Es war nicht der Mond von Wanne-Eickel, der beim Schlußpfiff gestern Abend über dem Niederrhein-Stadion von Rot-Weiß Oberhausen hing. Beeindruckend war er dennoch. Vor einem wolkenlosen, dunklen, stahlblauen Himmel prangte die fette gelbe Scheibe wie ein imposantes Auge, das sich soeben die Begegnung zwischen Rot-Weiß Oberhausen und Fortuna Köln angesehen hatte. Er dürfte mir zustimmen, daß das Unentschieden zwischen den beiden Traditionsvereinen völlig in Ordnung ging.
Überhaupt das Thema Tradition und die damit verbundenen Vereine. Man schaue sich nur vier der ersten fünf Ligabegegnungen an, die für Fortuna auf dem Programm standen. Alemannia Aachen, der KFC Uerdingen und die genannten Oberhausener. Und am kommenden Sonntag tritt Wattenscheid 09 im Südstadion an. Das sind in meinen Ohren trotz Regionalliga klingende Namen mit Vergangenheit und Wiedererkennungswert. Viele, viele Jahre lang trafen diese Mannschaften in der 2. Liga aufeinander. Sie alle sind nach Gründung der Bundesliga 1963 sogar irgendwann in der höchsten deutschen Spielklasse angetreten. Nun also in der vierten Liga.
Keine zehn Meter von der Stadionmauer entfernt fließt der Rhein-Herne-Kanal, und aus der so genannten Kanalkurve, dem Stehplatzbereich für die Gäste-Fans, sieht man das Wahrzeichen von Oberhausen aufragen, das Gasometer. Die äußeren Bedingungen sind also durchaus idyllisch. Hinzu kommt die Traditionsspielstätte an sich und die Tatsache, daß man bei der Namensgebung des Stadions noch nicht dem Lockruf des Goldes gefolgt ist. Wie viel sympathischer klingt doch Stadion am Niederrhein als etwa Signal Iduna Park, Mage Solar Stadion oder Trolli-Arena.
Noch einmal, die Punkteteilung am gestrigen Abend ging vollkommen in Ordnung. Die Hausherren legten los wie die Feuerwehr und trafen bereits in der zweiten Minute die Latte, doch dann bekam Fortuna das Spiel immer besser in den Griff und verschaffte sich deutliche Feldvorteile. Das erste Tor durch Kraus nach einer halben Stunde wurde zwar noch wegen Foulspiels verweigert, doch wenige Minuten später war es erneut Kraus, der die diesmal reguläre Kölner Führung erzielte. Wieder Kraus, schon mit seinem vierten Saisontreffer, und im Anschluß an einen Eckball. Bei Standardsituationen ist die Fortuna sehr stark derzeit.
Mit der verdienten Führung ging es in die Pause. Nach der Rückkehr aus den Kabinen legten die Rot-Weißen eine Schippe drauf und erspielten sich nun ihrerseits Feldvorteile und eine optische Überlegenheit, bei der auch die eine oder andere Torchance heraussprang. Doch auch Fortuna setzte immer wieder Nadelstiche mit gefährlichen Kontern und weiteren Standardsituationen. Der Ausgleich für Oberhausen fiel eine Viertelstunde vor Spielende, verdient zu diesem Zeitpunkt.
Danach blieb es weiter ein sehenswertes, abwechslungsreiches Spiel, zwar ohne die ganz großen Hochkaräter, in dem dennoch jederzeit ein weiteres Tor in der Luft lag. Beide Mannschaften hätten noch als Sieger vom Platz gehen können, doch keine traf mehr in den gegnerischen Kasten. So blieb es bei einem gerechten 1:1, mit dem sowohl Hausherren als auch Gäste leben können, da der Anschluß nach oben gewahrt bleibt.
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