Samstag, 16. August 2014

Dead Men Walking

Manchmal ereignen sich seltsame Dinge. Marginalien eigentlich nur, die mich dann aber stundenlang beschäftigen oder sich mir gar über Tage immer wieder in Erinnerung bringen. So erst kürzlich geschehen. Bei einem Spaziergang kam ich an einer Gaststätte vorbei, aus der Musik ertönte. Gary Moore, Still Got The Blues. Wunderbares Stück. Ich erkannte es nach wenigen Akkorden. Den habe ich noch live gesehen, ging es mir durch den Kopf. Ein paar hundert Meter weiter vernahm ich ein Stück von Queen, Killer Queen. Ich blieb stehen und versuchte den Ausgangsort zu lokalisieren. Vergeblich, er ließ sich nicht bestimmen. Freddie Mercurys Stimme kam aus irgendeinem Fenster.

Erst Moore, dann Mercury. Seltsames Zusammentreffen, dachte ich bei mir. Denn letzteren hatte ich ebenfalls noch live erlebt. Ich kann zwar keine toten Menschen sehen, höre sie jedoch. Ich spazierte weiter und erwartete insgeheim ein weiteres musikalisches Déjà-vu. Es blieb aus, doch ich wäre belustigt gewesen. Aus dem Kopf bekam ich die Sache dennoch nicht so schnell. Zu Hause nahm ich meinen Packen gesammelter Konzerteintrittskarten zur Hand und wühlte darin herum. Ich überlegte, ob ich weitere Musiker, an denen mir etwas lag und die mittlerweile verstorben sind, zu ihren Lebzeiten auf der Bühne gesehen habe.


Tatsächlich ist es so. Das gilt vor allem für den Man in Black. 1994 war ich am Tanzbrunnen bei einem Konzert des legendären Johnny Cash, der gemeinsam mit June Carter zum Tanz aufspielte. Rio Reiser habe ich in den Achtziger Jahren zwei Mal gesehen, John Denver mit Take Me Home, Country Roads 1995 in der Düsseldorfer Philipshalle. Den Big Man Clarence Clemons durfte ich mit seinen herausragenden Saxophon-Künsten in Bruce Springsteens E Street Band mehrmals erleben, den virtuosen Meister an der Hammond Orgel Jon Lord bei Deep Purple nicht weniger oft. Ronnie James Dio, den kleinen Leadsänger mit der gewaltigen Stimme, sah ich sowohl mit seiner eigenen Band als auch kurz vor seinem Tod mit Heaven & Hell, und dahinter verbarg sich keine geringere Band als Black Sabbath ohne Ozzy Osbourne.

Um zum Anfang zurückzukehren: Den Rocker und späteren Blueser Gary Moore bewunderte ich in den Achtzigern zweimal in der Kölner Sporthalle. Ein drittes Mal sah ich ihn am 19. Juli 1986 im rappelvollen Müngersdorfer Stadion. An dem Tag spielte er mit seiner Band (neben Marillion und Level 42) als Vorgruppe von Freddie Mercurys Queen. Ob das nun Zufall ist? Ich glaube ja ohnehin an die große Rock'n'Roll-Band, die ich eines Tages im Himmel sehen werde. Dann auch mit all jenen Legenden, die zu sehen ich nicht das Vergnügen hatte. Seien es John Lennon oder Bob Marley, Jimi Hendrix oder Jimmy Morrison, Rory Gallagher oder der King höchstpersönlich.


1 Kommentar:

  1. Da fällt mir Ray Manzarek ein, den ich in Köln im E-Werk sehen durfte.

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