Am gestrigen Abend lud die Kölner Mundartgruppe De Familich ins Sion-Brauhaus in der Altstadt. Grund war die Veröffentlichung ihres neuen Albums, das diesmal - bis auf eine Ausnahme - keine eigenen Stücke enthält, sondern neu eingespielte Versionen alter Lieder von Willi Ostermann. Dieses eine Lied stammt nicht von Ostermann, sondern von Josef Loup und hat ihn als späte Ehrung zum Thema. Das Album trägt den Titel Kölsche Mädche künne bütze.
Willi Ostermann (1876 - 1936) ist in Köln bis heute eine Legende und ein Original. Er war Verfasser zahlreicher Heimat- und Karnevalslieder in Kölscher Mundart und in Hochdeutsch. Seine Krätzchen trug er selbst vor, schrieb sie aber auch für andere Musiker der damaligen Zeit. Die Familich, deren Musik mittlerweile als kölscher Folk bezeichnet wird, hat sich nun einigen der bekanntesten kölschen Stücke Ostermanns angenommen und sie neu vertont. So spielten die fünf Musiker überwiegend Lieder von diesem Album.
Man kann mit Fug und Recht sagen, daß es sich um Klassiker handelt, die bis heute nicht vergessen sind. Das erkannte man allein schon daran, daß das Publikum, wie bei Auftritten der Familich so üblich, ins Konzert eingebunden wurde und kräftig mitsang. Um das zusätzlich zu unterstützen, wurden vor Konzertbeginn wieder Liederhefte mit den Texten verteilt. Die werden mittlerweile nicht mehr selbst kopiert und geheftet, sondern kommen in farbigem Hochglanz daher - auch ein Indiz für den Erfolg der Familich.
Die Zuschauer im vollen Saal hatten ebenso viel Spaß wie die Künstler auf der Bühne. Unter ihnen war der Neuling Johannes Weber, der zum ersten Mal eine elektrische Gitarre bei einem Konzert der Familich einbrachte. Daneben gab es die beiden obligatorischen Akustikgitarren, die Vokalistin Heike Siek und die wunderbare Geige von Volker Becker. Die Quetsch fehlte diesmal leider, da die Akkordeonspielerin krankheitsbedingt absagen mußte.
Wie gut die neu arrangierten Ostermann-Lieder und auch die immer wieder eingestreuten eigenen Stücke der Familich einmal mehr ankamen, bewies der lang anhaltende Applaus. Zwischendurch unterhielt ich mich mit Stephan Brandt von Center TV und nach dem Konzert bei einigen Bier noch eine ganze Weile mit dem Familich-Sänger Wolfgang Anton. Es war wieder mal ein schöner Abend, doch darauf kann man sich bei der Familich blind verlassen.
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