diverse Plakate von Rockpalast-Konzerten der vergangenen Dekaden.
In diesem Jahr füllte sich das Gewölbe besonders schnell. Dreihundert Besucher, so schätze ich, fanden sich ein. Der Besucherstrom überraschte selbst die Veranstalter ein bisschen. Schon lange vor Mitternacht waren die 240 aktuellen Kölschgläser vergriffen, und eiligst musste Nachschub herangeschafft werden. Das geschah in Form von Gläsern mit Motiven der vergangenen Jahre. Das klappte vorzüglich, genau wie die Kölschversorgung.
Im Mittelpunkt der Rockpalast-Fete stand natürlich wie immer die Musik, ordentliche handgemachte Rockmusik, bei der durchgängig getanzt werden kann. Das ging von David Bowie bis zu Iron Maiden, von Patti Smith bis zu Pearl Jam, von Bruce Springsteen bis zu den Ramones. Einige Stücke trieben mich sogar auf die Tanzfläche. Deep Purple und AC/DC waren es, Rainbow und Judas Priest. Schnell klatschnass, merkte ich, dass ich das nicht mehr gewohnt bin. Spaß gemacht hat es trotzdem.
Neben der tollen Musik freute mich über das Wiedersehen mit alten Bekannten, die ich genau einmal im Jahr treffe, nämlich zu diesem Anlass. Es gab einige große Hallos und so manchen Verzäll. Die Stunden vergingen wie im Flug, und in den frühen Morgenstunden verabschiedete ich mich von einer einmal mehr tollen Rockpalast-Fete. Mit der Hoffnung, niemanden zu vergessen, bedanke ich mich bei den Veranstaltern Uwe, Britta, Michael, Clark und Harry.
Der Termin für die nächste Rockpalast-Fete, dann wieder am gleichen Veranstaltungsort, steht übrigens schon fest: 17. November 2018. Bis dahin!
Montag, 13. November 2017
Classic Rock 65
Das Vorgängeralbum, bei Kritikern und
Fans ohne die erhoffte Resonanz, hätte sie fast aus der Bahn
geworfen, doch dann kam 1977 und „News of the World“. Wie viele
Bands können schon von sich behaupten, ihre neue Scheibe mit einem
doppelten Kracher wie We Will Rock You und We Are The Champions zu
eröffnen und dann gleich noch ein durchgehend tolles Album folgen zu
lassen? Queen können es. Auf dem Thron, von dem sie zu stürzen
drohten, saßen sie plötzlich fester denn zuvor. In der
Novemberausgabe von Classic Rock beschäftigt sich Mick Wall mit dem
Album, seiner Entstehung und den Eskapaden, die die vier
Queen-Musiker sich nun mehr denn je erlaubten und erlauben konnten.
Der Aufmacher der 65. Ausgabe ist auch mein Highlight dieser Ausgabe.
Woher der Roboter auf dem Plattencover ursprünglich stammte, wusste ich nicht. Danke, Classic Rock, für die Aufklärung. Er schmückte als Titelbild eine 1953 erschienene Ausgabe des amerikanischen Magazins Astounding Science Fiction. Die Musiker machten den Künstler Frank Kelly Freas – ein Meister seiner Zunft: vielfacher Hugo-Gewinner, Illustrator für Isaac Asimov und Robert Heinlein sowie Zeichner von Alfred E. Neumann im MAD-Magazin – ausfindig, und Freas überarbeitete sein ursprüngliches Motiv unter Einbeziehung der vier Queen-Majestäten, denen der Roboter in der neuen Version den Garaus macht.
Woher der Roboter auf dem Plattencover ursprünglich stammte, wusste ich nicht. Danke, Classic Rock, für die Aufklärung. Er schmückte als Titelbild eine 1953 erschienene Ausgabe des amerikanischen Magazins Astounding Science Fiction. Die Musiker machten den Künstler Frank Kelly Freas – ein Meister seiner Zunft: vielfacher Hugo-Gewinner, Illustrator für Isaac Asimov und Robert Heinlein sowie Zeichner von Alfred E. Neumann im MAD-Magazin – ausfindig, und Freas überarbeitete sein ursprüngliches Motiv unter Einbeziehung der vier Queen-Majestäten, denen der Roboter in der neuen Version den Garaus macht.
Und das sind meine sonstigen Themen:
Wolfgang Niedecken plaudert über sein Familienalbum, seine fünfte
Soloscheibe neben BAP, und mit Interesse las ich auch das Interview
mit David Crosby. Ich bewundere seine immer noch enorme
Schaffenskraft, und in Hinsicht auf Trump spricht er Klartext, aber
ich bedauere seine Erleichterung darüber, bei CS&N raus zu sein.
Danny Fields, nie zuvor gehört den Namen, aber er begeistert mich
als Wegbereiter des Punk, Vertragspartner der Stooges und Manager der
Ramones. Schon wieder so ein Artikel, der sich für mich voll und
ganz gelohnt hat. Und das nach dem Aufmacher zweite Highlight ist für
mich, wie könnte es anders sein, die Rückblende zur Entstehung von
Motörhead's Ace of Spades. Lemmy, Fast Eddie und Philthy Animal, mir
wird ganz anders. Nochmal danke, Classic Rock.
Natürlich gibt es wie immer noch viel
mehr: Zu den Tragödien der Rockmusik gehört der niemals völlig
aufgeklärte Tod von Michael Hutchence. In den Rockmythen erinnert
Ernst Hofacker an den unschönen Abgang des INXS-Frontmanns vor
zwanzig Jahren. Sex Pistols-Drummer Paul Cook hat seine alte Truppe
The Professionals wieder zusammengetrommelt. Auch woanders wird auf
die Pauke gehauen. Die trommelnden Brüder Carmine und Vinny Appice,
letzterer mir vor allem bekannt durch Black Sabbath, haben zum ersten
Mal ein gemeinsames Album aufgenommen. Kein Wunder, dass dabei das
Schlagzeug im Vordergrund steht. Dave Everley bricht eine Lanze für
die oft geschmähten Stone Temple Pilots. Robert Plant steht im
Interview Rede und Antwort, und Ten Years After feiern ihr
fünfzigjähriges Jubiläum. Zum Dreißigjährigen des
Whitesnake-Millionensellers 1987 zeigt sich David Coverdale blendend
aufgelegt und will in Würde altern. Es gibt Nachrufe auf Tom Petty
und Holger Czukay, und die Meilensteine beschäftigen sich mit George
Harrison und Keith Richards.
In der Novemberausgabe gibt es einiges
an Material, das ich nur streifte und querlas, aber noch mehr, das
mich wirklich interessiert. Oder begeistert! Es gibt viel zu
berichten, viel zu erfahren im Rockmusikbereich, in Classic Rock
steht es. Weiterhin ist das Magazin aus meinen monatlichen
Lesegewohnheiten nicht wegzudenken.
Labels:
Classic Rock,
Musik,
Musikmagazin,
Rockmusik
Samstag, 29. Juli 2017
Das Underground schließt seine Pforten
Wenn das Underground im September
schließen muss, geht wahrlich eine Ära zu Ende. Der Club und
Veranstaltungsort in Köln-Ehrenfeld wurde 1988 eröffnet. Er besteht
aus einer Kneipe mit zwei angrenzenden Sälen und einem Biergarten
für die Sommermonate. Anscheinend wurden die Betreiber von der
raschen Entwicklung überrollt. Ihre Pläne, zum dreißigjährigen
Jubiläum im Januar eine große Abschiedsparty auf die Beine zu
stellen, können sie nicht mehr verwirklichen. Die Stadt Köln will
auf dem ehemaligen Industriegelände eine inklusive
Universitätsschule errichten. Der Betrieb des Undergrounds endet auf
städtische Anordnung Mitte September.
Mit seinen Wochenendparties und seinen
Konzerten genießt das Underground einen guten Ruf weit über Kölns
Stadtgrenzen hinaus. Die dort gespielte Musik war meist nach meinem
Geschmack: Rock, Rock'n'Roll, Heavy Metal und Punk. Viele heute
international bekannte Bands und Künstler standen im Underground auf
der Bühne, bevor ihre Karriere so richtig in Schwung kam, so
beispielsweise Green Day, die heutzutage Stadien füllen.
Anfang der Neunziger Jahre habe ich ein
paar Mal im Underground gesessen und zwei oder drei Konzerte gesehen.
Ich glaube mich zu erinnern, dass Brings dazu gehörte. Brings, 1990
gegründet und damals nach eine richtige Rockband, bevor sie zehn
Jahre später mit fliegenden Fahnen zur Stimmungs- und Karnevalsmusik
überliefen, spielten dort, noch bevor sie ihr erstes Album
veröffentlichten. Wen ich sonst noch dort sah, weiß ich gar nicht
mehr. Auf jeden Fall ist die Zeit des Underground abgelaufen. Das
finde ich schade.
Samstag, 17. Juni 2017
The Joshua Tree 1987 im Müngersdorfer Stadion
U2 sind derzeit auf großer Tour. Anlass ist der 30. Geburtstag ihres bahnbrechenden Albumklassikers The Joshua Tree. Spätestens diese Veröffentlichung hatte die vier Iren nach The Unforgettable Fire endgültig zu Superstars gemacht, die weltweit die Stadien füllten.
So auch in Köln, wo sie am 17. Juni 1987 im Müngersdorfer Stadion vor 67.000 Zuschauern spielten. Einer davon war ich. Als Vorgruppen traten Big Audio Dynamite auf, Lou Reed sowie The Pretenders. Weder habe ich Erinnerungen an Lou Reed, noch an die wunderbare Chrissie Hynde. Schade.
Bevor die begeisternde Show begann, ärgerte ich mich gleich am Eingang, und das nicht wenig. Der Abrissstreifen an den Eintrittskarten interessierte die Eingangskontrolleure nämlich herzlich wenig. An der Vorkontrolle, also am Stadioneingang, wurde die halbe Karte abgerissen, am Zugang zum Innenraum dann die zweite Hälfte einbehalten. Für jemanden, der die Karten der von ihm besuchten Konzerte sammelt, ein Unding, ja eine Frechheit. Bloß interessierte das die Deppen an den Kontrollpunkten herzlich wenig. Da half weder gutes Zureden noch Fluchen oder Schimpfen. So etwas habe ich weder vorher bei einem Konzert noch später jemals wieder erlebt.
Das Konzert selbst hielt, was die Erwartungshaltung versprach: Die Stücke, die ich inzwischen auswendig kannte, eine großartige Performance und eine Band auf ihrem vermeintlichen Höhepunkt. Jetzt, 30 Jahre später, spielen U2 im Gegensatz zu damals das komplette Album. Das allein wäre schon Grund genug, sich einen Auftritt anzusehen. Allerdings, und das ist ein schwaches Bild, findet nur ein einziger Auftritt in Deutschland statt, und zwar im Juli in Berlin. Das ist mir doch zu weit, da bleibe ich lieber bei der Erinnerung an den famosen Auftritt 1987 in Müngersdorf, auch wenn die Erinnerung an das Konzert gern deutlicher sein dürfte.
C'mon Everybody
I Will Follow
I Still Haven't Found What I'm Looking For / Exodus (Snippet)
MLK
The Unforgettable Fire
Sunday Bloody Sunday
Exit / Riders On The Storm (Snippet) / Gloria (Van-Morrison-Song) (Snippet)
In God's Country
The Electric Co.
Help!
Bad / Ruby Tuesday (Snippet) / Sympathy For The Devil (Snippet)
New Year's Day
Pride (In The Name Of Love)
Zugabe(n):
Bullet The Blue Sky
Running To Stand Still
With Or Without You / Love Will Tear Us Apart (Snippet)
Party Girl
'40'
So auch in Köln, wo sie am 17. Juni 1987 im Müngersdorfer Stadion vor 67.000 Zuschauern spielten. Einer davon war ich. Als Vorgruppen traten Big Audio Dynamite auf, Lou Reed sowie The Pretenders. Weder habe ich Erinnerungen an Lou Reed, noch an die wunderbare Chrissie Hynde. Schade.
Bevor die begeisternde Show begann, ärgerte ich mich gleich am Eingang, und das nicht wenig. Der Abrissstreifen an den Eintrittskarten interessierte die Eingangskontrolleure nämlich herzlich wenig. An der Vorkontrolle, also am Stadioneingang, wurde die halbe Karte abgerissen, am Zugang zum Innenraum dann die zweite Hälfte einbehalten. Für jemanden, der die Karten der von ihm besuchten Konzerte sammelt, ein Unding, ja eine Frechheit. Bloß interessierte das die Deppen an den Kontrollpunkten herzlich wenig. Da half weder gutes Zureden noch Fluchen oder Schimpfen. So etwas habe ich weder vorher bei einem Konzert noch später jemals wieder erlebt.
Das Konzert selbst hielt, was die Erwartungshaltung versprach: Die Stücke, die ich inzwischen auswendig kannte, eine großartige Performance und eine Band auf ihrem vermeintlichen Höhepunkt. Jetzt, 30 Jahre später, spielen U2 im Gegensatz zu damals das komplette Album. Das allein wäre schon Grund genug, sich einen Auftritt anzusehen. Allerdings, und das ist ein schwaches Bild, findet nur ein einziger Auftritt in Deutschland statt, und zwar im Juli in Berlin. Das ist mir doch zu weit, da bleibe ich lieber bei der Erinnerung an den famosen Auftritt 1987 in Müngersdorf, auch wenn die Erinnerung an das Konzert gern deutlicher sein dürfte.
So sah die Setlist damals aus:
Stand By MeC'mon Everybody
I Will Follow
I Still Haven't Found What I'm Looking For / Exodus (Snippet)
MLK
The Unforgettable Fire
Sunday Bloody Sunday
Exit / Riders On The Storm (Snippet) / Gloria (Van-Morrison-Song) (Snippet)
In God's Country
The Electric Co.
Help!
Bad / Ruby Tuesday (Snippet) / Sympathy For The Devil (Snippet)
New Year's Day
Pride (In The Name Of Love)
Zugabe(n):
Bullet The Blue Sky
Running To Stand Still
With Or Without You / Love Will Tear Us Apart (Snippet)
Party Girl
'40'
Donnerstag, 8. Juni 2017
Einmal noch Smoke on the Water
Als ich Smoke on the Water zum
ersten Mal im Radio hörte, hatte ich noch keine Ahnung von Musik,
und auf Konzerte ging ich erst recht noch nicht. Ich war auf Anhieb
begeistert, auch wenn ich nicht verstand, um was es in dem Lied ging.
Doch ähnlich wie später Sultans of Swing von den Dire
Straits war es wie eine Initialzündung. Deep Purple hieß die Band,
erfuhr ich. Als ich dann zum Konzertgänger wurde, noch nicht ahnend,
dass das jahrzehntelang so bleiben sollte, wollte ich diese Band
natürlich unbedingt auf der Bühne sehen. Doch Pech gehabt, Deep
Purple hatte sich bereits 1976 aufgelöst. Schweren Herzens
akzeptierte ich, dass es mir niemals vergönnt sein würde, die
Musiker und dieses Stück live zu erleben.
Setlist: 1. Time for Bedlam / 2. Fireball / 3. Bloodsucker / 4. Strange Kind of Woman / 5. Johnny's Band / 6. Uncommon Man / 7. The Surprising / 8. Lazy / 9. Birds of Prey / 10. Hell to Pay / 11. Keyboard Solo / 12. Perfect Strangers / 13. Space Truckin' / 14. Smoke on the Water / 15. Hush / 16. Bass Solo / 17. Black Night.
Im Jahr 1984 war ich bei der Bundeswehr
und hatte bereits einige Konzerte hinter mir. An einen Auftritt von
Deep Purple dachte ich da längst nicht mehr. Wie denn auch?
Schließlich existierte die Band seit acht Jahren nicht mehr. Dann
berichteten die Kölner Tageszeitungen, die Rocklegenden hätten sich
wieder zusammengerauft und ein neues Album sowie eine ausgedehnte
Tour ständen auf dem Programm. Ich erinnere mich an ein
Preisausschreiben. Ich glaube, es war im Express, aber die Erinnerung
könnte mich trügen. Es galt zu raten, welche der alten Stücke die
wiederformierte Band auf ihrer Konzertreise spielen würde.
Ein neues Album, die Vorstellung fand
ich nett. Da ich aber inzwischen von „Machine Head“, „In Rock“,
„Fireball“ und dem Live-Meisterwerk „Made in Japan“ infiziert
war, erwartete ich keinen großen Wurf. Was sich als Irrtum erweisen
sollte, denn das Reunion-Album „Perfect Strangers“ zählt für
mich zu den besten Purple-Platten. Ungleich mehr als auf die Scheibe
freute ich mich jedoch auf die Tour. Mein Jahre zuvor gehegter und
schließlich ad acta gelegter Traum schien in Erfüllung zu gehen.
1985 war die Band auf Tour, und sie spielten ein Open Air auf dem
Maimarktgelände in Mannheim. Vermutlich gab es kein Konzert in
meiner Nähe, sonst wäre ich nicht nach Mannheim gefahren, per
Anhalter, wenn ich mich recht entsinne. Oder doch mit der Bahn? Ich
weiß es nicht mehr. Jedenfalls hätte mich nichts davon abhalten
können.
Vor den Headlinern traten vier Bands
auf: Meat Loaf, Mountain, Roger Chapman und die Lokalmatadoren Rodgau
Monotones. Gleichwohl teils klingende Namen, dürften mir die
Vorgruppen ziemlich egal gewesen sein. Ebenso dass es, so meine ich
mich zu erinnern, über weite Strecken des Tages regnete. Es war der
29. Juni und mein erstes, jahrelang nicht für möglich gehaltenes
Deep Purple-Konzert. Zwei Jahre später sah ich sie in der alten,
heute längst nicht mehr existenten Kölner Sporthalle und in den folgenden
drei Dekaden immer mal wieder, zuletzt 2015 in der Arena in
Oberhausen.
Vor wenigen Monaten wurde dann ein neues
Album angekündigt. Bei dem Titel „inFinit“ schossen die
Spekulationen über ein bevorstehendes Ende der Band ins Kraut. Zudem
wurde die anstehende Welttournee als „The Long Goodbye Tour“
angekündigt. Verdenken könnte man den altgedienten Recken den
Rückzug ins Privatleben nicht, schließlich sind sie um die Siebzig.
In einem Interview in der April-Ausgabe des Musikmagazins Classic
Rock und auch an anderer Stelle relativierte Schlagzeuger Ian Paice,
der übrigens als Kind zwei Jahre in Köln lebte, die
schlimmsten Befürchtungen. Zwar sei das Ende der Band unvermeidlich,
doch auch wenn dies die letzte ausgedehnte Welttour sei, können die
Musiker sich durchaus vorstellen, kleinere Reisen mit wenigen
Auftritten in verschiedenen Kontinenten zu unternehmen. Nicht mal ein
weiteres Album schließt der Drummer kategorisch aus. Voraussetzung sei
natürlich, dass sie alle gesund blieben.
Nun hielt das Hardrock-Flaggschiff in
der KölnArena Einzug. Es war das erste Mal, dass ich Deep Purple an diesem Auftrittsort erlebte. Sie begannen mit Time for Bedlam, einem von vier
Songs des neuen Albums, die zeigten, dass sich die aktuellen Stücke
hinter den Klassikern nicht zu verstecken brauchen. Die folgten dann
mit Fireball, Bloodsucker und Strange Kind of Woman in rascher Folge.
Ian Paice und Bassist Roger Glover spielten beherzt wie seit fast
fünfzig Jahren. Ian Gillan, bei dem ich immer fürchte, dass die
Stimme versagt, belehrte mich zum wiederholten Mal eines besseren. Gitarrist Steve Morse sowie Keyboarder Don Airey sind schon lange
viel mehr als bloßer Ersatz für Ritchie Blackmore und Jon Lord –
auch wenn diese beiden im Line Up der Band für mich unerreicht
bleiben. Morse ist ein hervorragender Gitarrist, und Aireys
ausgedehntes Solo erinnerte an Glanzzeiten des großen Jon Lord. Da
standen fünf wunderbare, fünf beseelte Musiker auf der Bühne, die sich ihres
Könnens und ihrer Fähigkeiten bewusst sind, die nichts mehr
beweisen müssen und vielleicht gerade deswegen umso mehr Spaß an ihrem eigenen Spiel haben.
Es entwickelte sich ein Parforceritt
durch die Jahrzehnte und durch die verschiedenen Schaffensphasen der
Band. Als Perfect Strangers vom Wiedervereinigungsalbum
erklang, ahnte man, dass es dem Finale entgegengeht, das dann mit
Smoke on the Water, wie könnte es anders sein, seinen
Höhepunkt erreichte. Lautstark wurde der große Klassiker aus mehreren
tausend Kehlen mitgesungen. Als Zugabe gab es dann wie von mir
erwartet Hush vom allerersten Album von 1968 und schlussendlich das
abermals von den Fans mitgesungene Black Night.
Keine Frage, Deep Purple präsentierten
sich noch einmal wie zu besten Zeiten. Ich kann mir nicht vorstellen,
dass sie wirklich aufhören. Dazu sind sie zu spielfreudig, zu sehr
voller Energie und einfach noch viel zu gut. Dieses Konzert wäre
zwar ein würdiger Abschluss für mich, aber Ian Paice's
zurückhaltende Andeutungen im Interview lassen mich hoffen, dass es
das noch nicht war mit Deep Purple. Ansonsten ginge für mich
wirklich eine Ära zu Ende. Aber mindestens einmal möchte ich gern noch
– nun ja, es steht in der Überschrift.
Setlist: 1. Time for Bedlam / 2. Fireball / 3. Bloodsucker / 4. Strange Kind of Woman / 5. Johnny's Band / 6. Uncommon Man / 7. The Surprising / 8. Lazy / 9. Birds of Prey / 10. Hell to Pay / 11. Keyboard Solo / 12. Perfect Strangers / 13. Space Truckin' / 14. Smoke on the Water / 15. Hush / 16. Bass Solo / 17. Black Night.
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Mittwoch, 19. April 2017
Classic Rock 59
Vom Titelbild der April-Ausgabe schaut
einem ein grimmig dreinblickender Jim Morrison entgegen. Der
Aufmacher ist das vor 50 Jahren erschienene Debütalbum. Vierzehn
Seiten sind dem Quartett, das die Welt musikalisch auf den Kopf
stellte und bis heute tiefe Spuren hinterlassen hat, und seinem
ersten Album gewidmet. Ein paar Songs von ihnen gibt es, bei denen
brauche ich bloß die Augen zuzumachen, um das Gefühl zu haben, mich
schlagartig in einem anderen Universum aufzuhalten, und wenn The End
Apokalypse Now einen noch düstereren Anstrich verleiht, als ihn der
Film ohnehin hat, geht es kongenialer kaum. Doch mindestens ebenso
viel von den Doors hat sich mir nie erschlossen. Zum
Komplettverständnis hätten sie mir vielleicht den Weg in die
nächste Whiskybar zeigen müssen.
Ganz anders Deep Purple, die ich seit
Dekaden aufsauge und die bekanntlich zu meinen All Time Favourites
gehören. Sie sind inzwischen seit 50 Jahren dabei. Im Vorfeld des
neuen, des 20. Studioalbums sprossen die Spekulationen wie Krokusse
im Frühjahr, trägt das Album doch den reichlich
Interpretationsspielraum gewährenden Titel Infinite. Das letzte
Album? Okay. Das hörte man andeutungsweise. Aber darüber hinaus?
Womöglich das Ende der Band? Für mich unvorstellbar – obwohl mein
Glaube an das Unendliche in der Rockmusik nach Lemmys Tod und der
Final Tour von Black Sabbath doch arg ins Wanken geraten ist. Aber
ich will ja nicht das Schlimmste annehmen, sondern das Beste. Also
weitermachen, bitte. Zu diesem und anderen Themen interviewt Paul
Schmitz das einzig durchgängige Stammmitglied von Deep Purple Ian
Paice. Nach dem Lesen bin ich, wie ich gestehen muss, nicht viel
schlauer als vorher. Ein abruptes Ende der Band wird es zumindest
nicht geben, und das ist schon mal viel wert.
Die Meilensteine beleuchten Eddie
Cochrans tragisch-frühen Tod, des just verstorbenen Jaki Liebezeit
wird gedacht, und Steel Panther kommen mit einigen ihrer Aussagen
mehr als merkwürdig daher. Bonfire setzen noch immer volle Fahrt
voraus, in den Rock-Mythen gibt es mit dem Tod des Soul-Prinzen
Marvin Gaye eine weitere Tragik zu bedauern, und Blackberry Smoke,
von denen ich nichts bewusst kenne, muss ich mir wirklich mal zu
Gemüte führen. Nett der Blick auf alte Eintrittskarten, sammle ich
die meinen doch auch schon seit dreieinhalb Dekaden. Steve Hackett
gibt sich im Interview charmant und bleibt politisch-kritisch auf
Kurs, Wilko Johnson ist dem Tod von der Schippe gesprungen, und John
Watt und Fischer Z sind immer noch da. Hach ja, Red Skies Over
Paradise. Ein Highlight ist die Werkschau-Auslese von Judas Priest. Die Truppe um Rob Halford gehört für mich zu den Speerspitzen nicht nur der NWOBHM, sondern des Metal generell, des melodischen noch dazu.
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Sonntag, 19. März 2017
Classic Rock 58
In der März-Ausgabe meines bevorzugten
Musik-Magazins beschäftigen sich Redakteure und Mitarbeiter mit den
„100 besten Alben der 80er“. Eine solche Aufstellung ist
natürlich subjektiv bis zum geht-nicht-mehr, und das ist das Gute
daran. Man mag zustimmen, man kann zweifeln, man darf sich daran reiben. Es gibt Konsens, es gibt Dissens. Wie schlimm wäre es doch, hätten alle den gleichen Geschmack. Ich mag
solche Contests, ähnlich wie die Jahresrückblicke im Best-of-Modus.
In den vorliegenden Top 100 findet sich alles: von Industrial
(Bauhaus) bis Punk (Dead Kennedys), von AOR (Foreigner) bis Heavy
Metal (Metallica), von Folk-Punk (The Pogues) bis zu
Singer/Songwriter-Folk (Bob Dylan), dazu ganz viel Pop und einige
Sachen, die ich nicht zuordnen kann – was man ja auch beileibe
nicht bei allem muss.
Auf dem Siegertreppchen tummelt sich
der Heavy Metal. Auf Platz 3 liegt High'n'Dry von Def Leppard, davor
rangiert Van Halen mit Women And Children First, und ganz oben steht
Black Sabbath mit dem durchaus epochalen Heaven And Hell. Sechzehn
der aufgeführten Alben sind in meinem Besitz, manche kenne ich
nicht, nicht einmal die Bands. Bei anderen wundere ich mich. Iron
Maidens Piece Of Mind statt Number Of The Beast? Springsteens Tunnel
Of Love statt des Jahrhundertwerks Born In The USA? Von den Großtaten
der Dire Straits gar nichts? Auch keine Guns'N'Roses? Die Regeln
könnten eine Erklärung dafür liefern, zum Beispiel: „Die
bekanntesten Alben sind tabu.“ Aha. Neil Youngs Freedom ist dabei
und wäre es bei mir auch. Aber Manowar mit Battle Hymns? Nun ja.
Aber wie gesagt, darüber kann man trefflich streiten, und das ist
schön.
Selbstverständlich hat die 58. Ausgabe
von CLASSIC ROCK auch darüber hinaus eine Menge zu bieten. Die
Rückblende dreht sich diesmal um Randy Rhoads. Ozzys Knappe starb
vor 35 Jahren bei einem Flugzeugabsturz. Kein Jahr zuvor war der
junge Ausnahmegitarrist vom Fachblatt Guitar Player als bestes neues
Talent ausgezeichnet worden. Eine Tragödie, fürwahr. Chris
Franzkowiak würdigt in seinem Artikel „Judas Priest – Zeitgeist
auf der Überholspur“ das vor 30 Jahren erschienene bahnbrechende
Album Turbo, und die Werkschau-Auslese widmet sich den
AOR-Urgesteinen Survivor. Dass die Wirklichkeit die Berichterstattung
zuweilen weit hinter sich lässt oder gar ad absurdum führt, beweist
der Tod von Rick Parfitt. Wurde in der vorigen Ausgabe noch
verkündet, der Status Quo-Gitarrist befinde sich nach schweren
gesundheitlichen Problemen auf dem Weg der Besserung, gibt es diesmal
einen Nachruf auf den jüngst Verstorbenen. Auch das tragisch.
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Sonntag, 12. Februar 2017
Kölsche Mundart mit dem Drei Mann Quartett
Kölsch wie auch andere regionale
Mundarten wird immer weniger gesprochen, heißt es – und immer
weniger gesprochen werden. Es sei abzusehen, dass die Dialekte
aussterben. Bin ich in Köln in den Veedeln unterwegs, in der
Straßenbahn oder selbst in kölschen Kneipen, fällt mir auf, dass
die Behauptung stimmt. Oder zumindest bilde ich mir das ein. Kölsch
sprechen überwiegend noch die alten Kölner.
Anders ist das im Karneval, wo die
kölsche Sprache aus dem Liedgut nicht wegzudenken ist. Zu den
Gruppen, die dort seit Jahrzehnten auftreten (Bläck Fööss, Höhner,
Paveier, Räuber), gesellten und gesellen sich alljährlich neue
Bands (wie beispielsweise die Klüngelköpp, Kasalla, Cat Balou, Die
Domstürmer). Leider bekommt man sowohl von den Alteingesessenen als
auch den Neuen in ihren Liedern kaum einmal mehr richtig schöne
Geschichten erzählt, so wie es vor allem die Bläck Fööss in den
Siebziger Jahren machten. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel,
aber überwiegend muss für jede Session eine neue Hymne her, die
auch der letzte Depp noch mit drei Promille mitgrölen kann.
Glücklicherweise gibt es – abseits
der großen Bühnen und zumeist unbeachtet seitens eines feierwütigen
Publikums – Musiker, die sich der kölschen Mundart und den alten
Texten verschrieben haben. Sie pflegen sie bei ihren Auftritten mit
Begeisterung und erhalten sie am Leben. Zunächst fiel mir das vor
ein paar Jahren bei der Familich auf, auch bei Philipp Oebel und vor
geraumer Zeit bei Peter Schmitz-Hellwing. Und jetzt lernte ich eine
Band kennen, von der ich bis dato noch nie etwas gehört hatte. Noch
dazu geschah das, nachdem mir ein Flyer in die Hand gefallen war,
nicht in Köln, sondern in der mittelalterlichen Burg Mauel im
Windecker Ländchen.
Um ein Trio handelt es sich, das den im
ersten Moment merkwürdig anmutenden Namen Drei Mann Quartett trägt.
Verständlich wird er, wenn man erfährt, dass das Publikum als der
vierte Mann (oder die vierte Frau) gilt. Dass das dreiköpfige
Quartett bislang an mir vorbeiging, wundert mich, spielen die Jungs
doch bereits seit einigen Jahren zusammen. Freddie Böhmer und Martin
Hark spielen akustische Gitarre, Reinhold Schreiber zupft den E-Bass,
jedoch kommen im Laufe des Konzerts auch weitere Instrumente wie
beispielsweise die durch Hans Süper bekannt gewordene Flitsch zum
Einsatz. Das Bild oben habe ich von Facebook entliehen, dort ist das Drei Mann Quartett präsent.
Der Gewölbesaal der Burg Mauel bot
einen schönen Rahmen für den Auftritt. Wie lang mag er gewesen sein
(der Auftritt, nicht der Gewölbesaal)? Zwei Stunden bestimmt, ich
habe nicht auf die Uhr geschaut. Wozu auch, denn die Zeit verging wie
im Flug. Die Musiker konzentrierten sich auf Klassiker der kölschen
Mundart wie Willi Ostermanns (1876 – 1936) Die Mösch und
Kutt erop! oder Karl Berbuers (1900 – 1977) Heidewitzka,
Herr Kapitän sowie das von Hans Knipp (1944 – 2011)
komponierte und von Horst Muys (1925 – 1970) bekannt gemachte Ne
Besuch em Zoo. Alles wohlklingende Namen von Komponisten,
Textdichtern und Krätzchensängern. Diese klassischen Mundartlieder
ließen sich damals durchaus dem Karneval zurechnen, gehen für mich
aber viel weiter. Häufig liefern sie Alltagsbeobachtungen in
musikalisch aufbereiteter Form, worin besonders Willi Ostermann ein
Meister war. Ich bin ne kölsche Jung von Fritz Weber (1909 –
1984) kam ebenso zu Ehren wie De Pänz sin us dem Hus und
weitere Stücke der Bläck Fööss, kein Wunder, gelten zahlreiche
Leeder der Mutter aller kölschen Bands selbst längst als Klassiker. Noch viel mehr gab es, und manches kannte ich gar nicht.
Freddie Böhmer, Martin Hark und
Reinhold Schreiber singen alle. Jeder der drei hat offenbar seine
persönlichen Lieblingsstücke, und mit entsprechender Hingabe werden
sie vorgetragen. Man merkt den Musikern ihre Freude beim Vortrag an,
was noch unterstrichen wird durch die launigen Ansagen und die
kleinen Verzällcher zwischen den einzelnen Stücken. Dank Musikern
wie dem Drei Mann Quartett leben solche musikalischen Perlen in
kölscher Mundart weiter, was aller Ehren wert ist und nicht genug
anerkannt werden kann. Es war ein herrliches Konzert, und das
dreiköpfige Quartett wird mich wiedersehen. So kündigten die
Musiker bereits an, im kommenden August, und dann unter freiem
Himmel, erneut in der Burg Mauel aufzutreten. Dann fahre ich wieder
hin. Also, heißer Tip für alle Freunde von Krätzchen und kölschen Mundart-Evergreens: das Drei Mann Quartett!
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Freitag, 20. Januar 2017
Black Sabbath mit furiosem Finale
Sie gelten als die Gründerväter des
Heavy Metal und drückten dem Genre über annähernd fünf Dekaden
ihren Stempel auf, wenn auch mit wechselnden Besetzungen. Neben Ozzy
Osbourne sangen vorübergehend auch Ronnie James Dio sowie Ian Gillan
bei Black Sabbath. Zudem sah ich vor ein paar Jahren bei einem Open
Air in Bonn unter dem Bandnamen „Heaven and Hell“ die Besetzung
Dio, Tony Iommi, Geezer Butler und Vinny Appice.
Jetzt, fünfzig Jahre nach den ersten gemeinsamen musikalischen Gehversuchen von Osbourne, Iommi, Butler und Bill Ward, begab sich die Legende auf Abschiedstour. Das letzte Konzert in Deutschland, bevor dann in ihrer Heimatstadt Birmingham endgültig der Vorhang fällt, fand in Köln statt. Der einzige Wermutstropfen war das Fehlen von Bill Ward am Schlagzeug, der durch den zugegeben hervorragenden Trommler, einen echten Berserker hinter der Schießbude, Tommy Clufetos ersetzt wurde.
Jetzt, fünfzig Jahre nach den ersten gemeinsamen musikalischen Gehversuchen von Osbourne, Iommi, Butler und Bill Ward, begab sich die Legende auf Abschiedstour. Das letzte Konzert in Deutschland, bevor dann in ihrer Heimatstadt Birmingham endgültig der Vorhang fällt, fand in Köln statt. Der einzige Wermutstropfen war das Fehlen von Bill Ward am Schlagzeug, der durch den zugegeben hervorragenden Trommler, einen echten Berserker hinter der Schießbude, Tommy Clufetos ersetzt wurde.
Black Sabbath legten los mit Black
Sabbath, und gleich vom ersten Stück an kochte die Halle. In der
Bühnenmitte stand Ozzy am Mikrofonständer, an dem er das ganze
Konzert über hüpfte und wibbelte und den er nur zu gelegentlichen
Ausflügen losließ, um das Publikum unermüdlich zum rhythmischen
Klatschen zu animieren. Was aber gar nicht nötig war, denn die
15.000 Besucher in der KölnArena feierten ihre Helden noch einmal
frenetisch ab. Zur Linken (von den Zuschauern aus gesehen)
malträtierte Geezer Butler seinen Bass, und rechts glänzte Tony
Iommi an der Gitarre. Der von ihm produzierte schwere Gitarrensound
war schon immer eins der Markenzeichen von Black Sabbath, das ihrer
Musik einen ganz eigenständigen Sound verlieh, eine unverwechselbare
Note, in meinen Augen ein Alleinstellungsmerkmal,
ähnlich wie es bei Motörhead auf deren eigene Art der Fall war.
Was in den folgenden knapp zwei Stunden
folgte, war ganz großes Kino. Ich war schon bei zahlreichen
Konzerten, aber ich habe noch nicht erlebt, dass vier Männer einen
solchen Geräuschorkan erzeugen können – der übrigens anschaulich
demonstrierte, dass auch in der oft gescholtenen KölnArena eine
hervorragende Akustik möglich ist, wenn man die Technik entsprechend
präpariert. Jedenfalls fegte ein brachiales Hitfeuerwerk von Fairies
Wear Boots über War Pigs bis hin zu Dirty Woman
durch die Halle, das einen im Innenraum regelrecht von den Socken
haute. Iommis Gitarrenriffs kamen gewohnt düster daher, gewohnt
schwer und trugen den musikalischen Unterbau fast ebenso mit wie
Butlers donnernder Bass und der wie entfesselt trommelnde Clufetos.
Ozzy, der Fürst der Finsternis, war weitaus besser bei Stimme, als
ich das vorab gelesen hatte. Er wetteiferte mit Tonys Gitarreninferno
und schien geradezu besessen davon, sich nicht von dieser
Riffkanonade unterkriegen zu lassen.
Bei Iron Man und Children of
the Grave ging es dann dem heraufbeschworenen Ende entgegen. Spaß
hatten sie bis zuletzt, das sah man besonders dem lachenden Ozzy an,
und das Publikum war ohnehin aus dem Häuschen. Meinetwegen hätte
das Konzert gern noch zwei Stunden weitergehen können, aber die
älteren Herren auf der Bühne sind nun mal leider nicht mehr die
Jugendlichen, die sich vor einem halben Jahrhundert aus Birmingham
aufmachten, um die Welt zu erobern. Wehmut kam bei dem Konzert nicht
auf, dazu blieb überhaupt keine Zeit, doch davon verspüre ich jetzt
ein wenig, da ich diese Zeilen niederschreibe. Denn es ist wirklich
vorbei, das wurde endgültig besiegelt mit dem finalen Stück, das
kein anderes als Paranoid hätte sein können und bei dem Band und Publikum noch einmal durch die Decke gingen.
Danach war ich nicht nur zufrieden,
nein, ich war schlichtweg begeistert von einem Auftritt, der eine
Messlatte war, an die so schnell kein anderer herankommen dürfte.
Black Sabbath spielten als gäbe es kein Morgen, was in gewisser
Weise ja auch zutrifft. Dass dies das Ende gewesen sein soll, ist
trotz allem nur schwer vorstellbar. Die Musiker spielten mit einem
Elan und einer unbändigen Kraft, die, wüsste man es nicht besser,
vermuten ließe, die Band stände ganz am Anfang und würde gerade
jetzt erst so richtig loslegen.
Die komplette Setlist: 1. Black Sabbath - 2. Fairies Wear Boots - 3. Under the Sun/Every Day Comes and Goes - 4. After Forever - 5. Into the Void - 6. Snowblind - 7. War Pigs - 8. Behind the Wall of Sleep - 9. N.I.B. - 10. Hand of Doom - 11. Rat Salad - 12. Iron Man - 13. Dirty Women - 14. Children of the Grave - 15. Paranoid
Freitag, 14. Oktober 2016
Literaturnobelpreis 2016 für Bob Dylan
Ich gebe zu, dass der Literaturnobelpreis, die höchste literarische Auszeichnung weltweit, für mich immer recht weit weg war. Aus reiner Neugier informiere ich mich alljährlich nach der Veröffentlichung des Namens, wem die Ehre denn diesmal zuteil wurde. Und meistens folgt dann ein Schulterzucken. Denn ebenso alljährlich - oder jedenfalls zumeist - wurde der Preis an Autoren verliehen, deren Namen ich bis dahin nie gehört hatte. Um vor mir selbst nicht ganz unwissend dazustehen, verschaffe ich mir jedes Mal ein paar grundlegende Informationen über den Preisträger, was in den vergangenen Jahren durch Internet und Google immer leichter wurde. Damit hat es sich aber auch, und ich vergesse den Preisträger bald wieder, da ich zumeist mit dem Inhalt der literarischen Werke nicht viel anfangen kann.
Natürlich gibt es Ausnahmen. Heinrich Böll als gebürtigen Kölner las ich bereits in den früheren Jahren meiner Schulzeit nach der Grundschule, doch vieles blieb mir aufgrund meines jungen Alters damals unverständlich. Wenige Jahre später interessierten mich Bölls politische Schriften, die sich mit der RAF und jenen heißen Jahren des Kampfes der 6 gegen 60 Millionen beschäftigten. Auch Die verlorene Ehre der Katharina Blum war dann selbstauferlegte Pflichtlektüre.
Darüber hinaus konnte ich den Preisträgern und ihren Werken aus über hundert Jahren nur wenig abgewinnen. Von ein paar wenigen habe ich neben Böll noch vereinzelte Werke gelesen: Rudyard Kipling (Das Dschungelbuch), George Bernard Shaw (Pygmalion), Hermann Hesse (Der Steppenwolf), Ernest Hemingway (Der alte Mann und das Meer), Jean Paul Sartre (Das Spiel ist aus) und William Golding (Herr der Fliegen). Und tatsächlich fallen mir auch drei Namen ein, von denen ich immer mal etwas lesen wollte, was aber bis heute nicht geklappt hat, nämlich John Steinbeck, William Faulkner und Gabriel Garcia Márquez.
In diesem Jahr jedoch ist alles anders. Gestern wurde ich im Netz fast erschlagen von der Häufung des Namens jenes Mannes, der den Literaturnobelpreis 2016 verliehen bekam: Bob Dylan, mit bürgerlichem Namen Robert Zimmermann. Ich gebe zu, im ersten Moment war ich schlicht baff, dann setzte eine leise, unterschwellige Freude ein, die sich schon bald zu Begeisterung entwickelte. Da erhält plötzlich jemand den Literaturnobelpreis, dessen Namen ich seit Jahren kenne (und nach dem ich eben nicht googlen muss), dessen Musik ich seit Jahren höre und mit dessen Texten ich mich seit Jahren beschäftige.
Dabei entdeckte ich Bob Dylan spät, erst Anfang der Achtziger Jahre. Als seine - für mich und im Nachhinein betrachtet - größten (und er hat viele große) Alben (Bringing It All Back Home sowie Highway 61 Revisited und Blonde On Blonde) erschienen, hörte ich noch keine Musik. Da lief ich allenfalls noch mit dem Trömmelchen um den Weihnachtsbaum und ließ mir von meinen Eltern Kinderlieder vorsingen. Durch Wolfgang Niedeckens öffentliche Begeisterung für Dylan wagte ich mich dann an His Bobness heran - und stellte fest, dass es in der populären Musik Texte gibt, die weit über all jene hinausgehen, die mir bis dahin geläufig waren. Sicher, es gab da schon eine Reihe mir bekannter Ausnahmen, Bruce Springsteen zum Beispiel, und selbst die Kölner Bläck Fööss wussten auf ihren Alben in der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre richtige Geschichten zu erzählen, doch in dieser Ausprägung bereits seit 1962, gleich ob als Folk- oder als Rockmusiker, war Dylan eine herausragende Speerspitze literarischer Intellektualität.
Dylan ist ein Poet im besten Sinne, ein nachdenklicher Wortschöpfer, ein Geschichtenerzähler in der Tradition des nachdenklich-kritischen amerikanischen Folks. Seit über fünfzig Jahren bereichert er die Literatur mit seinen Texten, mit Dichtung hohen literarischen Ranges, in der er einerseits reale Begebenheiten aufgreift und in eine erzählende Form bringt und andererseits bildgewaltige, surrealistische Epen schafft. Dylan verknüpft die Lyrics einer musikalischen Textstruktur mit den Inhalten wesentlich umfangreicherer Prosa. Dabei spielt es keine Rolle, dass seine Texte nicht zunächst für die Buchform bestimmt sind. In solcher können sie immer noch abgedruckt werden, für den Puristen, der der Meinung ist, Literatur gehöre ausschließlich zwischen zwei Buchdeckel.
Dass die Popmusik eine der Literatur artverwandte Form ist, beweist Dylan seit Jahrzehnten. Mehr noch, ihm ist es gelungen, die Musik mit seinen Texten zu einem Teil der Literatur zu machen und zu beweisen, dass diese beiden Kunstformen nicht zwangsläufig miteinander konkurrieren müssen, sondern sich ergänzen und gar verschmelzen können. Schon die alten Griechen trugen gedichtete Epen zu Musik vor, und im Mittelalter fuhren Bänkelsänger von einem Ort zum anderen, um Geschichten, wahre oder erdachte, musikalisch vorzutragen. Bob Dylan ist der erste Musiker und Nicht-Schriftsteller, der für seine Texte den Literaturnobelpreis verliehen bekommt, und ich finde das nicht nur großartig, sondern konsequent in einer Zeit, in der Literatur auch formal zu neuen Ufern wie E-Books, Hörbüchern etc. aufbricht. Es kommt nicht primär auf die Verabreichungsform von Literatur an, sondern auf deren Inhalt. Ich finde es schön, dass auch das Nobelpreiskomitee dieser Ansicht zu sein scheint.
Natürlich gibt es Ausnahmen. Heinrich Böll als gebürtigen Kölner las ich bereits in den früheren Jahren meiner Schulzeit nach der Grundschule, doch vieles blieb mir aufgrund meines jungen Alters damals unverständlich. Wenige Jahre später interessierten mich Bölls politische Schriften, die sich mit der RAF und jenen heißen Jahren des Kampfes der 6 gegen 60 Millionen beschäftigten. Auch Die verlorene Ehre der Katharina Blum war dann selbstauferlegte Pflichtlektüre.
Darüber hinaus konnte ich den Preisträgern und ihren Werken aus über hundert Jahren nur wenig abgewinnen. Von ein paar wenigen habe ich neben Böll noch vereinzelte Werke gelesen: Rudyard Kipling (Das Dschungelbuch), George Bernard Shaw (Pygmalion), Hermann Hesse (Der Steppenwolf), Ernest Hemingway (Der alte Mann und das Meer), Jean Paul Sartre (Das Spiel ist aus) und William Golding (Herr der Fliegen). Und tatsächlich fallen mir auch drei Namen ein, von denen ich immer mal etwas lesen wollte, was aber bis heute nicht geklappt hat, nämlich John Steinbeck, William Faulkner und Gabriel Garcia Márquez.
In diesem Jahr jedoch ist alles anders. Gestern wurde ich im Netz fast erschlagen von der Häufung des Namens jenes Mannes, der den Literaturnobelpreis 2016 verliehen bekam: Bob Dylan, mit bürgerlichem Namen Robert Zimmermann. Ich gebe zu, im ersten Moment war ich schlicht baff, dann setzte eine leise, unterschwellige Freude ein, die sich schon bald zu Begeisterung entwickelte. Da erhält plötzlich jemand den Literaturnobelpreis, dessen Namen ich seit Jahren kenne (und nach dem ich eben nicht googlen muss), dessen Musik ich seit Jahren höre und mit dessen Texten ich mich seit Jahren beschäftige.
Dabei entdeckte ich Bob Dylan spät, erst Anfang der Achtziger Jahre. Als seine - für mich und im Nachhinein betrachtet - größten (und er hat viele große) Alben (Bringing It All Back Home sowie Highway 61 Revisited und Blonde On Blonde) erschienen, hörte ich noch keine Musik. Da lief ich allenfalls noch mit dem Trömmelchen um den Weihnachtsbaum und ließ mir von meinen Eltern Kinderlieder vorsingen. Durch Wolfgang Niedeckens öffentliche Begeisterung für Dylan wagte ich mich dann an His Bobness heran - und stellte fest, dass es in der populären Musik Texte gibt, die weit über all jene hinausgehen, die mir bis dahin geläufig waren. Sicher, es gab da schon eine Reihe mir bekannter Ausnahmen, Bruce Springsteen zum Beispiel, und selbst die Kölner Bläck Fööss wussten auf ihren Alben in der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre richtige Geschichten zu erzählen, doch in dieser Ausprägung bereits seit 1962, gleich ob als Folk- oder als Rockmusiker, war Dylan eine herausragende Speerspitze literarischer Intellektualität.
Dylan ist ein Poet im besten Sinne, ein nachdenklicher Wortschöpfer, ein Geschichtenerzähler in der Tradition des nachdenklich-kritischen amerikanischen Folks. Seit über fünfzig Jahren bereichert er die Literatur mit seinen Texten, mit Dichtung hohen literarischen Ranges, in der er einerseits reale Begebenheiten aufgreift und in eine erzählende Form bringt und andererseits bildgewaltige, surrealistische Epen schafft. Dylan verknüpft die Lyrics einer musikalischen Textstruktur mit den Inhalten wesentlich umfangreicherer Prosa. Dabei spielt es keine Rolle, dass seine Texte nicht zunächst für die Buchform bestimmt sind. In solcher können sie immer noch abgedruckt werden, für den Puristen, der der Meinung ist, Literatur gehöre ausschließlich zwischen zwei Buchdeckel.
Dass die Popmusik eine der Literatur artverwandte Form ist, beweist Dylan seit Jahrzehnten. Mehr noch, ihm ist es gelungen, die Musik mit seinen Texten zu einem Teil der Literatur zu machen und zu beweisen, dass diese beiden Kunstformen nicht zwangsläufig miteinander konkurrieren müssen, sondern sich ergänzen und gar verschmelzen können. Schon die alten Griechen trugen gedichtete Epen zu Musik vor, und im Mittelalter fuhren Bänkelsänger von einem Ort zum anderen, um Geschichten, wahre oder erdachte, musikalisch vorzutragen. Bob Dylan ist der erste Musiker und Nicht-Schriftsteller, der für seine Texte den Literaturnobelpreis verliehen bekommt, und ich finde das nicht nur großartig, sondern konsequent in einer Zeit, in der Literatur auch formal zu neuen Ufern wie E-Books, Hörbüchern etc. aufbricht. Es kommt nicht primär auf die Verabreichungsform von Literatur an, sondern auf deren Inhalt. Ich finde es schön, dass auch das Nobelpreiskomitee dieser Ansicht zu sein scheint.
Mittwoch, 10. August 2016
Ne kölsche Jung hürt op
Er heißt
Hans-Dieter, alle nennen ihn H.D., und er selbst stellt sich in
seinem Brauhaus immer als der kölsche Jung vor. Oder besser: er
stellte sich so vor – denn damit ist es nach mehr als einer Dekade
nun vorbei.
Vor über elf Jahren hängte H.D., damals sechzigjährig, seinen bürgerlichen Beruf an den Nagel. Finanziell konnte er sich nicht beklagen, deshalb brauchte er nicht weiterzumachen. Stattdessen tat er das, wovon er sein Leben lang geträumt hatte. Einmal ein eigenes Brauhaus führen, und zwar so, wie es ihm vorschwebte, urkölsch, gemütlich, mit traditioneller Atmosphäre, leckerer Küche, kölscher Musik und natürlich kaltem Kölsch. Ein Jahr wollte er es auf jeden Fall machen, maximal fünf - es wurden mehr.
Das Haus Schulz am Barbarossaplatz erwies sich dabei als Glücksgriff. Es ist alteingesessen, liegt mitten im Veedel und mitten im Leben. Zudem war es brauereifrei, H.D. konnte also ausschenken, was er wollte. Das machte er sich zunutze, indem er – was es in Köln nur extrem selten gibt – gleich zwei Kölschsorten anbot, nämlich das lieblichere Reissdorf und das herbere Gaffel. Diese Politik wurde gut angenommen. Betrat man die Schänke, sah man auf Theke und Tischen immer Kölschstangen sowohl mit rotem (Reissdorf) als auch mit blauem (Gaffel) Emblem stehen.
Vor über elf Jahren hängte H.D., damals sechzigjährig, seinen bürgerlichen Beruf an den Nagel. Finanziell konnte er sich nicht beklagen, deshalb brauchte er nicht weiterzumachen. Stattdessen tat er das, wovon er sein Leben lang geträumt hatte. Einmal ein eigenes Brauhaus führen, und zwar so, wie es ihm vorschwebte, urkölsch, gemütlich, mit traditioneller Atmosphäre, leckerer Küche, kölscher Musik und natürlich kaltem Kölsch. Ein Jahr wollte er es auf jeden Fall machen, maximal fünf - es wurden mehr.
Das Haus Schulz am Barbarossaplatz erwies sich dabei als Glücksgriff. Es ist alteingesessen, liegt mitten im Veedel und mitten im Leben. Zudem war es brauereifrei, H.D. konnte also ausschenken, was er wollte. Das machte er sich zunutze, indem er – was es in Köln nur extrem selten gibt – gleich zwei Kölschsorten anbot, nämlich das lieblichere Reissdorf und das herbere Gaffel. Diese Politik wurde gut angenommen. Betrat man die Schänke, sah man auf Theke und Tischen immer Kölschstangen sowohl mit rotem (Reissdorf) als auch mit blauem (Gaffel) Emblem stehen.
Ich ging gern hin und
wieder dorthin, denn die Atmosphäre war schön, die Leute angenehm,
und H.D. grundsätzlich gut aufgelegt und einem Schwätzchen an der
Theke nie abgeneigt. Oft genug kam es vor, dass man, bevor man das
erste Kölsch bestellte, schon ein Mini vor sich stehen hatte. „Ein
Stößchen aufs Haus zur Geschmackskontrolle“, pflegte H.D. dann zu
sagen.
Fast immer lief
kölsche Musik, und wenn die Stimmung ausgelassen war, setzte H.D.
sich sein Hütchen auf, nahm seine Quetsch von der Ablage und ging
musizierend und singend im Laden auf und ab. Die Gäste waren
begeistert. Und schnell wurde mitgesungen. Zu seinen Stammgästen
gehörten musikalische Legenden wie Ludwig Sebus und Hans Süper.
Nun, im Alter von 71
und nach über elf Jahren in seinem Laden, in dem er sich seinen
Lebenstraum verwirklicht hat, hat sich der H.D. endlich aufs
Altersruheteil zurückgezogen. Es war eine schöne Zeit mit ihm im
Veedel, und seine Gäste werden ihn vermissen. Mach et jot, leeven
Hans-Dieter, und genieße dein Leben. Du hast dir deinen Ruhestand
wohlverdient.
Labels:
Gastro-Szene,
Karneval,
Köln,
Kölsche Musik,
Musik
Samstag, 23. Juli 2016
Classic Rock 52
Der Boss auf dem Cover der aktuellen
Ausgabe von CLASSIC ROCK und mit der Titelstory, das hätte schon
gereicht, um mir das Magazin zuzulegen, wenn ich es nicht ohnehin
regelmäßig lesen würde. In Paul Rees' Artikel „Glory Days“
geht es zurück in die Achtziger und zu Licht und Schatten der
erfolgreichsten Jahre von Bruce Springsteen.
Schon in den Siebzigern war Springsteen als die Zukunft des Rock'n'Roll gepriesen worden, doch erst in der folgenden Dekade katapultierte ihn das „Born in the USA“-Album in die Stratosphäre und machte ihn zum Superstar, dem die Massen folgten. Was Springsteen gar nicht so recht war, wie man meinen sollte und wie der Artikel aufzeigt. Da wollte er wieder raus, deshalb das reduzierte, fast minimalistische und vor allem düstere Album „Nebraska“ ohne die E-Street Band. Interessant, wusste ich nicht. Die Achterbahnfahrt aus epischen Höhenflügen und niederschmetternden Tiefpunkten war hausgemacht, weil der Boss mit sich selbst, seinem Leben und seinen Erfolgen zurechtkommen musste. Allein dieser Artikel, der mir einiges Neue vermittelte, war die komplette Ausgabe wert. Meinetwegen hätte er länger und ausführlicher sein können. Ergänzend bespricht David Numberger die – seiner Meinung nach – besten Springsteen-Songs des damaligen Jahrzehnts. Einige davon sind auch für mich unverzichtbar, andere nicht. Das ist wie immer Geschmackssache.
Von Mudcrutch hatte ich bis zu dieser Ausgabe von Classic Rock noch nie gehört. Es handelt sich um die Band, in der Tom Petty – am Bass! – spielte, bis sie sich Mitte der Siebziger Jahre auflöste und er die Heartbreakers gründete. Nun sind Mudcrutch wieder zusammen, mit Tom Petty, und haben kürzlich ein Album veröffentlicht. Das interessiert mich natürlich, kein Wunder bei Pettys kompromisslosem Gitarrenrock, egal ob mit den Heartbreakers oder den Traveling Wilburys. Danke an den Artikelschreiber Jörg Staude, der mich mit der Nase auf Mudcrutch gestoßen hat.
Schon in den Siebzigern war Springsteen als die Zukunft des Rock'n'Roll gepriesen worden, doch erst in der folgenden Dekade katapultierte ihn das „Born in the USA“-Album in die Stratosphäre und machte ihn zum Superstar, dem die Massen folgten. Was Springsteen gar nicht so recht war, wie man meinen sollte und wie der Artikel aufzeigt. Da wollte er wieder raus, deshalb das reduzierte, fast minimalistische und vor allem düstere Album „Nebraska“ ohne die E-Street Band. Interessant, wusste ich nicht. Die Achterbahnfahrt aus epischen Höhenflügen und niederschmetternden Tiefpunkten war hausgemacht, weil der Boss mit sich selbst, seinem Leben und seinen Erfolgen zurechtkommen musste. Allein dieser Artikel, der mir einiges Neue vermittelte, war die komplette Ausgabe wert. Meinetwegen hätte er länger und ausführlicher sein können. Ergänzend bespricht David Numberger die – seiner Meinung nach – besten Springsteen-Songs des damaligen Jahrzehnts. Einige davon sind auch für mich unverzichtbar, andere nicht. Das ist wie immer Geschmackssache.
Die beiden anderen längeren Artikel
des Hefts beschäftigen sich mit Janis Joplin und den Ramones. Bill
DeMain beleuchtet Janis' Schicksal, als sie nach anfänglichen
Erfolgen in ihren Heimatort Port Arthur zurückkehrte, um ein
normales Leben zu führen, dann aber doch wieder in San Francisco
landete und zum Superstar wurde. Kris Needs beleuchtet die dunkle
Seite der Ramones, ihre Traumata, ihre Krankheiten und das
gegenseitige Mobbing. Traurig, im Nachhinein erst recht, und da sie
nun alle tot sind sowieso. Mitte der Siebziger waren die Ramones
etwas Besonderes, etwas Neues, und wie Motörhead traten sie dem
Rock'n'Roll richtig in den Arsch. Heute, vierzig Jahre nach
Erscheinen ihres selbstbetitelten Debütalbums, sind sie immer noch
etwas Besonderes, auch wenn keiner von ihnen mehr da ist.
Von Mudcrutch hatte ich bis zu dieser Ausgabe von Classic Rock noch nie gehört. Es handelt sich um die Band, in der Tom Petty – am Bass! – spielte, bis sie sich Mitte der Siebziger Jahre auflöste und er die Heartbreakers gründete. Nun sind Mudcrutch wieder zusammen, mit Tom Petty, und haben kürzlich ein Album veröffentlicht. Das interessiert mich natürlich, kein Wunder bei Pettys kompromisslosem Gitarrenrock, egal ob mit den Heartbreakers oder den Traveling Wilburys. Danke an den Artikelschreiber Jörg Staude, der mich mit der Nase auf Mudcrutch gestoßen hat.
Und was gibt es darüber hinaus sonst
noch? Beach Boy Brian Wilson, geistiger Vater von „Pet Sounds“
und „Smile“, zeigt sich im Interview knapp und kurz angebunden,
aber begeistert. Die Rock-Mythen beleuchten das zweite Leben der Anna
Mae, und das ist keine geringere als Tina Turner. In der Rückblende
beleuchtet Joe Perry Dude und das dazugehörige Album
„Permanent Vacation“, das Aerosmith 1987 zurück in die
Rock-Oberliga schoss. Gitarrenikone Michael Schenker, einer der
wenigen deutschen Gitarristen von Weltrang, ist mit seiner aktuellen
Truppe „Temple of Rock“ aktiver denn je. Allerhand und allerlei
also, und wie immer eine lesenswerte Ausgabe für den geneigten
Rockmusikkonsumenten.
Labels:
Classic Rock,
Musik,
Musikmagazin,
Rockmusik
Samstag, 4. Juni 2016
Brings spielen im Stadion
Überall in der Stadt sah ich vorhin Leute mit Schals, Tüchern oder Hütchen, welche mit Karomustern versehen waren. Diese Karos sind irgendwann, irgendwie zum Markenzeichen der Kölner Band Brings geworden. Daraus hat sich anscheinend ein eigenes Merchandising entwickelt. Bei dem Anblick der Menschenmengen, die auf dem Weg Richtung Müngersdorfer waren, dachte ich daran, dass Brings anlässlich ihres fünfundzwanzigjährigen Bestehens heute Abend im Stadion spielen - vor 40.000 Zuschauern, wie ich mitbekam.
Brings hörte ich Anfang der Achtziger Jahre, und ich besuchte zahlreiche ihrer Konzerte in kleinen Locations. Einmal sah ich sie in einem Club, das war noch vor Erscheinen ihres großartigen Debütalbums Zwei Zoote Minsche. Damals wie heute machte die fünfköpfige Truppe kölsche Musik, doch in ihren Anfängen waren sie eine richtig gute Rockband, die vom damaligen BAP-Gitarristen Klaus "Major" Heuser produziert wurde.
Mit Superjeile Zick, das abging wie eine Rakete, kam es zum Knackpunkt. Brings wurden vom Karneval assimiliert und haben seitdem dort richtig viel Erfolg, natürlich auch finanziellen. Das machte sich in den Folgejahren deutlich bemerkbar. Die Musiker gingen immer weiter weg von guter alter Rockmusik und wurden zur Karnevalstruppe mit zuweilen bedenklichen Einschlägen in die Unterhaltungsmusik.
So höre ich Brings seit Jahren nicht mehr, geschweige denn besuche ich noch ihre Konzerte. Letzteres wohl schon seit fast zwanzig Jahren nicht mehr. Dennoch freut es mich, dass eine Kölner Band, die immerhin bis heute beim Kölsch geblieben ist - auch wenn es irgendwann in den Achtziger auf einem Album mal einen Ausflug ins Hochdeutsche gab - und vor nicht allzu langer Zeit mit Kölsche Jung einen veritablen Gassenhauer hinlegte, nach einem Vierteljahrhundert immer noch besteht. Das sei ihnen gegönnt, und ich wünsche ihnen, dass sie noch viele Jahre dranhängen.
Brings hörte ich Anfang der Achtziger Jahre, und ich besuchte zahlreiche ihrer Konzerte in kleinen Locations. Einmal sah ich sie in einem Club, das war noch vor Erscheinen ihres großartigen Debütalbums Zwei Zoote Minsche. Damals wie heute machte die fünfköpfige Truppe kölsche Musik, doch in ihren Anfängen waren sie eine richtig gute Rockband, die vom damaligen BAP-Gitarristen Klaus "Major" Heuser produziert wurde.
Mit Superjeile Zick, das abging wie eine Rakete, kam es zum Knackpunkt. Brings wurden vom Karneval assimiliert und haben seitdem dort richtig viel Erfolg, natürlich auch finanziellen. Das machte sich in den Folgejahren deutlich bemerkbar. Die Musiker gingen immer weiter weg von guter alter Rockmusik und wurden zur Karnevalstruppe mit zuweilen bedenklichen Einschlägen in die Unterhaltungsmusik.
So höre ich Brings seit Jahren nicht mehr, geschweige denn besuche ich noch ihre Konzerte. Letzteres wohl schon seit fast zwanzig Jahren nicht mehr. Dennoch freut es mich, dass eine Kölner Band, die immerhin bis heute beim Kölsch geblieben ist - auch wenn es irgendwann in den Achtziger auf einem Album mal einen Ausflug ins Hochdeutsche gab - und vor nicht allzu langer Zeit mit Kölsche Jung einen veritablen Gassenhauer hinlegte, nach einem Vierteljahrhundert immer noch besteht. Das sei ihnen gegönnt, und ich wünsche ihnen, dass sie noch viele Jahre dranhängen.
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