Jetzt, fünfzig Jahre nach den ersten gemeinsamen musikalischen Gehversuchen von Osbourne, Iommi, Butler und Bill Ward, begab sich die Legende auf Abschiedstour. Das letzte Konzert in Deutschland, bevor dann in ihrer Heimatstadt Birmingham endgültig der Vorhang fällt, fand in Köln statt. Der einzige Wermutstropfen war das Fehlen von Bill Ward am Schlagzeug, der durch den zugegeben hervorragenden Trommler, einen echten Berserker hinter der Schießbude, Tommy Clufetos ersetzt wurde.
Black Sabbath legten los mit Black
Sabbath, und gleich vom ersten Stück an kochte die Halle. In der
Bühnenmitte stand Ozzy am Mikrofonständer, an dem er das ganze
Konzert über hüpfte und wibbelte und den er nur zu gelegentlichen
Ausflügen losließ, um das Publikum unermüdlich zum rhythmischen
Klatschen zu animieren. Was aber gar nicht nötig war, denn die
15.000 Besucher in der KölnArena feierten ihre Helden noch einmal
frenetisch ab. Zur Linken (von den Zuschauern aus gesehen)
malträtierte Geezer Butler seinen Bass, und rechts glänzte Tony
Iommi an der Gitarre. Der von ihm produzierte schwere Gitarrensound
war schon immer eins der Markenzeichen von Black Sabbath, das ihrer
Musik einen ganz eigenständigen Sound verlieh, eine unverwechselbare
Note, in meinen Augen ein Alleinstellungsmerkmal,
ähnlich wie es bei Motörhead auf deren eigene Art der Fall war.
Was in den folgenden knapp zwei Stunden
folgte, war ganz großes Kino. Ich war schon bei zahlreichen
Konzerten, aber ich habe noch nicht erlebt, dass vier Männer einen
solchen Geräuschorkan erzeugen können – der übrigens anschaulich
demonstrierte, dass auch in der oft gescholtenen KölnArena eine
hervorragende Akustik möglich ist, wenn man die Technik entsprechend
präpariert. Jedenfalls fegte ein brachiales Hitfeuerwerk von Fairies
Wear Boots über War Pigs bis hin zu Dirty Woman
durch die Halle, das einen im Innenraum regelrecht von den Socken
haute. Iommis Gitarrenriffs kamen gewohnt düster daher, gewohnt
schwer und trugen den musikalischen Unterbau fast ebenso mit wie
Butlers donnernder Bass und der wie entfesselt trommelnde Clufetos.
Ozzy, der Fürst der Finsternis, war weitaus besser bei Stimme, als
ich das vorab gelesen hatte. Er wetteiferte mit Tonys Gitarreninferno
und schien geradezu besessen davon, sich nicht von dieser
Riffkanonade unterkriegen zu lassen.
Bei Iron Man und Children of
the Grave ging es dann dem heraufbeschworenen Ende entgegen. Spaß
hatten sie bis zuletzt, das sah man besonders dem lachenden Ozzy an,
und das Publikum war ohnehin aus dem Häuschen. Meinetwegen hätte
das Konzert gern noch zwei Stunden weitergehen können, aber die
älteren Herren auf der Bühne sind nun mal leider nicht mehr die
Jugendlichen, die sich vor einem halben Jahrhundert aus Birmingham
aufmachten, um die Welt zu erobern. Wehmut kam bei dem Konzert nicht
auf, dazu blieb überhaupt keine Zeit, doch davon verspüre ich jetzt
ein wenig, da ich diese Zeilen niederschreibe. Denn es ist wirklich
vorbei, das wurde endgültig besiegelt mit dem finalen Stück, das
kein anderes als Paranoid hätte sein können und bei dem Band und Publikum noch einmal durch die Decke gingen.
Danach war ich nicht nur zufrieden,
nein, ich war schlichtweg begeistert von einem Auftritt, der eine
Messlatte war, an die so schnell kein anderer herankommen dürfte.
Black Sabbath spielten als gäbe es kein Morgen, was in gewisser
Weise ja auch zutrifft. Dass dies das Ende gewesen sein soll, ist
trotz allem nur schwer vorstellbar. Die Musiker spielten mit einem
Elan und einer unbändigen Kraft, die, wüsste man es nicht besser,
vermuten ließe, die Band stände ganz am Anfang und würde gerade
jetzt erst so richtig loslegen.
Die komplette Setlist: 1. Black Sabbath - 2. Fairies Wear Boots - 3. Under the Sun/Every Day Comes and Goes - 4. After Forever - 5. Into the Void - 6. Snowblind - 7. War Pigs - 8. Behind the Wall of Sleep - 9. N.I.B. - 10. Hand of Doom - 11. Rat Salad - 12. Iron Man - 13. Dirty Women - 14. Children of the Grave - 15. Paranoid
Selbst Black Sabbath wird von der heutigen Zeit nicht verschont. Abrocken kann man immer noch. Ihre größte Schaffenskraft waren die 80' Ich war in den 80' zwei mal in Concert und kann sagen was für ein Sound. Die Show alleine hat mann damals sehen müssen. Ich will die Zeit nicht vermissen.
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