Montag, 4. Dezember 2017

Alles Gute, Peter Stöger

„Spürbar anders“ will man sein beim 1. FC Köln, und diese zwei Worte hat man sogar als eingängigen Slogan auserkoren. Was darunter zu verstehen ist, sei dahingestellt, aber zumindest klingt der Slogan gut, und er lässt eine Menge Raum für Interpretationen. Im Grunde kann sich jeder darunter vorstellen, was ihm sympathisch ist, und somit ist er natürlich ein gewitztes Wortkonstrukt, auf das sich alle einigen können.
 
Doch was ist so spürbar anders, wenn man die letzten Wochen und besonders die letzten Tage in den Befindlichkeiten des 1. FC Köln und die Vorstandsposse um Trainer Peter Stöger betrachtet? Das Trauerspiel ist vorbei, die hoffnungslos überforderten und sich zuletzt einfach nur noch dilettantisch aufführenden Verantwortlichen in der Clubspitze des FC haben einen Schlussstrich gezogen und Peter Stöger entlassen. Obwohl, von einem Schlussstrich kann keine Rede sein, wenn man sich ansieht, was seit der Trennung in den sozialen Netzwerken los ist. Mehr denn vielleicht je zuvor demonstrieren die Fans des FC den Schulterschluss mit dem beliebten Stöger.
 
Fußballfans haben ein feines Gespür für Gerechtigkeit im Fußball, das beweisen die Ereignisse um Peter Stöger eindringlich. Der Fußballlehrer aus Wien hat in seiner viereinhalbjährigen Tätigkeit für den FC das nach Köln zurückgeholt, was man in der Domstadt kaum noch kannte, nämlich den Erfolg. Er führte die Mannschaft aus der 2. Liga nicht nur in die Bundesliga, sondern in der vergangenen Saison sogar – und das kann man guten Gewissens als sensationell bezeichnen – nach Europa. Internationale Begegnungen gab es hier seit fünfundzwanzig Jahren nicht mehr – und wird es vermutlich im nächsten Vierteljahrhundert nicht mehr geben.
 
Für den Absturz in dieser Saison kann Peter Stöger meiner Meinung nach nur wenig, und das sehe nicht nur ich so. Mit dem vorhandenen Spielermaterial kann Stöger weder diverse Ausfälle ersetzen, darunter langzeitverletzte Leistungsträger wie Marcel Risse oder Jonas Hector, noch kann er den Ball selbst ins gegnerische Tor tragen. Dafür sind andere zuständig, allen voran ein bislang glänzend gescheiterter und hinter sämtlichen Erwartungen zurückbleibender Jhon Cordoba. Der Siebzehn-Millionen-Einkauf geht wie weitere Neuverpflichtungen, die die an sie gestellten Erwartungen nicht erfüllen konnten, auf die Kappe von Jörg Schmadtke. Ende November brachte FC-Torwart Timo Horn es mit den Worten „Der Trainer ist die ärmste Sau“ auf den Punkt.
 
Denn Peter Stöger tat, was in seiner Macht stand, um mit der Mannschaft aus der verfahrenen Lage heraus- und vom Tabellenende wegzukommen. Er lebte den FC, das merkte man ihm an, und er scheute nicht davor zurück, sich vor die Jungs zu stellen und als Blitzableiter zu dienen. In der Außendarstellung war er der Einzige, den man ernst nehmen konnte. Der Vorstand versteckte sich stets hinter seinem (und früher auch hinter Schmadtkes) Rücken. Peter Stöger ist eloquent, charmant und – menschlich, was man in seinem Umgang mit anderen merkte und was im kalten Fußballgeschäft leider viel zu selten vorkommt. Zudem hat mich sein Wiener Schmäh zu so manchem Schmunzeln hingerissen.

Ich habe oft mitbekommen, dass er Köln und dass die Kölner Fans ihn ins Herz geschlossen haben. Und natürlich, das Wichtigste bei alledem, er versah seinen Trainerjob beim FC bis zuletzt mit Leidenschaft. Er tat es mit Herzblut und mit Hingabe, bis zum Tag der größten Instinktlosigkeit des Vorstands überhaupt, nämlich Peter Stöger nach einem nicht nur höchst respektablen, sondern zudem verdienten 2:2 Unentschieden auf Schalke zu entlassen.
 
„Spürbar anders“ will man also sein beim FC, doch leider ist dieses Motto zur Phrase verkommen. Spürbar anders wäre man gewesen, hätte man ein wenig mehr Mut bewiesen und Peter Stöger ohne Wenn und Aber die Chance gegeben, doch noch da unten rauszukommen. Hätte es nicht geklappt, wäre man mit ihm in die 2. Liga gegangen, aus der er den FC schon einmal nach oben führte. Ich hätte diesen Weg voll und ganz unterstützt, und viele andere auch, wie ich persönlichen Gesprächen und unzähligen öffentlichen Kommentaren entnehme.

Ich bin enttäuscht und sauer über die Entscheidung des Vorstands. Ich hätte Peter Stöger gewünscht, hier weitermachen zu dürfen. Ich wünsche ihm alles Gute und bin sicher, dass man ihn schon bald auf einer anderen Fußballbühne wiedersehen wird.

1 Kommentar: