Trister Himmel, graue Wolken, alles ungemütlich irgendwie. Driss Wedder, wie man in Köln sagt. Nicht wirklich kalt. Trotzdem dicke Jacke umgehängt. Glücklicherweise, wie sich im Laufe des Abends herausstellte. Denn der Frühling läßt noch auf sich warten.
Mit einem Freund durch die Südstadt spaziert. Hätte eigentlich Ren Dhark schreiben müssen. Der Termin ist eng, das Manuskript hinkt einher mit meiner zuweilen unverantwortlichen Lässigkeit. Aber so eine Pause zwischendurch macht den Kopf klar. Bricht ihn auf und offenbart andere Perspektiven. Der gute Dhark hat Priorität, muß sich aber trotzdem entwickeln und kann auch morgen früh noch weitergehen.
Stattdessen Parforceritt durch die Südstadt, zu Fuß natürlich. Blechlawinen und Seitenstraßen. Hinterhöfe, Klösterchen und türkische Kaschemmen. Die Torburg geschlossen. Unterm Severinstor dafür zwei Berber. Prosten sich zu und sehen ziemlich glücklich aus. Einer kommt aus den neuen Ländern, ich kenne ihn. Flüchtig. Habe irgendwann schon mal mit ihm gesprochen. Wieso eigentlich neue Länder? So neu sind die schon lange nicht mehr. Nicht mal der Geruch vom Rhein, nur ein paar hundert Meter entfernt, dringt herauf. Die Vringspooz steht da, monumental wie immer. Unangreifbar und wie für die Ewigkeit geschaffen. Von dort aus geht es die Wälle hoch. Noch mehr Türken aus mir unbegreiflichen Läden, alle im Rentenalter. Dahinter der regungslose Stadtsoldat an der Ulrepforte, noch viel älter. Jahrhunderte sogar.
Ein paar Kölsch im Mainzer Eck. Radiosender. Keine Ahnung, welcher. Aber nette Musik. Neben Born to be Wild läuft Synthiepop aus den Achtzigern. Alphaville, Duran Duran und Human League mochte ich alter Hardrocker schon immer. Forever Young halt. Wir reden über Fußball, natürlich. Über den FC und die Fortuna. Auch über die Viktoria. Andere Rheinseite, aber trotzdem kölscher Verein.
In der Griechenschänke ist es so wie immer. Nett und gemütlich. Ich fühle mich wie zu Hause. Dieter ist gewohnt toll, Andrea der optische Stern am Himmel des Griechenviertels. Uwe und Theo kommen rein. Mit dem Döres falle ich mir eh immer in die Arme. Den kenne ich noch aus alten Reissdorf-Zeiten. Uwe singt live vor der Theke zu seiner eigenen CD. Mal wieder die Lebenskünstler anhören, zusammen mit dem Tünn, es lohnt sich.
Zum Finale ab in den Wilddieb. Hinter der Theke steht der legendäre Hans, nicht nur bekannt im Veedel, sondern in ganz Kölle. Wir schwelgen ein wenig, und zwar im Gedenken an vergangene Sonntag Nacht, an die wir uns beide nicht mehr bis zum Ende erinnern können. Ich widme mich dem Computer und mache Musik. Vor allem die Bläck Fööss. Überwiegend Stücke aus den Siebziger und Achtziger Jahren. Die haben nichts mit Karneval zu tun, aber auch gar nichts. Das sind reine Mundardstücke, die sich um unsere Stadt drehen. Und um die Minsche un ihr Problemcher. Springsteen oder Leonard Cohen aus kölscher Seele halt. Szenen, Milieustudien, Stadtgespräche. Kann keiner nachvollziehen, dä kein kölsch Hätz hät.
Schöner Abend war das. Mehr noch, grandios und befreiend. Der Kopf ist klar. Die Gedanken können wieder ins Universum von Ren Dhark eintauchen. He, Point of, ich komme.
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