Philip K. Dicks Roman A Scanner Darkly, zu Deutsch Der dunkle Schirm, wurde 1977 veröffentlicht. Es muß Anfang der 80er Jahre gewesen sein, als ich ihn zum ersten Mal las. Es ist die düstere Geschichte um eine durch Drogenmißbrauch geprägte Subkultur, der die Polizei nicht mehr Herr wird, obwohl sie sich der Methoden eines totalitären Überwachungsstaates bedient. Den Kampf gegen die Drogen hat das Land verloren. Ziel aller Bemühungen ist es dennoch, herauszufinden, woher die bewußtseinszerstörende Droge Substanz T (T für Tod) stammt. Fast alle Figuren der Geschichte sind tragische Figuren.
Der verdeckte Ermittler Fred ermittelt in der Drogenszene, indem er den des Drogenhandels verdächtigen Bob Arctor überwacht. Zur Tarnung seiner Identität trägt Fred wie alle Agenten einen sogenannten Jedermann-Anzug. Diese Tarnkappe generiert in sekundenschnellem Wechsel permanent ein anderes Aussehen seines Trägers. Gesichter und Kleidung wechseln in rascher Abfolge und lassen keine Rückschlüsse auf die wahre Identität des Agenten zu. Was Fred nicht weiß, er und kein anderer ist Bob Arctor. Er überwacht sich gewissermaßen selbst. Da er im Zuge seiner verdeckten Tätigkeit längst selbst zum Konsumenten von Substanz T geworden ist, ist seine Persönlichkeit irreparabel geschädigt.
Am Ende landet Bob Arctor/Fred als psychisch gebrochenes Drogenwrack unter dem neuen Namen Bruce in der Entzugsklinik einer Organisation namens "Der neue Pfad". Von der Polizei ist es niemals jemandem gelungen, sich in diese Organisation einzuschmuggeln. Man vermutet, daß "Der neue Pfad" selbst hinter der Produktion von Substanz T steckt. Und tatsächlich ist es so. Bruce, in der landwirtschaftlichen Pflege einer Plantage eingesetzt, steckt sich eine der Blüten ein, aus denen Substanz T gewonnen wird, um sie seinen Freunden außerhalb der Einrichtung zu schenken. Die Bedeutung dessen, was er mit der Blüte an sich nimmt, bleibt ihm in seinem Zustand verschlossen.
Durch Zufall fiel mir kürzlich eine DVD mit der Romanverfilmung in die Hände. Wenn überhaupt, ist der Film bei uns nur kurz und wahrscheinlich auch nur in kleinen Programmkinos gezeigt worden. An mir ist er völlig vorbeigegangen. Das ist schade, denn er gehört (neben der als Blade Runner kongenialen Umsetzung von Träumen Roboter von elektrischen Schafen) zu den besseren Verfilmungen von Dicks Werken.
Der Film bleibt sehr nahe an der literarischen Vorlage, und das ist gut so. Es ist kein lauter Film, keiner der mit Action-Szenen aufwartet. Das wäre dem Roman und der Thematik auch abträglich. Stattdessen transportiert er die ausweglose Situation der durch Drogen gezeichneten Figuren, wenn sie auch nicht ganz so nahe geht wie in der Buchvorlage. Doch das Drama um die kaputten Typen, die verstörenden Charaktere, deren Verstand durch den Drogenkonsum angegriffen worden ist, deren Bewußtseine gestört oder völlig zerstört wurden wie bei Bob Arctor, kommt eindringlich rüber. Dazu wartet der Film mit Keanu Reeves, Robert Downey Jr., Woody Harrelson und Winona Ryder mit einer illustren Besetzung auf.
Unverständlich ist mir nur, wieso der Film nach seiner Fertigstellung dem sogenannten Rotoskopie-Verfahren unterzogen wurde. Dabei werden sämtliche Bilderfolgen des Realfilms zeichentricktechnisch nachbearbeitet. Natürlich ist das Geschmackssache, aber mit Animationsfilmen kann ich einfach nichts anfangen. Den Jedermann-Anzug hätte man mit den heutigen filmtechnischen Möglichkeiten auch auf andere Weise überzeugend darstellen können.
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