Samstag, 26. Oktober 2013

Mein erstes Mal mit Achim Mehnert

Komische Überschrift? Ein bißchen schon, ich gebe es zu. Allerdings sollte sie nicht frei im Raum stehen, sondern im Kontext gelesen werden, um zu begreifen, um was es geht. Nämlich um Nation Z - Die Epoche der lebenden Toten.

Mir ist die Bewertung einer Studienrätin aus dem Osnabrücker Raum zugegangen, die den Roman gelesen hat. Und die Überschrift dieses Posts lautet haltet so wie der erste Satz der Besprechung. Ich danke der Dame für die Erlaubnis, den Text in meinem Blog veröffentlichen zu dürfen.

"Mein erstes Mal mit Achim Mehnert. Und dann musste es ausgerechnet ein Zombie-Roman sein, wo ich doch diesen hirn- und seelenlos herumwankenden Gestalten noch nie etwas abgewinnen konnte und sie höchstens in Groschenromanen vermutete. Bis jetzt. Was ich nicht für möglich gehalten hätte, traf ein: Ich legte das Buch nicht mehr aus der Hand und ähnelte in den folgenden Stunden einer Untoten wahrscheinlich mehr, als es mir lieb war. 
Unaufhaltsam wird im Alltag der Kölner City der Horror zur Realität. Schwanken zunächst nur einige scheinbar Betrunkene mehr als sonst durch die Straßen, weiß man spätestens, wenn sich Supermarktkunden mit einem Aufschrei in die Fleischtheke stürzen und die nette alte Oma von nebenan knurrend einen Oberschenkel (samt zugehörigem Passanten) als zweites Frühstück verspeist, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmt. Liebhaber blutiger Szenen kommen zunehmend auf ihre Kosten. Versprochen. 
Das Grüppchen auserwählter Protagonisten, die der Leser in den wechselnden Erzählsträngen kennenlernt, hat so seine liebe Not, dem beißwütigen Mob zu entkommen, und hier wurde es für mich richtig interessant, denn der Roman bleibt eben nicht in Bergen von Körperteilen und –flüssigkeiten stecken. Wie ein eigenbrötlerischer Science-Fiction-Fan sich zum entschlossenen Abenteurer wandelt und ein in einen Banküberfall geratener Spediteur auf dem Weg zum Helden doch noch falsch abbiegt, wird realistisch, manchmal diebisch boshaft und mit Blick auf alltägliche Details erzählt, fast wäre mir das Wort „erfrischend“ über die Tastatur gekommen (angesichts des Szenarios eher unpassend). 
Ein bisschen meckern muss ich aber doch: Die Frauenfiguren sind leider größtenteils blass und eher stereotyp. Sie sind hilfsbedürftig oder zicken oder verkennen die Realität völlig (oder alles zusammen). Auf jeden Fall entwickeln sie sich im Gegensatz zu den Männern kaum. Und als endlich mal eine zupackende Frau (wenn auch nur als Nebenfigur) auftaucht, kommt sie grausig unsympathisch als politisch korrekte, aber völlig inkompetente Ökoemanze daher. Ihre Bezeichnung der Zombies als „kranke Mitbürger“ ist herrlich beobachtet und sagt eigentlich alles. 
Nach etwa zwei Dritteln des Romans, wenn man eigentlich nicht mehr mit konzeptorischen Überraschungen rechnet, wird die Sicht auf die sich rasant vermehrenden untoten Zielscheiben plötzlich gebrochen. Bis jetzt war klar: Kopfschuss und ab dafür. Nun gerät der Leser aber unversehens in die Gedanken des mutierten Sozialpädagogen (wie perfide!) Daniel. Sind die Seelenlosen doch nicht so komplett triebgesteuert wie gedacht? 
Parallel dazu stolpert Bundeswehrleutnant Mahler von einer „dienstlichen Notwendigkeit“ in die nächste, bis man sich fragt, wo diese Entwicklung endet und wie viel Menschlichkeit am Ende übrig bleiben wird."

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