Dies ist erst der Anfang einer phantastischen Geschichte, die nicht nur durch Raum und Zeit führt, sondern an einen Ort, den niemand jemals für möglich gehalten hätte. Es beginnt ein Spiel mit unterschiedlichen Zeitabläufen. Unversehens gerät Steven Trainor in einen Konflikt, mit dem eigentlich weder er zu tun hat, noch die Menschheit. Eigentlich, denn zuweilen entstehen Freundschaften, mit denen man niemals gerechnet hätte.
Die näheren Umstände finden sich in Hundert Jahre Krieg. Am Wochenende habe ich die Arbeit am nächsten Sonderband für Ren Dhark abgeschlossen und das Manuskript an den Verlag geschickt. Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Hajo F. Breuer, der ein spannendes und selbst unter philosophischen Gesichtspunkten interessantes Vorwort zu meinem Roman beigesteuert hat, präsentiere ich den Freunden von Ren Dhark schon mal einen kurzen Textauszug.
»Sie huschten wie Gespenster durch den dichten Wald, kaum mehr als Schatten ihrer Selbst. Nicht nur die Bäume boten Deckung, auch das Unterholz erschwerte die Sicht. Durch das fast vollständig geschlossene Blätterdach fiel wenig Licht ein. An manchen Stellen stachen Sonnenstrahlen wie Lanzen durch das Grün, an wenigen anderen fielen flirrende Lichtvorhänge bis zum Boden. Sie schufen eine unwirkliche Atmosphäre, lieferten märchenhafte Anklänge, welche sie aus einer Traumsequenz in die Wirklichkeit transportierten.
Die Freunde umgingen eine Kolonie doppelt mannshoher Farngewächse, aus der vielstimmiges Zirpen erklang. Ganz unbewohnt war der Wald also doch nicht. Das bestätigte sich, als ein unterarmlanges Pelzbündel, einem Opossum ähnlich, ihren Weg kreuzte. Es hielt kurz inne, betrachtete die Zweibeiner aus schwarzglänzenden Knopfaugen und wieselte weiter. Mit den Händeln der Menschen wollte es nichts zu schaffen haben.
Trainor bewegte sich an der Spitze der Gruppe. Er hatte seinen Multikarabiner geschultert und hielt nach möglichen Wachposten Ausschau. Es schien keine zu geben. Weit abseits jeglicher Zivilisation fühlten sich die unbekannten Gräber sicher. Schließlich lagen Tausende Kilometer zwischen ihnen und der nächsten Ansiedlung, und die Ruinenstadt war der planetaren Bevölkerung nicht bekannt. Das dachten sie zumindest – ohne von den Satellitenaufnahmen Kenntnis zu haben.
Zwischen den Bäumen erhob sich wie gewachsen eine steinerne Stele. Ornamente bedeckten den oberen Teil, auf dem sich Grünspan abgesetzt hatte. Dämonische Fratzen mit leeren Augenhöhlen starrten den Besuchern entgegen. Die meisten waren insektoiden Charakters. Die Feuchtigkeit des Waldes vermittelte den Eindruck von Eigenleben, das sich jeden Moment in Bewegungen ausdrücken konnte. Offenbar war der Eindruck beabsichtigt gewesen. Die steinernen Monumente hatten furchtsame Gemüter in die Flucht schlagen sollen. Am Fuß des uralten Artefakts rankte Dornengestrüpp, das in Fugen und im vom Zahn der Zeit angenagten Material Halt fand. Ein paar Meter weiter erhoben sich weitere Hinterlassenschaften des unbekannten uralten Volkes. Die Ruinenlandschaft war ausgedehnter als zunächst angenommen.
Für einen Augenblick glaubte Trainor statt des Multikarabiners eine Peitsche über seiner Schulter hängen zu haben. Er vermochte die Assoziation nicht zu greifen. Vermutlich stammte die Sequenz aus einem uralten Film, den er als Kind gesehen hatte, doch ihm gelang keine Zuordnung. Er wischte den Gedanken beiseite und griff, wie um in die Wirklichkeit zurückzukehren, nach dem Handstück des Karabiners. Denn Stimmen drangen durch den Wald, vom Wind herübergetragene Wortfetzen, die keinen Sinn ergaben.«
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