Ein Eagles-Konzert ist ein Eagles-Konzert ist ein Eagles-Konzert. Man weiß im Vorhinein, was auf einen zukommt. Man kann sich die Zusammenstellung der Stücke und den Ablauf des Auftritts vorstellen, auch ohne vorher in eine Setlist geschaut zu haben. Platz für Überraschungen ist da nicht, Spontaneität steht nicht auf dem Programm.
Doch mal ehrlich, wer legt Wert darauf, wenn er sich die Country-Rocker ansieht? Die Eagles wissen, was sie können. Sie müssen nichts mehr beweisen, weder sich noch ihrem Publikum, sondern spielen ihre großartigen Fähigkeiten aus. Ich will Stücke wie Take it to the Limit, Life in the Fast Lane oder Heartache Tonight in den mir geläufigen Versionen hören. Bei Bob Dylan mag die ständige Dekonstruktion und Neuerfindung seiner Klassiker reizvoll sein, bei den Adlern, die weiterhin ihren Traum von Freiheit und Aufbruchsstimmung besingen, würde das nicht funktionieren. Wenn es mich nach springsteenschem Eskapismus der Anfangsjahre, nach Improvisationen und Rock'n'Roll-Ungestüm gelüstet, besuche ich eben den unerreichten Boss oder junge Bands wie The Gaslight Anthem und The Hold Steady. Alles zu seiner Zeit.
Bei einem Konzert wie dem der Eagles habe ich stets ein Lieblingsbild vor Augen. Vorn stehen ein paar Typen mit Gitarren in der Hand, jeder für sich ein ausgewiesener Könner, prima aufeinander eingespielt und musikalisch harmonierend. So wie bei Crosby, Stills, Nash & Young oder bei John Fogertys Truppe. Oder eben wie bei den Eagles. Glenn Frey, Don Henley, Joe Walsh, dazu Timothy B. Schmit am Bass bilden das lässige Line Up, wobei Henley immer mal wieder am Schlagzeug Platz nimmt.
Die Bühne ist räumlich großzügig angelegt, ohne überflüssigen Schnickschnack. Die Lichtelemente und die auf die Bühnenrückwand geworfenen Bilder kommen auf den Punkt. Hinter Frey, Henley, Walsh und Schmit ist viel Platz für Schlagzeug, Percussions und Keyboards. Der Instrumentenaufbau ist groß und wirkt trotzdem schlicht.
Die meisten Stücke singt Frey, doch auch die drei anderen kommen zum Zug. Wie gewohnt, übernimmt jeder mal den Sologesang. Joe Walsh, der es sich nicht nehmen läßt, wie von ihm gewohnt ab und an den Clown zu spielen, ist wie immer großartig bei Life's Been Good. Hotel California, einer meiner all time favourites, kommt recht früh im Set. How Long und das fast zehnminütige Long Road out of Eden vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 2007, das sich kritisch mit der politischen Lage im allgemeinen und der Umweltzerstörung im besonderen auseinandersetzt, sind dabei. The Boys of Summer fehlt ebenso wenig wie The Long Run. Lediglich Peaceful Easy Feeling gerät mir etwas zu süßlich, aber das war schon immer so.
Das Konzert endet so, wie es begann. Ich ahne, was kommt, und richtig, die Eagles kehren zum Zugabenteil mit Take it Easy zurück auf die Bühne und beenden ihren Auftritt später mit Desperado. Man hat mal wieder bekommen, was man wollte. Sollten die Adler irgendwann noch mal nach Deutschland kommen, bin ich wieder dabei.
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