Die Fußballweltmeisterschaft 1974 in Deutschland war das erste große internationale Turnier, das ich als kleiner Junge mitbekam und an das ich mich heute noch erinnere. Es ist für mich untrennbar mit dem Erfolg der deutschen Mannschaft verbunden, und ebenso mit dem Trainer, der diese Elf zum zweiten deutschen WM-Triumph nach Sepp Herberger und dem Wunder von Bern führte.
Natürlich ist die Rede von Helmut Schön. "Der Lange" wurde Schön aufgrund seiner Körpergröße von 1,93 Meter genannt, obwohl er mir niemals so groß vorkam, oder auch "Der Mann mit der Mütze". Unvergessen ist das gleichnamige Lied, das Udo Jürgen 1978 anlässlich Schöns Abschied als Bundestrainer schrieb. Der Mann mit der Mütze geht nach Haus, die lange Zeit des Langen, sie ist aus, so hieß es da. Was mir an Äußerlichkeiten immer viel mehr als Schöns Körperlänge in Erinnerung geblieben ist, war diese Knollennase, die ihm etwas Markantes, und das fast schüchterne Lächeln, das ihm etwas Charmantes verlieh.
Eine lange Zeit war es indes wirklich. Von 1964 bis 1978 füllte Schön das Amt des Bundestrainers aus. Einige riesige Enttäuschungen und gefühlte Niederschläge fielen in diese Zeit: die unglückliche Endspiel-Niederlage 1966 gegen England mit dem ominösen Wembley-Tor, das Verpassen der Europameisterschaft 1968 gegen Fußballzwerg Albanien, die EM-Final-Pleite 1976 gegen die Tschechen, als Uli Hoeneß im Elfmeterschießen den Ball in den Himmel über Belgrad jagte, schließlich das WM-Aus 1978 mit der Schmach von Cordoba, als die deutsche Mannschaft nicht über die Vorrunde hinauskam.
Doch wie ungleich schwerer wiegen Helmut Schöns Erfolge. Er ist bis heute der einzige Bundestrainer, der sowohl die Europameisterschaft (1972) als auch die Weltmeisterschaft gewann, mit der ich eingangs begann. Nicht vergessen werden darf in diesem Zusammenhang auch das sogenannte Jahrhundertspiel, das Halbfinale der WM 1970 in Mexiko, das Deutschland gegen Italien zwar mit 3:4 verlor, doch sehe ich dieses Ergebnis nach dem unglaublichen Spiel, das ich mir kürzlich mal wieder angesehen habe, nicht als Niederlage. Unabhängig vom Resultat war das gesamte Spiel ein Sieg für den Fußball. Im Azteken-Stadion in Mexiko-Stadt hängt zur Erinnerung an das Jahrhundertspiel eine Erinnerungstafel, die des Spiels und der beiden Mannschaften gedenkt.
Am 15. September 1915 in Dresden geboren, wäre Helmut Schön heute einhundert Jahre alt geworden. Gestorben ist er 1996 in Wiesbaden, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand, doch seine Erfolge als Bundestrainer sind unsterblich.
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