Samstag, 6. Juli 2013

Because The Night Belongs To Us

Als die Musiker um Viertel vor Acht unter donnerndem Applaus auf die Bühne kamen, bezweifelte wohl keiner im weiten Rund, daß dieser Abend "uns" gehört. Also dem Boss und seinem Publikum. Denn ein Auftritt von Bruce Springsteen ist ein Konzert - und noch viel mehr. Wenn Bruce gut drauf ist - und wann ist er das nicht? Ich habe ihn noch nicht schlecht aufgelegt erlebt - ist eine magische Nacht garantiert.

Dabei gleicht keines seiner Konzerte dem anderen. Springsteen ist stets für eine Überraschung gut. In Mönchengladbach begann er mit dem selten gespielten Jackson Cage, und es folgte gleich My Love Will Not Let You Down. Habe ich das überhaupt schon mal live erlebt? Später gab es One Way Street und Bill Haleys Shake Rattle And Roll. Reichlich Überraschendes also. Neben mehreren Stücken vom aktuellen Album "Wrecking Ball" gaben sich diverse Klassiker ein Stelldichein, beispielsweise Rosalita, Waiting on a Sunny Day und Born In The USA.

Ist es überhaupt nötig, die musikalische Klasse der E Street Band zu erwähnen? Springsteen und seine Mitstreiter gelten völlig zu recht als die beste Live-Band der Welt. Links und rechts von ihm standen die Gitarristen Nils Lofgren und Little Steven, dahinter der Rest der Truppe, verstärkt durch eine mehrköpfige Bläser-Sektion. Es gibt für mich zwei Bands, die aufgrund ihrer Qualität und ihrer musikalischen Kongenialität einfach mit ihrem jeweiligen Songschreiber zusammengehören. Mehr noch als Neil Youngs Crazy Horse ist das eben die E Street Band.

Zum Line Up ist noch etwas anderes zu sagen. Es war das erste Springsteen-Konzert, das ich nach dem Tod von Clarence Clemons gesehen habe. Der neue Saxofonist ist eine Klasse für sich. Dennoch habe ich den grandiosen Clemons vermißt. Sein Portrait wurde im Zugabeteil bei 10th Avenue Freeze-Out auf Leinwand eingeblendet. So war der Big Man zumindest auf diese Weise noch einmal auf der Bühne zu sehen.

Nicht nur bei Promised Land wurde das Konzert wie eine Messe zelebriert, und Badlands haut mich immer noch von den Socken. Born To Run und Thunder Road, zwei meiner Springsteen-Lieblingsstücke, sind sowieso weniger Rocksongs als Synonyme für Freiheit und Aufbruch, mithin Begriffe, die kaum jemand so sehr mit Leben füllt wie der Boss. Mit Dancing In The Dark und John Fogertys Rockin' All Over The World legte die E Street Band ein furioses Finale hin, das auch den letzten Besucher vom Sitz riß.

Übrigens war es mein erster Besuch überhaupt im neuen Mönchengladbacher Stadion, in dem die Fohlen ihre Heimspiele austragen. Es ist, das muß man auch als Anhänger des Erzrivalen neidlos anerkennen, eine beeindruckend schöne Arena. Müngersdorfer Stadion und Borussia-Park stehen sich in nichts nach.

In den exakt drei Stunden Spielzeit brachten Boss und Band 29 Stücke auf die Bühne. Dabei sah man Springsteen in jeder Minute die enorme Spielfreude an. Das Lächeln und die Begeisterung in seinem Gesicht sprechen für sich. Er lebt seinen Traum, und das Publikum lebt ihn mit. Ich war begeistert. Es war ein tolles Konzert, ein großes Konzert. Wie anfangs gesagt, ein magischer Abend. Springsteen kann einfach nicht anders.

1 Kommentar:

  1. Ich war voriges Jahr auf dem Konzert in Wien, das war wirklich toll :) Andere Musiker kommen eine Stunde zu spät auf die Bühne und gehen dafür zwei Stunden früher, Springsteen hat gar nicht aufgehört zu spielen. Das war schon was Besonderes :)

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