Auch in diesem Jahr besuchte ich wieder die Kinderpuppensitzung des Hänneschen-Theaters. Wenige Tage vor Karneval ist sie immer eine schöne Einstimmung auf die närrische Zeit, die 2013 recht früh im Kalender liegt. Vom 11.11. bis zum Aschermittwoch ist es daher nur eine recht kurze Session. Die Karnevalisten hetzen von einem Auftritt zum nächsten. Für sie ist das purer Streß statt Entspannung und Geschäft statt Vergnügen. Sei's drum, mit dem organisierten Sitzungskarneval habe ich ohnehin nichts am Hut. Ich beschränke mich auf den Höhepunkt des traditionellen Straßenkarnevals zwischen Weiberfastnacht und der Nubbelverbrennung vor Aschermittwoch.
Das Bühnenbild auf der Puppenspielbühne ist schmuck wie immer. Daran hatte ich noch nie etwas auszusetzen. Es stellt diesmal das Martinsviertel in der Altstadt dar. Gleich unterhalb von St. Martin liegt das Schiff Diva Colonia auf dem Rhein, auf dem Schäl das Brückenkommando übernommen hat. Natürlich veranstalten die Pänz wieder ihre eigene Karnevalssitzung für Jung und Alt. Hänneschen und Bärbelchen werden dabei von Schäls Tochter Rösjen und Tünnes' Sohn Köbes unterstützt. Weil die ganze Bande mit dem Schiff nach Brasilien aufbrechen will, hat Schäl für die Pänz eine Privatlehrerin eingestellt, die sie unterwegs unterrichten soll. Die sehr an Mary Poppins angelehnte Dame bringt einen gewaltigen Koffer mit an Bord. Aus dem lassen sich, wie die Kinder feststellen, ihre Wunschpersonen - ebenfalls ausnahmslos Puppen, klar - hervorzaubern, die dann einen musikalischen Auftritt hinlegen.
Was im Grunde ein recht witziges Szenario ist, kommt leider wenig karnevalistisch daher. Karl Berbuers Gassenhauer Heidewitzka, Herr Kapitän aus den dreißiger Jahren zu bemühen, ist sicherlich eine schöne Idee. Ihn in verschiedenen Versionen aufzuführen, die mit Karneval nicht das geringste zu tun haben, halte ich jedoch für wenig einfallsreich, um nicht zu sagen grottenschlecht. Da ersteht Michael Jackson auf und bietet das Stück mit seinem Moonwalk dar, ebenso wird es im Gangnam-Style präsentiert und als türkischer Rap. Was ich von dieser Musikart halte, dürfte hinlänglich bekannt sein, zumal wenn sie auch noch in türkisch-deutschem Gestammel daherkommt.
Ich gebe zu, ich war zum ersten Mal von einer Hänneschen-Sitzung enttäuscht. Es macht sicherlich immer noch Spaß, dem Treiben der Puppen zuzuschauen, aber leider geht immer mehr vom traditionellen Brauchtum der Veranstaltung und damit auch von ihrem Charme verloren. Stampfende Deppenklänge haben im Karneval nichts verloren, und ich brauche sie auch sonst nicht. Zum Abschluß kam wie immer die Marie Luise Nikuta-Puppe auf die Bühne und sang ihr Mottolied. Da begab ich mich nach draußen, denn ein Auftritt der Mottoqueen Nikuta - ob als Puppe oder in Natura - ist immer ein guter Grund, den Saal zu verlassen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen