Die KVB, das sind die altehrwürdigen Kölner Verkehrsbetriebe, die mit einem dichten Netz von Straßenbahnen und Omnibussen für den innerstädtischen öffentlichen Verkehr in unserer Millionenstadt zuständig sind. Ich wollte gestern mit der Straßenbahn aus dem Griechenmarktviertel in der Innenstadt, in dem ich wohne, zu meiner Schwester nach Ostheim auf die andere Rheinseite fahren. Das sind neun Stationen mit der Bahnlinie 9, eine gemütliche, flotte Fahrt ohne Umsteigen. Normalerweise, gestern jedoch nicht, wie ich feststellen mußte.
Denn zwischen den aufeinanderfolgenden Haltestellen Neumarkt und Heumarkt wird eifrig gebaut. Das Schienenbett wird erneuert, die Schienen werden ausgetauscht. Ich hatte davon gelesen, jedoch nicht daran gedacht. So kam es, daß ich nur eine Station weit mit der Bahn fahren konnte, selbige dann verlassen und in einen Ersatzbus steigen mußte. Mit dem ging es wiederum eine Station bis zum Heumarkt, wo ich in die nächste Bahn stieg. Nach einer Wartezeit von knapp zehn Minuten. Es regnete tüchtig, und die Verzögerung war ärgerlich.
Dann fiel mir ein, daß der kurze Streckenabschnitt zwischen den beiden Märkten in der Vergangenheit zunehmend den Charakter einer Achterbahnfahrt hatte. Die Bahnen quälten sich mehr, als daß sie fuhren, schaukelten heftig hin und her und waren nicht weit davon entfernt, bei Fahrgästen mit schwachem Magen eine Seekrankheit auszulösen. Hielt man sich nicht fest, gab es einen Freiflug obendrein, der schlimmstenfalls gar den einen oder anderen blauen Fleck nach sich zog.
Dies überdenkend, konnte ich mit dem gar nicht so großen Ärgernis auf einmal gut leben. Bauliche Maßnahmen müssen sein, um das öffentliche Verkehrsnetz der Stadt nicht veröden zu lassen. Sich selbst instandhaltende Infrastruktur ist noch Zukunftsmusik. Bis sie erklingt, müssen die erforderlichen Tätigkeiten weiterhin von Hand erledigt werden. Dafür sollte man verständnisvoll über ein paar marginale Verzögerungen hinwegsehen. Ich, der ich die KVB durchaus zuweilen für ihre Verspätungen kritisiere, tue es jedenfalls.
Als Berliner spüre ich tiefen Neid in mir, dass du sowas noch als Besonderheit erlebst. ;)
AntwortenLöschenAlles eine Frage der Wahrnehmung. Als ich das letzte Mal in Berlin war, war ich beeindruckt von der Dichte des öffentlichen Verkehrsnetzes, von dem engen Takt der Bahnlinien, die ich benutzte, und von der Pünktlichkeit. Dahinter kann sich Köln nur verstecken. Aber wie man sieht, die KVB arbeiten dran. :-)
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