Vor vielen Jahren las ich gelegentlich die Science Fiction Notizen, das Blatt eines in Bremen und der Science Fiction-Szene beheimateten Aktivisten. Herrn Kurt S. kam es bei den SFN stets weniger auf die Aufmachung an als auf den Inhalt. Er plauderte über SF, die Szene, persönliche Dinge und alle möglichen anderen Themen, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen und zuweilen mit äußerst spitzer Zunge. Unter anderem bezeichnete man solche Druckerzeugnisse als Ego-Zine, wenn ich mich recht erinnere. Irgendwann habe ich die SF Notizen dann völlig aus den Augen verloren.
Kürzlich fiel mir nach langer Zeit wieder eine Ausgabe in die Hände, erschienen am 13. Dezember. Ja, tatsächlich, die Science Fiction Notizen gibt es also noch, stellte ich ganz erstaunt fest, und das im 38. Jahrgang. Die vorliegende Ausgabe trägt sage und schreibe die Nummer 724. Ich rechnete kurz zurück und kam zu dem Ergebnis, daß Herr Kurt S. im Jahr 1974 mit den SFN begonnen haben muß. 1974, das war das Jahr, in dem Helmut Schmidt Bundeskanzler und Walter Scheel Bundespräsident wurde. In den USA trat Richard Nixon aufgrund der Watergate-Affäre zurück. Ich war ein kleiner Junge, der bei Rot Weiß Zollstock Fußball spielte, Perry Rhodan las und die Zack-Comics sammelte. In New York gründeten sich die Ramones, Fortuna Köln stieg nach nur einem Jahr Zugehörigkeit in der obersten deutschen Spielklasse wieder aus der Fußball-Bundesliga ab, und Deutschland wurde Weltmeister.
Diese Rückbesinnung macht mir deutlich, wie lange und mit welcher Leidenschaft der fleißige Herr Kurt S. die Science Fiction Notizen schon am Leben hält. Mehr noch, ich nehme an, sie sind zu einem Bestandteil seines Lebens geworden. Ich finde das klasse und habe höchsten Respekt vor dieser Leistung. Ich bin gespannt, welche Nummer mich erwartet, wenn mir irgendwann wieder einmal eine Ausgabe der SFN in die Finger fällt.
Die ersten 112 Nummern dieses Blättchens hießen "Science Fiction-Nachrichten" (SFN) und waren ein Produkt der Arbeitsgemeinschaft Spekulative Thematik (AST). Es gab eine Nullnummer, die die Fänz anlocken, was ihr auch gelang. Die Nr. 1 erschien im Oktober 1975. Redakteure waren Ronald M. Hahn, der 90% aller gemeinen Kommentare schrieb, und Uwe Anton, der den Hals dafür hinhielt. Gedruckt hat der unverwüstliche Jörg Kaegelmann. SFN konnte aus dem Stand über 300 Abonnenten an sich binden, aber irgendwann hing den Machern alles zum Halse raus und sie schenkten das Blatt Kurt S. Denkena, der es in "SF-Notizen" umbenannte und seitdem betreibt. Obwohl MRU das älteste deutsche Fanzine ist, gebührt SFN zweifellos die Ehre, die höchste Nummer erreicht zu haben. Ich bin echt baff, dass es das Ding noch gibt.
AntwortenLöschenSiehste, das war alles vor meiner Zeit. Danke, Ronald, für deinen Kommentar, der die SFN-Anfänge ein wenig beleuchtet.
AntwortenLöschenBis Nr. 80 bedeutete das N Nachrichten - die Redaktion muss aber mit Nr. 40 in Bremen gestrandet sein ... als die AST einging, wollte Mister Denkena weitermachen. Hans Joachim Alpers bat ihn, nicht mehr SF-Nachrichten als Titel zu verwenden, um Missverständissen (in den Verlagen) vorzubeugen. Da aber das Kürzel SFN bleiben sollte, machte Herr D. ganz einfach aus dem N = Nachrichten ein N = Notizen (ab Nr. 81)! Tja...
AntwortenLöschenFällt eigentlich noch jemandem etwas ein zu den Titeln: Papyrus cacama oder Papyrus Ischtar? Ist auch schon lange her...
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