Es war ein sehr emotionaler Moment, als Oliver Laux den Ball in der 94. Spielminute ins Tor köpfte. Sein Treffer war ein kleines Wunder, denn mit dieser dramatischen Wendung hatte ich nicht mehr gerechnet. Das erste der beiden Relegationsspiele um den Aufstieg in die 3. Liga hatte Fortuna Köln zu Hause mit 1:0 für sich entschieden, durch einen Treffer von Thomas Kraus erst kurz vor Spielende. Eine recht gute Ausgangsposition für das Rückspiel in München gegen die 2. Mannschaft des FC Bayern, jedoch beileibe keine beruhigende.
Die Bayern egalisierten das Hinspielresultat bereits nach 20 Minuten und waren fortan die stärkere, technisch bessere und spielbestimmende Mannschaft. Als Kölner Anhänger mußte man mehr als einmal tief durchatmen. Wäre allerdings Markus Pazureks Kracher von der Unterkante der Latte nicht zurück aufs Spielfeld geprallt, sondern hinter die Torlinie, ich bin sicher, das Spiel wäre zu Gunsten der Fortuna entschieden gewesen. Denn dann hätten die Bayern gegen die starke Defensive der Südstädter weitere zwei Tore schießen müssen, und daran glaubte ich nicht.
Doch der Ball ging eben nicht ins Tor, und das Drama nahm seinen Lauf. In der 80. Spielminute stellte der Schiedsrichter Fortunas Mittelfeldregisseur Kristoffer Andersen vom Platz. Eine enorme Schwächung für Köln, besonders in Hinblick auf eine mögliche Verlängerung. Doch die war passe, als die Bayern in der 88. Spielminute ihren zweiten Treffer markierten. Ich war geschockt, fassungslos. In diesem Moment war die Fortuna tot, ich hatte mit dem Aufstieg abgeschlossen. Ich hätte heulen können.
Doch denkste. Vier Minuten Nachspielzeit wurden signalisiert, und dann geschah eben dieses kleine Wunder. Bayerns Torhüter griff bei einem Flankenball daneben, Laux war zur Stelle und nickte ein. In der vierten Minute der Nachspielzeit! Von einer solchen Szene, von einem solchen Szenario kann man normalerweise nur träumen, mehr nicht. Denn unrealistischer geht es nicht. Und doch war es soeben geschehen. Bei den Kölner Anhängern brachen verständlicherweise alle Dämme, denn die Münchener hatten nichts mehr dagegenzusetzen, und kurz darauf war Schluß. Es dauerte eine Weile, bis ich es realisiert hatte: die Fortuna war aufgestiegen und spielt in der kommenden Saison in Liga 3. Nun mußte ich wirklich heulen, vor Freude. Nicht einmal Alfred Hitchcock hätte das Drehbuch dramatischer schreiben können.
Spät in der Nacht ging es in die Südstadt ins Vereinsheim, wo zwischen 2 und 3 Uhr der aus München kommende Mannschaftsbus eintraf. Daß Trainer und Spieler frenetisch empfangen wurde, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Anschließend sangen und tanzten Kölner Spieler und Fans gemeinsam zu kölscher Musik. Als ich nach Hause ging, setzte bereits die Morgendämmerung ein.
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