Daran, daß man die Welt mit Musik verändern kann, glauben sie noch immer. Allein dafür muß man sie lieben. So bringen sie weiterhin ihre politischen Texte auf die musikalische Bühne, scheren sich einen Dreck um irgendwelche Modeströmungen in der Musik und sprechen an, was ihnen mißfällt - auch und besonders in ihrem eigenen Land. Das war einst so gegen den Vietnam-Krieg und zuletzt gegen den Irak-Krieg bei ihrer "Freedom of Speech"-Tour mit Neil Young. Seit Ende der Sechziger Jahre haben sie zahlreiche Hits geschrieben. Jeder der drei Folkrocker für sich ist eine Legende und als Songwriter eine Koryphäe, gemeinsam dürften sie wohl die erste sogenannte Super Group der Musikgeschichte gewesen sein.
Die Rede ist natürlich von David Crosby, Stephen Stills und Graham Nash. Zuletzt habe ich sie vor drei Jahren in Bonn auf dem Museumsplatz gesehen. Jetzt spielten sie wieder in Bonn, allerdings an neuer Stätte. Ein wenig trauere ich der Museumsmeile nach. Das Konzertgelände war mindestens zur Hälfte überdacht und daher auch bei schlechtem Wetter eine Bank. Das neue Gelände, Kunst!Rasen genannt, liegt gleich am Rhein, schön im Grünen und bietet mehr Platz. Wenn es regnet, steht man allerdings im Matsch. Das war beim Auftritt der drei alten Haudegen zum Glück nicht so. Es war zwar den ganzen Tag bedeckt und grau, aber angesichts des Auftritts der drei Legenden hatte der Regen ein Einsehen und blieb, wo er war.
Das Konzert wäre aber auch einen kräftigen Wolkenguß wert gewesen. Denn Crosby Stills & Nash waren glänzend aufgelegt. Neben zahlreichen bekannten Liedern brachten sie neue Stücke, die dahinter nicht zurückstehen. Dazu hatten sie sich zu ihren eigenen drei Gitarren und Stimmen musikalische Unterstützung mit auf die Bühne gebracht. Eine weitere Gitarre, Bass, Schlagzeug, Keyboard und Piano brachten die rockigen Elemente ebenso gut rüber wie die folkigen. Abgerockt wurde besonders, wenn Klassegitarrist Stephen Stills in die Seiten griff. Ein Faszinosum ist für mich David Crosbys Stimme. Mit Anfang Siebzig singt der Mann immer noch so glasklar wie vor Dekaden.
Die knapp drei Stunden vergingen wie im Flug. Es kommt selten vor, daß ich bei einem Konzert nicht bei dem einen oder anderen Stück abschalte. Diesmal gab es keine Minute der Langweile. Ein wunderbarer Auftritt, den ich so von Crosby Stills & Nash wieder erwartet hatte. Was nicht nur mir so ging, sondern einigen veritablen Angehörigen der Kölner Musikszene. Josef Loup von De Familich war da, und Klaus Major Heuser ging an mir vorbei. Ich sah Bömmel Lückerath von den Bläck Fööss und begegnete Wolfgang Niedecken. Dazu ein paar weiteren tausend Zuschauern, die von dem Konzert nicht weniger begeistert waren als ich. Bitte nicht wieder drei Jahre bis zur nächsten Tour.
Ich hoffe, ich kriege diese Burschen noch mal live zu sehen. Die waren nämlich maßgeblich schuld daran, dass ich mir im Alter von 54 Jahren noch 'ne Klampfe zugelegt und gelernt habe, sie zu bedienen. Leider war ich diesmal beruflich verhindert (Seufz).
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