Vor einem halben Jahr erzählte ich, daß die legendäre Kneipe Miljöh im Studentenviertel Kwartier Latäng ihre Pforten schloß. In den Achtziger Jahren habe ich dort viel Zeit verbracht, auch in den Neunzigern. Ich habe Platten aufgelegt, Bier gezapft, unzählige Kölsch getrunken und an den Wochenenden manch rauschende Party überlebt. Bis zuletzt trugen mich meine Füße immer mal wieder dorthin, zuletzt im Frühjahr, als ich dem Wirt Erich half, den Laden auszuräumen.
Nun ist das Lokal wieder geöffnet, unter neuer Leitung und unter neuem Namen. Es trägt den Namen Nox und präsentiert sich von innen wie von außen völlig verändert. Yooz, zuvor Teilhaber im Barock am Ring, hat vor der Eröffnung eine Menge Arbeit in sein neues Kind investiert, und das sieht man auf den ersten Blick. Das Nox ist heller, als es das Miljöh war, moderner und geräumiger. Da, wo einst die Küche war, gibt es eine zusätzliche gemütliche Sitzecke. Die neue Theke allerdings ist mir eine Spur zu hoch - oder bin ich nur zu klein?
Gekickert werden kann auch zukünftig. Der Apparat blieb glücklicherweise erhalten und findet, wie man hört, regen Zuspruch. Auch die Darter kommen weiterhin auf ihre Kosten. Als alter Flipper-King freue ich mich besonders darüber, daß ein Daddelautomat ins Nox Einzug gefunden hat, so wie in den Frühzeiten des Miljöh. Lethal Weapon, Teil 3. Gleich getestet und für gut befunden. Mehrere Freispiele aufgrund des Punktekontos zeigten mir, daß ich es noch nicht ganz verlernt habe. Oder führte mir der liebe Gott die Hand, um mir einen angenehmen Abend zu bescheren?
Doch ein ganz wichtiger Punkt bei Kneipen ist für mich stets die Musik, die gespielt wird. Über zwei Großbildschirme - natürlich auch für Fußballübertragungen gedacht - flimmern Musikvideos, was mir ja schon im Barock so zusagte. Die Auswahl ist dabei ganz nach meinem Geschmack. Sie reicht von Johnny Cash und Neil Young über die Stranglers und Clash bis zum Retro Rock der Hellacopters und dem Irish Folk Punk der Dropkick Murphys. Dazwischen verirrt sich aber durchaus auch mal der Minimalistensound der Violent Femmes oder ein Bossa Nova. Bei anderen Sachen wie Seeed oder Marvin Gaye höre ich einfach weg. Man muß nicht alles mögen.
Jedenfalls ist das Nox ein schöner Laden geworden, und ich habe die schwere Auswahl zwischen leckerem Mühlen Kölsch und nicht minder gutem Schneider Weißbier. Ich bin mit Sicherheit nicht zum letzten Mal dort gewesen, versprochen.
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