Die Geschichte vom bedauernswerten Moorflitschje, das einsam im Moor sitzt, sich nach einem Freund sehnt und doch nur mit der gesamten männlichen Hälfte des Dorfes verkehrt, war nicht mehr allein Musik, sondern Kabarett. In bester Kleinkunst-Manier zelebrierte De Familich das Zugabestück zunächst auf der Bühne und dann fingerschnippend quer durchs Publikum. Da hatten die fünf Musiker bereits einen zweistündigen Auftritt hinter sich.
Im Reissdorf-Brauhaus auf der Severinstraße (Zum alten Brauhaus) gastierte die Mundartgruppe diesmal. Neben den beiden akustischen Gitarren und der Geige gab es Unterstützung durch die Quetsch und gar ein Trömmelchen. Das ist eine sehr schöne Kombination von Instrumenten für die Musik der Familich, die ich gern als Kölsch-Folk bezeichne. Das Konzert war ausverkauft, die Stimmung bestens, und dank der Texthefte wurde auch wieder kräftig mitgesungen.
Mittlerweile kann sich De Familich dank der zahlreichen Lieder von Wolfgang Anton auf ein beachtliches eigenes Repertoire stützen, dennoch werden die alten Ikonen nicht vergessen. Es gab gleich mehrere Stücke von den Bläck Fööss, aber auch kölsche Klassiker wie En d'r Kaygass von Wilhelm Herkenrath und Hermann Kläser oder Mer schenken der Ahl e paar Blömcher vom 2011 verstorbenen Kölner Liedermacher Hans Knipp.
Musikalisch sind irische Einflüsse zu vernehmen und gar slawische in Kölsche Jung. Der Herkunft der Musiker wurde in Ich wonn en d'r Südstadt gedacht, Fäänwih ist eine kongeniale kölsche Umsetzung von Spingsteens The American Land. Ein wenig Karneval gab es mit Op de Trumm jeklopp und Aldermaat, zwei Stücken, die auch langfristig zu Gasenhauern werden können. Loss mer singe ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben und für mich neben Kölsche Jung und dem diesmal nicht gespielten 12 Sekunde Jlöck der Höhepunkt eines jeden Familich-Konzerts.
Natürlich war es wieder ein mitreißendes Konzert, und natürlich war es ein gelungener Abend. Über die zwölf Euro Eintritt für ein Zweistundenkonzert, für das man bei manchen Bands im Müngersdorfer Stadion schnell mal einen Hunderter hinlegen kann, kann sich wirklich niemand beklagen. Deshalb ist nach einem Familich-Konzert auch gleich wieder vor einem Familich-Konzert. Denn wie es in Loss mer singe so treffend heißt: »Et es doch immer widder schön, wenn mer all zosamme sin. Un mer singe all die Leeder, die mer vun Kindheit aan schon kennt.« Dem ist nichts hinzuzufügen.
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