Das Zusammenspiel funktioniert prächtig, wenn auf der Bühne das Stichwort "Herr Präsident" gegeben wird, und das Publikum - zur Hälfte aus Erwachsenen, zur Hälfte aus Kindern bestehend - lauthals mit "Die Woosch!" antwortet. Aber die auftretenden Interpreten dürfen die Wurst nur ansehen, sie nicht an sich nehmen. Denn der Ring Blutwurst stellt den Karnevalsorden dar, und von dem gibt es nur ein einziges Exemplar, so daß er nicht verliehen werden kann, weil alle nachfolgend auftretenden Künstler sonst leer ausgingen.
Kompliziert? Bizarr? Unverständlich? Nicht, wenn man das Hänneschen kennt und mit den ehernen, alten Riten des kölschen Puppenspieltheaters vertraut ist. Die Puppensitzung im Hänneschen-Theater war eine schöne Einstimmung auf den Karneval.
Hänneschen und die anderen Pänz haben keinen Schulunterricht, sondern eine historische Führung durch die alte Kölner Stadtbefestigung - aber das erst später. Vorher bleibt ihnen Zeit, ihre eigene Sitzung aufzuziehen. Und wie Kinder nun mal so sind, machen sie das nicht in einem prunken Saal, sondern mitten auf der Straße, gleich vorm Severinstor. Die Vringspooz ist dann auch das einzige Bühnenbild, das bei dieser Aufführung Verwendung findet, und ein überaus gelungenes. Gut gefallen haben mir auch die alten Gassenhauer von Willy Ostermann und anderen, die immer wieder eingespielt wurden. Den Puppen zuzusehen ist ohnehin jedesmal aufs Neue eine Freude.
Weniger angetan war ich vom sonstigen musikalischen Programm. Wenn alte kölsche Klassiker in ein Country- oder Rock'n'Roll-Korsett gezwängt werden, brauche ich das nicht. Die Funky Marys sind für mich unsäglich, und Vader Abraham wirkte völlig deplatziert. Da hätte ich unter einen Schulaufsatz vermutlich geschrieben: Thema verfehlt, mangelhaft. Andererseits sind diese Auftritte natürlich den Kindern geschuldet und damit akzeptabel.
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