Bei ihrem gut zweistündigen Auftritt
stellten Demon's Eye die Zeit von der Deep Purple-Gründung 1968 bis
zum 1993er Album The Battle Rages On in den Vordergrund. Gleich vom
ersten Purple-Album wurde Hush gespielt, das ich zuletzt auch
noch bei Deep Purple selbst erlebt habe, und früh kommt ein Highway
Star, das deutlich macht, dass Demon's Eye ihren positiven Ruf
völlig zurecht genießen. Sie spielen nicht nur mit Begeisterung und
Leidenschaft, sondern mit musikalischen Fähigkeiten, die erklären,
warum viele echte Purple-Fans sich auch dieser Tribute Band zugetan
fühlen.
Sänger Daniele Gelsomino beherrscht
die großen Gesten, Schlagzeuger Andree Schneider trommelte, was die
Stöcke hergeben, und Bassist Maik Keller zeigte sich auf der Bühne
wie Roger Glover als der ruhende Pol. Der formidable Gitarrist Mark
Zyk lieferte sich mit Organist und Keyboarder Gert-Jan Naus
ausschweifende Instrumentalpassagen. Zu einem regelrechten Duell
geriet das bei dem episch zelebrierten Child in Time, bei dem
sich die Beiden gegenseitig hochschaukelten. Grandios! Überhaupt
Child in Time – das habe ich bei Deep Purple seit vielen
Jahren nicht mehr live erlebt. Angeblich spielen Purple es nicht
mehr, weil Ian Gillans Stimme nicht mehr in die erforderliche Höhe
kommt. Zwar hatte auch Daniele Gelsomino bei diesem Stück zu kämpfen
– und wer hätte das nicht –, so zog er sich doch achtbarer aus
der Affäre, als ich erwartet hatte. Respekt!
Die Klassiker erfreuten das Herz, denn
man muss den Jungs von Demon's Eye attestieren, dass sie gar nicht so
weit weg sind von der Band, deren Lebenswerk sie verwalten und auf
ihre eigene, den Originalen sehr nahe Weise interpretieren. Weder
fehlte Woman From Tokyo noch Smoke on the Water. Für Perfect Strangers vom gleichnamigen Deep Purple-Comeback-Album bin ich immer zu haben. Auch
Rainbow beherrschen sie, wie beispielsweise Stargazer von Ritchie
Blackmores ehemaliger und wieder aktueller Band zeigten. Mit Soldier
of Fortune hatten Demon's Eye, wie ich meiner reizenden Begleiterin
zwinkernd ins Ohr raunte, sogar „etwas für Mädchen“ im Programm
– wofür ich auch prompt einen Ellbogen in die Rippen bekam.
Als Zugabe gab es ein Medley aus dem
von mir so geliebten Long Live Rock'n'Roll und Black
Night, womit Rainbow und Deep Purple schiedlich-friedlich vereint
waren. Es folgte Burn, das ich zuletzt bei einem schon länger
zurückliegenden Konzert von Black Country Communion aus der Röhre
von Glenn Hughes vernommen habe. Den Abschluss bildete ein Rockin'
in the Free World, bei dem Band und Besucher noch einmal durch
die Decke gingen. Von wem das Original stammt, brauche ich
sicher nicht zu erwähnen. Sehr wohl erwähnen kann ich aber,
dass ich Demon's Eye bestimmt nicht zum letzten Mal gesehen habe.
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