Mark Knopfler ist sechzig und hat Rückenbeschwerden. Deshalb verbrachte der frühere Kopf der Dire Straits den Großteil des gestrigen Konzertabends in der KölnArena sitzend auf einem Barhocker.
Schon lange rockt er nicht mehr über die Bühne wie zu Zeiten der 1993 aufgelösten Dire Straits. Seiner Leidenschaft und musikalischen Virtuosität tut das aber keinen Abbruch.
Es war um 1980 herum, als ich Sultans of Swing im Radio hörte und vor Staunen fast den Mund nicht wieder zubekam. Das Lied revolutionierte mein Musikverständnis. Ich konnte kaum glauben, daß jemand ein solches Stück schreiben und dazu dann auch noch dermaßen unglaublich Gitarre spielen kann.
Seitdem ist Mark Knopfler für mich einer der größten Gitarristen der Rockmusik. Das hat sich sowohl bei den Dire Straits als auch bei seinen späteren Soloalben immer wieder bestätigt. Wobei dieses Solo relativ ist. Denn natürlich steht eine Band hinter ihm, und natürlich kann er sich für Alben und Konzerte herausragende Akteure aussuchen.
So auch am gestrigen Abend. Sieben famose Musiker unterstützten Knopflers glasklares Gitarrenspiel und seine markante, unverwechselbare Stimme.
Er legte los mit Border Reiver vom aktuellen Album GET LUCKY, und schon beim ersten Stück wurde klar, wohin die - zugegeben erwartete - Reise ging. Neben den klassischen Rockinstrumenten sollten Fiddle und klassischer Baß, Ukulele und Querflöte zum Einsatz zu kommen, die Setliste von Rock über Folk bis zu Balladen reichen. Der Meister selbst wechselte nach fast jedem Stück die Gitarre.
What it is und Sailing to Philadelphia folgten, und Knopfler hatte das Publikum in der mit über 12.000 Besuchern gefüllten Arena fest im Griff.
Geschichte zieht sich durch Mark Knopflers Songs, Geschichte und Geschichten. Der überstrapazierte Begriff Singer/Songwriter trifft auf den Schotten, der Rock mit Folkelementen und Nashville-Sound mit irischen Klängen verbindet, so sehr zu wie auf mein Idol Bruce Springsteen. Bei dem einen oder anderen Stück hätte auch die Seeger Sessions-Band des Boss auf der Bühne stehen können, und ein größeres Kompliment kann ich nicht machen.
Das beschwingte Done With Bonaparte fehlte ebenso wenig wie das großartige, sich über gut sechs Minuten ständig steigernde Speedway at Nazareth. Besonders bei letzterem jagte die wie entfesselt aufspielende Band los und zeigte, was in ihr steckt.
Dazwischen wurden, dem Mann aus Glasgow sei es gedankt, einige der größten Hits der Dire Straits eingeflochten. Bei Romeo and Juliette lief es mir kalt den Rücken runter, beim von mir so sehr geliebten Sultans of Swing hätte ich die Luftgitarre rausholen und bei Telegraph Road vergessen können, wo ich gerade bin. Bei Brothers in Arms habe ich es dann wirklich vergessen und hätte mich nicht gewundert, bei den letzten Klängen in einem anderen Universum wieder zu mir zu kommen.
Drauf gab's noch So Far Away und zum Abschluß das bewegende, wunderschöne Piper to the End vom aktuellen Album. Da hielt es das Publikum längst nicht mehr auf den Sitzen, sondern die ganze Halle stand.
Danke, Mister Knopfler, für ein grandioses Konzert, das die Hoffnung auf ein Live-Album nach der Tour hinterläßt. Sie hätte es mehr als verdient.
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