Am Kölner Tanzbrunnen war die 3. Classic Rocknacht angekündigt, und ich bereitete mich mit drei Kumpels auf einen heißen Tag vor. Ein wenig graute mir davor, sechs Stunden bei 35 Grad in der prallen Sonne zu stehen. Aber der Tanzbrunnen bietet einige schattige Ecken, und ich nahm mir vor, mich so gut es eben geht im Schatten aufzuhalten.
Doch es kam ganz anders. Zur allgemeinen Überraschung war das eigentlich als Open Air geplante Konzert in die angrenzende Halle verlegt worden. Die sollte klimatisiert sein, was sich auch bewahrheitete.
Dummerweise bringt eine Klimaanlage aber nur etwas, wenn Türen und Fenster geschlossen sind, und das läßt sich bei einem Konzert, bei dem es permanent rein- und rausgeht, nun einmal nicht praktizieren. So war es anfangs angenehm temperiert, um dann in der Halle stetig heißer zu werden, bis einem der Schweiß in Strömen übers Gesicht rann.
Da ich etwas zu spät kam, war der Auftritt des ersten Interpreten bereits vorbei. Ich muß zugeben, von Tim Knoll habe ich noch nie gehört. Hoffentlich habe ich nicht allzu viel verpaßt.
Ihm folgte Midlake, eine Band aus Texas, die unter Alternative Rock geführt wird. Ich fand die gitarrenlastige Gruppe recht gut, ohne daß sie mich vom Hocker gerissen hätte.
Danach kam Jimmie Vaughan auf die Bühne. Der begnadete Gitarrist lieferte mit seiner Band anderthalb Stunden feinsten Bluesrock ab, der durch eine zweiköpfige Bläsersektion auch leichte Swingelemente aufwies. Zwischendurch zeigte Vaughan, daß er es wie einst Jimi Hendrix versteht, seine Gitarre hinterm Kopf zu spielen. Nett anzusehen, und der Auftritt war klasse.
Restlos begeistert war ich vom Höhepunkt des Abends, nämlich von John Fogerty und seiner sechsköpfigen Band. Fogerty und Springsteen sind meine unangefochtenen Rock'n'Roll-Helden und lassen selbst Koryphäen wie Neil Young, Bob Dylan und Mark Knopfler hinter sich.
Bei einem John Fogerty-Konzert kann man sich darauf verlassen, daß einem keine Zeit zum Atemholen bleibt. So war es auch gestern wieder. Fogerty war wie immer in bester Spiellaune und jagte durch einen schweißtreibenden Querschnitt seiner großen Hits - die so zahlreich sind, daß es schwerfällt, nicht den Überblick darüber zu verlieren.
65 Jahre alt ist der ehemalige Frontmann von Creedence Clearwater Revival inzwischen, doch weder sieht noch merkt man sie ihm an. Er ist das typische Beispiel für das, was man einen Berufsjugendlichen nennt.
Das schlägt sich in John Fogertys Bühnenpräsenz, seiner Musik und deren Präsentation nieder. Mit seinem leidenschaftlich gespielten Rock'n'Roll und Country-Rock brachte er die Halle vom ersten Lied an zum Kochen. Jedes seiner Stücke, von denen die meisten längst als Klassiker gelten, wurde frenetisch bejubelt. Zu denen gehört übrigens auch Rockin' All Over the World, das später von Status Quo gecovert und zu einem Welthit wurde. Fogerty spielte den Gassenhauer als Einstieg in seinen Zugabenteil.
Es war ein herausragender Auftritt mit einer Fülle phantastischer Songs und großartigen Begleitmusikern, und das über zwei Stunden lang. Wenn man solche handgemachte Musik von solchen Könnern hört, ist man sich über eins sofort wieder im klaren.
Nämlich daß die heutzutage im Radio gespielte Musik größtenteils Einheitsbrei ist und daß es sich bei den meisten Chartplatzierungen um seelenlose Hitclone handelt, an die sich nach einem Jahr kein Mensch mehr erinnert. Und das ist auch gut so.
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