Montag, 7. Dezember 2015

Fortuna Köln - Der Film

Bernhard Küchler und Valentin Scholz haben einen Film über den SC Fortuna Köln gedreht. In dem Portrait der beiden Filmemacher geht es nicht um die Vergangenheit des Traditionsvereins aus der Kölner Südstadt, sondern um das Hier und Heute. Küchler und Scholz haben sich der Mannschaft und des Vereins seit 2014 angenommen, seit dem Aufstieg in die 3. Liga und der Rückkehr in den Profifußball. Das ist aktuell, das ist modern – und, wie ich finde, für eine rund neunzigminütige Produktion wie diese ungewöhnlich genug. Ich hatte das Vergnügen, den Film gestern im Odeon-Kino auf der Severinstraße zu sehen.

Eingangs kommen einige der Aufstiegshelden zu Wort, mit launigen und nachdenklichen Stellungnahmen zu den Kollegen. Darunter sind Kapitän Daniel Flottmann, Dauerläufer Thomas Kraus und der überragende Torschütze Ercan Aydogmus. Allein schon aus deren Aussagen kann man heraushören, was die Spieler zu einer Mannschaft zusammengeschweißt hat, die unter Präsident Klaus Ulonska und Trainer Uwe Koschinat das große Ziel erreichte, das die Fußballfans in der Südstadt so sehr herbeigesehnt hatten.

Natürlich kommen im Laufe des Films auch die beiden letztgenannten zu Wort, ebenso wie von anderen über sie gesprochen wird. Man sieht Uwe Koschinat in seiner engagierten Art an der Seitenlinie, man lauscht noch einmal den Worten des großartigen Klaus Ulonska, der uns leider so früh verlassen hat. Das im Kino anwesend Publikum lauschte ohnehin gebannt, doch besonders bei einer Sequenz herrschte andächtige Stille.

Klaus Ulonska hatte gerade ein Interview gegeben und wurde an dessen Ende gefragt, ob er in Kürze noch für ein paar weiterreichende Fragen zur Verfügung stehe. Das täte er selbstverständlich jederzeit, entgegnete er in seiner offenen und herzlichen Art. Dann gibt es einen Schnitt. Man sieht Laub, Bäume, den Schwenk auf ein Grab, auf dem sein Name steht. Wieder ein Schnitt: Spieler, Vereinsangehörige, Offizielle und Zuschauer bei der Schweigeminute vor dem Anpfiff des folgenden Heimspiels, dem ersten, an dem Klaus nach seinem überraschenden Tod nicht mehr teilnehmen konnte.

Die wunderbare Helge Ulonska plaudert über ihren verstorbenen Mann. Sie erzählt noch einmal, wie er von Fans dazu gedrängt wurde, die Geschicke der Fortuna zu übernehmen, wie er es nur ein Vierteljahr lang machen wollte – und es schließlich mehr als zehn Jahre machte.

Den traurigen und besinnlichen Szenen folgt Klaus Ulonskas größter Triumph. Vorn auf der Leinwand laufen die entscheidenden Szenen des Rückspiels der Relegation zwischen der 2. Mannschaft des FC Bayern München und der Fortuna, die nach der regulären Spielzeit eigentlich schon tot war, in der letzten Sekunde der Nachspielzeit aber das entscheidende Tor zum Aufstieg schoss, dass bei den Kölner Anhängern alle Dämme brechen ließ. Schön, das an dieser Stelle noch einmal nachzuerleben.

Doch es gibt noch mehr. Johannes Rahn kommt zu Wort, Michael Schwetje, ebenso die ehemaligen Fortuna-Spieler Hans Sarpei und Tim Wiese, dazu Sportjournalisten und »Fußball-Philosoph« Bruno Laberthier. Und für Insider: auch Elli. :-) Nicht ausgespart bleibt die bittere Pokalpleite im Stadtderby gegen die Viktoria. Die gehört dazu.

Herausgekommen ist ein sehr schöner Film, bewegend und nachdenklich, melancholisch und euphorisch, begeistert und begeisternd. Oder wie man in Köln sagt: himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Es ist ein Film, der ans Herz geht und der eine Menge Herz besitzt, obwohl es sich bei Küchler und Scholz nicht um erklärte Fortuna-Fans handelt – was das Ergebnis aufgrund der gewissen Distanz aber umso wertvoller macht.

Mit dem Fortuna-Portrait gab es 2015 nach »Heinz Flohe – Der mit dem Ball tanzte« jedenfalls den zweiten gelungenen und mich berührenden Kölner Fußballfilm, den ich mir sicher mehr als nur einmal anschauen werde. Beim Abspann brach das Kinopublikum in spontanen Applaus aus, und das haben sich Küchler und Scholz mit ihrem tollen Portrait absolut verdient. Ich warte dann mal auf die DVD.

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