Samstag, 7. Dezember 2013

Unser Mann im All stand hinter Glas

In der ersten Hälfte der Siebziger Jahre wohnte ich in der Volksgartenstraße in der südlichen Kölner Innenstadt. Wie es der Name verrät, zieht sie sich entlang des Volksgartens, eines innerstädtischen Parks, in dem ich heute noch oft spazieren gehe. Eine nur hundert Meter lange Seitenstraße ist die Loreleystraße mit der Grundschule, die mein Bruder besuchte.

Gleich gegenüber der Schule gab es einen kleinen, begehbaren Kiosk. "Büdchen" sagt man in Köln dazu. Rechts der Glastür befand sich das Schaufenster mit allem möglichen Kram, an den ich mich nicht mehr erinnere. Links jedoch gab es eine abschließbare Glasvitrine, an der ich mir so manches Mal die Nase plattgedrückt habe. Denn in der Vitrine standen diverse Ausgaben der Comic-Reihe "Perry - unser Mann im All". Ich weiß heute gar nicht mehr, ob die bunten Heftchen wöchentlich oder zweiwöchentlich erschienen. Anscheinend schickte der Kioskbetreiber die nicht verkauften Hefte nicht zurück, sondern stellte sie in die Vitrine, um die Kinder aus der Gegend anzulocken. In mir hatte er ein williges Opfer gefunden, das regelmäßig sein Taschengeld dorthin trug.

Hinzu kam, daß es damals Dreierbände gab. Sprich, der Verlag packte drei ältere Hefte zusammen, versah sie mit einem zusätzlichen Umschlag und brachte sie abermals an die Kioske. Auch davon standen immer mehrere Ausgaben in der Vitrine. Dummerweise waren die drei enthaltenen Comics jedoch nie fortlaufend, was einen bei der Komplettierung der Sammlung vor riesige Probleme stellte. Ich habe einmal versucht, die drei Hefte aus dem Umschlag zu trennen. Es war das reinste Fiasko. Da sie eingeklebt waren, ging es nur mit Gewalt, und am Ende hielt ich lauter lose Blätter in der Hand.

Es war auch eben jener Kiosk, in dem mir mein erster Perry Rhodan-Roman in die Hände fiel. Allerdings im Ladeninneren, wo er in einem Ständer präsentiert wurde. Daß es sich um keinen Comic handelte, fiel mir erst auf, als ich wieder auf der Straße war und die Seiten umblätterte. Es war Band 600 der Romanausgabe, betitelt Die unsichtbare Grenze und mit dem doppelten Gucky auf dem Cover. Umgetauscht habe ich ihn nicht. Stattdessen las ich von Stund an neben den Comics auch die Romane.

Vor ein paar Tagen war ich wieder einmal im Volksgarten, und mein Weg führte mich durch die Loreleystraße. Die Grundschule gibt es noch, und auch das Büdchen. Die Aufteilung des kleinen Lädchens zeigt sich wie damals. Der Zahn der Zeit ist scheinbar spurlos daran vorbeigegangen. In der Glasvitrine stehen heute allerdings überwiegend Motorradmagazine und Frauenzeitschriften. Von Comics oder Heftromanen keine Spur. Schade eigentlich. Unsern Mann im All hätte ich doch gleich mitgenommen.

1 Kommentar:

  1. Während der kleine Achim hinter den Perry-Comics herjagte, um seine Sammlung zu komplettieren, trafen sich in einer an der Wuppertaler Schwebebahn gelegenen Waldgaststätte die üblichen Verdächtigen, um die nächsten Ausgaben ihrer Agitprop-Gazette "Science Fiction Times" zu planen, die Subventionen aus Moskau zu versaufen und die Weltrevolution zu planen. Vorher wollten sie jedoch noch schnell als SF-Autoren groß rauskommen, was einigen auch gelang. Andere (spez. die aus kleinbürgerlichem Elternhaus stammenden Maoisten und Pol Pot-Freunde) zogen später die Sicherheit des Staatsdienstes vor oder wechselten gleich in die Chefetagen deutscher Verlage. Einer der üblichen Verdächtigen war Bernt kling, der schon 3 oder 4 TERRA-Heftchen publiziert hatte und uns bei Bier, Kartoffelsalat und Bockwurst schamrot gestand, dass er die Perry-Comics textete. Na schön, er hatte die richtige Gesinnung und war jung und brauchte das Geld, also verziehen wir ihm und wandten uns den wirklich wichtigen Themen dieser Zeit zu: Crosby, Stills & Nash und dem unmöglich hohen Eierpreis.

    Herzlichst
    Der wackere Ronald

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