Seit 1980 gibt es den Kurd-Laßwitz-Preis, mit dem die herausragenden Werke im Bereich der Science Fiction des Vorjahres geehrt werden. Geballte Fachkompetenz ist dabei garantiert, denn vergeben wird er von den SF-Schaffenden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Also von Autoren, Verlegern, Herausgebern, Übersetzern, Lektoren, Graphikern und Fachjournalisten.
Für 2013 wurde der Preis im September 2014 auf dem Elstercon in Leipzig verliehen. Der Kurd-Laßwitz-Preis in den beiden wichtigsten Kategorien ging an zwei namhafte Schriftsteller. In der Sparte Roman erhielt ihn Wolfgang Jeschke, der große alte Mann der deutschen SF, für seinen bei Heyne erschienenen Roman Dschiheads. Für die beste deutschsprachige Erzählung ging er an Michael Marrak. Wie immer gab es auch einen Sonderpreis für herausragende Leistungen, die sich in die anderen Sparten nicht einordnen lassen. Er ging, und das freut mich wirklich, an den Fandom Observer.
1989 gab es noch kein Internet, wo jedermann jederzeit Informationen abrufen konnte. In der SF-Szene war man auf Nachrichtenmagazine als Informationsquelle angewiesen. Die einschlägigen Periodika erschienen jedoch teilweise ziemlich unpünktlich. Was Martin Kempf dermaßen verdroß, daß er ein eigenes Nachrichtenmagazin auf die Beine stellte. Eine Fanzeitschrift von einem im SF-Fandom Verwurzelten, die folgerichtig nicht nur über den professionellen SF-Literaturbetrieb informieren sollte, sondern über die gesamte Szene mit auch all ihren fanischen Trieben und Umtrieben.
Der Fandom Observer war geboren. Pünktlich sollte er sein, jeden Monat erscheinen. Das gelang. 25 Jahre lang, 300 Monate in Folge. Auf fanischer Basis, ohne Geld damit zu verdienen. Der Observer war frech, witzig, ernst, nachdenklich, bissig, angriffslustig und streitbar. Es wurde berichtet, diskutiert und mitunter polemisiert bis hin zu Gezänk, und das mit Vorsatz und mit Genuß an der Streitbarkeit. Martin Kempf und seine Redakteure sind nie den einfachen Weg gegangen, den widerstandslosen. Sie haben bewußt auf Disput gesetzt, auf Konfrontation, ohne dabei jemals ihr eigentliches Ziel aus den Augen zu verlieren. Nämlich Informationen über die deutsche SF-Szene zu vermitteln.
Viele Jahre hat mich der Observer begleitet. Im Juni 2014 erschien die 300. Ausgabe. Die letzte nach 25 Jahren. Danach hauten Martin Kempf und seine Redakteure in den Sack. Ihre selbstauferlegte Aufgabe war erledigt. Heute bekommt man gewünschte Informationen aus zahlreichen anderen Quellen. Der Observer wird dafür nicht mehr gebraucht, auch wenn man ihn trotzdem gerne noch las. Doch nun gehört er der Vergangenheit an, ist selbst zu einem unvergeßlichen Teil jener Szene geworden, über die er eigentlich nur berichten wollte.
Das bekommt er von der professionellen deutschen SF-Szene nun zurück. Das hat er jetzt davon. Er - das heißt Herausgeber Martin Kempf und sein Team - wurde mit dem Sonderpreis für herausragende Leistungen im Bereich der deutschsprachigen SF ausgezeichnet. Wie heißt es so schön? Der Fandom Observer ist tot, lange lebe der Fandom Observer.
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