https://achimmehnert.blogspot.de/2018/05/intercomic-83.html
schrieb, hielt ich dort die Laudationen für
die DARK STAR Preisträger 2017 und 2018,
Hajo F. Breuer und Rüdiger Schäfer.
Hier also die Laudatio für Hajo, die für Rüdiger folgt übermorgen.
--------------------
Hajo F. Breuer wurde 1954
in Düsseldorf geboren und verbrachte den größten Teil seines
Lebens in seiner Wahlheimat Mönchengladbach. Bei den
Verantwortlichen für die Verleihung des DARK STAR 2017, die aus
organisatorischen Gründen erst in diesem Jahr stattfinden kann,
stand er gleich aus mehreren Gründen als Preisträger auf der
Agenda: für seine Verdienste um die deutsche Romanszene, für seine
Verdienste um die deutschsprachige Science Fiction und für seine
Verdienste auch in der Comicszene, in der er nämlich in der Frühzeit
seines Schaffens tätig war.
Hajo studierte
Germanistik, Anglistik und Philosophie und war als Gymnasiallehrer
qualifiziert. Sein Weg war jedoch der eines freischaffenden
Künstlers, eines Autors, und den beschritt er zunächst als
Übersetzer von Marvel-Comics für den deutschen Condor-Verlag. Ab
1983, also noch als Twen – ich gestatte mir, dieses neudeutsche
Wort zu verwenden –, verfasste er für den Bastei-Verlag
wöchentlich eine Ausgabe der Gespenster-Geschichten. Hierbei kam es
zur Bekanntschaft und zur Zusammenarbeit mit dem im Februar 2018
verstorbenen Uwe Helmut Grave, den Hajo F. Breuer später mit zu Ren
Dhark nehmen sollte.
Doch bis dahin sollten
noch einige Jahre vergehen. Ende der Achtziger Jahre schrieb Hajo
unter dem Titel Die neue Kultfigur MAX HEADROOM für den
Bastei-Verlag eine Taschenbuchreihe zur gleichnamigen Fernsehserie.
Zum gleichen Zeitpunkt wurde er zudem für den Hethke-Verlag tätig,
wo er als Chefredakteur die DC-Comics betreute.
Was folgte, war und ist
Hajos Opus Magnum, die Fortführung von Kurt Brands aus den Sechziger
Jahren stammender Science-Fiction-Serie REN DHARK, die es seinerzeit
auf 98 Heftromane brachte. Dann stellte der Kelter-Verlag die Serie
kurzfristig ein. Zwar wurde Ren Dhark in den Folgejahren zweimal
komplett neu aufgelegt, zu neuen Abenteuern kam es jedoch nicht.
Das änderte sich erst,
als der HJB-Verlag eine weitere Neuauflage in Angriff nahm,
allerdings nicht mehr in Heftform, sondern als repräsentative
sechzehnbändige Buchausgabe. Wir sprechen heute vom Classic-Zyklus.
Die Hardcover erwiesen sich jedenfalls als Glücksgriff, denn der
Erfolg beim Publikum war so groß, dass eine Fortsetzung über die
ursprünglichen 98 Romane hinaus schnell beschlossene Sache war.
Nun tat Verleger
Hansjoachim Bernt, ohne es damals voraussehen zu können –
vielleicht hat er es doch vorausgesehen –, einen noch größeren
Glücksgriff. Zum Ende der Classics hin beauftragte er Hajo F. Breuer
mit der Betreuung der Buchausgabe, für die Hajo ab Band 15
verantwortlich war. Für die Fortführung sollte Hajo dann sowohl als
Exposé-Autor agieren als auch als Herausgeber – was dann, wie
bekannt ist, auch geschah.
Insgesamt betreute Hajo
die Ren Dhark-Serie von 1999 an über einen Zeitraum von 15 Jahren.
Anfangs stützte er sich bei seinen Exposés für die neuen Abenteuer
auf vorhandene Ideenskizzen von Kurt Brand, später erstellte er die
Handlungsfortführung und die folgenden Zyklen bei den
Redaktionskonferenzen mit seinem Autorenteam. Dabei führte er nicht
nur die Hauptserie fort und übertraf dabei die 98 Heftromane Kurt
Brands um ein Mehrfaches. Neben den abgeschlossenen Sonderbänden,
ebenfalls gebundene Bücher, schuf er mehrere Ablegerserien, die als
Paperbacks erschienen: namentlich Sternendschungel Galaxis,
Forschungsraumer Charr sowie Der Mysterious.
Mich holte Hajo bereits
2000 ins Team, mein erster Dhark-Roman erschien 2001. Von Hajos
Exposés war ich von Beginn an angetan. Ich merkte nämlich jedem von
mir zu bearbeitenden Expo an, dass es nicht nur von einem Mann
stammte, der seine Arbeit tut und seine Pflicht erfüllt, sondern der
seiner Leidenschaft nachgeht. Er besaß die Gabe, nicht nur gute
Exposés zu erstellen, sondern diese den einzelnen Autoren seines
Teams gemäß ihren Vorlieben und Stärken maßgeschneidert auf den
Leib zu schreiben.
Als Germanist legte Hajo
Wert auf die deutsche Sprache. Anglizismen, wie jenes weiter oben von
mir verwendete „Twen“, verabscheute er. „Für die meisten
englischen Ausdrücke, die ihr einbaut“, sagte er zuweilen nach der
Durchsicht eines Manuskripts, „könnte ihr auch ein deutsches Wort
verwenden. Warum beispielsweise schwenkt die POINT OF in einen Orbit
ein, wenn es doch eine Umlaufbahn gibt?“ Recht hatte er.
Hajo widmete sich der Ren
Dhark-Serie mit Hingabe, mit Begeisterung, mit Euphorie. Dabei
schaute er stets positiv in die Zukunft, und entschlossen. Von außen
ließ er sich nicht in seine Arbeit hineinreden, auch nicht vom
Verleger. Hajo zog seine Vorstellungen durch und hatte damit Erfolg.
Wenn er einen eingeschlagenen Weg gewählt hatte und ihn für richtig
hielt, verfolgte er ihn beharrlich, ging ihn konsequent weiter. Er
konnte dann ein Dickkopf sein, aber im besten positiven Sinn.
Zu dieser Messe hier, der
Intercomic, hatte Hajo übrigens eine besondere Beziehung – so wie
sie auch zu ihm. Jahrelang fungierte er nämlich in Zusammenarbeit
mit dem damaligen Veranstalter Norbert Hethke und mit Gerhart Renner
als Messemoderator.
Verleger Hansjoachim Bernt
bezeichnete Hajo F. Breuer einmal als den eigentlichen Boss der Ren
Dhark-Serie, und ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass es Ren Dhark
ohne Hajos unermüdliches Engagement nach innen und nach außen hin
heute noch gäbe. Ren Dhark bis zur Rente machen, das war sein Traum.
Leider war ihm die Erfüllung dieses Traums nicht vergönnt. Eine
schwere Krankheit verhinderte es. Zum letzten Mal sahen wir uns bei
der Ren Dhark-Konferenz 2014 in einem Bonner Hotel.
Hajo F. Breuer verstarb am 17. Oktober 2014 in Mönchengladbach. Er ist der zweite Preisträger nach Verleger Walter Lehning, der den DARK STAR postum verliehen bekommt.
Hajo F. Breuer verstarb am 17. Oktober 2014 in Mönchengladbach. Er ist der zweite Preisträger nach Verleger Walter Lehning, der den DARK STAR postum verliehen bekommt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen