Gestern wäre ich fast aus heiterem Himmel erschlagen worden. Auch wenn die Gallier es befürchten, es war nicht der Himmel selbst, der mir um ein Haar auf den Kopf gefallen wäre. Sondern eine Frucht der Gewöhnlichen Rosskastanie. Sie knallte mit ziemlicher Wucht neben mir auf den Asphalt, sprang davon und rollte ein Stück den Weg hinunter, um schließlich in völliger Harmlosigkeit liegen zu bleiben.
Es ist wieder soweit. Zu dieser Jahreszeit, wenn der Sommer zu Ende geht und der Herbst sich anschickt, ihn abzulösen, fallen die kleinen braunen Dinger allenthalben aus den Baumkronen. Irre ich mich, wenn ich dem Eindruck erliege, daß der Bestand an Kastanienbäumen sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten drastisch erhöht hat? Egal wo ich in der Stadt spazieren gehe, Rosskastanien wachsen überall. Auf Plätzen und Straßen, in Gärten und Parks. Einzeln, in Gruppen oder zu prächtigen Alleen arrangiert.
Wenn sich die Bäume ihrer Früchte entledigen, ist das, wie man im ersten Abschnitt sieht, nicht immer ganz ungefährlich. In Ostheim beispielsweise wachsen sie beidseitig der vielbefahrenen Frankfurter Straße. Die ausladenden Kronen der großen, alten Bäume wuchern über der Straße ineinander und bilden ein dichtes, grünes Dach. Der Anblick ist beeindruckend, doch bei Windstößen prasselt manchmal ein regelrechter Geschoßhagel auf die Straße nieder. Da hat sich schon so mancher Autofahrer ein paar Dellen in seinem Fahrzeug eingefangen.
Wenn ich mich an meine Kindheit zurückerinnere, kommt es mir so vor, als habe es damals weitaus weniger Kastanienbäume gegeben. Zur Herbstzeit mußte man in den Parks regelrecht nach den gefallenen Früchten suchen. Ich war mit einer Tüte in den Grünanlagen in Zollstock oder Klettenberg unterwegs, streifte durch den Volksgarten oder den Grüngürtel und kam manchmal mit reicher Beute, viel häufiger aber mit enttäuschendem Sammelergebnis nach Hause.
Bei meinen Freunden und mir war es ein beliebtes Hobby, aus den Kastanien kleine Tiere zu basteln. Besonders dicke Früchte hielten als Körper her, kleinere als Kopf. Für die Beine wurden häufig schlanke Eicheln verwendet. Selbst Bucheckern fanden Verwendung. Zusammengesteckt wurden die einzelnen Elemente mit Zahnstochern oder abgebrochenen Streichhölzern. Da mein Vater rauchte, waren letztere immer zur Hand. Einwegfeuerzeuge gab es, wenn ich mich nicht irre, damals noch nicht.
In den letzten Tagen habe ich mich mehrmals dabei ertappt, Kastanien aufzuheben und sie beim Spaziergang zwischen den Fingern zu drehen, in die Luft zu werfen und wieder aufzufangen, sie fallen zu lassen und mit dem Spann über eine Wiese zu kicken. Die kleinen brauen Dinger, nicht selten mit einem rötlichen Farbstich und diesem Glänzen im Sonnenlicht, üben heute noch eine beinahe magische Anziehungskraft auf mich aus.
Einsammeln und zu Haribo bringen. Lohnt natürlich nur, wenn du Haribo magst. ;-)
AntwortenLöschenhttps://www.haribo.com/deDE/aktuelles/events/news/966/title/die-grosse-haribo-kastanienaktion-tradition-seit-78-jahren.html