Sonntag, 30. Juni 2013

Et rüsch noh Kristallnaach

Die drei Kronen vom Kölner Stadtwappen bestimmten das Bühnenbild, und die Glocken des Kölner Doms erklangen. Bei Auftritten in Bonn spricht Wolfgang Niedecken ja gern von Heimspielen. Um kurz nach neunzehn Uhr betraten BAP die Bühne. Die Band um Mastermind Niedecken, grauhaarig, mit Hut, Bart und Schnäuzer, rockte gleich los mit Halv su wild und Ne schöne Jrooss.

Bis zum Konzertende hielt sich der blaue Himmel mit Sonnenschein. Seit Tagen hatte es geregnet, bis zum Nachmittag noch, doch das gesamte Konzert in Bonn auf dem Gelände Kunst!Rasen war mit schönem Wetter gesegnet. Das war ein bißchen so, wie man es vom kölschen Karneval her kennt. Das Wetter kann so schlecht sein, wie es will, spätestens Rosenmontag scheint die Sonne. Der Wettergott muß in der Tat ein Kölner sein.

Wolfgang Niedecken war locker und gut drauf, wie seine Ansagen zwischen den einzelnen Stücken zeigten. Er gab sich augenzwinkernd, sogar ein wenig selbstironisch. Das Programm war bunt gemischt. Es gab einige Stücke vom letzten Album, andere aus der Anfangszeit von BAP. Bei einer Karriere, die nun schon über 30 Jahre anhält, gibt es reichlich Material, aus dem die Band auswählen kann. So wurden in den knapp drei Stunden Spielzeit satte 26 Songs präsentiert, und dennoch vermißt man zwangsläufig das eine oder andere seiner Lieblingsstücke.

Verdamp lang her wurde diesmal bereits vor dem Zugabenteil angestimmt. In dem gab es Kristallnaach und Arsch huh, mit die politischsten Stücke von BAP. Neben der Politik ging es in den Texten um Glaube und Religion, um Liebe und Trennung. Es gab alles, wofür die Fans ihren Südstadt-Dylan lieben, Dylan natürlich auch, wie etwa mit My Back Pages. Ruhige Nummern wie Do kanns zaubere wechselten mit Up Tempo Stücken wie Unger Krahnebäume und Diss Naach ess alles drin ab.

Daß das Publikum Wellenreiter alleine singt, ist längst Tradition. Vieltausendstimmig und textsicher schallte es über den Platz. Niedecken klatschte danach Applaus. Die Interaktion zwischen BAP und Publikum gelang wie immer bestens. Beendet wurde der Abend mit dem wundervollen Jraaduss. Danach wurde Heimweh noh Kölle von Willi Ostermann eingespielt. Ein weiteres großartiges BAP-Konzert war vorüber. Mit Live-Auftritten halten sie sich dieses Jahr in Deutschland zurück. Daran dürfte die Arbeit am kommenden neuen Album schuld sein. Vielleicht sogar an zweien, wie hinter vorgehaltener Hand getuschelt wird.

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